Reflexion der Ringvorlesung zum Umgang mit Heterogenität an Schulen

Aus der Ringvorlesung habe ich persönlich am meisten aus der Veranstaltung mitgenommen, in der wir uns mit der sprachlichen Heterogenität auseinandergesetzt haben, weil dies tatsächlich eine Problematik ist, mit der ich mich im Vorfeld verhältnismäßig wenig befasst habe. Im Grunde war mir zwar bewusst, dass auch Kinder aus anderen Herkunftsländern als Deutschland in meinem Unterricht sitzen werden, ich hatte vorher allerdings kaum darüber nachgedacht, dass für diese aufgrund sprachlicher Barrieren Probleme entstehen könnten.

Dieses Thema ist mir gerade deshalb wichtig, weil ich als Englischlehrerin diesen Kindern ja eine weitere Sprache beibringen soll, was sich schwierig gestalten könnte, wenn sie die „Ausgangssprache“, also Deutsch, nicht ausreichend beherrschen. Ich stelle mir dies sehr schwierig vor, denn bei einem Kind, das die deutsche Sprache beherrscht, kann ich Erklärungen immer noch auf verständliche Weise vermitteln – das würde in dieser Situation jedoch schwieriger.

Für mein nächstes Prakitikum bedeutet dies vor allem, dass ich sehr darauf achten werde, wie andere Lehrer*innen mit diesem Problem umgehen und wie sie den SuS dabei helfen, dennoch möglichst viel zu verstehen und die neue Sprache Englisch zu erlernen. Besonders interessiert mich dabei, ob es vielleicht sogar möglich ist, einen Vorteil daraus zu ziehen und das Erlernen beziehungsweise das Verbessern der Kenntnis beider Sprachen irgendwie zu verknüpfen und somit zu erleichtern.

Aus allen Veranstaltungen der Ringvorlesungen habe ich aber etwas mitgenommen, dass mir auch vorher schon bewusst war, nur nicht ganz so deutlich: Alle SuS sind verschieden, haben verschiedene Hintergründe und verschiedene Ansprüche. Für mich als Lehrerin sollte es später das Ziel sein, trotzdem möglichst allen SuS gerecht zu werden und sie nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern und zu fordern.

Doppelte Heterogenität im Politikunterricht

Gerade im Fach Politik ist die Arbeitshypothese der doppelten Heterogenität von großer Bedeutung, da hier mehr als in allen Fächern eigene (politische) Meinungen von SuS einbezogen werden. Die oftmals unterschiedlichen Vorstellungen, die die SuS dabei von bestimmten Begriffen und Konzepten haben, üben dabei einen großen Einfluss auf ihre Sicht der Dinge aus. Daneben existiert noch die soziokulturelle Heterogenität.

Besonders deutlich wird diese doppelte Heterogenität bei Diskussionsfragen. Würde man in einer Klasse beispielsweise nach den Ansichten der SuS zum Thema Flüchtlinge fragen, erhielte man mit großer Wahrscheinlichkeit ähnlich viele Antworten, wie sich SuS im Raum befinden (auch wenn es hier natürlich auch viele Überschneidungen gäbe). Dies liegt an der Vielzahl von Faktoren, die die Meinungsbildung und die Vorstellungen der SuS prägen, wie das familiäre Umfeld, Bildungsstand und Erfahrungen.

Im Gegensatz beispielsweise zum naturwissenschaftlichen Unterricht hat der Politikunterricht jedoch weniger das Ziel, die Vorstellungen der SuS zu vereinheitlichen, sondern vielmehr, sie zur Bildung einer eigenen Meinung (und somit zu einem Beibehalten ebenjener Heterogenität) zu motivieren. Natürlich sollen Begriffe und Konzepte von allen verstanden werden, aber darüber hinaus sollte der Politikunterricht die Heterogenität der Schüleransichten (und somit Meinungsvielfalt) fördern und dafür Sorge tragen, dass allen Meinungen der gleiche Wert beigemessen wird.

