Religiöse Pluralität

Der Artikel 7 im Grundgesetz ist als unmittelbare Reaktion auf die damalige Verteilung der Religionszugehörigkeit (dominiert von den beiden großen Konfessionen) zu verstehen.

Warum ist das auf Homogenität ausgelegte Gesetz heute nicht mehr aktuell?

Durch die zuletzt starke Säkularisierung, die sich insbesondere in den Austrittszahlen aus der Kirche widerspiegeln, treten vermehrt konfessionslose Schüler in die Klassenräume. Darüber hinaus sind mittlerweile alternative Religionen in Deutschland in großen Zahlen vertreten. Da muss natürlich der Islam genannt werden, aber auch der Buddhismus und Freikirchen sind in diesem Zusammenhang bedeutsam.

Aufgrund dieser Entwicklung sollte auch der Religionsunterricht nach alternativen Formen des Unterrichts suchen, die der aktuellen Situation angemessen erscheint. Die durch die bereits genannten Gründe entstandene Heterogenität kann durch Konzepte wie den interreligiösen dialogischen Unterricht aufgefangen werden. Innerhalb dieses Konzepts tauschen sich alle Schüler, unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit oder einer Konfessionslosigkeit, über ihre Religion, die Ansichten und Werte aus und erfahren dabei die tolerante Annahme ihrer Klassenkameraden. Hierin besteht die Chance, Ängste vor fremden Kulturen und Religionen aufzuheben und eine Gesellschaft zu entwickeln, die den Anderen unabhängig seiner Herkunft, seines Glaubens und seiner Werte wertschätzt.

Vorbilder dürften in dieser Hinsicht die Bundesländer Hamburg und Brandburg sein, die eine Idee für einen Religionsunterricht mit allen Schülern entwickeln konnten. Möglicherweise wird dies in naher Zukunft ein Standardmodell des neu ausgerichteten Religionsunterrichts.

Published in: on 28. April 2015 at 23:25 Comments (1)
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  1. on 1. Mai 2015 at 15:30 Jasmin Said:

    Hey Stefan,

    wie du schon in deinem Beitrag erwähnt hast, ist Artikel 7 im Grundgesetz, dass das Fach Religion erwähnt und definiert hat, Ausdruck christlicher Homogenitätserwartung. In den 1950er Jahren betrug der Anteil der evangelischen und katholischen Bevölkerungsgruppe um die 90 Prozent in Westdeutschland. Somit stellten sie eine große, homogene und christliche Bevölkerung dar.

    Warum man heute nicht von einer religiösen homogenen Gesellschaft sprechen kann, stimme ich dir zu. Es fand sozusagen eine Revolution auf dem Feld von Religion statt, da wir heute eine bunte Landschaft von Religionsgemeinschaften haben. Wie du auch schon genannt hast, lässt sich das an der zunehmenden Zahl an Konfessionslosen erkennen, die von unter 4 Prozent auf 1/3 der Bevölkerung anstieg. Ebenso gab es einen Anstieg der ,,Sonstigen“, worunter Buddhisten, Hinduisten, kleine Religionen etc. gehören, wobei die größte Gruppe mit 5 Prozent die Muslime darstellen, was migrationsbedingt seit den 60er Jahren ist.

    Aufgrund der zunehmenden Pluralität an diverse Religionszugehörigkeiten entstanden mehr konfessionelle Religionsunterrichtsformen, insbesondere der islamische Religionsunterricht. Folglich kann es zu einer Segregation der Schülerschaft führen, d.h. die Religionsunterrichte finden getrennt statt und somit werden die Schüler auseinander gerissen. Zudem entstanden auch Ersatzfächer, wie Philosophie, wegen dem Anstieg der Konfessionslosen.

    Ich bin der gleichen Meinung, dass man andere Religionsunterrichtsformen entwickeln muss, aufgrund des Anstiegs der verschiedenen Religionszugehörigkeiten sowie der Konfessionslosen, damit Menschen verschiedener Überzeugungen zusammengebracht werden. Diesen Pluralisierungsdruck müssen sich die Religionsgemeinschaften stellen, da die inhaltliche Ausgestaltung in ihren Händen liegt und der Staat nur ein Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht an den Schulen hat.

    Ja, ich schließe mich dir an, dass Hamburg ein Vorbild einer Öffnung des Religionsunterrichts darstellt. In den 90er Jahren entstand dort ein ,,Religionsunterricht für alle“, um den Versuch einen interreligiösen Unterricht anzubieten, der alle Schüler aufnimmt. Nach dem Vorbild von Hamburg hat sich auch Bremen daran angeschlossen, wo in den Schulen Religion ,,auf allgemeine christliche Grundlage“ entstanden ist. Dann gibt es noch das neue Modell in Brandenburg ,,Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“, dass sich auch vom konfessionellen Religionsunterricht ausgeschert hat. Ich sehe das genauso wie du, dass man durch solche Religionsunterrichtsformen erreichen kann, dass Schüler/-innen mit unterschiedlicher Überzeugungen zusammensetzen und sich gegenseitig kennenlernen und kommunizieren können. Ebenso könnten dadurch Missverständnisse und Vorurteile reduziert werden, sodass sie sich in Zukunft tolerant begegnen können. Daher finde ich, dass konfessioneller Religionsunterricht abgebaut werden soll.

    Grüße,

    Jasmin

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