Bilder

Bilder aus dem Esssaal, der durch die Pandemie in einen Gemeinschaftsraum für Besuchszeiten umgewandelt wurde. Hier können sich Familienmitglieder und Bewohner nach Ausfüllen der Corona-Anmeldung, mit Einhaltung des Mindestabstandes und tragen einer FFP-2 Maske, sehen. 

 

Wohnzimmer und Küche aus der Wohnung von Christa Lenk:

Alleinlebende Seniorin

Aufgrund der ansteigenden Coronafälle in Bremerhaven und die damit verbundene Verantwortung unsererseits, habe ich mich dazu entschlossen das Interview mit einer Person in meinem näheren Umfeld zu führen. Das Interview wurde über ein Telefongespräch geführt und aufgezeichnet.

Christa Lenk ist 81 Jahre alt, ledig und lebt in Dresden in einer drei Zimmerwohnung. Neben dem Besuch in Museen und Kinos, hält sie sich gerne körperlich fit und betreibt mehrmals in der Woche Sport. Das Wandern in der Natur ist für sie ein erholsamer Ausgleich neben den Bewegungsübungen. Der Kontakt zu ihren Verwandten und Familienmitgliedern ist ihr sehr wichtig und wird durch regelmäßiges Treffen und Telefongesprächen aufrechterhalten.  Die Kontaktfreude zeichnet ihren Charakter aus und spiegelt sich unteranderem in ihren Freizeitaktivitäten wieder. So unternimmt sie diese hauptsächlich mit Freunden. Auch das Einkaufen kann sie noch alleine und ist in ihrer wöchentlichen Alltagsgestaltung unabhängig und auf fremde Hilfe nicht angewiesen. Durch die Pandemie wurde ihr Alltag zwar eingeschränkt, hat sich aber nicht erschwert. Sie hofft auf eine baldige Besserung der Lage und wartet zur Zeit auf ihren ersten Impftermin.

 

Altersheim

Ein Nachmittag im Altersheim „Marie-von-Seggern-Heim“:

Am Nachmittag treffe ich am Eingang des Gebäudes ein. Vor mir ist der Weg mit zwei aneinander stehenden Stühlen blockiert. Ich betätige die Klingel an der rechten Außenwand und eine Frauenstimme meldet sich zu Wort. Ich erkläre ihr, dass ich eine Terminvereinbarung habe für ein Interview mit zwei Bewohnern des Hauses. Nach einigen Minuten warten, lässt mich eine Pflegerin zwischen den Stühlen vorbei und ich nehme auf einer Bank, noch vor der Anmeldung platz. Ich sehe nur vereinzelt Bewohner in der Eingangshalle sitzen oder herumlaufen. 

Was mir aber sofort auffällt, ist der große Abstand zwischen den einzelnen Bewohnern. Während die Pflegerin den Schnelltest vorbereitet, hole ich meinen kleinen Notizblock heraus und fange an ihr einige Fragen zur allgemeinen Situation innerhalb des Hauses zu stellen. Sie erklärt mir, dass das Heim in seine drei Stockwerken aufgeteilt werden musste und nur zwei Pflegekräfte pro Etage arbeiten dürften, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Die Pflegerinnen und Pfleger würden sich im Schichtdienst untereinander abwechseln. Mit insgesamt 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird sich um die Bewohner gekümmert. Zwei mal pro Woche müssen sich die Pflegerinnen und Pfleger einen Corona Test unterziehen. 

Mit dem ausgefüllten Fragebogen und dem negativen Testergebnis, begrüßt mich der Heimleiter am Empfang und gibt mir eine kleine Führung durch das Erdgeschoss des Gebäudes. Während er mir den großen Esssaal zeigt, in der im Moment nicht zusammen gegessen werden kann, frage ich ihn ob sich die Besucherzahl innerhalb der letzten Monate verändert hat und ob es überhaupt gestattet sei, zumal die Corona-Fälle der umliegenden Heime gestiegen ist. Aufgrund der steigenden Zahlen erklärt er mir, mussten sie die Besuchszeit auf zwei Tage in der Woche herab senken. Während des Sommers letzten Jahres konnten Verwandte und Familienmitglieder der Bewohner vier mal in der Woche zu Besuch kommen, nachdem sie sich vorher telefonisch angemeldet hatten.