Maßnahmen zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität

Ein bekanntes Projekt zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität ist „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage?“. Diesen Titel kann eine Schule erwerben, wenn sich mindestens 70 Prozent aller SuS, Lehrkräfte und Mitarbeiter*innen per Unterschrift dazu verpflichten, aktiv gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung einzusetzen und darüber aufzuklären (beispielsweise durch Projekttage).
Das Projekt ist der antirassistischen Pädagogik zuzuordnen, da es darauf abzielt, Diskriminierung in der ganzen Schule entgegenzuwirken und auf diese aufmerksam zu machen. „Monitoring“ spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da sich die Teilnehmenden mit ihrer Unterschrift automatisch zu Beobachter*innen machen, die im Zweifelsfall auch eingreifen können. Auf diese Weise soll Diskriminierung nach und nach abgebaut werden. Da sich das Projekt bereits mit seinem Namen bereits schwerpunktmäßig auf Rassismus und weniger auf andere Heterogenitätsdimensionen bezieht, eignet sich die Zuordnung zur antirassistischen Pädagogik besser als die zur Diversity Education.
Die Wirkung des Projekts ist relativ nachhaltig. Einerseits „überwachen“ sich diejenigen, die an der Schule sind, gegenseitig, zudem wird Rassismus nach einer so großen Unterschriftenaktion viel bewusster wahrgenommen. Es fällt außerdem leichter, beim Bemerken von Rassismus einzugreifen, da man sich der Unterstützung anderer sicher sein kann – wenigstens 70 Prozent haben ja schließlich ebenfalls unterschrieben und damit das gleiche Versprechen gegeben, sich gegen Rassismus einzusetzen, wie man selbst, so dass man sich sicher sein kann, in seinem Handeln unterstützt zu werden. Im Idealfall nimmt man das so erlernte couragierte Verhalten aus der Schule in den Alltag mit. Durch die Projekttage und andere Aktionen wird außerdem sichergestellt, dass die Aktion im Gedächtnis bleibt und nicht schon nach einem halben Jahr wieder vergessen ist. Man kann hier also durchaus von einer relativ nachhaltigen Methode sprechen, gegen Rassismus vorzugehen.

Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Heterogenität

In dem Artikel „Inklusion sexueller und geschlechtlicher Vielfalt: Eine Studie zu Einflussmöglichkeiten pädagogischer Fachkräfte“ befasst sich der Sozialpsychologe Ulrich Klocke mit der Frage, inwiefern Lehrkräfte die Akzeptanz von nicht-heterosexuellen Jugendlichen im schulischen Umfeld fördern können. Ich habe mich für diesen Text entschieden, da ich in meinem unmittelbaren Umfeld bereits verschiedene Arten erlebt habe, wie mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt umgegangen wurde, sowohl auf positive, als auch auf negative Weise, und diese Thematik für sehr relevant halte, da sie sich stark auf das Leben der SuS auswirken kann.

Zu Beginn hinterfragt Klocke zunächst, inwiefern pädagogische Fachkräfte von der Thematik überhaupt betroffen sind und ob es sinnvoll für sie ist, sich damit auseinanderzusetzen. Es wird beispielsweise befürchtet, der Unterricht könne so sexualisiert oder Jugendliche in der „Wahl“ ihrer sexuellen Entscheidung beeinflusst werden. Diese Argumente werden jedoch schnell entkräftet, da im Unterricht nicht auf die Vielfalt sexueller Praktiken, sondern lediglich auf die sexueller Orientierungen eingegangen werden soll und es ohnehin nicht möglich sei, sich seine sexuelle Orientierung auszusuchen.

Die Frage nach der Notwendigkeit des Themas beantwortet Klocke, indem er auf Statistiken verweist, in denen deutlich illustriert wird, dass es in den Konversationen der SuS deutlich mehr Ablehnung als Akzeptanz von nicht geschlechtskonformen Verhalten und von der Norm abweichenden sexuellen Orientierungen gibt. Aus solchen Gründen entscheiden sich viele Jugendliche, sich nicht zu outen, um Diskriminierung und Mobbing zu vermeiden.

