Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Heterogenität

In dem Artikel „Inklusion sexueller und geschlechtlicher Vielfalt: Eine Studie zu Einflussmöglichkeiten pädagogischer Fachkräfte“ befasst sich der Sozialpsychologe Ulrich Klocke mit der Frage, inwiefern Lehrkräfte die Akzeptanz von nicht-heterosexuellen Jugendlichen im schulischen Umfeld fördern können. Ich habe mich für diesen Text entschieden, da ich in meinem unmittelbaren Umfeld bereits verschiedene Arten erlebt habe, wie mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt umgegangen wurde, sowohl auf positive, als auch auf negative Weise, und diese Thematik für sehr relevant halte, da sie sich stark auf das Leben der SuS auswirken kann.

Zu Beginn hinterfragt Klocke zunächst, inwiefern pädagogische Fachkräfte von der Thematik überhaupt betroffen sind und ob es sinnvoll für sie ist, sich damit auseinanderzusetzen. Es wird beispielsweise befürchtet, der Unterricht könne so sexualisiert oder Jugendliche in der „Wahl“ ihrer sexuellen Entscheidung beeinflusst werden. Diese Argumente werden jedoch schnell entkräftet, da im Unterricht nicht auf die Vielfalt sexueller Praktiken, sondern lediglich auf die sexueller Orientierungen eingegangen werden soll und es ohnehin nicht möglich sei, sich seine sexuelle Orientierung auszusuchen.

Die Frage nach der Notwendigkeit des Themas beantwortet Klocke, indem er auf Statistiken verweist, in denen deutlich illustriert wird, dass es in den Konversationen der SuS deutlich mehr Ablehnung als Akzeptanz von nicht geschlechtskonformen Verhalten und von der Norm abweichenden sexuellen Orientierungen gibt. Aus solchen Gründen entscheiden sich viele Jugendliche, sich nicht zu outen, um Diskriminierung und Mobbing zu vermeiden.

Klocke ist der Ansicht, es könne hilfreich sein, die Sichtbarkeit verschiedener sexueller Orientierungen zu erhöhen, im Unterricht also auch gleichgeschlechtliche Paare etc. zeigen und dies genau so selbstverständlich zu behandeln, wie auch heterosexuelle Paare behandelt würden. Es geht also nicht einmal unbedingt um die explizite Thematisierung von sexuellen Orientierungen, sondern lediglich um den Umgang mit der Existenz dieser. Zudem sei es notwendig, bei Mobbing und Diskriminierung einzuschreiten und diese zu thematisieren und die SuS ihnen gegenüber zu sensibilisieren. Auch eine Selbstreflexion der Lehrkräfte und daraus resultierend Akzeptanz und Unterstützung der SuS hält Klocke für notwendig.

Im Grunde kann ich dem Text nur zustimmen, besonders hinsichtlich der Einbindung von Unterrichtsmaterialien, in denen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt repräsentiert wird. Wenn die SuS diese als normal und alltäglich erleben, wird das Risiko von Ablehnung deutlich reduziert, auch wenn man hier nicht aus den Augen verlieren darf, dass Einflüsse aus den Familien und Freundeskreisen beim Umgang der SuS mit geschlechtlicher und sexueller Heterogenität ebenfalls eine große Rolle spielen.

Was jedoch nicht erwartet werden sollte, ist, dass die Anzahl der Outings Jugendlicher zunehmen wird, wenn die Akzeptanz zunimmt. Auch wenn sich viele Jugendliche aus Angst vor Diskriminierung dagegen entscheiden, gibt es auch einige, die sich bewusst nicht outen, weil sie ihre sexuelle Orientierung als etwas Normales wahrnehmen und entsprechend damit umgehen wollen. Es würde sich schließlich kaum jemand als heterosexuell outen, und viele sehen ein Outing als etwas an, was ihre sexuelle Orientierung wieder als „unnormal“ kennzeichnen würde, da ja extra darüber gesprochen werden muss.

Es ist auch wichtig, dass die Unterstützung seitens der Lehrer nicht übertrieben wird. Eine transsexuelle Person mit ihren gewünschten Pronomen anzusprechen, ist wünschenswert und wichtig, aber einen Jungen dafür zu beglückwünschen, dass er rosa trägt, würde irgendwo wieder implizieren, dass das nicht normal ist. Hier gilt es, die richtige Balance zu finden.

