Ein par Gedanken zu Liebe

In den letzten Monaten habe ich sehr stark darüber nachgedacht, wie sich meine Sicht auf Liebe und auch Beziehungen gewandelt hat.

Als Kind hatte ich diese vermutlich typische Vorstellung davon, dass ich irgendwann mal einen Freund haben werde, diesen dann heirate, wir vermutlich irgendwann Kinder bekommen und wenn wir dann noch in einem schönen Haus wohnen, mit einem netten Garten und alle äußeren Faktoren um meine Beziehung herum perfekt sind, dann würde ich vermutlich schon irgendwie glücklich werden. Vielleicht hat es was damit zu tun, dass ich älter geworden bin, oder vielleicht auch, dass ich inzwischen weiß, dass es kein Mann sein wird, oder ich mich inzwischen auch einfach mehr von gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbildern gelöst habe, – vielleicht ist diese Sichtweise auch sehr romantisiert – aber mittlerweile sehe ich nicht mehr alle Umstände um die Beziehung herum, sondern einfach nur… die Liebe (ja, der Kitsch verklebt schon meine Tastatur – aber es ist so).

 

Es fühlte sich früher auch irgendwo so an, als ob eine romantische Beziehung so mehr oder weniger mein einziges Lebensziel sein müsste. Erst, als ich angefangen habe mehr über meine Sexualität nach zu denken, habe ich auch erst richtig z.B. romantische und platonische Liebe oder auch Anziehung unterschieden. Liebe habe ich nie wirklich mit Freundschaft in Verbindung gebracht – nicht, weil ich meine Freund*innen nicht geliebt habe, sondern einfach, weil das Wort „Liebe“ für mich automatisch „romantische Liebe“ bedeutete. Aber selbst danach, habe ich eine romantische Beziehung noch sehr lange, als mein „ultimatives Ziel“ angesehen, und im Nachhinein habe ich dadurch platonische Beziehungen glaube ich auch viel weniger geschätzt.

Vor kurzem habe ich für einen Uni-Kurs Interviews zum Thema Liebe & Beziehung aus FLINTA*-Perspektive geführt, und u.a. haben wir auch Fragen zu Polyamory gestellt, und ich fand es sehr interessant wie viele geantwortet haben, dass sie glauben, dass man mehrere Menschen gleichzeitig lieben kann, aber bei romantischen Beziehungen, war es für viele dann nichts. Ich muss sagen, dass ich persönlich überhaupt keine Ahnung habe, ob ich mir eine Poly-Beziehung vorstellen könnte oder nicht – früher konnte ich es mir nur sehr schwer vorstellen, aber inzwischen denke ich mir, wenn ich mal probiere soweit wie möglich alles was ich über Beziehungen, und vor allem romantische Beziehungen internalisiert habe außen vor zu lassen, wo ist dann der Unterschied, wenn ich viele Menschen gleichzeitig platonisch liebe und wenn ich viele Menschen gleichzeitig romantisch Liebe?

Für einige ist Polyamory was, für andere nicht, und genau das selbe gilt für Monogamie, aber ich frage mich trotzdem zwischendurch, woher dieser Unterschied kommt – auch bei mir selber.

 

Beim Schreiben von diesem Blogeintrag ist mir noch einmal mehr aufgefallen, wie komplex dieses ganze Thema ist und man könnte wahrscheinlich für immer und ewig weiter schreiben, weil einfach so viele Nuancen mit einspielen, und vieles, was man vermutlich auch gar nicht genau erklären kann. Zwischendurch würde ich aber schon gerne einmal alles was ich zu diesem Thema jemals internalisiert habe vergessen, und gucken, wie die Dinge dann aussehen würden.

november

Sometimes I feel like november –

Half autumn and half winter.

 

I know it gets more quiet and the days are shorter too,

It’s getting dark so early and it’s only a pass-through,

People are just waiting for this time to pass by,

When there is no snow but also no sun in the sky.

 

No one falls in love in november because what is there to fall for?,

There are no leaves left on trees and also no christmas decor,

The pumpkins all lay on the compost heap and it seems like no flower is found,

But still it is not winter yet and autumn is making last sounds.