Klocke ist der Ansicht, es könne hilfreich sein, die Sichtbarkeit verschiedener sexueller Orientierungen zu erhöhen, im Unterricht also auch gleichgeschlechtliche Paare etc. zeigen und dies genau so selbstverständlich zu behandeln, wie auch heterosexuelle Paare behandelt würden. Es geht also nicht einmal unbedingt um die explizite Thematisierung von sexuellen Orientierungen, sondern lediglich um den Umgang mit der Existenz dieser. Zudem sei es notwendig, bei Mobbing und Diskriminierung einzuschreiten und diese zu thematisieren und die SuS ihnen gegenüber zu sensibilisieren. Auch eine Selbstreflexion der Lehrkräfte und daraus resultierend Akzeptanz und Unterstützung der SuS hält Klocke für notwendig.

Im Grunde kann ich dem Text nur zustimmen, besonders hinsichtlich der Einbindung von Unterrichtsmaterialien, in denen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt repräsentiert wird. Wenn die SuS diese als normal und alltäglich erleben, wird das Risiko von Ablehnung deutlich reduziert, auch wenn man hier nicht aus den Augen verlieren darf, dass Einflüsse aus den Familien und Freundeskreisen beim Umgang der SuS mit geschlechtlicher und sexueller Heterogenität ebenfalls eine große Rolle spielen.

Was jedoch nicht erwartet werden sollte, ist, dass die Anzahl der Outings Jugendlicher zunehmen wird, wenn die Akzeptanz zunimmt. Auch wenn sich viele Jugendliche aus Angst vor Diskriminierung dagegen entscheiden, gibt es auch einige, die sich bewusst nicht outen, weil sie ihre sexuelle Orientierung als etwas Normales wahrnehmen und entsprechend damit umgehen wollen. Es würde sich schließlich kaum jemand als heterosexuell outen, und viele sehen ein Outing als etwas an, was ihre sexuelle Orientierung wieder als „unnormal“ kennzeichnen würde, da ja extra darüber gesprochen werden muss.

Es ist auch wichtig, dass die Unterstützung seitens der Lehrer nicht übertrieben wird. Eine transsexuelle Person mit ihren gewünschten Pronomen anzusprechen, ist wünschenswert und wichtig, aber einen Jungen dafür zu beglückwünschen, dass er rosa trägt, würde irgendwo wieder implizieren, dass das nicht normal ist. Hier gilt es, die richtige Balance zu finden.

Artikel: http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/232/230

Sprachliche Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht

Eine Herausforderung oder eine Chance?

Es gibt eine relativ simple Antwort auf diese Frage: sprachliche Heterogenität kann beides sein, was sie letztendlich ist, hängt davon ab, wie mit ihr umgegangen wird.

In Situationen wie denen, die in der Vorlesung beispielhaft behandelt wurden, die zu Schwierigkeiten beim Verständnis von Sachverhalten oder Arbeitsaufträgen führen, kann man in erster Linie von einer Herausforderung sprechen. Hier wurden gewisse sprachliche Kompetenzen vorausgesetzt, die einige der SuS nicht hatten. In derartigen Situationen fühlen sich einige SuS schnell überfordert (besonders, wenn alle anderen zu wissen scheinen, was gemeint ist) oder erkennen gar nicht erst, dass sie ein Verständnisproblem haben, bis sie von der Lehrkraft darauf aufmerksam gemacht werden.

Wird die sprachliche Heterogenität aber (an)erkannt und angemessen auf sie eingegangen, kann sie auch zur Chance werden. Die Lehrer haben die Möglichkeit, ihre SuS langsam an den abweichenden Sprachgebrauch zu gewöhnen, statt sie direkt damit zu konfrontieren und sind auf mögliche Verständnisprobleme vorbereitet, so dass sie den SuS in einer solchen Situation behilflich sein können. Dies kann zum Beispiel geschehen, indem Aufgabenzettel vor der Bearbeitung einmal mit der ganzen Klasse durchgegangen und unklare Punkte erläutert werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass alle dieselben Voraussetzungen haben, ohne dabei einzelne SuS herauszustellen oder zur Nachfrage zu zwingen (was ja durchaus als unangenehm empfunden werden kann).