Insgesamt hat das Altersheim 87 Bewohner und Bewohnerinnen, unter denen eine Vielzahl an Demenz leidet. Innerhalb des Erdgeschosses leben 29 Senioren, im ersten Stockwerk 34 Senioren und im zweiten Stockwerk 24 Senioren. Der Heimleiter erklärt mir auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum, wo das Interview statt finden soll, dass das Zusammensein unter den Bewohnern doch sehr stark eingeschränkt werden musste. Das gemeinschaftliche Zusammensitzen, miteinander essen oder die Freizeitaktivitäten dürfen ausschließlich nur noch auf den jeweiligen Etagen unternommen werden. Der Kontakt zwischen den einzelnen Etagen ist laut Gesundheitsverordnung untersagt. 

Auch die befragten Personen bestätigen mir dieses im späteren Interview.

Mit dem Eintreten in den Gemeinschaftsraum lerne ich die zwei Bewohner kennen, die sich bereit erklärt haben sich mit mir zu unterhalten. 

Herr Detlev Meyer, 77 Jahre alt, ist schon seit zwei Jahren Bewohner des Altersheims. Walter Pöhler, 74 Jahre alt, ist seit 8 Jahren Bewohner des Hauses. Mit einer freundlichen Geste begrüßen wir uns einander und nehmen an einem Tisch platz. Herr Pöhler sitzt mir in seinem Rollstuhl gegenüber, währenddessen sich Herr Meyer von seinem Rollator, auf einen neben dem Tisch stehenden Stuhl fallen lässt. 

Mich interessieren die aktuellen Alltagssituationen und wie sie sich zu dem Alltag vor der Pandemie unterscheiden. 

Herr Meyer und Herr Pöhler berichten mir, dass es innerhalb des Altersheim festgelegte Termine gibt, die von der Heimleitung organisiert werden. So müssen sich beispielsweise die Bewohner nicht um die Versorgung kümmern, sondern haben die Möglichkeit an bestimmten Tageszeiten Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Hierbei können sie zwischen 2 Menüs entscheiden. Es werden Fragebögen am Anfang der Woche an die Bewohner ausgeteilt. Herr Meyer und Herr Pöhler können somit entscheiden was sie Essen möchten. Diese Bögen werden von den Pflegerinnen und Pflegern wieder eingesammelt und schließlich an die Küche weitergeleitet. 

Mit den jetzigen Coronaverordnungen ist es nicht mehr möglich kurzfristige Änderungen an die Küche weiterzuleiten, erzählen sie mir. Wegen der Verpflichtung, auf ihren Etagen zu bleiben kann man nicht mehr wie früher, schnell nach unten, in die Küche und Bescheid geben.

Mit dem Frühstück um 8:00 Uhr beginnt der Tag für die meisten Bewohner. Um 11:30 Uhr gibt es Mittagessen. Am Nachmittag, um 14:00 haben die Bewohner die Möglichkeit bei Kaffee und Kuchen eine kleine Zwischenmahlzeit einzunehmen. Der Tag Endet meistens mit dem Abendbrot um 17:30 Uhr. Hat man neben seinen Fixkosten noch ein wenig Geld übrig, kann man sich von einer Mitarbeiterin des Hauses, Kleinigkeiten einkaufen lassen, wie beispielsweise Schokolade oder Lakritze. Neben Herrn Meyer war es auch anderen Bewohnern gestattet vor der Pandemie selbstständig diese Einkäufe zu tätigen, soweit man körperlich in der Lage dazu war. 