 

Sometimes I feel like november.

 

All my leaves fell down and there is nothing left to bloom,

I can’t find a sunray and the days are dipped in gloom.

 

I know I’m getting dark and quiet,

I hope this does not bother you,

But remember to put on a fire,

So you don’t get dark too.

Productive: lyrics about the pressure of having to be productive

I’m looking for someone who can stop the time

Years and years of doing nothing

Years of thinking it was a crime

Laying down cause I’m tired

Feeling guilty afterwards

All my lust has expired

Almost never finding my words

 

Wasting time, Is no crime

Don’t count the hours I’m wasting

I am one of those  always hasting 

I can no longer bear the burden of being productive 

 

I’m looking for someone who tells me its okay 

To lay down, do nothing, watch videos and chill

24h racing by

Like Antilopes not ready to die

„Did you use your time wisely?“

I smile an shake my had kindly

 

Wasting time, Is no crime

Don’t count the hours I’m wasting

I am one of those  always hasting 

I can no longer bear the burden of being productive 

Bochum vs. Bremen

Ich sitze gerade im Zug nach Bremen. Ich war Zuhause in Bochum für ein paar Tage. Ich hatte eine echt schöne Zeit. Bochum ist jetzt ein Ort an den ich fahre um mich zu erholen. Als ich noch dort wohnte, wohnten dort auch alle Zukunftsängste und der Alltagsstress mit mir zusammen. Jetzt ist es ein Ort an den ich fahre um meine Liebsten zu sehen. Bochum ist meine Heimat. In Bochum geh ich abends in die Goldkante (eine Kneipe), bin vielleicht mit ein oder zwei Personen dort verabredet und treffe aber alle Menschen die mir lieb sind und die ich kenne. In Bochum geh ich immer dieselben Routen spazieren. Als ich noch dort wohnte, konnte ich sie bald nicht mehr sehen, ich wollte neue Landschaften. Jetzt gehe ich dort spazieren und die altbekannten Bäume und Hügel geben mir ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe. Ich bin zwar weg, aber sie sind geblieben und werden auch immer da sein, wenn ich nachhause komme. In Bochum sind meine Familie, meine Hündin und meine Katze, dahingehend wird Bochum Bremen immer einen kleinen Schritt voraus sein. Ich bin irgendwie ein ziemlicher Familienmensch. Auch wenn wir uns mal anschweigen und zanken, gibt es für mich fast nichts schöneres als mit meiner Familie zusammen zu Abend zu Essen. Ich bin ein Familienmensch, obwohl wir eigentlich gar nicht so eine Familie sind die immer zusammengespielt haben und viel zusammen unternommen haben. In Bochum bin ich geboren und in Bochum habe ich 21 Jahre gelebt und tatsächlich war mein Wunsch wegzuziehen nie so richtig groß. In Bochum sind meine Freunde und in Bochum waren bis jetzt die schönsten und prägendsten Momente meines Lebens. Ich lieb Bochum sehr. Das merkt man vor allem daran, dass ich immer, wenn „Bochum“ von Herbert Grönemeyer angeht Tränen in den Augen habe (kitschig, peinlich, ew.).

Naja… Jetzt bin ich aber nach Bremen gezogen. Ich wohn da jetzt seit ein bisschen mehr als vier Monaten, also überhaupt nicht lange. Fragt man mich in Bochum wie es mir geht und wie Bremen ist, muss ich lächeln. Ich sage dann meist das alles echt toll ist und ich unerwarteter Weise Bremen ziemlich wunderbar finde. Ich meine das tatsächlich sehr ernst.  Ich lieb es in Bremen. Ich liebe mein neues Zuhause. Durch Zufall und Vitamin B, wohne ich in einer fünfer WG im Viertel, in einem Altbremer Haus. Mein Zimmer hat eine super Größe und ich freu mich immer hinein zu gehen, weil ich es so schön finde. Ich versteh mich gut mit meinen Mitbewohnis, mit denen ich mir eine wunderschöne Küche, einen Balkon, ein Badezimmer mit Klavier und ein multifunktions-Wohnzimmer teile. Ich kann in Bremen jeden Tag neues entdecken. Ich gehe viel Spazieren und finde immer neue Wege. Ich geh gern an die Weser und in den Bürgerpark. In Bremen geh ich das erste Mal richtig zur Uni und habe endlich einen Studiengang gefunden der zu mir passt und der mir Spaß macht. Ich lerne stetig neue Leute kennen und habe schon wirklich tolle Freundschaften geschlossen. In Bremen geht’s mir gut. In Bochum geht’s mir aber auch gut.

