
Feedback-Zielscheibe: Strukturierte Evaluation leicht gemacht
Bild ist AI generiert
Beschreibung der Methode
Die kontinuierliche Reflexion und Qualitätssicherung sind zentrale Elemente in der Lehre. Die Zielscheiben-Feedback-Methode bietet eine intuitive Möglichkeit, Rückmeldungen visuell darzustellen und auszuwerten. Sie wird in Schulen, Hochschulen und der Erwachsenenbildung erfolgreich eingesetzt (Bundeszentrale für politische Bildung, 2010). Durch ihre einfache Handhabung und visuelle Klarheit unterstützt sie Lehrkräfte dabei, die Bedürfnisse der Lernenden gezielt zu analysieren und den Unterricht entsprechend zu optimieren.
Die Zielscheibe besteht aus konzentrischen Kreisen, die eine Bewertungsskala abbilden, sowie Segmenten, die verschiedene Aspekte wie Inhalt, Didaktik oder Organisation darstellen (Bastian, Combe & Langer, 2016). Je weiter außen eine Markierung liegt, desto mehr Verbesserungspotenzial wird signalisiert. Diese Methode fördert nicht nur die Reflexion der Lernenden, sondern liefert Lehrkräften eine unmittelbare und strukturierte Übersicht über die Zufriedenheit und Wahrnehmung der Teilnehmer*innen.
Ablauf der Methode
Zunächst wird die Methode vorgestellt und die Bewertungsskala der Zielscheibe erklärt, dies schafft ein gemeinsames Verständnis der Bewertungsmethode und erhöht die Akzeptanz bei den Teilnehmer*innen. Anschließend setzen die Teilnehmer*innen ihre Markierungen in Form von Klebepunkten oder ähnlichem auf die Zielscheibe oder nutzen digitale Tools zur Visualisierung. Die Möglichkeit der anonymen Rückmeldung sorgt für eine ehrlichere und differenzierte Bewertung. Im Anschluss werden die Ergebnisse gemeinsam interpretiert, Schwerpunkte identifiziert und Verbesserungsmaßnahmen diskutiert. Die visuelle Struktur hilft, Problemfelder schnell zu erkennen und Maßnahmen gezielt zu entwickeln.
Benötigte Medien und Materialien
Die Durchführung der Zielscheiben-Feedback-Methode erfordert einen geringen, aber zielgerichteten Materialeinsatz. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen analogen und digitalen Medien:
Analoge Materialien: Für Präsenzveranstaltungen werden üblicherweise Flipcharts, Tafeln, Whiteboards oder großformatige Poster verwendet, auf denen die Zielscheibe vorgezeichnet wird. Marker, farbige Klebepunkte oder Sticker dienen als Rückmeldeinstrumente. Diese Materialien ermöglichen eine direkte und haptische Beteiligung der Teilnehmer*innen, was die Interaktivität fördert (Baer, 1994).
Digitale Tools: In Online- oder Hybridformaten können digitale Plattformen wie Mentimeter, Padlet oder Miro eingesetzt werden. Diese Tools erlauben es, die Zielscheibe virtuell darzustellen und interaktiv zu bespielen. Digitale Anwendungen bieten zudem den Vorteil, dass Ergebnisse automatisch gesammelt und ausgewertet werden können, was den Prozess der Auswertung beschleunigt und eine zeitnahe Rückmeldung ermöglicht (vgl. Erichsen & Keller, 2015). Digitale Plattformen bieten zudem den Vorteil, dass die Ergebnisse gespeichert und langfristig ausgewertet werden können.
Variation der Methode
Die Zielscheiben-Feedback-Methode ist flexibel und an unterschiedliche Evaluationsziele anpassbar, indem man an unterschiedlichen Stellen Anpassungen vornimmt.
Flexible Kategorien: Die Segmente der Zielscheibe können individuell angepasst werden, etwa für Medieneinsatz oder Lernatmosphäre. So kann die Methode gezielt an die jeweiligen Bedürfnisse und Schwerpunkte der Lehrveranstaltung angepasst werden.
Modifikation der Bewertungsskala: Die Anzahl der konzentrischen Kreise kann erweitert oder reduziert werden, um eine feinere Differenzierung der Bewertungen zu ermöglichen. Eine feinere Skala bietet den Vorteil, dass Unterschiede in den Rückmeldungen präziser erfasst werden.
