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Freewriting

Ok, dann probiere ich jetzt mal die Freewriting Methode. Es ist echt ungewohnt einfach so drauf loszuschreiben, normalerweise mache ich mir immer zuerst Notizen und formuliere gefühlt auch alle meine Sätze später noch um. Meine Mitbewohnerin sitzt mir gerade gegenüber und tippt auch etwas, allerdings mit deutlich mehr Pausen und sie guckt mich auch schon ganz verwundert an, weil dieses durchgängige Klicken der Tastatur ein absoluter Ausnahmefall bei uns ist. Hm was sonst so? Ich bin total müde obwohl es erst nachmittags ist und am liebsten würde ich einen Mittagsschlaf machen, aber dann werde ich ganz sicher heute Nacht nicht mehr einschlafen können. Soll ich mir gleich einen Kaffee oder Tee machen? Leider habe ich das Gefühl ,dass Koffein meistens keine Wirkung bei mir erzielt. Und Red Bull ist jetzt auch nicht die gesündeste Alternative.. Langsam tun schon meine Finger weh, so lange am Stück habe ich wahrscheinlich seit den Abiklausuren  nicht mehr geschrieben. Obwohl ich so müde bin, schweben mir die ganze Zeit noch To-Do’s im Hinterkopf, zu denen ich mich gerade aber einfach nicht aufraffen kann. Immerhin habe ich heute schon etwas gelesen, dann habe ich kein ganz so schlechtes Gewissen. Mir fällt auf, dass obwohl ich ohne Pause schreibe, nicht so viel Text dabei herumkommt wie ich nach 10 Minuten erwartet hätte. Ding, ding, ding – die Zeit ist um und es war echt halb so komisch wie ich zuerst gedacht habe.

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Die erste (teilnehmende) Beobachtung

Es ist Montag, der 14. Dezember 18:31 Uhr.
ich sitze im IC von Magdeburg nach Hannover und werde hier teilnehmend beobachten.
Um das Folgende besser zu verstehen, gebe ich noch etwas Kontext bezüglich der Bahnsituation.
Der IC fuhr mit einer Verspätung von 25 Minuten am Magdeburger Hauptbahnhof ab. Davor wurde er weder angezeigt, noch wussten die Mitarbeiter:innen der db-Auskunft was mit dem Zug geschehen war. Die einen sagten, er sei durchgefahren ohne das es die Personen, die den Zug nehmen wollten es bemerkt hätten und wieder andere meinten, der Zug sei ausgefallen, das sei nur nicht durchgesagt worden. Es herrschte also nach meiner (subjektiven) Wahrnehmung eine sehr aufgeregte und angespannte Stimmung, als der Zug letztendlich doch noch einrollte und wir alle einstiegen.
Nun sitze ich in einem zweier-Platz am Fenster. Mit mir im Zugabschnitt nur drei weitere Personen, eine junge Frau, etwa in meinem Alter drei Plätze vor mir, eine ältere Frau so weit entfernt, dass ich sie nicht sehe, und eine ältere Frau direkt neben mir am anderen Fensterplatz.
Sie hat weiße, längere, gewellte Haare, trägt eine Brille und hat eine riesige Plastiktüte von Möbel-Hesse auf dem Platz neben sich stehen.
Die ersten Minuten der Zugfahrt telefonierte sie und berichtete ihrem Gesprächspartner:in in lautem, angeregten Ton von dem Ereignis der Zugverspätung. Sie schien sehr verärgert. Sowas sei ihr in über zwanzig Jahren pendeln noch nie passiert, das müsse man mal einem/einer Journalist:in mitteilen, dass die restliche Welt endlich darüber informiert werde, was für ein Verein die Deutsche Bahn eigentlich sei.
Nun ist seit einigen Minuten das Gespräch beendet und sie hat sich einer Zeitschrift zugewandt. Sonst höre ich kaum etwas.
Nur das monotone Rauschen des Zuges. Draußen ist es schon seit Stunden dunkel und im Zug sehr hell, durch die langen Neon-Röhren.
Was mir besonderes und in meinem Empfinden sehr negatives auffällt;
Die Frau neben mir, die sich vorhin über die Deutsche Bahn so beschwerte, hat ihre Maske abgesetzt und macht keine Anstalten, sie wieder aufzuziehen.
Zuerst dachte ich, sie möchte vielleicht nur kurz zu Atem kommen oder etwas trinken. Aber seit einer Viertelstunde sitzt sie dort nun ohne ihren Mundnasen-Schutz. Ich überlege, ob ich sie darauf ansprechen soll, möchte aber auch nicht in einen Streit geraten, da ich ja gerade erlebt habe, wie sie wird, wenn ihr etwas nicht gefällt. Leider bin ich in solchen Situationen oft viel zu höflich.
Inzwischen haben wir den Bahnhof in Helmstedt und die Zugführerin verabschiedet sich bei den aussteigenden Fahrgästen.
Ich höre wie die Türen aufgehen, Menschen ein- und aussteigen und die Türen sich wieder schließen.
Der Zug fährt wieder los und die Schaffnerin kommt in das Zugabteil und fragt nach den Tickets.

Ich zeige meins vor und sehe dabei, dass die Frau neben mir inzwischen ihre Maske aufgesetzt hat. 
Die Schaffnerin geht weiter. Ich höre Menschen im vorderen Teil des Zuges miteinander reden, kann aber nicht verstehen was gesagt wird. Ab und zu höre ich das rascheln einer Seite, die umgeblättert wird.
Ich denke daran, dass ich in Hannover den Zug nach Bremen bekommen muss und hoffe, dass wir die Verspätung wieder einholen.
Eine Frau geht an meinem Platz vorbei. Sie trägt eine weiße Mütze und hält ihre Jacke und Gepäck im Arm. Die Toilettentür geht auf und zu.
Dann ist wieder alles still.
Es ist 19:01 und ich beende die teilnehmende Beobachtung.