Da ich erst ein paar Monate in Bremen bin, muss ich sagen das in einem Kampf um meine Gunst, Bochum momentan noch siegen würde. Aber wer weiß wie es in ein paar Monaten aussieht…

Wer ist Valentin?

Ich habe mich gefragt wer Valentin ist. Ich kenne ihn schon lange, aber er redet nicht so viel von sich aus. Ich setzte mich also mit ihm zusammen und fragte ihn alles was mir so einfiel. Das Folgende ist alles was ich rausfand. Ich hoffe es wird bald noch mehr.

Valentin ist groß, schlaksig, hat Bronzefarbene Haare und isst am liebsten alles was nach Käsekuchen schmeckt: Also Käsekuchen und zum Beispiel Cheesecake-Eis. Valentin macht gerade Abitur, aber keiner weiß wie es um ihn steht. Er redet nicht drüber. Neulich kam raus, dass er in Mathe eine 1 hatte, aber selbst Das hat er nicht erzählt. Valentin wird bald 18 und kann dann Autofahren. Er ist generell eher verträumt, das muss er beim Autofahren ablegen. Fragt man Valle was er am liebsten in seiner freien Zeit macht, sagt er Zocken. Momentan zockt er am liebsten Smash Bros Ultimate. Wenn man fragt was er am meisten am Zocken mag, sagt er den Grind und lacht. Dann erzählt er, dass ihm am meisten gefällt, dass er sich stetig verbessern kann und den Alltagsstress und seine Sorgen vergessen kann. Valentin verbringt gerne Zeit mit Lilli, seiner Freundin. Sie sind schon seit 1,5 Jahren ein Paar. Sie gehen gerne zusammen Shoppen, Essen und Kaffeetrinken. Lilli und Valle sind sehr witzig. Mit ihnen kann man viel lachen und Spaß haben. Sie nehmen momentan an einem Jugendclub im Theater teil. Aber Valle würde auch ohne Lilli teilnehmen, trotzdem ist es schön das zusammen zu machen.

Im Jugendclub arbeiten sie gerade an einer Stückentwicklung über Entscheidungen. Valle spielt Maximilian von Schwanensee, einen abgehobenen Schnösel. Wenn man Valentin fragt was er am Schauspielern mag, antwortet er, dass er keine Scham auf der Bühne hat. Im echten Leben hat er nicht so viel Selbstbewusstsein und auf der Bühne hat er das Gefühl er kann alles und darf alles was er sich sonst nicht traut.  Zuhause lebt Valentin zusammen mit vier Lebewesen wie er erzählt. Zwei Eltern, einer Katze und einer Hündin. Fragt man ihn ob er ein Katzenmensch oder ein Hundemensch ist sagt er bestimmt und etwas böse das er keines von beidem oder gar beides ist. Er ist am liebsten Zuhause. Bei sich, oder bei Lilli.

Valentin ist sehr gerne Süßigkeiten, aber hat eigentlich eine Fruktose-Intoleranz. Er sagt das er sich wohl selber durchs viele Süßigkeiten essen dran gewöhnt habe. Er ist sehr introvertiert. Wenn man ihn fragt was dahingehend seine größte Angst ist antwortet er, dass er es gar nicht gern hat wenn Leute bei ihm Zuhause sind, weil er sich dann nicht zurückziehen kann.

Valle hat Phasen in denen er gern Musik macht. Er baut dann Beats an seinem Computer. Hören tut er gerne Deutschrap, aber nicht den problematischen aggressiven.

Valentin war sein ganzen Leben Pokémon Fan. Er hat unglaublich viele Karten gesammelt und kennt sich ziemlich gut mit dem Pokémon Universum aus. Sein liebstes Pokémon ist Quajutsu. Quajutsu ist ein Frosch Ninja.

