
Fünf-Finger-Methode
Beschreibung der Methode
Die Fünf-Finger-Methode ist eine Methode zur Erhebung qualitativer Rückmeldungen, welche Schüler:innen und Lehrer:innen dabei unterstützt, Unterrichtssituationen systematisch und differenziert zu reflektieren, sowie Feedback zu geben bzw. zu erhalten. Sie basiert auf der bildhaften Vorstellung einer Hand, bei der jeder Finger einen bestimmten Reflexionsimpuls repräsentiert. Da die Impulse sowohl positive als auch negative Aspekte der Wahrnehmung des Unterrichts umfassen, werden die Schüler:innen zu einem differenzierten Feedback angeleitet. Die Lehrkraft gibt zu Beginn eine kurze Einweisung und begleitet den Reflexionsprozess bei Bedarf durch Fragen oder Anregungen.
Ablauf der Methode
Zunächst stellt die Lehrkraft fünf Reflexionsimpulse vor, die jeweils durch einen Finger repräsentiert werden (vgl. Hempel, 2024):
• Daumen: Was hat mir besonders gut gefallen?
• Zeigefinger: Was ist mir aufgefallen?
• Mittelfinger: Was hat mir nicht gefallen?
• Ringfinger: Was nehme ich für mich persönlich mit?
• Kleiner Finger: Was kam mir zu kurz?
Anschließend erhalten die Schüler:innen Zeit, eigenständig anhand dieser Impulse über den vorangegangenen Unterricht zu reflektieren. Danach geht die Lehrkraft beginnend mit dem Daumen die Finger der Hand durch und fordert jeweils ein:e Schüler:in auf, die persönliche Rückmeldung zu dem jeweiligen Impuls zu geben.
Benötigte Medien und Materialien
Die Methode erfordert nur minimale Materialien. Eine visualisierte Darstellung einer Hand mit den gewählten Reflexionsimpulsen ist ausreichend. Diese kann entweder an die Tafel gezeichnet oder auf einem Arbeitsblatt bereitgestellt werden.
Alternativ ist die Methode auch ohne Visualisierung durchführbar: Die eigene Hand genügt, um die einzelnen Reflexionsaspekte abzurufen und zu strukturieren.
Variation der Methode
Bei der Durchführung der Fünf-Finger-Methode in kleinen Lerngruppen oder Kursen bietet es sich an, dass alle Schüler:innen ihre Rückmeldungen zu allen fünf Impulsen äußern. Um eine offenere Rückmeldung zu ermöglichen, kann die Methode auch schriftlich auf einem Arbeitsblatt anonym mit einer gezeichneten Hand durchgeführt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, andere Reflexionsimpulse für die einzelnen Finger festzulegen.
Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode
Die Fünf-Finger-Methode wurde im Anschluss an eine simulierte Mathematikunterrichtsstunde zum Thema „Primzahlen“ mit Studierenden durchgeführt. Die Reflexion erfolgte auf der Metaebene, indem sich die Studierenden über die Stunde aus der Perspektive angehender Lehrkräfte äußerten. Da es sich um eine Gruppe von fünf Teilnehmenden handelte, wurden von allen Teilnehmenden Rückmeldungen zu allen Reflexionsimpulsen eingeholt. Die Methode erwies sich als effektiver Einstieg in eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Stundenablauf: Nachdem jede:r Studierende die eigene „Hand“ durchgegangen war, entwickelten sich aus der Gruppe heraus weiterführende Diskussionen zu besonders prägnanten Aussagen. Die strukturierende Eigenschaft der Fünf-Finger-Methode erwies sich somit nicht nur als geeignet für ein geordnetes und differenziertes Feedback, sondern diente auch als Grundlage für eine weitergehende Reflexionsrunde.
Zuordnung zur AVIVA-Phase
Die Fünf-Finger-Methode eignet sich für die Phase des Auswertens im AVIVA-Modell. Sie ermöglicht eine strukturierte und zeitsparende Reflexion, die offenlegt, wie die Schüler:innen den Unterricht wahrgenommen haben, wo sie noch Schwierigkeiten sehen und was sie für sich individuell mitgenommen haben.
Literatur
Hempel, Isabel (2024, Oktober 1). 5-Finger-Feedback: Tipps für gute Rückmeldungen. pme Familienservice.
Abgerufen am 26. Januar 2025 von https://www.familienservice.de/-/5-finger-feedback-tipps-fuer-gute-rueckmeldungen
Lizensierung
Fünf-Finger-Methode © 2025 by Jonas Dierks is licensed under CC BY-NC 4.0