Zwischen den Mahlzeiten haben die Bewohner weitestgehend Freizeit. Herr Pöhler und Herr Meyer lesen viel, gucken Fernsehen, füllen Kreuzworträtsel aus oder halten sich auf ihren Etagen auf. Neben der Selbstbeschäftigung gibt es auch die Möglichkeit, an von den Pflegerinnen und Pflegern organisierten Gruppenprogrammen teilzunehmen. Hier werden beispielsweise Gesellschaftsspiele, wie Bingo und Brettspiele, das miteinander basteln aber auch konditions und feinmotorische Übungen angeboten. Herr Meyer berichtet mir, dass er durch die Pandemie das Bingo spielen für sich entdecken konnte. Dennoch ist die Vielzahl an Programmen stark eingeschränkt worden. So kann Herr Pöhler nicht mehr an den zuvor regelmäßig stattfindenden Kochkursen teilnehmen. Auch das gemeinsame Musizieren und miteinander Singen musste gestrichen werden, erzählt mir Herr Meyer. 

Die alljährigen Feste, wie beispielsweise das Frühlingsfest, in der im Garten zusammen gegrillt und gegessen wurde und das Weihnachtsfest musste abgesagt werden. Herr Meyer und Herr Pöhler berichten mir, dass durch das wegfallen der Feste und der Aktivitäten auch die Möglichkeit des sozialen Kontaktes unter den Bewohnern stark eingeschränkt und fast unmöglich geworden sind. 

So wurde vor der Pandemie zur Weihnachtszeit miteinander im großen Saal gefeiert. Es wurde zusammen gegessen, miteinander gesungen, gemeinsame Gottesdienste fanden statt und Geschenke wurden untereinander verteilt. All diese Dinge sind nur noch auf den einzelnen Etagen möglich oder sind ganz weggefallen. 

Während des Interviews wird mir klar, dass der soziale Kontakt innerhalb des Altersheims weitaus geringer ist, als von mir vorher angenommen. Bewohner die miteinander befreundet sind, aber auf unterschiedlichen Etagen wohnen, können sich nicht mehr sehen. So entsteht bei einigen Senioren das Gefühl der Einsamkeit. Herr Meyer und Herr Pöhler haben aufgrund familiärer Differenzen keinen Kontakt mehr zu ihren Familien. Auch ihnen fehlt der Kontakt zu ihren Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen. Durch die Nutzung von Smartphones haben zwar einige Seniorin und Seniorinnen die Möglichkeit den Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden aufrecht zu erhalten. Dennoch ist die Zahl der Personen die ein Smartphone oder sonstige Geräte zu Verfügung haben, sehr gering. Herr Meyer erzählt mir, dass er durch den Lockdown mehr Zeit gefunden hat, sich mit seinem Smartphone auseinander zu setzen und hält seitdem stetigen Kontakt zu seiner Freundin. 

Das Virus ist nicht nur physisch eine Gefahr für die Bewohner des Altersheimes, sondern auch psychisch. Somit sind Seniorin und Seniorinnen, die keine Kontakte zu Familienmitgliedern haben oder technische Geräte besitzen, durch die Pandemie, sozial noch stärker eingeschränkt. Die Gefahr der mentalen Belastung kann bei diesen Personen stärker ausfallen, als bei Bewohnern die diese Probleme nicht haben. 

Ich begleite Herr Meyer und Herr Pöhler zum Fahrstuhl und bedanke mich nochmals für das nette und aufschlussreiche Gespräch. 

 

unvorgesehene Komplikationen (Update)

Durch die steigenden Zahlen in Bremerhaven und dem immer noch bestehenden Lockdown, erschwerte sich die Vorbereitung für ein Interview mit einem Pflege-Altersheim. Das zuvor geplante und schon vereinbarte Interview mit dem Altersheim-Amarita in Bremerhaven, wurde mir kurzfristig doch abgesagt. Der Grund war eine hohe Anzahl an Infizierten unter den Einwohnern und dem Personal. Um ganz ehrlich zu sein, war ich zu dem Zeitpunkt ein wenig zurück geschlagen in meiner Motivation. Ich suchte mir mehrere Pflege- und Altersheime über das Internet und rief persönlich unter den vorgegeben Nummern an, um mich zu erkundigen ob man für eine Interview bereit sei und Interesse bestünde. Mir viel schnell auf, dass ich mit meinem ersten Termin doch mehr Glück hatte als ich vorher gedacht hatte. Viele Pflege- und Altersheime hatten mir absagen müssen. Nicht weil sie kein Interesse an ein Interview hatten, sondern vielmehr weil ihnen dazu die technische Infrastruktur fehlte. Nur wenige Heime besaßen überhaupt einen Computer und wenn dies der Fall war, hatten viele dieser Häuser keine Skype oder Zoom. Mich überraschte diese Erkenntnis. Mir war nicht klar, dass unter den Pflege- und Altersheimen, keine oder nur eine geringe Anzahl an technischen Geräten zur Verfügung stand. Hier zeigte sich mir deutlich, dass nicht nur technisch-infrastrukturelle Probleme innerhalb von Schulen, sondern auch in Altersheimen vorhanden sind und diese mir während der Pandemie deutlich gemacht wurden.