Das ist alles was er so erzählte. Jetzt noch eine Sache die ich über ihn schon lange wusste: Mit Valentin kann man am besten Lachen. Die besten und schönsten Lachanfälle waren mit ihm.

„Hate thy neighbor“

YouTube hat mich vor ein par Tagen mal wieder in den Abgrund der Religions-Dokus gezogen – spezifisch in Amerika. Und ich muss echt mal eine Trigger-Warnung für einige der Dokus aussprechen, weil zwischendurch schon echt wilde Dinge gesagt werden und passieren. Zum Beispiel in der Doku „Love and Hate in the Deep South: HATE THY NEIGHBOR“ von VICE TV wo eine „Gruppe von Männern“ (keine „Kirche“) einfach random zu irgendwelchen Großveranstaltungen, wie z.B. einer Mardi Gras-Parade oder einem Football-Spiel geht um „das Wort Gottes“ weiter zu geben – in Wirklichkeit aber einfach nur provoziert, Leute anschreit, selber angeschrien werden will und sich selber in die Opferrolle stellt. Am besten fängt dann noch jemand von den anderen an handgreiflich zu werden, denn dann sind sie ja die armen Christen, die ja nur Gutes wollten, und von allen gehasst werden, und sich irgendwie gegen diese hasserfüllte Welt behaupten müssen – jokes on them, ganz im Ernst.

 

Ich würde mich persönlich zur Zeit nicht wirklich als religiös beschreiben, bin allerdings christlich aufgewachsen. Ich fand es schon immer etwas schwer bestimmte Dinge für mich zu vereinbaren, allerdings muss ich heute sagen, dass es (nicht in allen aber in vielen Dingen) vermutlich eher viele Christen, als das Christentum selber, zumindest für mich persönlich, sind. Ich soll meinen Nächsten wie mich selbst lieben, schreie dann aber andere Menschen an, beleidige sie und verbreite Hass? Oder ich soll jeden akzeptieren, verurteile dann aber Menschen dafür, dass sie homosexuell sind (btw steht im Original der Bibel nichts gegen Homosexualität, so mal am Rande)? Der Titel „Hate thy neighbour“ trifft es da eigentlich perfekt.

 

Eine Aussage aus der Doku die auch schon sehr krass war, war als ein Mann aus dieser Gruppe gleichgeschlechtliche Ehe mehr oder weniger mit dem Holocaust verglichen hat. Was er meinte war, dass nur, weil die Regierung etwas für richtig hält, es nicht richtig sein muss. Womit er nicht unrecht hat, aber ich glaube er hat trotzdem den kleinen aber wichtigen Aspekt übersehen, dass beim Holocaust Massenmord begangen wurde, und bei gleichgeschlechtlicher Ehe… Menschen heiraten. Und absolut keine Auswirkung auf Dritte haben. Anders, als wenn Menschen umgebracht werden.

 

Mir ist klar, dass in dieser Doku und auch in anderen Dokus die ich geschaut habe, ein Extrem gezeigt wird und Religion oder religiöse Menschen in der Regel nicht so extrem sind. Und ich bin echt total froh, wenn jemand Religion für sich entdeckt hat und darin aufgeht. Aber beziehe es doch nicht auf mich oder irgendwen anderen. Ich finde es generell auch wild seine Religion als Legitimation dafür zu nehmen in irgendeiner Art und Weise Einfluss auf andere Menschen zu nehmen. Im Endeffekt ist es einfach extremst grenzüberschreitend.

Slow Living

Vor kurzem habe ich den Text „The McDonaldization of Society“ von George Ritzer gelesen. Kurz gesagt beschreibt der Begriff der „McDonaldization“, dass die Gesellschaft zunehmend Charakteristika von Fastfood-Restaurants annimmt mit zentralen Aspekten wie Effizienz, Kalkulierbarkeit, Voraussagbarkeit, Kontrolle, Vereinheitlichung und Gleichförmigkeit (kleiner Fun Fact: Der Begriff „Aldisierung“ wurde in der Schweiz 2005 wohl zum Wort des Jahres gewählt). Ritzer beschreibt in seinem Text außerdem Wege sich in seinem Alltag gewissermaßen gegen diese McDonaldisierung zu wehren indem man ihn, sehr zusammen gefasst gesagt, möglichst ent-rationalisiert. Er nennt z.B., dass man lokale Cafés und Läden unterstützen bzw. generell große Ketten boykottieren sollte, so viel wie möglich selber machen, darunter auch z.B. stricken und Gesellschaftsspiele spielen, selber kochen und so viel zu humanisieren und individualisieren wie man kann.

