Die Bremer Hafeneisenbahn

Eine Hafenbahn durchquert den Industriehafen (Quelle: Mausolf 2010)

Als Bremische Hafeneisenbahn wird das Schienennetz bzw. die Eisenbahninfrastruktur in den bremischen Häfen bezeichnet. Für die Hafeneisenbahn ist die Senatorin für Wissenschaft und Häfen Claudia Schilling (SPD) verantwortlich, für die Planung, Neubauten oder Instandsetzungen ist die bremenports GmbH & Co. KG verantwortlich. Das gesamte Schienennetz der bremischen Hafeneisenbahn beträgt momentan 193 Kilometer, in denen mehr als 500 Weichen verbaut sind (Täglicher Hafenbericht 2020). In dem Netz eingeschlossen sind die Standorte Industriehafen, Überseestadt, Neustädter Hafen, das Güterverkehrszentrum (GVZ) und das Industriestammgleis Hemelingen in Bremen, sowie der Überseehafen in Bremerhaven (Wissenschaft & Häfen Bremen 2020). Insgesamt sind im Schienennetz sieben Bahnhöfe integriert. Das Schienennetz der Hafeneisenbahn ist mit dem Schienennetz der Deutschen Bahn verbunden, sodass die Waren und Güter problemlos außerhalb Bremens transportiert werden können.

Ihren Ursprung hat die Hafeneisenbahn im 19. Jahrhundert. Im Februar 1860 wurde der Weserbahnhof, unweit des heutigen Weser Towers in der Bremer Überseestadt, eröffnet und stellt den Anfang der Geschichte der bremischen Hafeneisenbahn dar (Mausolf 2010). Der Weserbahnhof wurde damals an das damalige Streckennetz der Deutschen Bahn angeschlossen, sodass bereits zu diesem Zeitpunkt die Waren direkt von den Schiffen auf die Züge geladen und weiter in die Hinterländer transportiert werden konnten. Um den Anschluss an das Netz zu ermöglichen mussten 1,75 Kilometer Gleise verlegt werden (Bremer 2020). Der Weserbahnhof wurde mit dem Hannoverschen Bahnhof verbunden, dem Vorläufer des heutigen Bremer Hauptbahnhofs.  Die bremische Hafeneisenbahn wurde mit der Zeit immer weiter ausgebaut und schließlich wurden die Städte Bremen und Bremerhaven mit ihren Häfen durch eine Eisenbahnstrecke miteinander verbunden, um den Warentransport weiter ausweiten zu können. Schon früh machten sich die ersten Erfolge bemerkbar, als Bremen als Hafenstandort mit Bahnanschluss andere Hafenstandorte übertraf und deren Posten mit der Zeit übernommen haben (Lee 2007, 155). Während des zweiten Weltkrieges wurden große Teile des Hafens und somit auch der bremischen Hafeneisenbahn zerstört (Mausolf 2010). Der Wiederaufbau wurde dafür genutzt, die bremische Hafeneisenbahn komplett zu modernisieren. Mitte der 1960er Jahre wurde damit begonnen die Bahnanlagen größtenteils zu elektrifizieren (Bremer 2020).

                                                                                  Quelle: Schwarz, Dietmar / Behling, Wolfgang. Luftaufnahme des Weserbahnhofs, Jahr unbekannt.

Mit dem Bau des Neustädter Hafens verlor der Weserbahnhof immer weiter an Bedeutung, sodass er 1996 von der Stadt verkauft wurde. Heute existiert der Weserbahnhof nicht mehr. Die letzten Nebengebäude des Weserbahnhofs wurden von der Firma Kelloggs bis zur Stilllegung der Kelloggs Fabrik im Jahr 2018 genutzt und anschließend abgerissen. Weitere Infos zur Kelloggs Fabrik in Bremen bekommt ihr hier: Zukunfts des Kellogs Areals & der Überseeinsel Heute erinnert lediglich ein sogenanntes „Vielschienengleis“ in der Überseestadt an den alten Weserbahnhof.

                                                                              Quelle: Paeßler, Yvonne. Vielschienengleis in der Bremer Überseestadt. Eines der wenigen Überbleibsel des Weserbahnhofs.

Mit der Umgestaltung der Überseestadt verschwanden nicht nur Teile des Hafens, wie zum Beispiel der Überseehafen, welcher 1998 zugeschüttet wurde, auch das Streckennetz der bremischen Hafeneisenbahn in Bremen wurde mit der Zeit umgestaltet, da bestimmte Strecken nicht mehr benötigt wurden oder im Zuge der Umgestaltung der Überseestadt weichen mussten (Mausolf 2010). Mehr Informationen zu der Umgestaltung der Überseestadt findet ihr hier: HafenCity vs. Überseestadt – Stadtplanerische Veränderungen von Hafenstädten Dennoch ist der Transport auf Schienen sehr wichtig für die Hafenwirtschaft Bremens und Bremerhavens und gehört zu den größten weltweit. Seit 2012 werden jährlich mehr als eine Million TEU für den Hinterlandverkehr per Zug transportiert (Hafenspiegel 2019, 40). Zum Vergleich: 2005 lag der Wert noch bei 531.000 TEU. Der prozentuale Anteil des Transports per Schiene kommt dabei dem der Straße immer näher und liegt seit mehreren Jahren beständig zwischen 46-48% (Hafenspiegel 2019 40). 80 Prozent der Autos, die in Bremen und Bremerhaven umgeschlagen werden, werden per Gleis transportiert, sowie jeder zweite Container.

Quelle: Hafenspiegel 2019: 40.