Am Ende hatte ich doch noch Glück und konnte einen Termin mit dem Hansa Marie-von-Segen-Heim vereinbaren. Der Leiter erklärte mir am Telefon, dass auch sie keine Computer besitzen würden, er mir aber ein Interview vor Ort anbieten könnte. Die Bewohner seien alle schon geimpft worden und ich wäre nur verpflichtet einen Schnelltest am Eingang zu machen. Ich willigte ein und vereinbarte ein Termin mit zwei Bewohnern des Hauses.

Beobachtungsprotokoll: Terminvereinbarung im Altersheim (Thees)

Ich entschließe mich schon an der Ampel auszusteigen und direkt zum Altersheim zu laufen. Nachdem ich Mama erklärt habe, was ich überhaupt im Altersheim will, lasse ich sie alleine im Auto und gehe auf das von mir nur 100 Meter entfernten Altersheim zu. Ich hatte im Voraus mit Anna und Merle abgesprochen, dass ich versuchen will einen Termin mit der Leitung zu vereinbaren, um ein Interview mit einer der Senioren zu führen.

Kurz vor dem Eingang kommen mir eine erwachsene Frau und eine ältere Dame entgegen. Die noch junge Frau schiebt einen Rollstuhl vor sich her, in der die ältere Dame sitzt. Sie sprechen Russisch miteinander.  Ich setze mir meine FFP2-Maske auf die ich aus meiner rechten Jackenseitentasche hervorziehe. Direkt am Eingang sitzen drei Senioren auf ihren Rollatoren und rauchen Zigarette. Ich Begrüße sie mit einem lächeln und wünsche Ihnen einen Guten Tag. Sie erwidern meinen Gruß, dennoch kann ich in ihrem Blick einen Fragwürdige Ausdruck erkennen. Während ich durch die automatisch öffnende Schiebetür gehe, denke ich darüber nach, dass die Senioren wohl eher selten junge Erwachsene bei sich hier, in diesem Zuhause zu Gesicht bekommen. Mit dem Eintreten in das Gebäude kommen mir sechs Senioren entgegen, die wohl gerade aus der Cafeteria gekommen sind. Ein älterer Mann berichtet einem der anderen Senioren, wie gut doch das Essen heute geschmeckt hat. Ich laufe an ihnen vorbei, direkt zum Empfang um mich anzumelden. Hinter einer großen Plexiglasscheibe sitzt eine junge Frau, die in Papierunterlagen wühlt und gleichzeitig am telefonieren ist. Auch sie trägt eine Maske und eine weinrote Bluse. Mich verwundert die rote Bluse, da ich immer dachte, es gibt wie im Krankenhaus, auch im Altersheim Arbeitsklamotten. Mit einem kurzen Aufschauen, gibt sie mir zu verstehen, dass sie wohl gleich für mich Zeit hat. Ich schaue mich noch einmal um. Während ich warte fällt mir auf, was doch für ein Betreib auf dem Flur herrscht. Viele Bewohner des Altersheim laufen mit ihren Rollatoren oder zu Fuß in die am Eingang befindenden Fahrstühle oder in die Cafeteria.