Ich fand es sehr interessant über dieses Phänomen zu lesen, da ich vor allem auf Social Media diesen Trend vom „Slow Living“ seit einiger Zeit sehr stark mit bekomme. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich selber älter geworden bin und die Leute um mich herum offensichtlich auch, aber ich habe schon das Gefühl, dass immer mehr Menschen, vor allem in unserer Generation, von der schnelllebigen Gesellschaft immer mehr gestresst sind und probieren ihr Leben irgendwie „langsamer“ zu machen. Auch wenn solche Dinge wie Nachhaltigkeit, Veganismus, Journaln oder Minimalismus sicher auch mit anderen Aspekten zu tun haben (wie z.B. generell mehr Aufmerksamkeit zum Thema mentale Gesundheit, Umweltschutz/Klimawandel), glaube ich schon, dass viele Menschen dadurch unter anderem probieren ihr Leben zu entschleunigen bzw. sich aus Dingen wie Massenproduktion/Massentierhaltung so gut es geht zu entziehen – was zugegeben in unserer Gesellschaft immer noch sehr schwer ist, auch wenn es in den letzten Jahren sehr viel einfacher geworden ist Second-Hand zu shoppen oder vegane Ersatzprodukte zu finden.

Sicher hat diese Schnelllebigkeit auch viel mit Social-Media selbst zu tun – was ich ein bisschen ironisch finde, da mir dort wie gesagt der Trend zum slow-living stark aufgefallen ist -, da man oft das Gefühl hat die ganze Zeit von einer Welle an Nachrichten und Videos überschwemmt zu werden, und außerdem auch die Möglichkeit hat immer neuen und schnellen Input fürs Gehirn zu bekommen, was sich für mich persönlich und ich glaube auch für viele andere manchmal sehr überfordernd anfühlt.

Und dann kommen auch noch solche Erfahrungen wie Corona hinzu, wo für mehre Monate oder vielleicht sogar Jahre bei sehr vielen Menschen durch die Einschränkungen gewissermaßen auf die Pause-Taste gedrückt wurde. Und ich glaube, dass egal wie die einzelnen Realitäten und Lebensumstände zu der Zeit genau aussahen, beinahe jeder war wahrscheinlich dazu gezwungen sich früher oder später mit seiner eigenen mentalen Gesundheit, eingeschränktem Konsum, neuen Freizeitbeschäftigungen, und generell mit seinen eigenen Prioritäten zu beschäftigen, da sehr vieles was zu unserem Alltag gehörte einfach weg gefallen ist.

Mir ist vor allem der Handarbeits-Trend sehr stark aufgefallen. So oft habe ich früher den Satz gehört, dass „das doch nur Omas machen“ und kaum Leute gekannt die Handarbeiten und heute gilt es zwar immer noch gewissermaßen als ein „Oma Hobby“, aber inzwischen höre ich dann eher sehr oft so was wie „am liebsten würde ich nur stricken und Tee trinken – wie eine Oma“.

Ich finde generell dieses ganze Phänomen des slow-livings sehr interessant, da ich dabei immer ein wenig das Gefühl habe, dass wir in vielen Aspekten auf gewisse Art und Weise wieder in die Vergangenheit zurück kehren – und ich meine das nicht im Sinne von „Rückschritt“ auf einer linearen Linie, sondern einfach als Wandel, der zufälliger Weise in eine Richtung verläuft, die wir so ähnlich schon mal hatten.

Und zum Schluss noch ein wie ich finde sehr schönes Zitat aus dem Text: „What else can you do? Suicide is one possibility, but that does seem too extreme, even to me.“

About Teamwork

Group work is crushing. My biggest fear in Uni is teamwork, because it is like a blind box and you never know what kind of teammates you will meet. Fortunately, I tried every possibility this semester. I had three presentations: the first pre had a total of eight or nine members, I don’t remember the exact number, because there were only three girls including me who actually did something. Other boys never participated in discussions and preparations. There were originally four members in my second pre group. In addition to me, there was one boy and two girls. Unfortunately, the two girls dropped out, so only one boy and I were left. By making excuses, procrastinating, being sick, he did not do anything and even disappeared before our presentation. I ended up completing the report alone. The last pre was between me and a girl. She was very serious with our work and really easy-going. We made great progress every time we met and didn’t feel tired. We completed all the work happily. Some teammates really hurt my hurt because they did not have a sense of responsibility at all. I was wondering how could they be so confident about the final work and their scores. Maybe there is always someone who need to do almost all the hard work, and they just get used to this. It is so similar to the normal situation in one’s career in our society. The one who works seriously will always get more tasks, and at the same time, his achievements must be shared with others. I’ve worked for 2 years and I have to say it is the truth. (I’m the person whose heart was broken in career.) Society is inherently unfair. Maybe some people just learned how to survive easily earlier.  Maybe that’s why we have so many teamworks. Maybe it should change its name to „Who is the fool?“.

(SL) Ein kleines Portemonnaie und wieso ich nicht mehr trinken sollte…

09-50-M1-T2: Tutorium 2 zu „Einführung in die Ethnologie“ | Tutor: Ben Baumgarten | WiSe 2023/2024 | 6298972 | Emma Rose | Kurztext

 

Ich bin grade auf dem Heimweg. Es ist fünf Uhr morgens, ich bin immer noch leicht betrunken und meine Füße tun weh vom Tanzen. Beim Laufen trete ich fast auf einen kleinen schwarzen Gegenstand der auf dem Bürgersteig liegt. Ich bleibe stehen und schaue ihn mir genauer an. 

Es liegt eine kleine schwarze Tasche vor mir. Sie ist aus Leder und an ein paar Stellen sind die Nähte etwas ausgefranzt.  Ich nehme die kleine Tasche in die Hand und setze mich auf die Bordsteinkante. Sie ist geformt wie ein kleiner Briefumschlag. Es gibt zwei Möglichkeiten den Umschlag zu öffnen, zwei Stücke des Leders überlappen sich. Ich öffne den unteren Lappen. Eine kleine Tasche öffnet sich in welcher man wahrscheinlich Münzen verstauen kann. Ich glaube es wäre dort ungefähr Platz für eine halbe Kassette. Ich schließe die Tasche wieder und öffne den oberen Lappen, die Tasche klappt auf. Es verbirgt sich dort ein weiteres Fach, in das wahrscheinlich geradeso ein Schein hineinpasst. Beide Taschen sind leer. Von der kleinen Tasche die wahrscheinlich die Funktion eines Portemonnaies erfüllen soll, geht ein etwas strenger Geruch aus.  Ich glaube das so altes Leder riecht.  Es fühlt sich sehr weich an. Als ob schon ganz viele Menschen das Portemonnaie berührt haben und das Leder so an Stärke und Griff verloren hat. Aber gar nicht abgenutzt, sondern als hätten die Benutzungen gemacht, dass es sich jetzt richtig anfühlt.

