Beobachtungsprotokoll

15 Minuten auf der Terrasse.

Als meinen spontanen Beobachtungsort während des Tutoriums habe ich mir die Terrasse vor dem Haus meiner Eltern ausgesucht. Sie geht zur Straße hinaus, aber da das Grundstück von Bäumen und Hecken umgeben ist merkt man dies kaum.

Ich trete aus der Terrassentür hinaus und schlüpfe schnell in meine Gartenschuhe, damit meine Socken nicht nass werden. Es hat geregnet. Und schon als ich die Tür öffnete hat mich die Kälte die hier draußen herrscht eingehüllt. Ich gehe einige Schritte in die Mitte und lehne mich an den Tisch der dort steht. Das alte Holz knarzt ein wenig und ich ziehe fröstelnd die Schultern nach oben. Ich hätte mir eine Jacke anziehen sollen, denke ich, als ich meine Umgebung betrachte und versuche sie so zu sehen, wie jemand der noch nie hier war.

Eine Amsel fliegt auf einen Balken, der über mir hängt. Ich blinzle ein wenig gegen die Sonne als ich sie genauer betrachten will. Sie zwitschert ein wenig vor sich hin, dann bewege ich mich zu hastig und sie verschwindet schnell.

Ich nehme einen tiefen Atemzug und genieße die Sonnenstrahlen, die auf mein Gesicht fallen. Es riecht nach nassem Garten. Ein Geruch, den ich nur schwer beschreiben kann.

Die ersten Meisen trauen sich wieder zu dem Vogelhäuschen zu fliegen, dass in einem nahegelegenen Baum hängt. Sie picken nach den Kernen, und flattern zu einem nahen Ast um diese aufzupicken. Ihre kleinen Köpfe sind richtig niedlich, wie sie so schnell auf und ab hämmern.

Von der Straße höre ich, wie ein Auto vorbei fährt. Die Vögel lassen sich davon gar nicht stören. Auch nicht, als kurz darauf eine Frau einen Kinderwagen den Bürgersteig entlang schiebt. Sie scheint mich gar nicht zu sehen, kein Wunder, die Hecken sind auch im Winter wenn sie kahl sind noch sehr dicht.

Möglichst langsam um die Vögel nicht wieder aufzuschrecken drehe ich mich ein wenig, um auch die andere Seite des Gartens zu betrachten. Dort ist im Vergleich zu dem geschäftigen Treiben der Meisen nichts los.

Über unseren Zaun hinweg kann ich ein wenig zum Nachbarhaus sehen. Eine der Töchter dort schaut gerade aus dem Fenster und sieht mich. Wir winken uns zu und müssen ein bisschen lachen. Dann ist auch sie wieder verschwunden.

Plötzlich höre ich Lachen von der Straße her und wende den Kopf. Zuerst sehe ich nichts, doch dann kurvt ein Kleinkind auf einem Minifahrrad am Grundstück vorbei. Es scheint noch nicht sehr geübt zu sein, denn es fährt in ziemlichen Schlangenlinien. Dem Kind folgt die Mutter, sie muss leicht rennen um mitzuhalten und lacht immer wieder. Auch ich muss ein bisschen kichern. Das Kind ist aber auch zu niedlich.

Der Wind pfeift mir um die Ohren. Er ist kalt und ein wenig schneidend in der Lunge, wenn ich einatme. Irgendwie auch ein gutes Gefühl – frische Luft, statt Schreibtischlaune.

Ich schaue noch einmal zu dem Vogelhäuschen. Ein Grünfink ist aufgetaucht und streitet sich mit einigen Kohlmeisen.

Plötzlich schrecken ich und die Vögel auf, als mein Handy klingelt. Es ist mein Wecker, ich muss wieder an meinen Schreibtisch zurückkehren.


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert