Der Einsatz (digitaler) Medien im Schulunterricht

Der Einsatz (digitaler) Medien im Schulunterricht

Der folgende Reflexionsbericht bezieht sich auf das vierte Arbeitspaket aus dem Seminar „Mediendidaktik & Medienbildung. Reflexion und Evaluation digitaler Elemente in der Lehre und Gesellschaft“ von Till Rümenapp. Zu Beginn des Arbeitspakets sollten die Studierenden eine eigene Unterrichtsstunde skizzieren und sich auf den Einsatz von Medien im Ablaufplan fokussieren. Anschließend wurde ihnen ein YouTube-Video und ein Text zum Thema Inverted Classroom Model (ICM) zur Verfügung gestellt. Sie sollten sich mit dem Modell auseinander setzten und daraufhin negative Aspekte des Modells raussuchen.

 

Dieses Arbeitspaket hat mich am meisten interessiert, da ich zuvor noch nie etwas über das ICM gehört habe. Nachdem ich mich mit dem Modell auseinandergesetzt habe, ist mit aufgefallen, wie hilfreich es für Personen mit meinem Lerntyp ist. Der Fokus des ICM ist es, die Selbstdisziplin der Schüler*innen zu fördern (Zickwolf und Kauffeld 2019). Diese Kompetenz ist nicht nur während der Schullaufbahn ganz wichtig, sondern hilft auch später im Berufsleben. Das Ziel der Selbstlernphase im ICM ist es, sich eigenständig Wissen anzueignen. Den Schüler*innen werden von ihren Lehrkräften Lernmaterialien zur Verfügung gestellt, die sie Zuhause bearbeiten. Diese Materialien bestehen aus Lernvideos, die seitens der Lehrkraft aufgenommen wurden, Podcasts, Lesetexten und  Tests zur Wissensabfrage (Zickwolf und Kauffeld 2019). Mit diesen Aufgaben können sie ihre Lernerfolge sehen. Diese Phase ist sehr interessant aufgebaut, da die Schüler*innen sich ihre Lernzeit selbst aussuchen. Das ist ganz wichtig, da nicht jede Umgebung die beste Lernatmosphäre bietet und jeder Mensch individuelle Zeiten hat, in der er produktiv arbeiten kann. Ich kann beispielsweise nur abends lernen, weil es ruhiger ist. Zudem kann man tagsüber wichtigen Terminen nachgehen, oder Haushaltsarbeiten erledigen. Die Lernvideos geben den Schüler*innen die Option den Sachinhalt im eigenen Lerntempo zu schauen. Sie können gestoppt und auch zurückgespult werden. Das führt dazu, dass die Notizen ausführlicher niedergeschrieben werden können. Zudem können sie sehr hilfreich zu Klausurvorbereitung sein, indem die Erklärungen erneut angeschaut werden. Außerdem können die Schüler*innen Videos überspringen, wenn die Themen ihnen bekannt sind und auch bei bedarf Lerninhalte vorarbeiten (Schäfer 2012).

Die Lehrkräfte können diese Videos sehr kreativ gestalten. Hier muss drauf geachtet werden, wie die Videos aufgebaut sind. Zu lange Videos können die Schüler*innen schon vor dem anklicken demotivieren und zu kurze Videos können nicht ausführlich genug sein. Des Weiteren muss drauf geachtet werden, dass bei der Erklärung von Sachinhalten sehr deutlich und nicht monoton gesprochen wird. Sie sollen den Lernenden helfen und keine weiteren Probleme schaffen. Zudem kann mit dem Medium sehr gut differenziert werden. Sie bietet den Lehrenden viele Optionen die Videos der Lerngruppe mit den unterschiedlichen Lerntypen anzupassen. Das kann ein sehr großer Aufwand für die Lehrkräfte sein, die ganzen unterschiedlichen Erklärvideos zu erstellen. Jedoch können diese danach mehrmals genutzt werden.

Zur Absicherung der gelernten Sachinhalte dienen Übungen oder Tests mit dem die Schüler*innen ihre Lernziele überprüfen können. In der Präsenzzeit, die im Unterricht stattfindet, werden Verständnisfragen geklärt und die Sachinhalte mit weiteren Übungen vertieft (Zickwolf und Kauffeld 2019). Die Unterrichtsstunde zum Klären von Fragen zu nutzen, finde ich sehr gut, da die Lernenden zusammen sind und über die Lerninhalte diskutieren können. Zudem können die Mitschüler*innen Fragen stellen, die einem persönlich nicht eingefallen sind. Die Lehrkraft kann diese Fragen ausführlich beantworten und auf Folgefragen eingehen. Zu meiner Schulzeit hatten wir nicht genug Zeit Fragen zu beantworten. Dies führte dazu, dass die letzte Stunde vor der Klausur als „Fragestunde“ genutzt werden musste, um Sachinhalte erneut zu erklären. Auch diese Zeit reichte nicht, da die Fragen zu vielfältig waren und diese nicht in 90 Minuten beantwortet werden konnten. Das ICM löst dieses Problem sehr gut, da den Schüler*innen eine ganze Unterrichtsstunde zum vertiefen eines einzelnen Themas zur Verfügung gestellt wird. Die Lerninhalte können auch vertieft werden, in dem sich die Schüler*innen gegenseitig helfen und die Probleme ihrer Mitschüler*innen lösen und ihre Fragen beantworten. Natürlich kann man mit diesem System nicht sicher gehen, dass die Lernenden sich die Mühe machen die Materialien vor der nächsten Unterrichtsstunde anzugucken oder zu bearbeiten. Jedoch kann man dies auch im normalen Unterricht nicht. Deswegen sollten kleine Belohnungen gefunden werden, die die Schüler*innen zum Weiterlernen motivieren, wenn sie ihre Lernziele erreichen.

Das ICM kann ich mir sehr gut im naturwissenschaftlichen Unterricht vorstellen. Fächer wie Biologie haben sehr viele Strukturen und Funktionen, die ausführlich erklärt werden müssen. Deswegen sind Unterrichtskonzepte in der die Präsenzzeit genutzt wird, um Fragen zu beantworten, sehr vorteilhaft. Zudem kann die Lehrkraft mehr Zeit für praktische Übungen einplanen, die wiederum die Schüler*innen motivieren. Außerdem sind digitale Medien wie Erklärvideos im Biologieunterricht unentbehrlich, da sie die Sachinhalte visualisieren und die Schüler*innen sich ein Bild von den einzelnen Strukturen im Verhältnis zueinander machen können. Natürlich müssen sie darauf hingewiesen werden, dass es Modelle sind und die Originale anders aussehen.

 

Ich bin vom Inverted Classroom Model sehr überzeugt, weil die gemeinsame Zeit genutzt wird, um die Sachinhalte einfacher zu vertiefen. Außerdem haben die Schüler*innen mit dem Model viel länger Zeit sich mit dem Material auseinanderzusetzen. Im normalen Unterricht hat man normalerweise nur bis zu 15 Minuten Zeit einen Fachtext durchzulesen und diesen zu verarbeiten. Daraufhin müssen die Schüler*innen sofort die Aufgaben bearbeiten. Das kann dazu führen, dass lernschwache Schüler*innen unter Druck stehen, weil sie den Unterricht nicht aufhalten wollen, wenn sie mehr Bearbeitungszeit benötigen, während ihre lernstärkeren Mitschüler*innen schon fertig sind. Außerdem bleibt am Ende der Stunde nicht genug Zeit die Aufgaben ausführlich zu besprechen und Verständnisfragen zu klären. Ich würde das ICM liebend gern in meinem eigenen Unterricht einbauen. Natürlich wäre das Erstellen der ganzen Videos ein sehr großer Aufwand, aber es würde sich lohnen, wenn es den Schüler*innen beim Lernen hilft. Zudem können differenzierte Materialien erstellt werden und diese können immer wieder verwendet werden. Auch die Lernenden können diese Materialien wiederholt nutzen.

Das Problem bei dem Modell ist, dass die Materialien zeit- und ortsunabhängig gestaltet werden müssen, sodass die Lernenden immer Zugriff drauf haben. Hier muss jedoch auch bedacht werden, dass nicht jeder Hauhalt die passenden Ressourcen hat, die Videos online abzuspielen. Vorteilhaft wäre es, die Materialien auf einen Schulserver für jede*n zum Download zur Verfügung zu stellen, oder den Schüler*innen andere Möglichkeiten geben diese auf einen USB-Stick oder auch auf die Smartphones zu ziehen. So können die Materialien zur jeder Zeit angeschaut und bearbeitet werden. Abschließend kann gesagt werden, dass das Unterrichtsmodell zu Pandemiezeiten sehr praktisch ist, weil alles online stattfindet und viele Schulen ihre Ressourcen der Situation anpassen.

 

Neben diesem Thema hat mich auch das Arbeitspaket zu den Bildlizenzen interessiert, weil Bilder notwendig in Arbeitsmaterialien sind. Sie machen diese nämlich viel anschaulicher und helfen beim Textverständnis. Dies ist mir in einer Gruppenarbeit in meinem Biologiedidaktikseminar aufgefallen. Unsere Aufgabe war es Forscher*innenhefte für die Schüler*innen zu erstellen. Die Bilder, die wir nutzten waren aus den Schulbüchern, aus denen wir die Informationen entnommen haben. Beim besprechen dieser Hefte hat uns unsere Dozentin darauf hingewiesen, dass die Bilder in Schulbüchern nicht lizenzfrei sind und wir diese nicht benutzten dürfen. Nachdem wir in diesem Seminar das Arbeitspaket zu den Lizenzen bearbeitet haben, konnten wird die Forscher*innenhefte mit passenden Bildern aktualisieren. Es ist wichtig diese Thematik in den Didaktiken aufzugreifen, da wir in unseren Fächern lernen Arbeitsmaterialien zu erstellen und Bilder sind in der Biologie sehr wichtig. Deswegen finde ich es gut, dass wir dieses Thema bearbeitet haben und uns Seiten mit lizenzfreien Bildern empfohlen wurden.

 

  1. Literatur

 

Schäfer, Anna Maria (2012): Das Inverted Classroom Model. In: Handke, Jürgen; Sperl, Alexander (Hrsg.): Das Inverted Classroom Model. Begleitband zur ersten deutschen ICM-Konferenz. Oldenbourg Verlag München.

Zickwolf, Katharina; Kauffeld, Simone (2019): Inverted Classroom In: Kauffeld, Simone; Othmer, Julius (Hrsg.): Handbuch Innovative Lehre. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH. S.46-50.

 

 

Dieses Werk ist durch die Autorin Dalmaz, Fatma unter Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz lizenziert. 

Chromatografie – Erklärvideo zu einem Modell

Chromatografie – Erklärvideo zu einem Modell

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Im Folgenden wird das Erklärvideo „Chromatografie – Erklärvideo zu einem Modell“ von Rieke Schüßler auf die Qualität und dessen Eignung für den Unterrichtseinsatz betrachtet. Dies erfolgt anhand der Kriterien für gute Erklärvideos (Kulgemeyer, im Druck) in den Naturwissenschaften.

Eine entscheidende Fähigkeit von Lehrkräften ist die Selbstreflektion der eigenen Unterrichtsgestaltung und der eingesetzten Unterlagen. So müssen die eingesetzten Arbeitsmittel und Methoden stets auf Aktualität geprüft und mittels neuer Erkenntnisse reflektiert und sofern erforderlich angepasst werden.

Für den Erwerb des Bachelor of Science wurde neben einem Modell auch ein Erklärvideo zur Chromatografie entwickelt. In dem Erklärvideo wird auf eine spielerische Art und Weise das Modell zum Prinzip der Chromatografie erklärt.

Die Kriterien für gute Erklärvideos bestehen aus den sieben Kernideen: Adaption, Veranschaulichung, Relevanz, Struktur, präzises bzw. kohärentes Erklären, Konzepte bzw. Prinzipien und die Einbettung in den Unterrichtsgang. Die erste Kernidee (die Adaption) setzt sich mit dem Adaptieren an Eigenschaften der Schüler*innen z.B. im Bezug auf Schülervorstellungen oder Vorwissen auseinander. In Verlauf dieses Prozesses leitet die zusammenhängende Frage „Wie?“ bereits die nächste Kernidee ein. Die Veranschaulichung stellt die zur Darstellung oder Einführung von Informationen erforderlichen Werkzeuge dar. So zählen unter anderem Beispiele, Analogien, Modelle, oder auch die Sprachebene zu den möglichen Werkzeugen.

Ein fachgerechtes Erklärvideo muss über eine gewisse Relevanz für dessen zweck verfügen, welcher auch direkt aus dem Video hervorgeht. Zusätzlich soll dieses die Schüler*innen unmittelbar ansprechen und zu gewünschten Handlungen animieren.

Um das Verständnis und die Nachvollziehbarkeit der Inhalte zu gewährleisten ist eine zu Grunde liegende Struktur erforderlich. Hierbei kann sich an der in wissenschaftlichen Texten übliche Struktur der Einleitung, Hauptteil und Schluss auch im Erklärvideo orientiert werden. Dies setzt eine frühzeitige Betrachtung des eigentlichen Ziels des Videos voraus und wie dieses innerhalb dieser Zeitspanne schrittweise erreicht werden kann. Hierbei ist eine präzise und kohärente Erklärung ohne Exkurse anzuwenden.

 

Für ein Erklärvideo eignen sich insbesondere Themen, welche eine zu hohe Komplexität zur Selbsterklärung aufweisen. Zur Integration in den Unterrichts- gang kann beispielsweise eine Lernaufgabe zur Selbstvertiefung am Ende des Videos gestellt werden.

Das Erklärvideo „Chromatografie – Erklärvideo zu einem Modell“ ist allgemein gehalten und erfordert kein tiefgreifendes Vorwissen der Schüler*innen. Dies ermöglicht der Lehrkraft einen vom Vorwissen oder von Vorstellungen der Schüler*innen unabhängigen Einsatz.

Die Chromatografie wird anhand eines Modells erklärt. Dazugehörige Erklärungen und Spielregeln des Modells werden verständlich dargestellt. Jedoch wird auf Fachbegriffe wie zum Beispiel die stationäre – oder mobile Phase nicht weiter eingegangen, was Verständnisprobleme der Schüler*innen hervorrufen kann.

Die Relevanz des Erklärvideos für die Schüler*innen wird lediglich mittels eines kurzen Beispiels thematisiert (ca. 0:31 Minuten). Es lässt sich nach aktuellem Stand noch nicht ausreichend beurteilen, ob diese Erklärung ausreichend ist, oder ob eine beispielhafte Form der Filzstiftchromatografie die Relevanz besser hervorheben könnte. Zudem enthält das Erklärvideo keine direkte Ansprache und Handlungsaufgaben an die Schüler*innen.

Das Video verfügt über eine sinnvoll geordnete Struktur, welche ein verständliches Folgen der Inhalte ermöglicht. Der übergeordnete Verlauf setzt sich wie folgt zusammen: Einführung / Vorstellung der Materialien, Betrachtung der situations- bezogenen Bedeutung, Regel-Beispiel-Struktur und abschließende Ergebnisse und zu beachtende Informationen. Als Ergänzung kann eine kurze Zusammenfassung in Erwägung gezogen werden, welche aufgrund der kurzen Zeitspanne nicht zwingend erforderlich ist. Das Erklärvideo beschreibt dabei die Inhalte mit präzisen Anweisungen bzw. Aussagen zu Sachverhalt.

Trotz der geringen Komplexität der Thematik der Chromatografie, löst dieses Themenfeld durchaus Verständnisprobleme bei Schüler*innen aus. Insbesondere der kontinuierliche Austausch zwischen den Phasen und die Löslichkeit sind Problemzonen. Diese Eigenschaften qualifizieren die Chromatografie als sinnvol- les Thema für die Darstellung in einem Erklärvideo.

 

Das Ende des Videos lässt eine Lernaufgabe zur Selbstvertiefung vermissen. Als mögliche Aufgabe könnte bspw. das Anwenden des Modells mit verschiedenen

„Löslichkeiten“, mehr Schritten und/oder Perlen gestellt werden. Die Lehrkraft verfügt ebenfalls über die Möglichkeit eigene Fachinhalte in das Unterrichtsgespräch einzubauen oder mündliche Aufgaben zur Selbstvertiefung zu stellen.

Unter Betrachtung der Kriterien kann das betrachtete Erklärvideo als „befriedigend“ kategorisiert werden, insbesondere aufgrund der guten zugrunde liegen- den Struktur und Verständlichkeit. Nichtsdestotrotz verfügt das Video über Ver- besserungspotential, welches sich durch das Ergänzen einer selbst vertiefenden Aufgabe für die Schüler*innen oder einer besseren Relevanzdarstellung nutzen lässt. Aufgrund der fehlenden Validierung des Erklärvideos durch weitere Lehrkräfte, lassen sich noch unbekannte Probleme und Verbesserungsbedarfe nicht ausschließen. In Anschluss dessen ist eine Anpassung des Erklärvideos erforderlich.

Die Anwendung der Kriterien für gute Erklärvideos von Kulgemeyer ermöglicht das Erstellen und Bewerten von guten bzw. verständlichen Erklärvideos. Sie bieten eine Grundlage und Richtlinien, welche auch von unerfahrenen Lehrkräften für die Erstellung von Videos mit Lehrinhalten genutzt werden können. Dabei ist insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie essenziell die Schüler*innen auch im Online-Unterricht mit digitalen Medien zu unterstützen, welche unter anderem auch Erklär- und Lernvideos einschließen. Doch auch über die Pandemie hinaus wird die Digitalisierung der Schulen vorangetrieben. Auch der digitale Pakt der Bundesländer bzw. der Bundesregierung und zusätzliche Formate wie das Inverted-Classroom Prinzip spielen eine entscheidende Rolle, welche die direkte Nutzung von Erklärvideos im Unterricht auch zukünftig weiter begünstigen werden.

Zukünftig soll das Erklärvideo auf einer Webplattform der Universität Bremen (digitale-medien.schule) veröffentlicht werden und somit für interessierte Lehrkräfte zugänglich sein. Zusätzlich wird das Erklärvideo in die englische Sprache über- führt, um es ebenfalls international zugänglich zu machen. Abschließend muss das Erklärvideo validiert werden, um mögliche Probleme aufzudecken und diese Schwachpunkte entsprechend zu beheben oder zu thematisieren.

 

Zum Zeitpunkt der Planung und Erstellung des Erklärvideos waren die Regeln bzw. Kriterien von Kulgemeyer noch nicht bekannt. Die Planung stellte sich als äußerst zeitintensiv heraus. Dies galt insbesondere für die Darstellungen des Formats an sich, aber auch für die Texte und Grafiken. Aus persönlicher Sicht eignen sich die Kriterien für die Erleichterung dieser Denkprozesse und können diese Gedanken auch leiten, was sich womöglich in einer geringeren Erstellungs- zeit widerspiegeln kann. Jedoch sind Erfahrungen mit diesem Medium und dem Entwicklungsprozess an sich ebenfalls entscheidende Faktoren. Dennoch sind die Kriterien als gutes Hilfsmittel für die Erstellung von Erklärvideos anzusehen und ermöglichen darüber hinaus eine Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen dieses Mediums. Für zukünftige Erklärvideos werden die Kriterien für gute Erklärvideos von Kulgemeyer auch persönlich eine entscheidende Rolle ein- nehmen.

 

Literatur:

 

Kulgemeyer, C. (im Druck): Physik erklären. In: Girwidz, R./Kircher, E./Fischer, 1.(Hrsg.): Physikdidaktik. Theorie und Praxis. Berlin: Springer.

 

Karsten D. Wolf (Hg.), Stephan Dorgerloh (Hg.), Lehren und Lernen mit Tutorials und Erklärvideos (2019), Beltz Verlagsgruppe, 69 469 Weinheim, ISBN: 97834076317702019

 

Feindbild Smartphone?

Feindbild Smartphone?

Photo by Tamarcus Brown on Unsplash

 

Das Thema vom 06. November war: „Feindbild Smartphone?“ Voreinstellungen und Mediennutzung im schulischen Kontext. Der Vortrag soll an dieser Stelle kurz zusammengefasst und anschließend durch meine Erfahrungen im Praxissemester reflektiert sowie entsprechend der Gesamtsituation bewertet werden.

Zunächst wurden die Erfahrungen der Student*innen hinsichtlich des Einsatzes von Medien und Technik im schulischen Umfeld gesammelt und der Begriff Medienkompetenz aufgegriffen und definiert. Laut Prof. Gerhard Lemke (Professor für Digitale Medien) sind es vor allem beim Umgang mit Medien, Prozesse die relevant sind. Kognitive Fähigkeiten müssen durch die Schüler*innen in vorhandenes Kontextwissen eingebunden werden, um sich eindringlich mit den Medien beschäftigen zu können.

Infolgedessen wurde eine JIM (Jugend, Information, Medien) – Studie präsentiert, in der das Medienverhalten von Jugendlichen erhoben wurde. Insgesamt wurden 1200 Jugendliche im Alter von 12-29 Jahren telefonisch befragt. Im Jahr 2018 waren fast alle Haushalte mit einem Smartphone und/oder einem Computer/Laptop ausgestattet. Auch einen Internetzugang und einen Fernseher war für die meisten Befragt*innen verfügbar. 97 Prozent der Jugendlichen besaßen ein Smartphone und nutzten dies hauptsächlich für die Nutzung des Internets, Online Videos und zum Musik hören. Einen Computer/Laptop nutzten wiederum nur etwa zwei Drittel von ihnen. Aufgrund der Ergebnisse der Studie ist es also ein berechtigter Ansatz sich mit der Mediennutzung im schulischen Umfeld auseinanderzusetzen, da alle Jugendliche zumindest mit einem Smartphone auch eine Anbindung zum Internet und der „Digitalen Welt“ besitzen. Im Anschluss wurden über Seafile Apps und Dienste gesammelt, die die Studierenden schon kennen und ihrer Meinung nach geeignet für den Einsatz in der Schule sind. Diese wurden wiederum hinsichtlich des Faches kategorisiert und die Vor- und Nachteile bewertet sowie das mögliche  Einsatzgebiet  angegeben.  Einige  dieser  Dienste  habe  ich  auch  in  meinem Praxissemester  wiederfinden  und  den  Einsatz  im  Unterricht  beobachten  können.  Die Lernplattform der Bremer Schulen „itsLearning“ bietet zum Beispiel für alle Schüler*innen den kostenfreien Zugang zu allen Sofatutor-Erklärvideos.

Im Allgemeinen sind insbesondere Dienste interessant, die Kollaboratives Arbeiten ermöglichen oder fachspezifisch einen Lernvorteil mit sich bringen, wie Wörterbuch-Apps im Fach Englisch zum Beispiel.

Im Anschluss wurde das Konzept „MIAU-Digitales Lernen ermöglichen“ vorgestellt. MIAU steht für:

 

 

Medientechnischer Rahmen:

Eine medientechnische Grundausstattung muss hinsichtlich technischer Geräte und Verbindungen gegeben sein. Außerdem sollte man sich nicht auf die technischen Lösungen beschränken, sondern weiterhin analoge Möglichkeiten wahren.

 

Informatik:

Das Unterrichtsangebot muss entsprechend angepasst werden, sodass die Schüler*innen beispielsweise Informatikunterricht oder Medienbezogene Schul-AGs wählen und besuchen können. Um diese Angebote optimal nutzen zu können, müssen bei den Schüler*innen Grundfertigkeiten im Umgang mit Technik und eine generelle Akzeptanz dieser, vorhanden sein.

 

Austausch und Fortbildung:

Den Lehrkräften müssen Fortbildungen und Schulungen angeboten werden, sodass sie ihren Unterricht an die neuen technischen Möglichkeiten anpassen und dahingehend entwickeln können. Außerdem sollten an den Schulen Unterstützungsstrukturen geschaffen werden. Beispielsweise in Form eines designierten Medienberaters.

 

Ubiquitäre Fortführung:

Der Einsatz von Medien hängt von den Lehr- und Lernbedürfnissen der Lerngruppe ab. Wichtig ist deswegen, dass sowohl die Technik als auch die Fortbildungsmöglichkeiten stetig an den Bedarf angepasst und diesem entsprechend weiterentwickelt werden.

 

Festzustellen ist, dass diese Punkte alle mit erheblichen Kosten verbunden sind. Sowohl die Anschaffungs- als auch die Personalkosten würden die jeweiligen Budgets zusätzlich belasten. Häufig werden solche Projekte angestoßen und nicht final geplant und fortgeführt, sodass es in den Schulen zwar Technik gibt, diese aber kaum zum Einsatz kommt oder wenn sie benutzt werden soll dann  nicht funktioniert.  Diese Erlebnisse sorgen schnell für Frustration  bei Lehrenden und Lernenden und dafür, dass sie in Zukunft von einem weiteren medialen Einsatz in dieser Form absehen.

 

Am Ende der Präsentation wurden noch kurz im Plenum Möglichkeiten diskutiert, um den medienfeindlichen Einstellungen von Kolleg*innen oder Schulen zu begegnen und wie man dem  Missbrauch  von  Smartphones  entgegenwirken  kann.  Im  Allgemeinen  kann  dort

 

 

grundsätzlich eine umfangreiche Aufklärung und eine generelle Akzeptanz von verschiedenen Meinungsbildern weiterhelfen. Ferner können durch einen regen Austausch Befürchtungen abgelegt und Sicherheiten mitgegeben werden.

An dieser Stelle möchte ich die Punkte der Präsentation auf mein Praxissemester, das ich an einem Bremer Gymnasium absolviert habe, abbilden und die angesprochenen Themen, insbesondere das „MIAU“-Programm, hinsichtlich meiner dort gesammelten Erfahrungen vertiefend reflektieren.

Grundsätzlich ist nur den Schüler*innen der SEK II die Benutzung des Smartphones auf dem Schulgeländer erlaubt, jedoch waren auch die jüngeren Schüler*innen im Besitz eines solchen und  haben  es  gelegentlich,  vermeintlich  unbemerkt,  benutzt.  Im  Unterricht  wurde  das Smartphone allerdings ohne vorherige Nachfrage oder direkte Aufforderung nicht verwendet. Der Unterricht wird an der Schule in Fachunterrichtsstunden und Dalton-Zeit aufgeteilt. Eine 90-minütige Unterrichtsstunde besteht dann aus 60 Minuten Fachunterricht und 30 Minuten Dalton-Zeit.  Während  der  Dalton  Zeit  können  die  Schüler*innen  eigenständig  an  ihren Lernplänen arbeiten. Im Folgenden möchte ich den Einsatz von Medien kategorisiert darstellen und anschließend das Gesamte reflektieren:

 

Einsatz von Medien im Fachunterricht:

In den Unterrichtsstunden wurde fast ausnahmslos der Tageslichtprojektor zum Einsatz von Medien miteingebracht. Die Lehrkräfte haben Folien vorbereitet, konnten diese vor Ort in der Schule drucken und die Informationen für die Schüler*innen an die Wand werfen. Obwohl in vielen Klassenräumen ein Beamer vorhanden ist, sehen die Lehrkräfte meist von der Benutzung ab, da sie dahingehend häufig schon mit technischen Problemen zu kämpfen hatten. Auch ich habe dieses Medium häufig für meine Unterrichtseinstiege genutzt, da ich es für den schnelleren und einfacheren Weg gehalten habe. Meist wurden die Folien nur kurz gezeigt oder dienten dem Vergleich von Aufgaben. Der Aufwand, dafür extra den Beamer an einen Laptop anzuschließen und  häufig an- und auszuschalten, wäre meiner Meinung nach für meine Absichten zu groß gewesen. Ferner konnte so parallel auch die Tafel genutzt werden, die bei der Benutzung des Beamers ganz nach unten geschoben werden musste und nicht mehr benutzbar gewesen wäre. Gegebenenfalls wäre deswegen die Platzierung des Beamers in einer anderen Position sinnvoller gewesen. In den Gesprächen mit den Lehrkräften fiel auf, dass sie sich weitestgehend mit den technischen Möglichkeiten allein gelassen fühlen und ferner haben sie das Gefühl, dass wenn sie sich miteinbringen wollen, dies nicht möglich ist.

 

 

In der Schule gibt es zwei Räumlichkeiten, die mit interaktiven Whiteboards ausgestattet sind. Auch diese werden sehr selten genutzt und bei meinem ersten Besuch konnte ich direkt Zeuge davon werden, wie die Technik versagt hat und die Schüler*innen anschließend im Chemie- Raum ihren Matheunterricht durchführen mussten. Mir wurde berichtet, dass dies schon häufiger der Fall war und deswegen die Benutzung des Raums vermieden wird.

 

Einsatz von Medien in der Dalton-Zeit:

In der Dalton-Zeit haben die Schüler*innen häufig viel Zeit an ihrem Smartphone verbracht. Teil ihrer Lehrpläne war es zum Beispiel Videos auf der Erklärvideo-Plattform Sofatutor zu schauen oder Mathematik-Aufgaben über itsLearning, die Online-Plattform der Bremer Schulen, direkt zu bearbeiten. Außerdem diente das Smartphone, der Laptop oder das Tablet für Schüler*innen aller Klassenstufen häufig zur Recherche von verschiedenen Themen. Die Aufforderung zur Recherche war dann Bestandteil des Lehrplans.

