Der Einsatz (digitaler) Medien im Schulunterricht

Der Einsatz (digitaler) Medien im Schulunterricht

Der folgende Reflexionsbericht bezieht sich auf das vierte Arbeitspaket aus dem Seminar „Mediendidaktik & Medienbildung. Reflexion und Evaluation digitaler Elemente in der Lehre und Gesellschaft“ von Till Rümenapp. Zu Beginn des Arbeitspakets sollten die Studierenden eine eigene Unterrichtsstunde skizzieren und sich auf den Einsatz von Medien im Ablaufplan fokussieren. Anschließend wurde ihnen ein YouTube-Video und ein Text zum Thema Inverted Classroom Model (ICM) zur Verfügung gestellt. Sie sollten sich mit dem Modell auseinander setzten und daraufhin negative Aspekte des Modells raussuchen.

 

Dieses Arbeitspaket hat mich am meisten interessiert, da ich zuvor noch nie etwas über das ICM gehört habe. Nachdem ich mich mit dem Modell auseinandergesetzt habe, ist mit aufgefallen, wie hilfreich es für Personen mit meinem Lerntyp ist. Der Fokus des ICM ist es, die Selbstdisziplin der Schüler*innen zu fördern (Zickwolf und Kauffeld 2019). Diese Kompetenz ist nicht nur während der Schullaufbahn ganz wichtig, sondern hilft auch später im Berufsleben. Das Ziel der Selbstlernphase im ICM ist es, sich eigenständig Wissen anzueignen. Den Schüler*innen werden von ihren Lehrkräften Lernmaterialien zur Verfügung gestellt, die sie Zuhause bearbeiten. Diese Materialien bestehen aus Lernvideos, die seitens der Lehrkraft aufgenommen wurden, Podcasts, Lesetexten und  Tests zur Wissensabfrage (Zickwolf und Kauffeld 2019). Mit diesen Aufgaben können sie ihre Lernerfolge sehen. Diese Phase ist sehr interessant aufgebaut, da die Schüler*innen sich ihre Lernzeit selbst aussuchen. Das ist ganz wichtig, da nicht jede Umgebung die beste Lernatmosphäre bietet und jeder Mensch individuelle Zeiten hat, in der er produktiv arbeiten kann. Ich kann beispielsweise nur abends lernen, weil es ruhiger ist. Zudem kann man tagsüber wichtigen Terminen nachgehen, oder Haushaltsarbeiten erledigen. Die Lernvideos geben den Schüler*innen die Option den Sachinhalt im eigenen Lerntempo zu schauen. Sie können gestoppt und auch zurückgespult werden. Das führt dazu, dass die Notizen ausführlicher niedergeschrieben werden können. Zudem können sie sehr hilfreich zu Klausurvorbereitung sein, indem die Erklärungen erneut angeschaut werden. Außerdem können die Schüler*innen Videos überspringen, wenn die Themen ihnen bekannt sind und auch bei bedarf Lerninhalte vorarbeiten (Schäfer 2012).

Die Lehrkräfte können diese Videos sehr kreativ gestalten. Hier muss drauf geachtet werden, wie die Videos aufgebaut sind. Zu lange Videos können die Schüler*innen schon vor dem anklicken demotivieren und zu kurze Videos können nicht ausführlich genug sein. Des Weiteren muss drauf geachtet werden, dass bei der Erklärung von Sachinhalten sehr deutlich und nicht monoton gesprochen wird. Sie sollen den Lernenden helfen und keine weiteren Probleme schaffen. Zudem kann mit dem Medium sehr gut differenziert werden. Sie bietet den Lehrenden viele Optionen die Videos der Lerngruppe mit den unterschiedlichen Lerntypen anzupassen. Das kann ein sehr großer Aufwand für die Lehrkräfte sein, die ganzen unterschiedlichen Erklärvideos zu erstellen. Jedoch können diese danach mehrmals genutzt werden.