Ich starre das Portemonnaie müde an. Eine Weile bleibe ich so sitzen und mir fallen fast die Augen zu. Dann stehe ich auf um endlich Nachhause ins Bett zu kommen. Ich packe das Portemonnaie in meine Jackentasche und laufe los. Es wird schon langsam heller und alles was ich höre ist Vögelzwitschern und manchmal entfernte Motorengeräusche von irgendwelchen Autos. Irgendwann gesellen sich zu diesen Geräuschen Schritte. Leise und zaghafte Schritte direkt hinter mir. Ich habe Angst und laufe schneller. Ich traue mich nicht mich umzudrehen. Die Schritte werden schneller und ich fange an zu rennen. Ich bin deutlich schneller als die Person. Im Laufen drehe ich mich also doch um und bleibe abrupt stehen. Hinter mir läuft eine alte Frau. Sie winkt mir und ist völlig außer Atem. Ich laufe ihr langsam entgegen. Ich nehme sie am Arm und schweigend führe ich sie zu einer Parkbank die ein paar Meter weiter steht. Ich setze mich neben sie und warte bis sie wieder normal atmet. Ich schaue sie mir genauer an. Sie trägt einen langen, Gift grünen Rock und einen knallroten Pullover. Auf dem Kopf trägt sie einen Braunen runden Hut der mit einer Feder geschmückt ist. Irgendwie sieht sie ziemlich cool aus. Sie sieht sehr alt aus. Ich würde sie auf Ende 80 schätzen. Sie schaut mich an, hebt ihre Hand und deutet auf meine Jackentasche. Ich fasse hinein und hole das Portemonnaie heraus. Sie öffnet ihre Handfläche und ich lege es hinein. Sie nimmt es, öffnet es und holt etwas heraus. Ich kann nicht erkennen was es ist und wundere mich das sie überhaupt etwas herausholt. Ich hätte schwören können das es leer war. Sie hält mir die Hand hin und zeigt mir was sie herausgeholt hat. Es ist ein winzig kleiner Eimer. Der Eimer ist bestimmt nur zwei Zentimeter tief. Sie lacht und stellt den Eimer neben uns auf die Bank. Jetzt holt sie noch einen Gegenstand aus dem Portemonnaie. Diesmal ist es eine winzig kleine Wasserflasche. Auch diese stellt sie auf die Bank zum Eimer. Sie greift erneut in die Tasche. Diesmal ist es ein kleines Legomännchen, welches so aussieht als würde es sitzen und schlafen. Auch das Männchen legt sie auf die Bank. Sie schaut mich an und lacht wieder. Sie nimmt die kleine Flasche und füllt das Wasser in den kleinen Eimer. Jetzt schaut sie mich an und gibt mir mit ihren Augen zu verstehen den Eimer zu nehmen. Ich nehme den Eimer und schaue sie an. Sie zeigt auf das kleine Männchen und gibt mir zu verstehen den Inhalt des Eimers auf das Männchen zu schütten. Nach kurzem Zögern schütte ich also den Inhalt auf das Figürchen.

Ein kalter Schauer läuft mir über Kopf und Rücken. Meine Haare kleben mir im Gesicht und ich schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne und meine Haare aus dem Gesicht wische, sitze ich immer noch auf dem Bordstein, auf den ich mich vorhin gesetzt habe als ich das Portemonnaie fand, nur jetzt bin ich von oben bis unten nass. Verwirrt setze ich mich auf und schaue mich um. Das Portemonnaie ist weg. Etwas entfernt sehe ich jedoch jemanden gerade um eine Ecke verschwinden.  Ich hätte schwören können aus dem Augenwinkel noch einen Hut mit Feder verschwinden zu sehen. Ich stehe auf und mache mich diesmal wirklich auf den Heimweg. Als ich mich wenig später ins Bett lege denke ich noch, dass ich am besten erstmal auf Alkohol verzichten sollte.

Der Knopf (SL)

09-50-M1-T2: Tutorium 2 zu „Einführung in die Ethnologie“ | Tutor: Ben Baumgarten | WiSe 2023 | 6297811 | Elisa Schulte | Freier Text

 

Meine Finger schlossen sich um das kalte, runde Metall in meiner Tasche. Die Finger, die vor kurzem noch warme, zarte Haut berührt hatten. Ich fuhr über die Schnörkel die sich um die runde Wölbung in der Mitte zogen, sie erinnerten mich fast ein wenig an Blätter. Eigentlich hatte ich vor gehabt den kleinen, goldenen Knopf wieder an ihren Mantel zu nähen bevor sie fährt, doch im letzten Moment hatte ich mich anders entschieden. Vielleicht würde sie ja zurück kommen – was für ein dummer Gedanke! Wer kam schon für einen Knopf wieder? Außerdem gab es die Post – auch wenn sie sich immer geweigert hatte, dass ich ihr zeigte wie man einen Knopf annähte.