 

Insgesamt denke ich, dass viele Schüler*innen während der Dalton-Zeit das Smartphone sinnvoll genutzt haben. Allerdings glaube ich auch, dass die freie Gestaltung der Nutzung dafür sorgt, dass viele Lernende das „Vertrauen“ missbrauchen. Wenn eine Schüler*in auf dem Smartphone ein Video mit Kopfhörern schaut, ist es nicht gesagt, dass es sich tatsächlich um ein Erklärvideo handelt und wiederum ein leichtes schnell die Apps zu wechseln. Das Verhalten der Lehrkräfte war dahingehend sehr unterschiedlich. Viele haben die Benutzung des Smartphones überprüft, wiederum andere hat es nicht gekümmert. Die Nutzungsmöglichkeit halte ich aber im Allgemeinen für sinnvoll, da die Schüler*innen insbesondere das Recherchieren so steig erlernen. Auch das interaktive Bearbeiten von Aufgaben sorgt für Abwechslung im Schulalltag und macht ihnen häufig mehr Spaß, als Aufgaben auf einem Zettel zu bearbeiten.

 

Umgang mit dem Home-Schooling in der Corona-bedingten Pause:

Während der Corona-bedingten Pause des Präsenzunterrichts, haben die Schüler*innen ihre Aufgaben via itsLearning zur Verfügung gestellt bekommen. Dabei fiel die Bereitstellung der Aufgaben durch die Lehrkräfte sehr unterschiedlich aus. Manche luden eine PDF-Datei hoch, die die im Buch zu bearbeitenden Aufgaben auflistete, wiederum andere nutzten die Möglichkeiten der Plattform und erstellten interaktive Aufgaben oder kleinere Tests, die die Schüler*innen direkt auf der Seite bearbeiten konnten. Im Gespräch mit den Lehrkräften stellte sich heraus, dass viele sehr unerfahren mit der Lernplattform sind und sich der Möglichkeiten,

 

 

die es dort gibt, um beispielsweise Aufgaben zu erstellen und Schüler*innen zu unterrichten, gar nicht bewusst sind.

 

Im Nachhinein, als der Präsenzunterricht wieder möglich war, hat sich durch die Gespräche mit den Schüler*innen herausgestellt, dass sie häufig mit dem Home-Schooling überfordert waren. Probleme, die immer wieder Erwähnung fanden, waren:

  • Sie hatten keine Möglichkeit zuhause die Materialien oder die Aufgaben zu
  • Sie hatten keinen Computer/Laptop
  • Sie waren es nicht gewohnt mit dem Computer/Laptop oder dem Smartphone zu arbeiten und deswegen häufig überfordert.
  • Es fiel  ihnen  schwer  ihren  Tagesablauf  dahingehend  zu  strukturieren,  dass  sie vernünftig arbeiten können.
  • Aufgrund ihrer Wohnsituation konnten sie zuhause keine Ruhe zum Arbeiten

 

 

Auch Kurse, denen ich interaktive Materialien zur Verfügung gestellt habe, haben häufig ihre Ergebnisse aus zeitlichen Gründen und aus reiner Überforderung nicht abgeben können.

 

Insgesamt konnten einige Punkte, die das Programm „MIAU“ vorsieht, in dieser Schule wiedergefunden werden. Allerdings haben sich meiner Meinung nach auch viele Probleme in der Schule bemerkbar gemacht. Dadurch, dass der Medientechnische Rahmen zwar vorhanden, aber nicht standardisiert ist, wird er im Allgemeinen sehr wenig genutzt. Hinzukommend fehlt es den Lehrkräften an Unterstützung und an Möglichkeiten sich dahingehend fortzubilden. Die technischen Möglichkeiten werden deswegen außer Acht gelassen, da sie bei Misserfolg oder Verzögerung zu viel Zeit des 60-minütigen Fachunterrichts stehlen. Wenn ein Medientechnischer Rahmen in einer Schule gegeben ist, dann muss meines Erachtens dafür gesorgt werden, dass dieser durch alle Lehrkräfte problemlos genutzt werden kann. Ansonsten wird die weiterführende Technik nach ersten schlechten Erfahrungen, nicht mehr in Betracht gezogen. Hier würde vor allem ein Experte, der sich für die einwandfreie Benutzbarkeit der technischen Möglichkeiten zuständig fühlt, (wie von MIAU vorgesehen) meiner Meinung nach schon direkt weiterhelfen.

 

Rückblickend sollte den Schüler*innen im Unterricht oder in einer AG der Umgang mit der Lernplattform und den, dort vorhanden Materialien, immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden. So wird verhindert, dass einige von ihnen frustriert sind, weil sie die Aufgaben nicht

 

 

bearbeiten können. Gleiches gilt für die Lehrkräfte, die während der Corona-bedingten Pause zum Teil Schwierigkeiten darin hatten, ihre Kurse mit Materialien und Aufgaben zu versorgen. Abschließend bleibt festzuhalten, dass das „MIAU-Programm“ meiner Meinung nach zukunftsweisend ist und uns auch gerade die Schulzeit während Corona aufgezeigt hat, wie wichtig es ist, sich mit Digitalen Medien und  deren Einsatz im schulischen Umfeld zu beschäftigen. Der Erfolg eines solchen Programmes hängt jedoch vom Etat und von der Bereitschaft der Lehrkräfte, sich und seinen Unterricht weiterentwickeln zu wollen, ab. Aufgrund dessen sollten im Vorfeld entsprechende Strukturen geschaffen werden, sodass es beispielsweise einheitliche Ausstattungen und Experten vor Ort gibt. Ferner sollten dann, sobald diese Strukturen geschaffen wurden, sowohl Lernende als auch Lehrende in die Pflicht genommen werden, diese zu nutzen. Dabei sollte auch insbesondere darauf geachtet werden, dass im Kollegium keine negative Stimmung aufkommt und die Möglichkeiten kollektiv mitgetragen werden.

Mir persönlich ist während dieser Zeit aufgefallen, dass ich mich in meiner Lehrerausbildung fortlaufend mit den Lernplattformen und hilfreichen Online Diensten beschäftigen möchte. Meiner Meinung nach bieten diese sehr einfache und hilfreiche Möglichkeiten, den Unterricht abwechslungsreich für mich selbst und für die jeweilige Lerngruppe zu gestalten.

 

Dieses Werk ist unter der CC-0-Lizenz veröffentlicht.

Auseinandersetzung mit der Bedeutsamkeit von Datenschutz

Auseinandersetzung mit der Bedeutsamkeit von Datenschutz

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Einleitung und kurze Zusammenfassung Seminarvortrag

Im Rahmen des Seminars “Mediendidaktik & Medienbildung. Reflexion und Bewertung von Einsätzen digitaler Elemente in die Lehre” habe ich zum Thema Datenschutz- Grundverordnung (DSGVO) und ihrer Bedeutung in der Schule für uns angehende Lehrkräfte referiert. Dabei ging es um

  1. die DSGVO im allgemeinen, ihre Entstehung und um die wesentlichen Grundsätze
  2. die Bedeutung der DSGVO für uns als Privatpersonen, v.a. im Sinne der Rechte, die Privatpersonen haben (wie das Marktortprinzip, die Datenübertragbarkeit )
  3. die Bedeutung der DSGVO in der Schule im Kontext des bremischen Schuldatenschutzgesetzes (dies war der ausführlichste Teil des Referats und soll in diesem Reflektionsbericht aber keine Rolle spielen)
  4. und als Ausblick habe ich auf das große Thema “Daten als Währung” verwiesen für das im Seminar leider kein weiterer Platz

Ich habe mich für das Referat intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und würde sagen, dass ich für den Vortrag tief im Thema “‘drin” war. Jetzt, rund drei Monate später, beobachte ich überrascht an mir selbst wie wenig präsent mir das Thema noch ist – insbesondere in Hinblick auf die obigen Punkte zwei und vier:

Warum bleibt die Bedeutung des Schutzes von persönlichen Daten für einen selbst (sogar nach intensiver Auseinandersetzung damit) so schwer zu greifen?