Auch bietet sich hier für Kinder, für die Deutsch keine Muttersprache ist, die Möglichkeit, die Vielseitigkeit der Sprache zu erforschen und sich auf diese Weise Neues anzueignen. Dabei ist ein angemessener Umgang mit der sprachlichen Heterogenität und eine klare Unterscheidung von „wissenschaftlicher“ Sprache und alltäglichem Sprachgebrauch besonders wichtig.

Leistungsheterogenität im Mathematikunterricht

Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?

Mathematik ist ein Fach, welches die SuS während ihrer gesamten Schulzeit begleitet und zudem die Grundlage für andere Fächer (insbesondere Naturwissenschaften wie Physik) bildet. In diesem Sinne ist Leistungsheterogenität hier recht problematisch, da sie sich in hohem Maße auch auf sonstige Leistungen auswirkt.

Zudem baut im Mathematikunterricht in gewisser Weise alles aufeinander auf. Verliert ein SuS bei einem Thema den Anschluss, kann sich das auf alles auswirken, was danach folgt. Hier wird die Leistungsheterogenität zum Problem, denn es wird wieder andere SuS geben, die die Themen sofort erfassen und für die es unnötig ist, alles oft zu wiederholen, und auch auf diese muss Rücksicht genommen werden. Die Folge hiervon ist, dass es für SuS, die einmal den Anschluss verloren haben, sehr schwierig wird, wieder mitzukommen, wenn das Thema erneut aufgegriffen wird. Dies kann zwar auch in anderen Fächern passieren, erfahrungsgemäß aber meistens in einem geringeren Ausmaß.

Umgekehrt kann dies natürlich auch zur Folge haben, dass in besonderem Maße auf SuS eingegangen wird, die Schwierigkeiten haben, während begabte SuS nicht ausreichend gefördert und gefordert werden. Diese langweilen sich dann unter Umständen und fangen an, ebenfalls schlechtere Leistungen zu erbringen, da sie sich im Unterricht langweilen und es nicht mehr für nötig halten, sich anzustrengen.

Auf Leistungsheterogenität im Mathematikunterricht angemessen einzugehen, halte ich für eine große Herausforderung. Es gibt natürlich Möglichkeiten, diese zu reduzieren, zum Beispiel, indem man die SuS nach Leistung in verschiedene Arbeitsgruppen aufteilt, aber hier stellt sich wieder die Frage, inwiefern dies in Hinblick auf das Miteinander der Schüler Auswirkungen haben könnte.

Betrachtung von Gender-Stereotypen

Die Vorlesung mit dem Fokus Gender wurde durch eine Präsentation der Theatergruppe zu Gender-Stereotypen eingeleitet. Das Setting war ein Management-Seminar, das von einem Mann geleitet und von zwei Männern und drei Frauen besucht wurde. Die Teilnehmer verkörperten hierbei jeweils verschiedene Typen von Männern und Frauen, die sehr überspitzt dargestellt wurden.

Bei den teilnehmenden Männern gab es zwei sehr gegensätzliche Typen: Einerseits den sehr extrovertierten, von sich überzeugten Mann, der sofort wie ein Anführer wirkt, andererseits den eher introvertierten, eingeschüchterten Mann, der sich lieber zurückzieht und kaum den Mut hat, vor anderen zu sprechen. Abgesehen von diesen beiden Teilnehmern hat auch der Leiter des Seminars einen Typ verkörpert, nämlich einen zunächst ruhig und höflich wirkenden, aber dennoch stets die Kontrolle habenden Mann.

Bei den Frauen konnten drei Typen unterschieden werden: Einmal eine grundsätzlich fröhlich, gleichzeitig aber auch etwas unsicher wirkende Frau, die offensichtlich um die Anerkennung der anderen Teilnehmer und des Publikums bemüht ist, zweitens eine Frau, die besonders viel Wert auf ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung zu legen scheint und drittens eine sehr karriereorientierte, recht arrogant und männerfeindlich wirkende Frau.