Als ich aus dem Bahnhof hinaustrat wehte mir der kalte Wind ins Gesicht. Schnell sprang ich in die Tram bevor sie ein paar Sekunden später los fuhr – meine Hand immer noch fest um den Knopf geschlossen.

 

Ich erinnerte mich an das erste Mal, als ich ihr den Knopf angenäht hatte. Wir kannten uns erst einige Tage, nachdem sie neu in den Ort gezogen war. Es war erstaunlich gewesen, dass ich sogar einen ähnlichen Knopf in meiner Box gefunden hatte, doch er stach immer noch unter den anderen heraus. Er war bestimmt einen halben Zentimeter größer und von der Farbe her auch nicht ganz gleich. Er hatte ein etwas helleres Gold und glänzte etwas abgestumpft. Schaute man genau hin fiel einem schnell auf, dass er fehl am Platz wirkte und nicht dazu passte. Doch sie meinte es würde ihr nichts ausmachen – das mache den Mantel nur besonders. Ich verstand nicht ganz was sie meinte. Hätte ich ihn nicht lieber weiter aufbewahren sollen, bis man einen passenderen Platz für ihn fand? Doch sie fand ihn dort perfekt, also lies ich ihn an seinem neuen Platz.

Ein bisschen erinnerte es mich immer an das erste Mal, dass ich sie gesehen hatte. Unsere Gegend war nicht so klein, dass es einem sofort auffiel wenn jemand Neues her gezogen war, doch bei ihr wusste ich sofort, dass sie nicht von hier war. Ich konnte nie wirklich meinen Finger drauf legen, ob es ihr Aussehen, ihre Gestik oder ihre Art zu reden war, aber irgendetwas hatte sie an sich was anders war und sie vielleicht sogar etwas seltsam wirken lies unter den anderen Leuten hier.

 

Zu Hause angekommen nahm ich den Knopf aus meiner Jackentasche und legte ihn in eine kleine Schale auf meiner Kommode, neben die Vase in der ein kleiner Strauß Veilchen langsam vor sich hin welkte. Ich warf noch einen kurzen Blick auf den Knopf und musste etwas schmunzeln, wie unpassend er nun an jedem anderen Ort als an ihrem Mantel wirkte.

 

Schon eine Woche nachdem ich ihr den Knopf angenäht hatte, kam sie wieder zu mir – er war erneut abgegangen. Ich war etwas überrascht, aber erklärte es mir damit, dass ich wohl einen alten Faden verwendet haben musste, obwohl er mir beim nähen eigentlich stabil vorkam. Sie hatte den angebotenen Tee dankend angenommen um sich von der kalten Oktober Luft aufzuwärmen und selbst nachdem ich den Knopf schon lange wieder angenäht hatte, saßen wir noch in meinem Wohnzimmer – mit inzwischen kaltem Tee. Und als es draußen schon dunkel war saßen wir immer noch zusammen, inzwischen eingekuschelt unter Decken.

Das nächste Mal als sie wieder kam, mit dem Knopf in der einen und ihrem Mantel in der anderen Hand, wunderte es mich nicht. Ich hatte nicht erwartet, dass der Knopf mit nur zwei Stichen sehr lange halten würde. Dies wiederholte sich noch ein paar Mal, bis wir uns auch so immer öfter trafen, bald schon jeden Tag, und irgendwann war sie so oft bei mir, dass man fast meinen konnte sie wäre bei mir eingezogen.

 

Doch jetzt, nach erst einem halben Jahr, musste sie schon wieder umziehen. Sie hatte versprochen sich bei mir zu melden, doch ich wusste, dass sie mich früher oder später vergessen würde. War es nicht immer so? Wenn man jeden Tag zusammen verbrachte, aus welchem Grund auch immer, sei es, weil man sich wirklich mochte oder wegen mangelnder Alternativen – die es in unserem Ort wirklich nicht zu genüge gab -, und sich dann nicht mehr sah, war der andere doch meist schnell vergessen.

 

Es war seltsam. Hatte sie am Anfang noch etwas unpassend unter den anderen Leuten hier im Ort gewirkt, erschien mir jetzt alles, was sich vorher so gut ineinander gefügt hatte, ohne sie unpassend. So wie mein Knopf ohne ihren Mantel.