Gallery Walk
Foto von Marwan Ahmed auf Unsplash
Beschreibung der Methode
Wie der Name schon vermuten lässt, geht es beim Gallery Walk darum, im handlungs- und produktionsorientierten Unterricht erarbeitete Werke, zum Beispiel Kunstwerke oder literarische Texte, gallerieähnlich auszustellen. Der Gallery Walk ist damit eine Methode, die es ermöglicht, von Schüler*innen selbst erstellte Werke wie Gedichte und Bilder sowie die damit verbundene, oftmals umfangreiche Arbeit zu würdigen und allen Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, Rückmeldungen zu ihren Werken zu erhalten, ohne diese selbst vortragen oder vorstellen zu müssen.
Ablauf der Methode
Die Schüler*innen haben die zu präsentierenden Werke bereits in einer vorherigen Unterrichtseinheit, als Hausaufgabe oder direkt zuvor im Unterricht erstellt und sollten vorher darüber informiert sein, dass die Werke im nächsten Schritt vor der Klasse präsentiert werden.
Zunächst muss der Klassenraum so hergerichtet werden, dass diese Werke zum Beispiel an den Wänden platziert werden können. Außerdem müssen überall im Raum genügend Haftnotizzettel vorliegen.
Die Schüler*innen sollen nun durch den Raum gehen und sich die Werke der Mitschüler*innen ansehen. Dabei sollen sie Rückmeldungen zu den Werken geben, indem sie beispielsweise besonders gelungene Aspekte, Verbesserungsvorschläge oder allgemeine Auffälligkeiten auf den Haftnotizzetteln notieren und an oder neben das entsprechende Papier kleben. Es ist darauf zu achten, dass hierfür entsprechend der Klassengröße genügend Zeit und Material eingeplant werden muss.
Im Anschluss erhalten alle Schüler*innen ihr eigenes Werk mit den Anmerkungen der anderen zurück. Diese können in einer folgenden Unterrichtseinheit zum Beispiel in einer Überarbeitungsphase genutzt werden.
Benötigte Medien und Materialien
Für den Gallery Walk benötigt man vor allem die von den Schülern bereits erstellten Werke.
Zudem benötigt man Klebeband, um die Werke, zum Beispiel auf Papier geschriebene Texte oder gemalte Bilder, aufzuhängen. Bei der Auswahl des Klebebandes sollte darauf geachtet werden, dass es auf der gewünschten Oberfläche gut hält, sich aber auch gut wieder entfernen lässt.
In jedem Fall benötigt man aber für das Feedback, was sich die Schüler*innen bei der Betrachtung der Werke gegenseitig geben sollen, Haftnotizzettel, die auf die Zettel mit den Gedichten oder neben die gemalten Bilder geklebt werden können.
Die fertigen Werke können entweder an der Wand, an der Tafel, Türen und Fenstern oder auch Stellwänden befestigt werden. Der Klassenraum sollte entsprechend so umgestaltet werden, dass alle Werke Platz finden und sich die Schüler*innen frei im Raum bewegen können, um Zugang zu allen Werken zu erhalten. Außerdem sollten die Werke an gut lesbaren Orten angebracht werden.
Variation der Methode
Bei der Vorstellung eigener Werke von Schüler*innen ist immer zu bedenken, dass dies für die Schüler*innen mit Scham und Angst behaftet sein kann. Daher ist es möglicherweise ratsam, die Werke anonym auszustellen, was jedoch etwa bei Bildern eher schwierig möglich ist. Texte aber lassen sich ausgedruckt und im gleichen Layout ausstellen. Auf diese Weise kann man sicherstellen, dass sich die Schüler*innen nicht bloßgestellt fühlen und die positiven oder negativen Rückmeldungen nicht von sozialen Beziehungen der Schüler*innen untereinander beeinflusst werden.
Im Gegensatz dazu bietet der Gallery Walk aber auch Raum zur Präsentation der Werke von den Erschaffer*innen selbst. Indem man mit der ganzen Lerngruppe nacheinander alle Werke ansieht, kann man allen Schüler*innen Raum geben, sich zu den eigenen Werken zu äußern, auf Nachfragen direkt einzugehen und so zum besseren Verständnis des eigenen Werkes beizutragen. Hierbei muss berücksichtig werden, dass diese Variante mehr Zeit beansprucht und andere Lernziele fokussiert als die anonymisierte Variante.
Je nach Fach und Aufgabenstellung variiert die Art der Präsentation. Arbeitet man wie oben beschrieben mit Werken, die sich auf Papier darstellen lassen, so ist es ausreichend, diese mit Klebeband aufzuhängen. Wenn jedoch auf Leinwänden gemalt oder Skulpturen erstellt werden sollen, muss man die Art der Ausstellung verändern. Sollen beispielsweise Musik oder Filmsequenzen erstellt werden, so könnte man diese in einen Gallery Walk mithilfe technischer Hilfsmittel wie QR-Codes einbauen. Allerdings ist zu hinterfragen, ob andere Methoden für die Präsentation derartiger Medien nicht angemessener wären.
Die Art der Rückmeldungen kann zudem eingegrenzt werden, sodass zum Beispiel vorher bestimmte Kriterien aufgestellt werden, anhand welcher das Werk beurteilt werden soll. Dabei können in vorherigen Unterrichtsstunden thematisierte Aspekte aufgegriffen werden. Ob eine derartige Einschränkung sinnvoll ist, hängt aber auch vom jeweiligen Lernziel ab.
Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode
In verschiedenen Fächern findet der Gallery Walk Anwendungsmöglichkeiten, besonders bei produktionsorientierten Verfahren im Literaturunterricht verschiedener Sprachen oder Fächern wie Kunst und Musik. Ein oben bereits angedeutetes Beispiel für den Gallery Walk stellt die Präsentation geschriebener Gedichte im Deutschunterricht dar. Aber auch andere Textformen und Medien sind denkbar, wie zum Beispiel die Ausstellung gemalter Bilder.
Zuordnung zur AVIVA-Phase
Da der Gallery Walk bereits erarbeitete Werke der Schüler*innen thematisiert, eignet er sich besonders für die Verarbeitungsphase des AVIVA-Modells von Christoph Städelin. Durch das Sichten der anderen Texte setzen sich die Schüler*innen noch einmal auf eine andere Art und Weise mit der Aufgabenstellung auseinander und können dadurch und durch die Anmerkungen der Mitschüler*innen ihre eigenen Texte hinsichtlich bestimmter Aspekte überarbeiten, sodass sie insgesamt ein tieferes Verständnis des Themas erhalten.
Da bereits einiges an Vorwissen nötig ist, damit die Schüler*innen das zu erstellende Werk überhaupt erstellen und später beurteilen können, sollte ein Gallery Walk in diesem Sinne eher am Ende einer Unterrichtseinheit oder -sequenz stattfinden.
Literatur
Städeli, Christoph. „Die fünf Säulen der guten Unterrichtsvorbereitung: das AVIVA-Modell für den kompetenzorientierten Unterricht: Christoph Städeli.“ Folio: die Zeitschrift des BCH| FPS für Lehrkräfte in der Berufsbildung 6 (2010): S.20. https://edudoc.ch/record/87665/files/0610_staedeli_d.pdf (Stand: 08.01.2024)
Lizensierung
Gallery Walk by Jana-Marie Kensik is licensed under CC BY-NC-ND 4.0