Im Laufe der Präsentation wurden die Teilnehmer auf unterschiedliche Art und Weise von dem Leiter angesprochen und aufgefordert, sich zu präsentieren. Dabei kam es zu verschiedenen Situationen; der eher schüchterne Mann wurde beispielsweise recht neutral bis freundlich angesprochen und, als er bei der ersten Ansprache eine erschreckte Reaktion zeigte, bei der Vorstellungsrunde zunächst übergangen, während der anfangs sehr selbstbewusste Mann vom Leiter zum Ende hin offen gedemütigt wurde, bis er wutentbrannt den Raum verließ.

Auch bei der Interaktion untereinander gab es Auffälligkeiten. Die fröhliche Frau schien mit dem eher schüchternen Mann mitzufühlen, die beiden lächelten einander beispielsweise immer wieder an. Die eher arrogante Frau feindete die anderen Teilnehmer dagegen regelrecht an und machte sich keine Mühe, ihre Verachtung zu verbergen.

Beim Zuschauen sind mir besonders zwei Sachen aufgefallen. Eine ist der immense Einfluss, den das Verhalten des Leiters auf die Teilnehmer hatte. Er ging, wie oben bereits beschrieben, sehr unterschiedlich auf die Personen ein und beeinflusste sie damit in gewisser Weise. Im Falle des selbstbewussten Mannes demütigte er diesen mit lächerlichen Anweisungen so lange, bis er sich in seiner Selbstachtung ernsthaft angegriffen fühlte und die Sitzung abbrach. Dies zeigt, wie viel Einfluss eine Person in einer Macht- oder Führungsposition auf die Menschen hat, für die er verantwortlich ist. Je nachdem, wie er ihnen begegnet, kann er ihre Selbstwahrnehmung positiv oder negativ beeinflussen. Es ist daher von essentieller Wichtigkeit, dass sich Lehrer bewusst sind, was für Unterschiede zwischen ihren Schülern bestehen und in der Lage sind, auf diese Unterschiede auf konstruktive Weise einzugehen (und nicht, wie es hier geschehen ist, die Schüler vorzuführen).

Die zweite Sache ist, dass es in der Realität kaum möglich ist, Menschen in die Kategorien einzuordnen, die von der Theatergruppe präsentiert wurden. Man kann dementsprechend auch nicht pauschal sagen, wie man mit einer Person umgehen muss, nur weil sie auf den ersten Blick in die Gender-Stereotypen eingeordnet werden kann. Es muss also dringend vermieden werden, die Schüler auf diese Weise in Schubladen zu stecken, sondern trotz scheinbar starker Ähnlichkeiten immer noch auf die einzelnen Personen eingegangen werden. Ein solches Schubladendenken könnte andernfalls dazu führen, dass man den Schülern nicht mehr gerecht wird, weil man sie nur noch als ein bestimmter Typ Mann bzw. Junge oder Frau bzw. Mädchen wahrnimmt. Zudem muss man die Schüler nach Möglichkeit ebenfalls dafür sensibilisieren, dass man Menschen nicht auf ihr Geschlecht oder eine bestimmte Wahrnehmung ihres Geschlechts reduzieren sollte.