Kombination mit ergänzenden Feedback-Methoden: Um die quantitative Rückmeldung der Zielscheibe durch qualitative Ergänzungen zu erweitern, kann diese Methode mit offenen Fragen oder schriftlichen Kommentaren kombiniert werden. Diese Kombination ermöglicht eine tiefere Analyse und bietet den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, detailliertere Rückmeldungen zu formulieren.
Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode
Ein konkretes Beispiel aus der Praxis zeigt den erfolgreichen Einsatz der Methode: In einem Hochschulseminar zur Deutschdidaktik sollten die Teilnehmenden vier wesentliche Aspekte des Seminars bewerten – Methodik, Inhalt, Interaktion und Organisation. Nach einer kurzen Einführung in das Zielscheibenmodell erhielten die Teilnehmer*innen Klebepunkte, um ihre Zufriedenheit in den jeweiligen Segmenten zu markieren. Die Auswertung ergab, dass die Bereiche Methodik und Organisation überwiegend positiv bewertet wurden, während im Segment Interaktion ein deutlicher Verbesserungsbedarf identifiziert werden konnte.
Die anschließende Gruppendiskussion führte zu praxisnahen Optimierungsvorschlägen, wie etwa der verstärkten Integration von Gruppenarbeiten und interaktiven Elementen. Die Rückmeldungen der Teilnehmer*innen wurden insgesamt als sehr positiv bewertet. Besonders hervorgehoben wurde die Übersichtlichkeit und die unmittelbare Visualisierung der Ergebnisse, die eine schnelle Erfassung des Feedbacks ermöglichten. Einige Teilnehmerinnen regten jedoch an, zusätzlich zur visuellen Darstellung auch Raum für ausführlichere schriftliche Kommentare zu schaffen, um spezifischere Kritikpunkte zu adressieren.
Außerdem eignet sich die Methode hervorragend im schulischen Kontext. Am Ende einer Unterrichtsstunde bleibt oft wenig Zeit für eine ausführliche Feedbackphase. Die Lehrkraft kann die Zielscheibe schnell an die Tafel oder das Whiteboard zeichnen und die Schüler*innen können im Gehen noch schnell ihr Feedback abgeben, was sich dann wiederum hervorragend eignet um in der darauffolgenden Stunde nahtlos anzuknüpfen und die Lehrkraft hat in der Zwischenzeit die Möglichkeit Wissenslücken zu identifizieren und Optimierungsbedarf zu reflektieren.
Zuordnung zur AVIVA-Phase
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Vorwissen aktivieren: Die Methode kann genutzt werden, um bereits vorhandene Erfahrungen der Lernenden mit Feedbacksystemen zu reflektieren.
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Auswerten: Reflexion und Optimierung der Lehre (Gutknecht-Gmeiner, 2009). Die Ergebnisse dienen als Grundlage für strukturelle Verbesserungen und die Anpassung didaktischer Konzepte.
Literatur
- Baer, U. (1994) 666 Spiele: für jede Gruppe, für alle Situationen. Seelze-Velber, S. 50.
- Bastian, J., Combe, A. & Langer, R. (2016) Feedback-Methoden: Erprobte Konzepte, evaluierte Erfahrungen. 4. Aufl. Weinheim: Julius Beltz GmbH & Co. KG.
- Bergedick, A., Rohr, D. & Wegener, A. (2011) Bilden mit Bildern. Visualisieren in der Weiterbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann.
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) (Hrsg.) (2010) Methodenkiste – Evaluationsinstrumente I. Verfügbar unter: www.bpb.de (Zugriff am 06.01.2025), S. 60.
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) (Hrsg.) (2012) Auswertungszielscheibe, Evaluationszielscheibe. Verfügbar unter: www.bpb.de/lernen/unterrichten (Zugriff am 06.01.2025).
- Gutknecht-Gmeiner, M. (2009) Evaluation (in) der Erwachsenenbildung: Eine kritische Würdigung der aktuellen Praxis und Analyse möglicher Handlungsfelder. Magazin erwachsenenbildung.at, 7/8, 14 S.