Insgesamt fand ich das teilnehmende Beobachten äußerst spannend. Zwar habe ich in dieser Übung noch nicht interpretiert oder eine Konklusion gezogen, aber die Rolle des Beobachters gefiel mir sehr. Einfach mal die Umgebung, die Menschen sehen, möglichst ohne Wertung.
Durch diese Übung fing ich an, genauer hinzuschauen. Etwas mehr zu hinterfragen. Vielleicht wäre mir normalerweise kaum etwas aufgefallen, weil ich lieber mit Kopfhörern und in ein Buch vertieft im Zug sitze und dadurch kaum die Menschen, die mit mir reisen wahrnehme.
Die restliche Reise, die noch 4 Stunden ging, habe ich weder Musik gehört, noch mich mit anderen Sachen abgelenkt.
Ich habe nur die Menschen gesehen, meine Umgebung beobachtet und dabei immer wieder versucht, mein denken zu hinterfragen.

  • Elisa
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Beobachtung HBF

Ich bin das erste Mal am Hauptbahnhof in Bremen. Mir fällt auf, dass die Bahnhofshalle um einiges einladener und freundlicher aussieht, als ich es von anderen Bahnhöfen gewohnt bin. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie weiß gehalten ist und die gewölbte Decke den Raum offener wirken lässt. Dieser positive Ersteindruck rückt aber schnell wieder in den Hintergrund, denn es ist bereits nach wenigen Minuten furchtbar kalt. Die Bank auf der ich sitze, ist auch so schon kalt und dazu zieht es aus allen Ecken. Ich versuche die Kälte auszublenden und konzentriere mich auf meine Umgebung.

Trotz Corona sind relativ viele Menschen unterwegs, gestresste Menschen im Büroanzug, viele Jugendliche und Studenten, einige Familien. Alle Teile der Gesellschaft sind hier vertreten. Die Absätze klackern an mir vorbei und ich höre aus allen Richtungen die Rollen der Koffer. Das Rattern der Züge wird in einem Moment lauter und genauso schnell wieder leiser, während die Ansagen von den Bahngleisen wie so oft nur mit Mühe zu verstehen sind. Die meisten scheinen ein bestimmtes Ziel zu haben und hasten mit Blick aufs Handy vorbei. Andere sitzen auf einer Bank und essen oder sind auch am Handy/Laptop. Lediglich Obdachlose stechen für mich heraus, da sie scheinbar die einzigen sind die nicht auf die Zeit achten. Ergibt auch Sinn, wenn man bedenkt, dass es für sie nicht nur eine Station von vielen ist, höchstwahrscheinlich verbringen sie ihren ganzen Tag dort.  Ein Obdachloser der in meiner Nähe auf einer Decke neben zwei Rucksäcken sitzt, streichelt seinen Hund. Wenn ein Passant etwas Geld in seinen Becher wirft, hebt er den Kopf und guckt ihnen hinterher. Die 15 Minuten sind mittlerweile auch schon um und mit etwas schlechtem Gewissen, dass ich jetzt wieder zurück nach Hause, ins Warme, fahren kann, verlasse ich den Bahnhof.

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Free-Writing, ein (sehr) persönlicher Text

Vor ein paar Wochen haben wir eine neue Methode des Schreibens im Tutorium gelernt; das free-writing.
Dabei setzt man sich vor ein leeres Blatt Papier und schreibt einfach drauf los. Es ist egal, was man schreibt. Die einzige Regel: man darf nicht aufhören zu schreiben.
Im Folgenden findet ihr meinen Text, der ohne das ich es beim schreiben gemerkt habe, sehr persönlich geworden ist. 

Seltsam, dass ich gestresst bin, dass ich momentan so viel los ist und ich im inneren Chaos versinke.
Mich frage, wie ich den Umzug in fünf Tagen bewältige und gleichzeitig nichts in der Uni verpasse.
Seltsam, dass ich so unter Druck stehe wie seit Anderthalbjahen nicht mehr. Und trotzdem ist das so viel besser als die Leere.
Die Leere, die mich so lange begleitet hat. die Stille, die doch so laut war. Die Leere, die mir unendlich vorkam. Jetzt bin ich endlich wieder voller Leben, voller Leidenschaft, voller Energie, voller Tatendrang.
Das Jahr der Leere, des Nichts-Tuns ist zu Ende. Dafür bin ich Dankbar.
Und trotzdem würde ich nicht sagen, dass ich diese Erfahrung der Leere austauschen möchte oder bereuen würde. Nein, im Gegenteil. Durch dieses Erlebnis der Stagnation habe ich erst diese neue Art der Motivation entwickeln können.  Habe ich erst so eine Dankbarkeit, so eine Wertschätzung entstehen lassen können, weil ich jetzt weiß wie es sein kann. Weil ich jetzt weiß, was Leben bedeutet.
Ich bin bereit für alles was noch kommt. Für jede neue Hürde, für den Mut die Heimat zu verlassen. Denn ich weiß jetzt, ich habe es mir selbst ausgesucht.
Ich habe mich dafür entschieden.

Das free-writing hat mir sehr gefallen. Mein Kopf war danach deutlich klarer und ich war sehr erstaunt, wie einfach es sein kann einen Text in so kurzer Zeit zu verfassen, wenn man nicht über jedes Wort drei mal nachdenkt.
Diese Methode werde ich in Zukunft auf jeden Fall öfter anwenden!
-Elisa