 

Die Schwierigkeiten der Frage warum Datenschutz für eine Privatperson wichtig ist

Warum ist Datenschutz denn überhaupt wichtig?

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit zitiert eine Begründung des Bundesverfassungsgerichts1:

 

Wer nicht mit hinreichender Sicherheit überschauen kann, welche ihn betreffenden Informationen in bestimmten Bereichen seiner sozialen Umwelt bekannt sind, und wer das Wissen möglicher Kommunikationspartner nicht einigermaßen abzuschätzen vermag, kann in seiner Freiheit wesentlich gehemmt werden, aus eigener Selbstbestimmung zu planen oder zu entscheiden. Mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung wären eine Gesellschaftsordnung und eine diese ermöglichende Rechtsordnung nicht vereinbar, in der Bürger nicht mehr wissen können, wer was wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß. Wer unsicher ist, ob abweichende Verhaltensweisen jederzeit notiert und als Information dauerhaft gespeichert, verwendet oder weitergegeben werden, wird versuchen, nicht durch solche Verhaltensweisen aufzufallen.

 

Oder etwas knackiger formuliert der Bundesbeauftragte an anderer Stelle2:

 

Denn wer die Sammlung, Auswertung und Weitergabe von Daten zu seiner Person durch die verschiedensten Stellen in Staat und Wirtschaft nicht mehr nachverfolgen kann, verliert die Kontrolle darüber und damit auch einen Teil dieser Selbständigkeit und Mündigkeit

All dies erscheint erst einmal nachvollziehbar und einleuchtend. Warum wird Datenschutz dann nicht mehr von Privatpersonen “gelebt”?

Ich kann vor allem zwei Aspekte erkennen:

 

1.  Datenschutz im Alltag nervt.

Ein konkretes, persönliches Beispiel: meine Frau und ich haben gerade ein Problem mit unserer KFZ-Versicherung. Ich kann gut tagsüber mal telefonieren, meine Frau nicht. Meine Frau ist allerdings die Vertragsinhaberin. Die Versicherung sieht sich an der telefonischen Hotline aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht in der Lage mir Auskunft zum Bearbeitungsstand zu geben.

Ständig muss man neuerdings Datenschutzerklärung unterschreiben. Beim Arzt, beim Arbeitgeber, bei Behörden. Die Uni Bremen tut sich intern(!) mit der Kommunikation zwischen verschieden Stellen schwer – aus Datenschutzgründen.

Im Internet klickt man ununterbrochen Consent Banner weg.

Hier muss man auch die Perspektive all dieser Anbieter und Institutionen betrachten: die Datenschutzauflagen zu berücksichtigen und umzusetzen kostet Geld und Zeit. Oftmals wird dies wohl als lästige Pflicht wahrgenommen und dann mitunter auch nicht besonders kundenfreundlich umgesetzt – “ist ja schließlich verordnet”.

Ich denke um hier Abhilfe zu schaffen muss sich zum einen eine stärkere gesellschaftliche Gewöhnung an das noch recht neue Thema entwickeln und zum anderen muss die Vorbereitung durch die Gesetzgeber besser werden. Aktuell sind die entsprechenden Vorgänge zu sperrig und zu umständlich oder auch in der realen Praxis einfach völlig ungeeignet: z.B. die Tatsache, dass man heutzutage auf praktisch jeder Webseite erst einmal den Cookie Consent Canner wegklicken muss, ist sicherlich nicht zielführend. Die wenigsten werden die Canner lesen und das Wegklicken bewusst tun. Hier sehe ich großes Potenzial und Bedarf für Verbesserungen.

Und sobald Datenschutz im Alltag weniger sperrig zu nutzen ist, sollte hoffentlich automatisch auch die Akzeptanz und die Gewöhnung steigen.

 

2.  Es werden praktisch keine ernsthaften Probleme für Privatpersonen bekannt, die mit (mangelndem) Datenschutz zu tun haben

Ein Thema sind beispielsweise Betrugsfälle in Bezug auf Zugangsdaten zu online Konten oder Bankkonten. Dass so etwas problematisch und die entsprechenden Daten zu schützen sind, ist offensichtlich und möchte ich an dieser Stelle abgrenzen von dem generellen Schutz personenbezogener Daten um den es wesentlich in der DSGVO geht.

Mir persönlich ist kein einziger Fall bekannt, wo eine Privatperson bewusst signifikante Nachteile auf Grund herausgegebener persönlicher Daten erlitten hat. Auch eine kurze Internetrecherche dazu bleibt praktisch ergebnislos. Unbewusst kann dies natürlich anders aussehen. Hier käme man schnell auf Themen wie Wahlmanipulation, was aber ebenfalls für Einzelpersonen schwer zu greifen ist und den Rahmen dieses kurzen Berichts sprengt.

Vielleicht bräuchte es das Bekanntwerden von Problemen für Einzelpersonen um das Thema mehr in der Gesellschaft bewusst zu machen. Allerdings könnte man auch die Frage aufwerfen, wenn keine Probleme entstehen, vielleicht ist der Datenschutz dann auch doch nicht so wichtig?

Die meiner Meinung nach eigentlich zu beantwortende Fragen lauten: Wodurch entstehen mir Nachteile, dadurch dass z.B. Amazon, Apple, Facebook, Google und co meine Daten haben? Oder viel mehr, wie merke ich diese Nachteile? Und wie wird darüber informiert? Die einzige sehr bekannte Konsequenz ist individualisierte Werbung. Wie sehr und ob das überhaupt ein Problem ist, wäre zu diskutieren. Die Möglichkeiten sich zu informieren sind begrenzt. Z.B informiert die Bremer Verbraucherzentrale in ihrem Artikel “Im Visier von Unternehmen: Die Jagd nach Kundendaten”3:

Persönliche Daten haben einen echten Wert und sollten auf diesem Wege [im Rahmen von Gewinnspielen] nicht preisgegeben werden.

Die Frage nach dem genauen Warum bleibt allerdings im Wesentlichen unbeantwortet. Und weiter

Wägen Sie ab, ob die meist mageren Preisnachlässe beim Einsatz von Kundenkarten die Offenlegung Ihres Konsumverhaltens wert sind!

Hier fehlt jeglicher Hinweis darauf wie man so etwas abwägen soll.

Ein letztes Problem, dass ich aus persönlicher Erfahrung nennen möchte, ist die bereits resignierte Einstellung vieler Personen. Nach dem Motto “Die haben doch eh schon alles, jetzt ist es auch egal” wird das Thema oftmals abgetan. Solang es keine sichtbaren Folgen gibt, fällt es schwer gegen dieses “egal” zu argumentieren.

 

Fazit

Mir scheint es noch ein weiter Weg zu sein, bis die Bedeutsamkeit des Schutzes von persönlichen Daten in der Gesellschaft “richtig ankommt”. Ich vermute die Gesellschaft benötigt Zeit sich an das Thema zu gewöhnen – vielleicht auch über die Generationen. Im Gegensatz zu beispielsweise meiner Schulzeit ist Datenschutz (hoffentlich) zunehmend Thema in den Schulen. Dies schlägt auch den Bogen zu unserer Lehramtsausbildung. Es ist auch an uns angehenden Lehrkräften in dem Thema fit zu werden und es in die Schulen zu tragen.