Zur Absicherung der gelernten Sachinhalte dienen Übungen oder Tests mit dem die Schüler*innen ihre Lernziele überprüfen können. In der Präsenzzeit, die im Unterricht stattfindet, werden Verständnisfragen geklärt und die Sachinhalte mit weiteren Übungen vertieft (Zickwolf und Kauffeld 2019). Die Unterrichtsstunde zum Klären von Fragen zu nutzen, finde ich sehr gut, da die Lernenden zusammen sind und über die Lerninhalte diskutieren können. Zudem können die Mitschüler*innen Fragen stellen, die einem persönlich nicht eingefallen sind. Die Lehrkraft kann diese Fragen ausführlich beantworten und auf Folgefragen eingehen. Zu meiner Schulzeit hatten wir nicht genug Zeit Fragen zu beantworten. Dies führte dazu, dass die letzte Stunde vor der Klausur als „Fragestunde“ genutzt werden musste, um Sachinhalte erneut zu erklären. Auch diese Zeit reichte nicht, da die Fragen zu vielfältig waren und diese nicht in 90 Minuten beantwortet werden konnten. Das ICM löst dieses Problem sehr gut, da den Schüler*innen eine ganze Unterrichtsstunde zum vertiefen eines einzelnen Themas zur Verfügung gestellt wird. Die Lerninhalte können auch vertieft werden, in dem sich die Schüler*innen gegenseitig helfen und die Probleme ihrer Mitschüler*innen lösen und ihre Fragen beantworten. Natürlich kann man mit diesem System nicht sicher gehen, dass die Lernenden sich die Mühe machen die Materialien vor der nächsten Unterrichtsstunde anzugucken oder zu bearbeiten. Jedoch kann man dies auch im normalen Unterricht nicht. Deswegen sollten kleine Belohnungen gefunden werden, die die Schüler*innen zum Weiterlernen motivieren, wenn sie ihre Lernziele erreichen.

Das ICM kann ich mir sehr gut im naturwissenschaftlichen Unterricht vorstellen. Fächer wie Biologie haben sehr viele Strukturen und Funktionen, die ausführlich erklärt werden müssen. Deswegen sind Unterrichtskonzepte in der die Präsenzzeit genutzt wird, um Fragen zu beantworten, sehr vorteilhaft. Zudem kann die Lehrkraft mehr Zeit für praktische Übungen einplanen, die wiederum die Schüler*innen motivieren. Außerdem sind digitale Medien wie Erklärvideos im Biologieunterricht unentbehrlich, da sie die Sachinhalte visualisieren und die Schüler*innen sich ein Bild von den einzelnen Strukturen im Verhältnis zueinander machen können. Natürlich müssen sie darauf hingewiesen werden, dass es Modelle sind und die Originale anders aussehen.

 

Ich bin vom Inverted Classroom Model sehr überzeugt, weil die gemeinsame Zeit genutzt wird, um die Sachinhalte einfacher zu vertiefen. Außerdem haben die Schüler*innen mit dem Model viel länger Zeit sich mit dem Material auseinanderzusetzen. Im normalen Unterricht hat man normalerweise nur bis zu 15 Minuten Zeit einen Fachtext durchzulesen und diesen zu verarbeiten. Daraufhin müssen die Schüler*innen sofort die Aufgaben bearbeiten. Das kann dazu führen, dass lernschwache Schüler*innen unter Druck stehen, weil sie den Unterricht nicht aufhalten wollen, wenn sie mehr Bearbeitungszeit benötigen, während ihre lernstärkeren Mitschüler*innen schon fertig sind. Außerdem bleibt am Ende der Stunde nicht genug Zeit die Aufgaben ausführlich zu besprechen und Verständnisfragen zu klären. Ich würde das ICM liebend gern in meinem eigenen Unterricht einbauen. Natürlich wäre das Erstellen der ganzen Videos ein sehr großer Aufwand, aber es würde sich lohnen, wenn es den Schüler*innen beim Lernen hilft. Zudem können differenzierte Materialien erstellt werden und diese können immer wieder verwendet werden. Auch die Lernenden können diese Materialien wiederholt nutzen.