Für das Jahr 2019 verzeichnete die bremische Hafeneisenbahn ein Zugaufkommen von über 36.300 Zügen, davon entfielen allein auf Bremerhaven ca. 27.500 Züge. Das sind ungefähr 529 Züge pro Woche, die in Bremerhaven ein- und ausgefahren sind, während es in der Stadt Bremen ungefähr 169 Züge pro Woche waren. (bremenports 2020).

Aus: bremenports „Statistik Zugfahrten 2019“.

Für die Wartung und Instandsetzung der Gleisanlagen ist die bremenports GmbH & Co. KG zuständig. Dafür werden unter anderem spezielle Schienenwagen und Lokomotiven eingesetzt, die die Arbeiten an den Gleisanlagen vornehmen. Beispielsweise kommt eine Gleisstopfmaschine zum Einsatz, die dafür sorgt, dass die Gleisanlagen befestigt werden und der Boden verdichtet wird. Eine Gleisstopfmaschine kann in einer Stunde bis zu 500 Meter Gleis stopfen (bremenports 2019).

 Quelle: bremenports (2019): Hafeneisenbahn (YouTube).

Die aktuellen Projekte der Hafeneisenbahn sehen unter anderem vor ein neues IT-System zu installieren, welches ab Herbst 2020 in Betrieb genommen werden soll. Die Erneuerung werde benötigt, um der stetigen Steigerung des Zugverkehrs entgegenzukommen (Pieringer 2019). Des Weiteren wird daran gearbeitet, das Netz der Hafeneisenbahn weiter auszubauen. Im Bremerhavener Ortsteil Speckenbüttel ist eine neue Gleisanlage geplant, die ins Netz der bremischen Hafeneisenbahn eingegliedert werden soll und so den Bahnverkehr weiter zu erhöhen (Hanuschke 2017).

Quelle: bremenports 2020. Lageplan Bremerhaven.   Die Gleisanlagen der bremischen Hafeneisenbahn sind lila gekennzeichnet.

Die bremische Hafeneisenbahn ist seit 160 Jahren ein wichtiger Bestandteil der (Hafen-)Wirtschaft für Bremen und Bremerhaven und hat ebenfalls Einfluss auf die Wirtschaft Deutschlands. Die Zahlen der Güter, die auf Schienen transportiert werden, bewegen sich seit mehreren Jahren auf konstant hohem Niveau und es wird nach immer mehr Möglichkeiten Ausschau gehalten, den Transport auf Schienen weiter auszubauen und zu modernisieren. Der Transport von Gütern per Zug schont die Umwelt und es lassen sich eine große Menge an Gütern transportieren. Die bremische Hafeneisenbahn wird auch in Zukunft ein sehr wichtiger Faktor für die bremischen Häfen sein. Spannend wird sein, inwiefern sich die Zahlen im Zuge der Coronakrise verändern, die auch die bremischen Häfen hart getroffen hat und wahrscheinlich noch weiter hart treffen wird. Weitere Informationen zu den Folgen der Coronapandemie für die bremischen Häfen findet ihr unter diesem Link: Folgen von Corona für die Bremer Häfen

                                                               Quelle: Brendel, Maurice (3.3.2020).Gleisanlagen der Hafeneisenbahn in Bremen Gröpelingen.

 

Quellenverzeichnis:

  • bremenports (2020): Eine leistungsstarke Verbindung. Die Bremische Hafeneisenbahn.                                                                         https://bremenports.de/hafeneisenbahn/unternehmen_/ letzter Zugriff: 7.7.2020.

3 Gedanken zu „Die Bremer Hafeneisenbahn

  1. Tatsächlich wurde die direkte Verknüpfung von Schiff und Schiene als „Bremer System“ zu einem wichtigen Standortvorteil der Bremischen Häfen.

    In den letzten Jahren hat man imemr wieder von Engpässen im Schienen-Gütertransport gehört (gerade auf den Rheintrassen). Kennt jemand Zahlen zur Entwicklung dieses Transportsektors? Hat die starke Auslastung des deutschen Schienennetzes Auswirkungen auf die Bremer Hafeneisenbahn bzw. die Weitertransport von Gütern an Land?

  2. https://www.lok-report.de/news/deutschland/verkehr/item/10949-nee-vpi-kcw-studie-benennt-effiziente-projekte-zur-beseitigung-von-flaschenhaelsen-im-schienennetz.html
    Ich kann diesen Artikel empfehlen! Der Artikel handelt von einer Studie, die sich mit den Engpässen beim Gütertransport auf Schienen beschäftigt hat. Die Studie ist im Artikel ebenfalls verlinkt. Aus Abbildungen wird deutlich, dass die Engpässe auch Bremen und Bremerhaven betreffen. Würde der Bund bis 2035 insgesamt 4,2 Milliarden Euro mehr investieren als vorhergesen, könnten die Engpässe beseitigt und der Gütertransport wäre doppelt so hoch wie bisher!

  3. Bremen und insbesondere das GVZ sowie der Neustädter Hafen sind nun auch an das AlbatrosExpress-Netzwerk der TFG Transfracht (https://www.transfracht.com/leistungen/albatrosexpress.html) angebunden.

    Künftig gibt es dann wöchentlich 100 neue Verbindungen von und nach Bremen. Erstmalig werden damit auch Transporte zwischen Bremen und Österreich sowie der Schweiz angeboten. Die Verkehre erfolgen dabei in einer Partnerschaft mit Roland Umschlag, der die Verantwortung für die Umschlags- und Logistiktätigkeiten übernimmt.

    Quelle: https://www.senatspressestelle.bremen.de/sixcms/detail.php?id=343512

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