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Beobachtung HBF

Ich bin das erste Mal am Hauptbahnhof in Bremen. Mir fällt auf, dass die Bahnhofshalle um einiges einladener und freundlicher aussieht, als ich es von anderen Bahnhöfen gewohnt bin. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie weiß gehalten ist und die gewölbte Decke den Raum offener wirken lässt. Dieser positive Ersteindruck rückt aber schnell wieder in den Hintergrund, denn es ist bereits nach wenigen Minuten furchtbar kalt. Die Bank auf der ich sitze, ist auch so schon kalt und dazu zieht es aus allen Ecken. Ich versuche die Kälte auszublenden und konzentriere mich auf meine Umgebung.

Trotz Corona sind relativ viele Menschen unterwegs, gestresste Menschen im Büroanzug, viele Jugendliche und Studenten, einige Familien. Alle Teile der Gesellschaft sind hier vertreten. Die Absätze klackern an mir vorbei und ich höre aus allen Richtungen die Rollen der Koffer. Das Rattern der Züge wird in einem Moment lauter und genauso schnell wieder leiser, während die Ansagen von den Bahngleisen wie so oft nur mit Mühe zu verstehen sind. Die meisten scheinen ein bestimmtes Ziel zu haben und hasten mit Blick aufs Handy vorbei. Andere sitzen auf einer Bank und essen oder sind auch am Handy/Laptop. Lediglich Obdachlose stechen für mich heraus, da sie scheinbar die einzigen sind die nicht auf die Zeit achten. Ergibt auch Sinn, wenn man bedenkt, dass es für sie nicht nur eine Station von vielen ist, höchstwahrscheinlich verbringen sie ihren ganzen Tag dort.  Ein Obdachloser der in meiner Nähe auf einer Decke neben zwei Rucksäcken sitzt, streichelt seinen Hund. Wenn ein Passant etwas Geld in seinen Becher wirft, hebt er den Kopf und guckt ihnen hinterher. Die 15 Minuten sind mittlerweile auch schon um und mit etwas schlechtem Gewissen, dass ich jetzt wieder zurück nach Hause, ins Warme, fahren kann, verlasse ich den Bahnhof.

3 Antworten auf „Beobachtung HBF“

Hey Maria,
vielen Dank fürs Teilen deiner Beobachtung! Ich finde sie wirklich gut gelungen und dein Stil ist angenehm!
Als kleiner Tipp: im letzten Absatz bist du schon in die Interpretation gegangen: du schließt, dass es sich um Obdachlose handelt und interpretierst, warum sie offenbar mehr Zeit haben als die anderen Passant*innen.
Diesen Part könnte man in einer kenntlich gemachten Interpretation darstellen und auch mit einzelnen Thesen aus den Einstiegstexten belegen (z.B. Augé / Gruber).
Ansonsten ein wirklich schöner Text!

Viele Grüße
Annika

Hey Maria,
ich finde, man konnte deine Beobachtung ziemlich flüssig lesen und ich hatte direkt den Bahnhof vor mir und konnte die Kälte nachempfinden, vor Allem als du geschrieben hast, dass es von überall herzieht.
Vielleicht könntest du dir beim nächsten Mal ( wenn du nochmal so etwas machen solltest ) ein paar Passant/innen aussuchen, die du ein wenig näher beschreibst. Ist aber auch irgendwie ziemlich schwierig alles in 15 Minuten unter einen Hut zu kriegen.
Finde aber wie gesagt, dass du sehr schön schreibst 🙂
Liebe Grüße, Tina

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