Das Problem bei dem Modell ist, dass die Materialien zeit- und ortsunabhängig gestaltet werden müssen, sodass die Lernenden immer Zugriff drauf haben. Hier muss jedoch auch bedacht werden, dass nicht jeder Hauhalt die passenden Ressourcen hat, die Videos online abzuspielen. Vorteilhaft wäre es, die Materialien auf einen Schulserver für jede*n zum Download zur Verfügung zu stellen, oder den Schüler*innen andere Möglichkeiten geben diese auf einen USB-Stick oder auch auf die Smartphones zu ziehen. So können die Materialien zur jeder Zeit angeschaut und bearbeitet werden. Abschließend kann gesagt werden, dass das Unterrichtsmodell zu Pandemiezeiten sehr praktisch ist, weil alles online stattfindet und viele Schulen ihre Ressourcen der Situation anpassen.

 

Neben diesem Thema hat mich auch das Arbeitspaket zu den Bildlizenzen interessiert, weil Bilder notwendig in Arbeitsmaterialien sind. Sie machen diese nämlich viel anschaulicher und helfen beim Textverständnis. Dies ist mir in einer Gruppenarbeit in meinem Biologiedidaktikseminar aufgefallen. Unsere Aufgabe war es Forscher*innenhefte für die Schüler*innen zu erstellen. Die Bilder, die wir nutzten waren aus den Schulbüchern, aus denen wir die Informationen entnommen haben. Beim besprechen dieser Hefte hat uns unsere Dozentin darauf hingewiesen, dass die Bilder in Schulbüchern nicht lizenzfrei sind und wir diese nicht benutzten dürfen. Nachdem wir in diesem Seminar das Arbeitspaket zu den Lizenzen bearbeitet haben, konnten wird die Forscher*innenhefte mit passenden Bildern aktualisieren. Es ist wichtig diese Thematik in den Didaktiken aufzugreifen, da wir in unseren Fächern lernen Arbeitsmaterialien zu erstellen und Bilder sind in der Biologie sehr wichtig. Deswegen finde ich es gut, dass wir dieses Thema bearbeitet haben und uns Seiten mit lizenzfreien Bildern empfohlen wurden.

 

  1. Literatur

 

Schäfer, Anna Maria (2012): Das Inverted Classroom Model. In: Handke, Jürgen; Sperl, Alexander (Hrsg.): Das Inverted Classroom Model. Begleitband zur ersten deutschen ICM-Konferenz. Oldenbourg Verlag München.

Zickwolf, Katharina; Kauffeld, Simone (2019): Inverted Classroom In: Kauffeld, Simone; Othmer, Julius (Hrsg.): Handbuch Innovative Lehre. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH. S.46-50.

 

 

Dieses Werk ist durch die Autorin Dalmaz, Fatma unter Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz lizenziert. 

Reflexionsbericht: Das Inverted Classroom Model und Gamification

Reflexionsbericht: Das Inverted Classroom Model und Gamification

Photo by Liam Shaw on Unsplash

 

Im Rahmen des Seminars habe ich mich vertiefend mit dem Inverted Classroom Model

(ICM) auseinandergesetzt, sowie mit Gamification in diesem Zusammenhang. Im Fol-

genden Bericht werde ich die Ergebnisse meiner Recherche reflektieren und auf die mei-

ner Meinung nach größten Chancen sowie die Risiken eines gamifizierten ICMs einge-

hen.

Durch das ICM soll die Zeit im Klassenraum, die zuvor für die Vermittlung von Inhalten

benötigt wurde, für Vertiefungs- und Übungsphasen genutzt werden. Dies setzt voraus,

dass die Schüler_innen (SuS) sich zuvor mit den Inhalten auseinandergesetzt haben, was

bereits der erste kritische Punkt in diesem Modell ist. Zunächst muss nämlich sicherge-

stellt sein, dass alle SuS nach Unterrichtsende Zugang zu den Materialien haben und die

nötige Technik bedienen können, um die Inhalte abzurufen. Dies stelle ich mir unter Um-

ständen und je nach dem sozioökonomischen Umfeld der SuS schwierig vor und kann zu

Mehraufwand für die Lehrkraft führen. Nur weil der Zugang sichergestellt ist, bedeutet

dies aber nicht automatisch, dass die SuS sich auch mit den Inhalten befassen und sie

verstehen, wenn dies nicht unter der Aufsicht der Lehrkraft geschieht. Dieser Punkt gilt

zwar auch für traditionelle Hausaufgaben, aber dabei werden Inhalte vertieft, geübt und

diskutiert und nicht wie beim ICM von den SuS in Eigenregie erschlossen. Es erscheint

mir daher riskanter, den SuS derart viel Verantwortung für ihr Lernen zu übergeben.

