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Beschreibung der Methode

Aus der Kunst ist uns die „Vernissage“ bereits bekannt: Künstler*innen laden zu der Eröffnung ihrer Ausstellung ein, bei der sie ihre künstlerischen Arbeiten präsentieren. Die Gäste sind eingeladen, sich in entspannter Atmosphäre die Arbeiten anzuschauen und sich untereinander auszutauschen. Dabei bekommen die Gäste die Möglichkeit in direkten Kontakt mit dem/der Künstler*in zu gehen, Fragen zu stellen und über die Arbeiten ins Gespräch zu kommen.

Ähnlich lässt sich auch die Unterrichtsmethode „Vernissage“ beschreiben: Die Schüler*innen präsentieren ihre Arbeit und können gleichzeitig mit ihren Mitschüler*innen ins Gespräch gehen. Diese Methode bietet Raum, sich über die eigenen aber auch die Arbeiten und Ergebnisse der Mitschüler*innen auszutauschen. Dabei muss der Austausch nicht verbal erfolgen, sondern kann auch in Form von Briefen oder Zetteln und so anonymer gestaltet werden. Ebenso ist es möglich, die Präsentation und das Gespräch zeitlich zu trennen. Dann werden die Arbeiten zunächst still betrachtet, um sie dann anschließend gemeinsam zu besprechen.

Im Zentrum dieser Methode, steht die Präsentation der Ergebnisse und diese mit den Mitschüler*innen zu teilen und zu besprechen, sie also nicht nur für den Lehrenden sondern für die ganze Klasse sichtbar zu machen.

Ablauf der Methode

Die Lernenden wählen selbst oder mithilfe der Lehrkraft eine geeignete Form der Präsentation für ihre zuvor fertiggestellte Arbeit. Die Bildung von Gruppen eignet sich gut, um die Menge der Präsentationen zu reduzieren, jedoch ist Einzelarbeit bei dieser Methode auch möglich. Die Präsentierenden bekommen Zeit, ihre Darstellung aufzubauen. Sind die Präsentationen fertig vorbereitet, wird die Gruppe aufgeteilt in Präsentierende, die für Fragen und den Austausch über ihre Arbeiten zur Verfügung stehen und „Gäste“, die sich die Arbeiten anschauen und Feedback geben. Hier kann eine vorgegebene Zeit, wie lange die jeweiligen Arbeiten besprochen werden, helfen Struktur in die Vernissage zu bringen und gleichzeitig zu sichern, dass am Ende alle Ergebnisse gesehen und besprochen wurden. Ist der erste Teil der Vernissage abschlossen, tauschen die Präsentierenden und Gäste die Rollen.

Benötigte Medien und Materialien

Da verschiedene Formen der Präsentation gewählt werden können, variieren die benötigten Materialien und müssen entsprechend angepasst werden. Erfolgt die Präsentation zum Beispiel über Plakate, benötigen die Schüler*innen Papier, Kleber und Stifte, gegebenenfalls noch Fotos oder andere Objekte, die sie aufkleben wollen. Ebenso könnten die Schüler*innen aber auch Arbeiten aus dem Kunstunterricht oder Experimente im Physikunterricht präsentieren.

Variation der Methode

Die Methode „Vernissage“ ist vielfältig einsetzbar und bietet viele Möglichkeiten der Variation. Zum einen lässt sich der Zeitpunkt des Feedbacks variieren: Die Schüler*innen können sich während der Betrachtung der künstlerischen Arbeiten oder danach Austauschen. Sollte die Vernissage still und das Gespräch danach im Plenum erfolgen, kann es hilfreich sein, wenn sich die Schüler*innen Notizen machen – gegebenenfalls auch mit Leitfragen. Ebenso ist es möglich, dass die Rückmeldung schriftlich – zum Beispiel über Briefe – an die Präsentierenden erfolgt. Dann steht das Feedback an die Präsentierenden im Vordergrund und der Austausch gerät in den Hintergrund.

Die Methode kann nicht nur als Abschluss einer Arbeitsphase genutzt werden, sondern in abgewandelter Form auch, um in ein Thema einzusteigen. An verschiedenen Orten können dann Themen präsentiert werden, zum Beispiel in Form von Überschriften auf Plakaten oder Objekten, die auf Tischen stehen. Die Schüler*innen können ihr Vorwissen sowie ihre Gedanken zu jedem der Themen notieren und sich dann ein Thema aussuchen, zu dem sie in der Gruppe weiterarbeiten möchten. So wird zum einen ihr Vorwissen aktiviert und gesammelt, zum anderen lädt diese Variante die Schüler*innen ein, sich auf die verschiedenen Themen einstimmen zu können, was ihnen die Auswahl des Themas für die spätere Gruppenarbeit erleichtert. (vgl.: Meyer u.a. 2018: S. 13).

 

Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode

Thema unserer Seminarsitzung war die Einführung der Eigenschaften von bereits bekannten Geometrischen Körpern (Pyramide, Zylinder, Quader, Prisma, Kegel) in der Mathematik für eine 9. Klassenstufe. Die Lernenden sollten in dieser Sitzung darauf vorbereitet werden sich später mathematisch mit den Körpern und ihren Formen beschäftigen zu können.

Die Vernissage sollte in unserem Beispiel das Thema der Geometrischen Körper einleiten, den Lernenden Raum geben, um sich an bereits bekannte Eigenschaften zu erinnern, um sich dann einen für sie interessanten Körper für die darauffolgende Gruppenarbeit auszusuchen.

Da die Zeit sehr begrenzt war, wurden die von den Studierenden zuvor erstellten Plakate vor der darauffolgenden Gruppenarbeit nicht besprochen. Hier wäre es gut möglich die Plakate im Plenum vorzustellen. Da die Gruppen für die weitere Bearbeitung noch Infoblätter zu den jeweiligen Körpern bekamen, konnten sie die Plakate in den Gruppen auf Richtigkeit überprüfen. An dieser Stelle sollte die Hilfestellung an die Lerngruppe angepasst werden, damit sichergestellt werden kann, dass die Gruppen in der Erarbeitungsphase keine fehlerhaften Informationen von den Plakaten nutzen.

 

Zuordnung zur AVIVA-Phase

Mit Hilfe vom AVIVA-Modell, lässt sich die Lerneinheit strukturiert aufbauen. Dabei werden fünf Phasen unterschieden: Ankommen, Vorwissen aktivieren, Informieren, Verarbeiten und Auswerten (vgl. Städeli 2010: S. 20).

Die Methode Vernissage lässt sich zu der Unterrichtsphase Informieren zuordnen. Variationen der Methode, können hingegen auch in den Phasen Vorwissen aktivieren oder Auswerten genutzt werden. Das oben aufgeführte Praxisbeispiel wurde genutzt, um das Vorwissen der Lernenden zu aktivieren.  

Literatur

Meyer, Barbara u.a. (2018): Der Münchner Methodenkasten. Online abrufbar unter: https://www.profil.uni-muenchen.de/profil/publikationen/muenchner-methodenkasten/muenchner-methodenkasten.pdf . Stand: 19.02.2024.

Städeli, Christoph (2010): Die fünf Säulen der guten Unterrichtsvorbereitung. Online abrufbar unter: file:///Users/sophiegritzan/Downloads/0610_staedeli_d%20(1).pdf . Stand: 19.02.2024.

Lizensierung

“Venissage” by Sophie Gritzan is licensed under CC BY-NC-ND 4.0

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