Artikel: http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/232/230

Sprachliche Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht

Eine Herausforderung oder eine Chance?

Es gibt eine relativ simple Antwort auf diese Frage: sprachliche Heterogenität kann beides sein, was sie letztendlich ist, hängt davon ab, wie mit ihr umgegangen wird.

In Situationen wie denen, die in der Vorlesung beispielhaft behandelt wurden, die zu Schwierigkeiten beim Verständnis von Sachverhalten oder Arbeitsaufträgen führen, kann man in erster Linie von einer Herausforderung sprechen. Hier wurden gewisse sprachliche Kompetenzen vorausgesetzt, die einige der SuS nicht hatten. In derartigen Situationen fühlen sich einige SuS schnell überfordert (besonders, wenn alle anderen zu wissen scheinen, was gemeint ist) oder erkennen gar nicht erst, dass sie ein Verständnisproblem haben, bis sie von der Lehrkraft darauf aufmerksam gemacht werden.

Wird die sprachliche Heterogenität aber (an)erkannt und angemessen auf sie eingegangen, kann sie auch zur Chance werden. Die Lehrer haben die Möglichkeit, ihre SuS langsam an den abweichenden Sprachgebrauch zu gewöhnen, statt sie direkt damit zu konfrontieren und sind auf mögliche Verständnisprobleme vorbereitet, so dass sie den SuS in einer solchen Situation behilflich sein können. Dies kann zum Beispiel geschehen, indem Aufgabenzettel vor der Bearbeitung einmal mit der ganzen Klasse durchgegangen und unklare Punkte erläutert werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass alle dieselben Voraussetzungen haben, ohne dabei einzelne SuS herauszustellen oder zur Nachfrage zu zwingen (was ja durchaus als unangenehm empfunden werden kann).

Auch bietet sich hier für Kinder, für die Deutsch keine Muttersprache ist, die Möglichkeit, die Vielseitigkeit der Sprache zu erforschen und sich auf diese Weise Neues anzueignen. Dabei ist ein angemessener Umgang mit der sprachlichen Heterogenität und eine klare Unterscheidung von „wissenschaftlicher“ Sprache und alltäglichem Sprachgebrauch besonders wichtig.

Leistungsheterogenität im Mathematikunterricht

Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?

Mathematik ist ein Fach, welches die SuS während ihrer gesamten Schulzeit begleitet und zudem die Grundlage für andere Fächer (insbesondere Naturwissenschaften wie Physik) bildet. In diesem Sinne ist Leistungsheterogenität hier recht problematisch, da sie sich in hohem Maße auch auf sonstige Leistungen auswirkt.

Zudem baut im Mathematikunterricht in gewisser Weise alles aufeinander auf. Verliert ein SuS bei einem Thema den Anschluss, kann sich das auf alles auswirken, was danach folgt. Hier wird die Leistungsheterogenität zum Problem, denn es wird wieder andere SuS geben, die die Themen sofort erfassen und für die es unnötig ist, alles oft zu wiederholen, und auch auf diese muss Rücksicht genommen werden. Die Folge hiervon ist, dass es für SuS, die einmal den Anschluss verloren haben, sehr schwierig wird, wieder mitzukommen, wenn das Thema erneut aufgegriffen wird. Dies kann zwar auch in anderen Fächern passieren, erfahrungsgemäß aber meistens in einem geringeren Ausmaß.

Umgekehrt kann dies natürlich auch zur Folge haben, dass in besonderem Maße auf SuS eingegangen wird, die Schwierigkeiten haben, während begabte SuS nicht ausreichend gefördert und gefordert werden. Diese langweilen sich dann unter Umständen und fangen an, ebenfalls schlechtere Leistungen zu erbringen, da sie sich im Unterricht langweilen und es nicht mehr für nötig halten, sich anzustrengen.

Auf Leistungsheterogenität im Mathematikunterricht angemessen einzugehen, halte ich für eine große Herausforderung. Es gibt natürlich Möglichkeiten, diese zu reduzieren, zum Beispiel, indem man die SuS nach Leistung in verschiedene Arbeitsgruppen aufteilt, aber hier stellt sich wieder die Frage, inwiefern dies in Hinblick auf das Miteinander der Schüler Auswirkungen haben könnte.