Wenn die SuS die Inhalte nämlich nicht verstehen oder sich nicht mit ihnen auseinander-

gesetzt haben, kann die Vertiefungsphase im Unterricht nicht zielführend oder nur einge-

schränkt stattfinden. Daher gilt es meiner Meinung nach besonders bei der Einführung

des ICM, dass die Lehrkraft zunächst eine Sicherung des Wissensstandes der SuS macht,

bevor mit der Übung und Vertiefung der Inhalte fortgefahren wird.

Um die SuS dazu zu motivieren, sich mit den Inhalten zu befassen und Verantwortung

für ihr eigenes Lernen zu übernehmen, kann Gamification eingesetzt werden. Das bedeu-

tet, dass spieltypische Elemente in das ICM eingebaut werden, ohne dass daraus ein Lern-

spiel wird. Hierbei wird in strukturelle und inhaltliche Gamification unterschieden. Struk-

turell heißt, dass das System gamifiziert wird, also auf der Plattform, wo die Lerninhalte

bereitgestellt werden, Abzeichen erteilt werden, wenn die SuS alle Inhalte einer Lernein-

heit abgeschlossen haben oder dass ein Skillbaum ihnen den Lernweg aufzeigt, den sie

durch das Bearbeiten der Inhalte einschlagen. Solche Elemente können meiner Meinung

nach zu einer besseren Übersicht für die SuS dienen und manche SuS anspornen, besser

als ihre Klassenkamerad_innen sein zu wollen. Andererseits kann gerade letzteres im

Umkehrschluss auch dazu führen, dass SuS den Anschluss verlieren beziehungsweise re-

gelrecht demotiviert werden, wenn sie als letzter das Lernziel erreichen und das im

schlimmsten Fall auch noch von allen SuS eingesehen werden kann. Es muss also sicher-

gestellt sein, dass die Veröffentlichung von Ergebnissen nur unter Einverständnis der SuS

erfolgt und sie auf einen sensiblen Umgang miteinander geschult werden. Dies gilt aber

ebenso für den traditionellen Unterricht.

Um wirkliches Interesse an dem Material, das es zu bearbeiten gilt, hervorzurufen, ist

inhaltliche Gamification besser geeignet als strukturelle, denn hierbei werden die Inhalte

selbst gamifiziert. Das kann in Form einer Geschichte, in die der Lernstoff eingebettet

wird, geschehen oder dadurch, dass die SuS aus unterschiedlichen Medien wie Text, Au-

dio oder Video auswählen können. Hierdurch kann die im ICM gewünschte Verantwor-

tungsübernahme der SuS für ihr eigenes Lernen meiner Meinung nach gefördert werden,

aber es bedarf auch zusätzlicher Arbeit und Kompetenzen der Lehrkraft, um die Lernin-

halte inhaltlich zu gamifizieren. Ich möchte abschließend auf das Thema der Medienkom-

petenz und Materialbeschaffung eingehen, da es meiner Meinung nach das größte

Problem bezüglich eines gamifizierten ICMs darstellt.

Inhaltsvermittlung findet im traditionellen Unterricht in Form von Lehrervorträgen oder

durch Medien wie Texte, Videos oder Audiodateien statt. Im ICM sollen vor allem circa

zehnminütige Videos genutzt werden, was dazu führen kann, dass der Umgang mit ande-

ren Medienarten nicht ausreichend gelehrt wird und bestimmte Kompetenzen, wie das

