Photo by Matthew Henry on Unsplash

 

Einleitung und kurze Zusammenfassung Seminarvortrag

Im Rahmen des Seminars “Mediendidaktik & Medienbildung. Reflexion und Bewertung von Einsätzen digitaler Elemente in die Lehre” habe ich zum Thema Datenschutz- Grundverordnung (DSGVO) und ihrer Bedeutung in der Schule für uns angehende Lehrkräfte referiert. Dabei ging es um

  1. die DSGVO im allgemeinen, ihre Entstehung und um die wesentlichen Grundsätze
  2. die Bedeutung der DSGVO für uns als Privatpersonen, v.a. im Sinne der Rechte, die Privatpersonen haben (wie das Marktortprinzip, die Datenübertragbarkeit )
  3. die Bedeutung der DSGVO in der Schule im Kontext des bremischen Schuldatenschutzgesetzes (dies war der ausführlichste Teil des Referats und soll in diesem Reflektionsbericht aber keine Rolle spielen)
  4. und als Ausblick habe ich auf das große Thema “Daten als Währung” verwiesen für das im Seminar leider kein weiterer Platz

Ich habe mich für das Referat intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und würde sagen, dass ich für den Vortrag tief im Thema “‘drin” war. Jetzt, rund drei Monate später, beobachte ich überrascht an mir selbst wie wenig präsent mir das Thema noch ist – insbesondere in Hinblick auf die obigen Punkte zwei und vier:

Warum bleibt die Bedeutung des Schutzes von persönlichen Daten für einen selbst (sogar nach intensiver Auseinandersetzung damit) so schwer zu greifen?

 

Die Schwierigkeiten der Frage warum Datenschutz für eine Privatperson wichtig ist

Warum ist Datenschutz denn überhaupt wichtig?

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit zitiert eine Begründung des Bundesverfassungsgerichts1:

 

Wer nicht mit hinreichender Sicherheit überschauen kann, welche ihn betreffenden Informationen in bestimmten Bereichen seiner sozialen Umwelt bekannt sind, und wer das Wissen möglicher Kommunikationspartner nicht einigermaßen abzuschätzen vermag, kann in seiner Freiheit wesentlich gehemmt werden, aus eigener Selbstbestimmung zu planen oder zu entscheiden. Mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung wären eine Gesellschaftsordnung und eine diese ermöglichende Rechtsordnung nicht vereinbar, in der Bürger nicht mehr wissen können, wer was wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß. Wer unsicher ist, ob abweichende Verhaltensweisen jederzeit notiert und als Information dauerhaft gespeichert, verwendet oder weitergegeben werden, wird versuchen, nicht durch solche Verhaltensweisen aufzufallen.

 

Oder etwas knackiger formuliert der Bundesbeauftragte an anderer Stelle2:

 

Denn wer die Sammlung, Auswertung und Weitergabe von Daten zu seiner Person durch die verschiedensten Stellen in Staat und Wirtschaft nicht mehr nachverfolgen kann, verliert die Kontrolle darüber und damit auch einen Teil dieser Selbständigkeit und Mündigkeit

All dies erscheint erst einmal nachvollziehbar und einleuchtend. Warum wird Datenschutz dann nicht mehr von Privatpersonen “gelebt”?

Ich kann vor allem zwei Aspekte erkennen:

 

1.  Datenschutz im Alltag nervt.

Ein konkretes, persönliches Beispiel: meine Frau und ich haben gerade ein Problem mit unserer KFZ-Versicherung. Ich kann gut tagsüber mal telefonieren, meine Frau nicht. Meine Frau ist allerdings die Vertragsinhaberin. Die Versicherung sieht sich an der telefonischen Hotline aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht in der Lage mir Auskunft zum Bearbeitungsstand zu geben.

Ständig muss man neuerdings Datenschutzerklärung unterschreiben. Beim Arzt, beim Arbeitgeber, bei Behörden. Die Uni Bremen tut sich intern(!) mit der Kommunikation zwischen verschieden Stellen schwer – aus Datenschutzgründen.

Im Internet klickt man ununterbrochen Consent Banner weg.

Hier muss man auch die Perspektive all dieser Anbieter und Institutionen betrachten: die Datenschutzauflagen zu berücksichtigen und umzusetzen kostet Geld und Zeit. Oftmals wird dies wohl als lästige Pflicht wahrgenommen und dann mitunter auch nicht besonders kundenfreundlich umgesetzt – “ist ja schließlich verordnet”.

Ich denke um hier Abhilfe zu schaffen muss sich zum einen eine stärkere gesellschaftliche Gewöhnung an das noch recht neue Thema entwickeln und zum anderen muss die Vorbereitung durch die Gesetzgeber besser werden. Aktuell sind die entsprechenden Vorgänge zu sperrig und zu umständlich oder auch in der realen Praxis einfach völlig ungeeignet: z.B. die Tatsache, dass man heutzutage auf praktisch jeder Webseite erst einmal den Cookie Consent Canner wegklicken muss, ist sicherlich nicht zielführend. Die wenigsten werden die Canner lesen und das Wegklicken bewusst tun. Hier sehe ich großes Potenzial und Bedarf für Verbesserungen.