Nach kurzer Erklärung, warum ich hier bin, verschwindet die Empfangsdame durch eine Tür in den hinteren Bereich und gibt mir nach kurzen Warten bescheid, ich sollte doch bitte kurz in der Warteecke platz nehmen, bis die Leitung mich abholt für ein Privatgespräch. Von meinem Platz aus habe ich einen guten Blick auf die komplette Eingangshalle. Links von mir ist die Cafeteria, aus der immer noch Senioren raus kommen oder hinein verschwinden.  Direkt vor mir, der Empfang, an der sich die Empfangsdame ihrer Arbeit wieder widmet. Über dem Empfang ist eine Uhr an der Wand angebracht, an der ich mich vergewissere, wie spät es ist. 14:00 Uhr zeigen die Zeiger an. Aus Reflex ziehe ich mein Handy aus meiner Hosentasche, lege es aber direkt wieder zurück. Ich schaue mich um und fange an zu beobachten.

Eine alte Dame taucht auf und stellt sich an den Empfang. Sie und die Empfangsdame müssen sich gegenseitig regelrecht anschreien. Mit wenig Mühe kann ich aus dem Gespräch entnehmen, dass die ältere Dame versucht ihre Telefonrechnung zu bezahlen. Gleichzeitig stellt sich ein älterer Mann hinter die ältere Dame am Empfang an. Mit einer doch eher unfreundlichen Bemerkung gibt er ihr zu verstehen, dass sie doch Platz machen soll. Die Dame ruft laut „WAS“ und der Mann wiederholt seine Bemerkung. Währenddessen der Mann eine Packung Kekse kauft, ist die ältere Dame damit beschäftigt ihr Wechselgeld in ihren Geldbeutel zu verstauen.  Zuerst will sie ihr Restgeld der Empfangsdame schenken, wird aber freundlich zurückgewiesen, auch weil es doch ein hoher Betrag ist.

Ein von mir eingeschätzter, etwa achtzig jähriger Mann kommt aus dem Flur in die Empfangshalle gelaufen. Eine Pflegerin folgt ihm. Der Mann sagt zu der Pflegerin, er möchte doch gerne nach Hause gehen. Die Pflegerin antwortet ihm, dass er doch zu Hause sei, legt ihren Arm um seinen und begleitet ihn wieder zurück in sein Zimmer. Währenddessen ich weiter warte, merke ich nicht viel von der jetzigen Corona Situation innerhalb des Gebäudes. Bis auf die große Plexiglasscheibe am Empfang und den getragenen Masken der Pfleger*innen, fällt mir nichts großartiges auf. Die meisten Senioren*innen selbst, tragen keine Maske und der Mindestabstand wird auch nicht untereinander eingehalten. Vielleicht zählt jeder einzelne der Bewohner*innen als Teil einer Hausgemeinschaft?!

Ich vergewissere mich erneut nach der Uhrzeit. Fünfzehn Minuten sind jetzt vergangen. Ich frage mich, wie lange es wohl noch dauern wird. In diesem Moment öffnet sich neben dem Empfang die Tür und eine etwa ende zwanzig jährige Frau kommt heraus. Sie trägt einen schwarzen Blazer, mit einer dunkelblauen Jeans und schwarzen halbhohen Hackenschuhe. Sie begrüßt mich freundlich und ich begleite sie in Ihr Büro.

Auf dem Schreibtisch der jungen Frau steht eine Weinflasche, mit einer Karte daneben liegend. Sie lächelt mich an und gibt mir mit einer humorvollen Art zu verstehen, dass sie während dieser Zeit ab und zu einen Schluck gebrauchen könnte. Ich lächele zurück und nehme gleichzeitig Platz auf den Stuhl neben ihrem Schreibtisch. Von der Idee, ein Interview mit einer der Senioren zu führen ist sie scheinbar nicht abgeneigt. Dennoch müssen wir das Interview  wohl über Skype führen, erklärt sie mir. Zwar haben sie noch keine Corona Fall gehabt, müssten sich aber auf kommende Situationen vorbereiten. Mit einer Ihrer Visitenkarten in meiner Jackentasche, verabschiede ich mich und bedanke mich für ihre Zeit.