Leseverstehen, nicht im selben Maße gefördert werden wie es in der traditionellen Unter-

richtsgestaltung der Fall ist, sofern die Lehrkraft unterschiedliche Medien verwendet. Da-

her sollten im ICM meiner Meinung nach entweder auch andere Medienarten eingesetzt

werden und die Videos immer um Untertitel ergänzt werden. Diese Forderung verstärkt

allerdings den Kritikpunkt der Materialbeschaffung und den Aufwand für die Erstellung

geeigneter Materialen. Mit steigender Klassenstufe erhöht sich die Komplexität der In-

halte und es wird zunehmend aufwändiger, die Inhalte so zu überarbeiten, dass sie in

Form von zehnminütigen Videos dargestellt werden können, die dann im besten Fall auch

noch für den inklusiven Unterricht differenzierbar sind. Hier muss es Unterstützung für

die Lehrkräfte geben in Form von Fortbildungen auf geeignete Software und Datenban-

ken, wo Inhalte geteilt und optimiert werden können, sowie in Form von einem Ausbau

an mediendidaktisch ausgebildetem Personal, das die Lehrkräfte bei der Auswahl, Opti-

mierung und Erstellung von Inhalten unterstützen. Hier sehe ich besonders in Bremen

fortschrittliche Angebote durch die landesweite Lernplattform für Schulen, itslearning.

Für sie gibt es beispielsweise eine Kooperation mit der Firma sofatutor, durch die Videos

für unterschiedliche Fächer und Jahrgangsstufen bereitgestellt werden. Inwiefern diese

Angebote weiter ausgebaut werden und es ausreichend Fortbildungen für die Lehrkräfte

gibt, kann ich allerdings noch nicht beurteilen. Damit werde ich mich im weiteren Verlauf

meines Studiums und meiner Forschung befassen.

Alles in allem kann durch ein gamifiziertes ICM meiner Meinung nach viel gewonnen

werden, besonders da SuS in ihrem Tempo und nach ihren Kompetenzen und Vorlieben

die Lerninhalte bearbeiten und sich aneignen können. Für die Lehrkraft erscheint es al-

lerdings zunächst sehr viel Arbeit zu sein, die Inhalte angemessen zu gestalten und be-

reitzustellen. Hier bedarf es Möglichkeiten des Austausches und der Kollaboration zwi-

schen mehreren Lehrkräften, denn das vorteilhafte an digitalen Materialien ist ja, dass sie

einfach zu reproduzieren sind, sofern die Technologie kompatibel ist. Sofern diese Hürde

überwunden wird, sehe ich einen großen Vorteil in der Verwendung des ICMs darin, dass

die SuS bei der Übung und Vertiefung der Lerninhalte von der Lehrkraft und ihren Mit-

schüler_innen unterstützt werden können.

 

 

 

 

Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International LizenzCC-BY-NC-SA: Annabell Schamann

 