Und sobald Datenschutz im Alltag weniger sperrig zu nutzen ist, sollte hoffentlich automatisch auch die Akzeptanz und die Gewöhnung steigen.

 

2.  Es werden praktisch keine ernsthaften Probleme für Privatpersonen bekannt, die mit (mangelndem) Datenschutz zu tun haben

Ein Thema sind beispielsweise Betrugsfälle in Bezug auf Zugangsdaten zu online Konten oder Bankkonten. Dass so etwas problematisch und die entsprechenden Daten zu schützen sind, ist offensichtlich und möchte ich an dieser Stelle abgrenzen von dem generellen Schutz personenbezogener Daten um den es wesentlich in der DSGVO geht.

Mir persönlich ist kein einziger Fall bekannt, wo eine Privatperson bewusst signifikante Nachteile auf Grund herausgegebener persönlicher Daten erlitten hat. Auch eine kurze Internetrecherche dazu bleibt praktisch ergebnislos. Unbewusst kann dies natürlich anders aussehen. Hier käme man schnell auf Themen wie Wahlmanipulation, was aber ebenfalls für Einzelpersonen schwer zu greifen ist und den Rahmen dieses kurzen Berichts sprengt.

Vielleicht bräuchte es das Bekanntwerden von Problemen für Einzelpersonen um das Thema mehr in der Gesellschaft bewusst zu machen. Allerdings könnte man auch die Frage aufwerfen, wenn keine Probleme entstehen, vielleicht ist der Datenschutz dann auch doch nicht so wichtig?

Die meiner Meinung nach eigentlich zu beantwortende Fragen lauten: Wodurch entstehen mir Nachteile, dadurch dass z.B. Amazon, Apple, Facebook, Google und co meine Daten haben? Oder viel mehr, wie merke ich diese Nachteile? Und wie wird darüber informiert? Die einzige sehr bekannte Konsequenz ist individualisierte Werbung. Wie sehr und ob das überhaupt ein Problem ist, wäre zu diskutieren. Die Möglichkeiten sich zu informieren sind begrenzt. Z.B informiert die Bremer Verbraucherzentrale in ihrem Artikel “Im Visier von Unternehmen: Die Jagd nach Kundendaten”3:

Persönliche Daten haben einen echten Wert und sollten auf diesem Wege [im Rahmen von Gewinnspielen] nicht preisgegeben werden.

Die Frage nach dem genauen Warum bleibt allerdings im Wesentlichen unbeantwortet. Und weiter

Wägen Sie ab, ob die meist mageren Preisnachlässe beim Einsatz von Kundenkarten die Offenlegung Ihres Konsumverhaltens wert sind!

Hier fehlt jeglicher Hinweis darauf wie man so etwas abwägen soll.

Ein letztes Problem, dass ich aus persönlicher Erfahrung nennen möchte, ist die bereits resignierte Einstellung vieler Personen. Nach dem Motto “Die haben doch eh schon alles, jetzt ist es auch egal” wird das Thema oftmals abgetan. Solang es keine sichtbaren Folgen gibt, fällt es schwer gegen dieses “egal” zu argumentieren.

 

Fazit

Mir scheint es noch ein weiter Weg zu sein, bis die Bedeutsamkeit des Schutzes von persönlichen Daten in der Gesellschaft “richtig ankommt”. Ich vermute die Gesellschaft benötigt Zeit sich an das Thema zu gewöhnen – vielleicht auch über die Generationen. Im Gegensatz zu beispielsweise meiner Schulzeit ist Datenschutz (hoffentlich) zunehmend Thema in den Schulen. Dies schlägt auch den Bogen zu unserer Lehramtsausbildung. Es ist auch an uns angehenden Lehrkräften in dem Thema fit zu werden und es in die Schulen zu tragen.

Außerdem ist es an der Politik den Umgang mit Datenschutz komfortabler zu gestalten und das Bewusstsein für seine Bedeutsamkeit in der Bevölkerung zu schärfen.

Der Ausblick meines Seminarvortrages bleibt: ein besonders wichtiges Anschlussthema wäre die Beleuchtung von Daten als Währung. Außerdem fände ich es auch spannend, das Thema Datenschutz einmal global einzuordnen. Wie sind die kulturellen Unterschiede?

Welchen Stellenwert hat Datenschutz in anderen Gesellschaften? Wie geht die Politik dort damit um?

Man könnte vermutlich leicht ein ganzes Seminar sinnvoll füllen.

 

1

h ttps://www.bfdi.bund.de/DE/Datenschutz/Ueberblick/Was_ist_Datenschutz/Artikel/InformationelleSel b stbestimmung.html, zuletzt aufgerufen: 19.02.2020

2

h ttps://www.bfdi.bund.de/DE/Datenschutz/Ueberblick/Was_ist_Datenschutz/Artikel/DasBundesdatens c hutzgesetzSichertPers%C3%B6nlichkeitsrechte.html, zuletzt aufgerufen am 19.02.2020

3

h ttps://www.verbraucherzentrale-bremen.de/wissen/digitale-welt/datenschutz/im-visier-v o n-unternehmen-die-jagd-nach-kundendaten-10688, zuletzt aufgerufen am 19.02.2020

 

Dieses Werk ist unter der CC-0-Lizenz veröffentlicht.