Außerdem ist es an der Politik den Umgang mit Datenschutz komfortabler zu gestalten und das Bewusstsein für seine Bedeutsamkeit in der Bevölkerung zu schärfen.

Der Ausblick meines Seminarvortrages bleibt: ein besonders wichtiges Anschlussthema wäre die Beleuchtung von Daten als Währung. Außerdem fände ich es auch spannend, das Thema Datenschutz einmal global einzuordnen. Wie sind die kulturellen Unterschiede?

Welchen Stellenwert hat Datenschutz in anderen Gesellschaften? Wie geht die Politik dort damit um?

Man könnte vermutlich leicht ein ganzes Seminar sinnvoll füllen.

 

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h ttps://www.bfdi.bund.de/DE/Datenschutz/Ueberblick/Was_ist_Datenschutz/Artikel/InformationelleSel b stbestimmung.html, zuletzt aufgerufen: 19.02.2020

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h ttps://www.bfdi.bund.de/DE/Datenschutz/Ueberblick/Was_ist_Datenschutz/Artikel/DasBundesdatens c hutzgesetzSichertPers%C3%B6nlichkeitsrechte.html, zuletzt aufgerufen am 19.02.2020

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h ttps://www.verbraucherzentrale-bremen.de/wissen/digitale-welt/datenschutz/im-visier-v o n-unternehmen-die-jagd-nach-kundendaten-10688, zuletzt aufgerufen am 19.02.2020

 

Dieses Werk ist unter der CC-0-Lizenz veröffentlicht.

Die Sache mit der Online-Lehre…

Die Sache mit der Online-Lehre…

Während die Politik nicht müde wird, uns Studierende zu bedauern, weil wir unsere Zeit aktuell leider nicht so verbringen können, wie sich die breite Masse das Student:innenleben eben vorstellt, und die Medien von Corona-Müdigkeit und Lockdown-Langeweile berichten, habe ich ganz andere Sorgen. Langweilig war mir in den vergangenen Monaten mit Sicherheit nicht, ganz im Gegenteil: Das gesamte Semester über war ich dermaßen beschäftigt damit, irgendwelche Texte vor oder zwischen den Konferenzen, die auf verschiedensten Plattformen mal mehr, mal weniger erfolgreich stattfanden, zu lesen, „Hausaufgaben“ zu machen, abweichende Termine aus kryptischen E-Mails (gerne auch ohne Betreff, Anrede und/oder Grußformel), unterschiedlichen hochgeladenen Seminarplänen, Ankündigungen auf der Stud.IPVeranstaltungsseite und wieder anderen Ankündigungen unter dem Reiter „Meetings“ zu einem wöchentlich wechselnden Stundenplan zusammenzufügen und einfach (das war ein Witz) irgendwie mit dem Stoff mitzukommen, dass ich bis Mitte Januar gebraucht habe, mir einen Überblick über sämtliche Prüfungs- und Studienleistungen zu verschaffen. Dann kam der Schock-Moment: Für viele der Prüfungen war die Deadline wegen der ab März anstehenden Praxisphase vorgezogen. Dazu kam, dass das Semester coronabedingt später angefangen hatte und demnach auch später enden würde. Ich hatte also knapp eineinhalb Monate um zwölf verschiedene Hausarbeiten, Klausuren, Portfolios oder mündliche Prüfungen zu schreiben beziehungsweise abzulegen. Das bedeutete durchschnittlich zwei Leistungen pro Woche – zusätzlich zu all den Konferenzen und Co.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Auch ich bin nicht perfekt. Da ich allerdings bisher ohne größere Katastrophen durch mein Studium gekommen bin, möchte ich nicht so recht glauben, dass einzig und allein meine mangelnde Organisation an der Situation schuld wäre – zumal ich nicht den Eindruck habe, mit meinen Sorgen allein zu sein. Egal welche Kommiliton:innen oder Freund:innen ich frage: Keine:r sagte mir, das Semester liefe gut. Stattdessen wird sich über mangelnde Kommunikation, einen viel zu hohen Workload und undurchsichtige Angaben beschwert.

Aber was läuft denn eigentlich schief? Wir leben doch schließlich in einer digitalisierten Welt! Selbst mit meinen Eltern kommuniziere ich mittlerweile hauptsächlich über WhatsApp und Face-Time, wenn ich nachts aufwache und unbedingt wissen muss, ob Pinguine Knie haben, gebe ich die Frage bei Google ein, Häkeln und Seifesieden habe ich durch das Ansehen von Youtube-Tutorials gelernt und wenn ich mitten im Shutdown ganz dringend eine Heißklebepistole brauche, bestelle ich sie bei Amazon. Mein halbes Leben spielt sich online ab. Wieso scheint es da unmöglich, auch die Uni für ein paar Monate ins Netz zu verlegen?

Meine Theorie ist recht simpel: Weil nicht alle Beteiligten zu begreifen scheinen, dass auch online die gleichen Regeln gelten müssen, wie in der realen Welt. Das betrifft nicht nur die Lehre und vielleicht wird durch die folgenden, zugegebenermaßen etwas plakativen, Beispiele aus anderen Bereichen etwas einfacher ersichtlich, was ich meine. Seien es Trolle, die sich in sozialen Netzwerken… nun ja… nicht unbedingt den gesellschaftlichen Vorgaben betreffend respektvoller Kommunikation entsprechend verhalten, Menschen, die ihre Rechnungen vom Online-Händler ewig liegen lassen oder solche, die auf eine Frage per SMS einfach nicht antworten – ich wage zu bezweifeln, dass sich sonderlich viele von diesen Personen im wahren Leben trauen würden, auf einem öffentlichen Platz Leute niederzumachen, ohne zu bezahlen aus dem Supermarkt zu marschieren und der Kassiererin zuzurufen „Ich bezahle dann in einem halben Jahr“ oder inmitten eines Gespräches vis-à-vis ohne vorige Ankündigung aus dem Raum zu spazieren. So funktioniert gesellschaftliches Zusammenleben einfach nicht. Warum sollte das online anders sein?

Was bedeutet diese Theorie also für die „Home-Uni“? Betrachten wir dafür zunächst nur die Lehre an sich. Probleme in diesem Semester waren unter anderem, dass oft nicht klar war, was eigentlich das Lernziel der Sitzung oder auch des ganzen Kurses war, dass in manchen Seminaren nur die Hälfte der Termine überhaupt stattfanden, dass die einzelnen Sitzungen teils wenig strukturiert erschienen und dass sich, ob absichtlich oder nicht, nicht immer an grundlegende Kommunikationsregeln, wie zum Beispiel „nicht ins Wort fallen“ gehalten wurde – weder seitens der Studierenden noch der Dozent:innen. Dazu kam, dass es in einigen Kursen keine begleitenden Präsentationen gab, die Dozierenden zum Teil nicht einmal selbst die Kamera angestellt hatten, teilweise noch drei Tage vor der Prüfung die Modalitäten neu definiert wurden und dass der zusätzliche Workload, der durch einige Arbeitsformen in der Fernlehre entsteht (beispielsweise wenn Seminarsitzungen durch seitenweise Text, der in der Stunde sonst zusammengefasst vorgetragen worden wäre, zum selbst erarbeiten ersetzt werden) oft nicht einberechnet wurde. All diese Sachen, von mangelnder Struktur bis hin zum Fehlen von Respekt in der Kommunikation und von Anerkennung in Form von Credits für geleistete Arbeit sind nicht deshalb schlimm, weil sie online stattfanden. Sie hätten auch in der Präsenzlehre zu Unmut geführt. Ich möchte nicht verschweigen, dass auch viele Studierende sich nicht angemessen verhalten haben. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn die Lehrenden keine Lust haben, den ganzen Tag gegen eine Wand aus kleinen schwarzen Rechtecken zu sprechen, hinter denen sich nicht selten Student:innen verbergen, die nur mit halbem Ohr zuhören, weil sie nebenbei Geschirr spülen oder Candy Crush spielen. Dies geschah allerdings, meinen Beobachtungen nach, viel weniger in „guten“ Veranstaltungen als in den Negativbeispielen. Die große Frage lautet also „Was ist gut?“. Um sie zu beantworten, möchte ich im Folgenden eine Liste mit Aspekten aufstellen, von denen „die Forschung und ich“ uns wünschen würden, dass sie von allen Lehrenden berücksichtigt würden:

  1. Lehre will geplant sein. Das bedeutet nicht nur, dass von vornherein deutlich kommuniziert werden sollte, wie sich die Rahmenmodalitäten gestalten (Taktung, Dauer, Prüfungsform, et cetera), sondern, dass auch die Lernziele und die Didaktik als Weg, über den die angestrebten Kompetenzen erreicht werden sollen, klar sein müssen (Ulrich, 2016, S. 37-49).
  2. Lehrende brauchen gewisse Präsentationskompetenzen. Dazu gehört neben Kenntnissen aus den Bereichen Rhetorik, inhaltlicher Strukturierung und Mediennutzung auch das große (und wichtige!) Feld der Kommunikation (ebd., S. 75-84).
  3. Ein dritter sehr wichtiger Aspekt ist der der zwischenmenschlichen Interaktion: Freundlichkeit und Respekt sowie Fairness und Erreichbarkeit sind nur einige der Schlagwörter, die das Lernklima und so auch das Lernen an sich maßgeblich beeinflussen können (ebd., S. 89-98). Auch die persönliche Beratung (zum Beispiel im Rahmen von Sprechstunden) von Studierenden fällt in diese Kategorie und stellt eine Kernaufgabe der Lehre dar (ebd., S. 149-152).
  4. Gewisse Kenntnisse aus den Bereichen der Lerntheorie (Wie fördere ich Lernen? Wie didaktisiere ich Material? Wie motiviere ich Studierende? Wie kann ich auf die Bedürfnisse einer konkreten Lerngruppe besser eingehen?) wären ebenfalls für jede:n Lehrende:n, egal ob in der Schule, dem Studium oder der Erwachsenenbildung, wünschenswert, da sie nachhaltiges Lernen stark erleichtern können (ebd., S. 103-136).
  5. Last but not least: Weil kein Mensch perfekt ist und sich die Anforderungen an Lehre im Laufe der Zeit ständig ändern, sind auch Evaluation, Reflexion und letztlich Innovation nicht aus dem Kontext des Lehrens und Lernens wegzudenken (ebd., S. 157-194).

Reicht es denn dann, wenn ich einfach diese fünf grundsätzlichen Gebote der Hochschullehre einhalte, egal ob ich mich online oder offline bewege? Ich fürchte nicht. Beiden „Welten“ liegen verschiedene Umstände zu Grunde, an die sich zusätzlich angepasst werden muss. Bezüglich des Beispiels „Einkaufen“ müssen Käufer und Käuferinnen akzeptieren, dass es im Netz zwar häufig ein größeres Angebot gibt, es aber sehr viel schwieriger ist, fachkundige Beratung zu erhalten. Stattdessen müssen gegebenenfalls Testberichte und Rezensionen gelesen und Informationen eigenständig recherchiert werden. Ebenso bietet auch die Online-Lehre Vor- und Nachteile, die gegebenenfalls berücksichtigt beziehungsweise ausgeglichen werden wollen. So zum Beispiel erfordert E-Learning von den Studierenden große Anstrengungen im Bereich der Selbstregulation und auch eine erhöhte „Gefahr einer kognitiven Überlastung der Lernenden aufgrund komplexer Instruktionsdesigns“ besteht (ebd., S. 140). Vor diesem Hintergrund erscheint es umso wichtiger, dass Online-Lehre nicht so umfangreich, sondern so didaktisch passend wie möglich konzipiert wird. Zudem sollte auf technische Aspekte, Lernpersönlichkeiten, Nachvollziehbarkeit und Ähnliches geachtet werden (ebd., S. 141-143).

Eine besondere Rolle kommt außerdem der Kommunikation zu. Dass sie die Basis einer jeden erfolgreichen Zusammenarbeit, ob online oder offline, ist, lässt sich unter anderem daran erkennen, dass sie für vier der fünf aufgeführten Hauptaspekte (lediglich Punkt vier könnte sich, wenn auch nur eingeschränkt, ohne umsetzen lassen) überaus bedeutsam ist. Doch nicht nur das: Gerade in einer so ungewöhnlichen Situation wie jetzt, wo wir alle einer gewissen Pandemie wegen soziale Isolation betreiben, sollten wir, meines Erachtens nach, darauf achten, zumindest noch unsere Kommunikation aufrecht zu erhalten. Wie sonst sollten wir noch Brücken schlagen? Wie, wenn nicht durch offene Kommunikation, sollten Lehrende erfahren, wie es gerade den Lernenden geht und anders herum? Und außerdem: Was ist ein Mensch ohne andere Menschen? Ich denke, dass wir gerade jetzt, während wir uns körperlich voneinander entfernen, zumindest im Gespräch mehr denn je aufeinander zugehen sollten – um unserer eigenen Menschlichkeit willen!

Ein Gedanke, der mir während des Schreibens kam, ist, dass interessanterweise viele der aufgelisteten Punkte in meinen Augen nicht nur für die Hochschullehre, sondern auch für das „ganz normale Leben“ von Bedeutung sind: Strukturen vorgeben und sich daran halten, auf die (Körper-)Sprache achten, Höflichkeit zeigen, empathisch handeln, die eigene Sichtweise darstellen und die persönlichen Denk- und Handlungsmuster hinterfragen – all das sind Sachen, die auch zum Alltag irgendwie dazugehören. Sich mit ihnen zu beschäftigen, könnte aus uns also nicht nur bessere Lehrende und Lernende machen, sondern auch bessere Menschen.

Genug des Philosophierens. Zum Schluss möchte ich nur noch einen kleinen Hinweis aussprechen: Während der Recherche für diesen Artikel, bin ich auf ein Buch gestoßen, welches mir schlicht und ergreifend aus der Seele sprach. Die Rede ist von Immanuel Ulrichs „Gute Lehre in der Hochschule. Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen.“, erschienen 2016 im Springer-Verlag. Es war keine Faulheit, derer wegen ich in diesem gesamten Text keine andere Quelle zitiert habe. In diesem Buch stand einfach kurz und simpel erklärt alles drin, was ich im letzten Semester vermisst habe, daher habe ich keine Notwendigkeit gesehen, mich noch anderweitig umzuschauen. Vor diesem Hintergrund möchte ich dessen Lektüre allen Lehrenden und solchen, die es werden wollen, wärmstens ans Herz legen. Studentische Dankbarkeit wäre Ihnen gewiss! 😉

 

Bibliographie

Ulrich, Immanuel (2016): Gute Lehre in der Hochschule. Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen. Wiesbaden: Springer Fachmedien.