Othering als Gefahr begegnungspädagogischer Konzepte

„Othering“ entsteht, wenn man sich einer Gruppe zugehörig fühlt und diese von anderen Gruppen differenziert und distanziert. Hierbei entsteht das Problem, dass andere von besagter Gruppe ausgegrenzt werden und zwischen den Gruppen wenig bis kein Kontakt herrscht. Die eigene Gruppe wird dabei oft als „besser“ empfunden und in gewisser Weise auf die anderen Gruppen herabgesehen. Diese Probleme werden didaktisch dann erzeugt, wenn SuS aufgrund einer bestimmten Eigenschaft (z. B. Leistung, Religion o. Ä.) einer Gruppe zugeordnet und somit aufgrund dieser Eigenschaft von den übrigen Schülern getrennt werden.
In meiner eigenen Schulzeit wurde, als die SuS das Lesen erlernen sollten, von der Lehrerin ein neues Projekt eingeführt: Die „Lesemütter“. Anstatt das Lesen gemeinsam in der Klasse zu üben, wurden die SuS in vier verschiedene Gruppen aufgeteilt. Die drei Gruppen mit den SuS, die sich beim Lesen schwer taten, wurden von drei Müttern von Schülern aus der Klasse betreut, die Gruppe mit den am weitesten fortgeschrittenen SuS von der Lehrerin.
Die Idee dahinter war einerseits, dass die SuS in einem vertrauteren Umfeld gemeinsam das Selbstbewusstsein entwickeln sollten, Texte vorzutragen, und andererseits, dass sie einander besser kennenlernen sollten, da die Klasse gerade erst neu entstanden war. Deshalb sollten die ursprünglichen Gruppen erst mal nur einen Monat zusammen lernen, danach sollten sie durchgemischt werden.
Das Projekt scheiterte allerdings genau an diesem Punkt. Die SuS wollten in ihren Gruppen bleiben, da sie hier bereits Freundschaften geschlossen hatten. Zudem weigerten sich gerade die SuS aus den von den Müttern betreuten Gruppen, vor den anderen vorzulesen, da diese ja aus der „besseren“ Gruppe stammten und sie sich nicht vor ihnen blamieren wollten.
Obwohl die SuS durch das Projekt zusammengeführt werden sollten, wurde also eher der gegenteilige Effekt erzielt: Es kam zu einer Art Cliquenbildung und damit zu einer Spaltung der Klasse.

Innere Differenzierung im Politikunterricht

Skizzieren Sie für eines Ihrer Unterrichtsfächer ein Beispiel für innere Differenzierung genauer, das Sie auf drei (von Ihnen zu wählende) Felder von Thaler anwenden. Diskutieren Sie im Anschluss, welchen Arten von Heterogenität durch die gewählten Felder der Differenzierung auf welche Weise in besonderem Maße Rechnung getragen wird.

Im Politikunterricht kommt es häufig dazu, dass auch aktuelle Themen behandelt werden oder wenigstens Bezug auf aktuelle Themen genommen werden kann, um einen Bezug zum Inhalt des Unterrichts herzustellen.
Um ein neues Thema mit aktuellem Bezug einzuführen, könnte man zunächst mit einer Diskussion im Plenum beginnen: der Lehrer zeigt beispielsweise eine Karikatur oder lässt die SuS einen aktuellen Artikel lesen. Diese/r wird zunächst gemeinsam diskutiert, um sich dem Thema anzunähern.
Im Anschluss werden die SuS in Gruppen aufgeteilt, in denen sie sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen sollen. Diejenigen, die mit dem Thema bereits vertraut sind, da sie beispielsweise die Nachrichten verfolgen oder sich aus eigenem Interesse damit befasst haben, bilden eine Gruppe und setzen sich weiterführend mit dem Thema auseinander, diskutieren also beispielsweise zukünftige oder analysieren bisherige Entwicklungen. Die anderen SuS bilden ebenfalls Gruppen und setzen sich erst mal nur mit dem Thema auseinander, indem sie recherchieren und sich grundlegend mit dem Thema und eventuell dazugehörigen Modellen vertraut machen. Die SuS dürfen sich aber auch dagegen entscheiden, in der ersten Gruppe zu arbeiten.
Am Ende werden die Ergebnisse wieder im Plenum zusammengetragen. Die zweite Gruppe beginnt und stellt erst einmal die Rechercheergebnisse vor, woraufhin die erste Gruppe ihre Analyse der Situation präsentiert.
In dieser Art der Unterrichtsführung finden sich nach Thalers Feldern der inneren Differenzierung das Unterrichtsgespräch (bei der Diskussion zu Anfang), die Ziele (einerseits das Erarbeiten eines Themas und andererseits eine tiefergehende Auseinandersetzung damit) und aus letzterem resultierend auch ein unterschiedlicher Schwierigkeitsgrad. Es wird hier hauptsächlich auf Leistungsheterogenität eingegangen. Die SuS, die sich mit dem Thema bereits auskennen und sich zutrauen, sich damit in einem größeren Umfang zu befassen, erhalten diese Möglichkeit, während die anderen SuS mit den Grundlagen beginnen und sich dem Thema somit in einem für sie angenehmeren Tempo annähern können.