Creative Commons Lizenzvertrag

Reflexionsbericht zum Referat über Inverted Classroom Modell/Gamification

Reflexionsbericht zum Referat über Inverted Classroom Modell/Gamification

Photo by Eric Tompkins on Unsplash

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Inverted Classroom Modell hat mich zu vielen neuen Einsichten bezüglich der Form, wie man unterrichten kann gebracht. Vor allem jetzt in der Zeit seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und der Schließung der Schulen zu Zeiten des Praxissemesters bringt mich mein Wissen zu und um diese Unterrichtsmodelle in meinem Denken weiter und hilft mir, mich auf alternative Methoden der Unterrichtsgestaltung besser einzulassen. Zuallererst möchte ich aber einige andere Gedanken diskutieren, welche ich anfangs bei der Bearbeitung dieses Themas hatte diskutieren und in weiteren Schritten auf die jetzige Situation zu sprechen kommen.
Als Studierende der Fächer Politik und Englisch, habe ich mich schon seit Anfang meines Studiums immer mit dem Gedanken befassen müssen, dass ich als angehende Politiklehrerin nicht nur das Fach Politik unterrichten werde, sondern mit unter auch Geographie und Geschichte. Da ich mich in diesen Fächern fachlich sehr unsicher fühle und auch nicht viel didaktisches Wissen habe, wie man diese Fächer vermitteln soll, bin ich schon von vorn herein immer sehr pessimistisch an diesen Unterricht herangegangen, in der Praxis, aber auch in den didaktischen Kursen an der Universität.
Als sich mir in diesem Seminar das Thema Inverted Classroom Modell (ICM) eröffnete, habe ich zum ersten Mal auch Ideen bekommen, wie dieses leider sehr kaputt gesparte Schulfach, tatsächlich auch zu einem Fach werden könnte, welches den SuS genügend Wissen vermittelt, ohne dass der Kurslehrer genügend ausgebildet ist. Ich habe sofort die Idee bekommen, dass GUP-Unterricht der perfekte Ort im Bremer Schulwesen ist, an welchen ICM angewendet werden kann. So kann die Wissensvermittlung zu den SuS nach Hause gebracht werden und in der Schule das Wissen auf kreative Art und Weise angewendet werden. Dadurch, dass die Wissensvermittlung aus dem Klassenzimmer ausgegliedert wird, steigen die Möglichkeiten im Fach GUP immens. So kann man sich z.B Lehrkraft-Teams bilden, welche aus ausgebildeten Politik-, Geographie-, und Geschichtslehrkräften bestehen und zusammen das Material für die Wissensvermittlung erstellen, damit jeder sein fachlich fundiertes Wissen einbringen kann und die SuS mehr fachlich fundiertes Wissen in dem Fach vermittelt bekommen. Von dem ICM in GUP könnten so meiner Meinung nach, nicht nur die Lehrkräfte profitieren, welche sich in diesem Schulfach oft alleingelassen und nicht genug ausgebildet fühlen, sondern auch die SuS, welche mehr Wissen vermittelt bekommen würden.
Die Hürden, welche ich bei meinen Überlegungen zu dem Thema sehe, sind z.B, dass sehr viel Zeit in die Herstellung solcher Onlinematerialien fließen müsste und diese immer weiter evaluiert werden müssten. Zudem sind alle Lehrgruppen unterschiedlich und somit wäre das Lehrmaterial wahrscheinlich nicht universell einsetzbar. Zudem kommt, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler technische Endgeräte zuhause haben, welche es ihnen ermöglichen an solch einem Unterrichtsvorhaben teilzunehmen. Hinzu kommt auch, dass die Lehrkräfte zuerst wahrscheinlich sehr gut mediendidaktisch ausgebildet werden müssten, damit die Lehrmaterialien auch sinnvoll zum Einsatz kommen könnten. Jedoch denke ich, dass dieser Einsatz in Zukunft nicht verkehrt wäre, da GUP ein wichtiges gesellschafts- und aber auch allgemeinbildendes Fach ist, in welchem den SuS zur Zeit systematisch viel zu viel Bildung verwehrt wird. Die Anwendung des ICM würde somit vielleicht die Möglichkeit geben auch die Bildungslücke zu schließen, welche durch das zusammenlegen der drei Schulfächer bewirkt wird.
Gamification wird zur jetzigen Zeit in der Covid-19 Pandemie zu einem wichtigen Werkzeug in der Trickkiste jeder Lehrkraft. Dadurch, dass durch die Schulschließung bedingt, der Unterricht hier in Bremen auf die Onlineplattform itslearning ausgelagert wurde, müssen sich die Lehrkräfte nun damit befassen, wie man das Unterrichtsmaterial so aufarbeiten kann, sodass es den Schülerinnen und Schülern Spaß macht und zugleich motivierend genug ist weiterzumachen, da Selbstlernen ein Konzept ist, welches viel Eigeninitiative benötigt, um zu funktionieren. Für mich als angehende Lehrkraft bedeutet dies, dass ich mich in meinem weiteren Verlauf des Praxissemesters nun darauf verstärkt konzentrieren werde, die Unterrichtseinheiten anhand der beiden Konzepte Gamification und ICM (ohne Präsenzanteil) und deren Kriterien orientieren werde, um den bestmöglichen Onlineunterricht zu erstellen.

Inverted Classroom – Reflexionsbericht zur Gestaltung einer Sitzung

Inverted Classroom – Reflexionsbericht zur Gestaltung einer Sitzung

Photo by Nadine Shaabana on Unsplash

Im Rahmen des Seminars „Mediendidaktik & Medienbildung. Reflexion und Bewertung von
Einsätzen digitaler Elemente in die Lehre“ im Wintersemester 19/20 hat meine Gruppe sich
näher mit dem „Inverted Classroom Model“ (ICM) beschäftigt. In dieser Gestaltung haben wir
versucht, mit Hilfe eines Informationsvideos die Teilnehmer*innen des Seminars auf das
Thema vorzubereiten, sowie die Essenz des ICM in den Ablauf unserer Gestaltung mit
einzubauen. In der Präsentation selbst haben wir zunächst den Ablauf einer Unterrichtsstunde
in der traditionellen Lehre mit dem Ablauf einer Unterrichtsstunde nach dem ICM verglichen,
um den Seminarteilnehmer*innen den Unterschied graphisch näherzubringen. Bevor mehr in
die Theorie des Modells eingegangen wurde, fanden wir es sinnvoll, dessen geschichtlichen
Hintergrund zu recherchieren und vorzustellen, damit die Intentionen der Begründer, sowie
das ursprüngliche Umfeld des Modells zu erläutern. Als Basis der Theorie wurde Benjamin
Blooms „Taxonomie der Lernziele“ herangezogen (vgl. Sams 2017, S. 15), welche laut den
Begründern Bergmann und Sams nicht Bottom- up, sondern Top- down durchlaufen werden
sollen (vgl. ibid., S. 16-17). Nachdem wir darauf eingegangen sind, stellten wir verschiedene
Probleme dar, die aufkommen könnten, Anreizsysteme um einigen davon entgegenzuwirken,
sowie Vor- und Nachteile der Einbindung des ICM in den eigenen Unterricht.
Bevor ich mich mit diesem Thema im Rahmen des Seminars beschäftigt habe, wusste ich nicht
viel darüber. Die Vorgehensweise war mir jedoch schon unterbewusst bekannt, da es in
meiner eigenen Schulzeit nicht unüblich war, dass man zur Vorbereitung auf den Unterricht
schon ein Video über das Thema bei Youtube schauen sollte. Dies war allerdings nicht in einer
größeren Einheit inmitten anderer, ähnlicher Videos eingebettet und von der Lehrkraft selbst
erstellt, sondern so wie in unsere Gestaltung von einer anderen Person erstellt und losgelöst
von dem Aufbau der Einheit vorgeschoben. Auch die Struktur mancher Seminare bzw.
Blockseminare ist ähnlich aufgebaut, wenn Student*innen das Material vor der Veranstaltung
lesen sollen, damit im Seminar die Inhalte besprochen, vertieft und aufgebaut werden
können.
Nachdem ich den schon vorhandenen Alltagsbezug erkannt habe, stieg mein Interesse für das
Thema. Denn bei der Wahl der Themen überließ ich meinen Gruppenmitgliedern die
Entscheidung, da ich alle Themen gleichwertig unbekannt und gleichzeitig interessant fand.
Besonders interessant fand ich jedoch, was für Möglichkeiten sich auftun, wenn die Lehrkraft
einen Großteil der Unterrichtszeit für produktiven und aktiven Unterricht MIT den SuS nutzen
kann, und nicht für Frontalunterricht nutzen muss. So bleibt im Idealfall Zeit für größere
Projekte oder Gruppenarbeiten, welche sonst den Rahmen einer Unterrichtseinheit
übersteigen würden. Dennoch dürfen auch die Risiken der Methode nicht unterschätzt
werden, da ein gewisses Maß an Selbstdisziplin von Lehrer- wie auch Schüler*innenseite
benötigt wird. Zum einen müssen die Materialien zeit- und ortsunabhängig zu jeder
Unterrichtsstunde vorbereitet und allen SuS zur Verfügung gestellt werden, aber auch die SuS
müssen die Motivation und die Disziplin aufbringen, die Materialien zuverlässig vor den
Stunden zu schauen oder zu bearbeiten. Dieses Aufbringen von Motivation von beiden Seiten
kann, je nach Lehrkraft und Lerngruppe, zu einem unproduktiven Unterricht führen.
Besonders verwundert war ich über die verschiedenen Anreizsysteme, welche SuS dazu
motivieren sollen, das bereitgestellte Material gewissenhaft und zuverlässig vor dem
Unterricht zu bearbeiten. Als wir uns über das Thema informiert haben, ist uns sofort die feine
Grenze zwischen Motivationsanreiz und belastender Kontrolle aufgefallen, die eine Lehrkraft
mit der Implementierung verschiedener Anreizsysteme balancieren muss. Besonders bei
traditionellen Kontrollsystemen wie KPIs (Key Performance Indicator) oder frei zugänglichen
Ranglisten der erbrachten Leistungen der SuS unterstützen die soziale
Bezugsnormorientierung und somit eine Form von, meiner Meinung nach, nicht unbedingt
motivierendem Leistungsdruck unter den SuS. Integrierte Übungsfragen ohne Konsequenzen
und Vergleiche mit den Ergebnissen Anderer, oder Belohnungssysteme für erreichte
Leistungen ohne Konsequenzen für nicht erreichte Leistungen empfinde ich als motivierender.
Damit ist nicht die Leistung im Unterricht selbst gemeint, sondern die
Leistung in kleinen Abfragungen in den Lernvideos selbst, um ein aufmerksames Zuschauen
zu fördern.
Zuletzt gingen wir auf ein paar Vor- und Nachteile des ICM ein. Da die Methode von der
Lehrkraft idealerweise erwartet, dass für jede Lerngruppe spezielles Lernmaterial in Form von
Lernvideos erstellt wird, ist dies ein enormer Zeitaufwand. Wohingegen es große Pools bei
traditionellem Material gibt, die der Lehrkraft die Unterrichtsplanung bzw. die
Materialbeschaffung oder -erstellung erleichtern, gibt es bei Erklärvideos eine hohe rechtliche
Barriere was das Copyright und die Nutzungsrechte angeht, dass dies den Pool der
verfügbaren Materialien erheblich einschränkt. Zudem wären diese Videos nicht von der
Lehrkraft selbst erstellt, sondern von Außenstehenden, die die Lerngruppe nicht kennen.
Anders als bei traditionellem Material, können Lernvideos nicht so leicht angepasst werden.
Wenn die Lehrkraft jedoch diesen Einsatz zeigt und alle Materialien eigens für die individuellen
Lerngruppen erstellt, kann aktives Lernen und Individualisierung von Lerntempo und Lernweg
gefördert werden. Lernerzentriertere Materialien könnten somit die Problematik des
homogenen Lehrkörpers (Lehrkraft), die einem heterogenen Lernkörper (die SuS) gerecht
werden soll, entgegenkommen.
Abschließend lässt sich sagen, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich das ICM in meinen eigenen
Unterricht integrieren werde. Auf der einen Seite scheint der Arbeitsaufwand relativ groß zu
sein, auf der anderen Seite scheinen die Individualisierungsmöglichkeiten endlos. Ich kann mir
sehr gut vorstellen, diese Methode bei längeren Projektarbeiten im Fach Geographie zum
Beispiel einzusetzen, wenn die Projektarbeit an sich sinnvoller wäre, im Klassenverband zu
erarbeiten und das nötige Theoriewissen vor den Unterricht ausgelagert werden kann.
Allgemein fand ich die Gruppenarbeit für dieses Thema sehr angenehm und problemlos, was
auch daran lag, dass uns so viele Freiheiten bei der Gestaltung gegeben wurden. Auch die
anderen Seminarthemen fand ich weitestgehend sehr interessant, da ich mich zuvor noch
nicht viel mit dem Thema „Medien in der Lehre“ beschäftigt hatte. Zukünftig möchte ich mich
auf jeden Fall tiefer mit dem Thema der Rechtsgrundlagen beschäftigen, aber auch
Gamification finde ich sehr interessant, da es einen Lebensweltbezug für die SuS darstellen
kann.

Bibliographie:
Sams, Aaron. Der „Flipped” Classroom. In: Das Inverted Classroom Model. Begleitband zur
ersten deutschen ICM-Konferenz. Handke, Jürgen und Alexander Sperl (Hrsg.). München:
Oldenbourg, 2012. S. 13-23.