 

Exposé: Generation and the Pandemic

Vor genau hundert Jahren endete einer der größten Pandemien der Menschheitsgeschichte. Von 1918 bis 1920, waren bis zu 50 Millionen Menschen Weltweit an der spanischen Grippe gestorbenen. Schätzungen betrugen eine Anzahl von 500 Millionen Infizierte. Heute stehen wir vor einem neuen Virus, dass unser Leben verändert und uns alle im unklaren lässt.

Seit letztem Jahr bringt das Corona Virus, Länder auf der ganzen Welt an die Grenzen ihrer medizinischen und logistischen Kapazitäten. Öffentliche Einrichtungen müssen schließen, die Menschen sind gezwungen von zu Hause aus zu arbeiten und nur im äußersten Notfall raus zu gehen. Der Kontakt zu Freunden und Familienmitgliedern muss eingestellt werden und die Weihnachtszeit ist uns dieses Jahr so fremd gewesen, wie noch nie zuvor. Deswegen möchten wir auch Weihnachten in unser Thema mit einfließen lassen. Mit Beiträgen zum Weihnachtsfest wollen wir zeigen, dass es für die Meisten dieses Jahr komisch war, aber trotz allem  können durch ungewohnte und ungeplante Situationen auch schöne Erlebnisse entstehen.

Mit Beginn unseres Studiums haben auch wir mit drastischen Veränderungen lernen müssen umzugehen. Vorlesungen und Seminare werden online über Zoom gehalten und das zuvor so selbstverständliche Kennenlernen und miteinander Arbeiten, findet ausschließlich vor dem Laptop statt.  Das ließ uns auf die Frage stoßen, wie wohl die Veränderungen des Alltags in der Gesellschaft zu beobachten sind?! Hierfür ist es uns wichtig mit verschieden Altersgruppen in Kontakt zu treten und uns mit ihren Alltag und den verbundenen Veränderung durch Corona zu beschäftigen. Somit beschäftigt sich unsere Fragestellung: Inwiefern hat sich der Alltag von verschiedenen Altersgruppen, durch die Pandemie verändert ? Wo entstehen Unterschiede oder Gemeinsamkeiten?  Diese wollen wir durch den Vergleich der Antworten auf spezifische Fragen feststellen. Wir werden unsere Fragen an drei Themen entlang orientieren: Versorgung, sozialer Kontakt und Freizeit bzw. Hobbies.

Erste Kontakte zu potentiellen Gesprächspartnern haben wir bereits Anfang Januar geknüpft. Uns ist es wichtig eine große Bandbreite an Ergebnissen zu finden und möchten dahingehend, auch innerhalb der verschiedenen Altersgruppen differenzieren. Was für Veränderungen treten beispielsweise im Alltag von Bewohnern eines Altersheim auf und wodurch unterscheiden sich diese bei allein lebenden Senioren. Auch mit  Berufstätigen und Schülern möchten wir sprechen und genauer auf die Situation ihres Alltags eingehen. Besonders hier wird es interessant sein, auf Veränderungen innerhalb einer Familie zu stoßen und diese mit anderen zu vergleichen.

Mit den Interviews werden wir voraussichtlich Anfang Februar beginnen. Um jedem Risiko aus dem Weg zu gehen, werden wir narrative Interviews über Plattformen wie Zoom oder Skype durchführen. Dabei wollen wir, wenn die Befragten zustimmen, alles mit einer Bildschirmaufnahme festhalten. Somit können wir in unserem Blog die narrativen Interviews nicht nur durch Texte, sondern auch mit Bild und Ton darstellen und interessanter gestalten.

Mit unserer Forschung möchten wir auf mögliche Unterschiede zwischen Generationen innerhalb der Gesellschaft und die durch die Pandemie herrschenden Veränderungen des Alltags, aufmerksam machen. Menschen die Möglichkeit zu geben über ihre Erfahrungen zu berichten und auf mögliche Probleme hinzuweisen, ist eins unserer Ziele. Mithilfe von technischen Hilfsmittel wollen wir unsere Ergebnisse festhalten und durch visuelle Bilder verdeutlichen.

 

Quelle: Wikipedia (2020): Spanische Grippe. URL:https://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Grippe [16.01.2021]

 

 

Weihnachten für uns

Schon ist Weihnachten vorbei. Wir stehen kurz vor Beginn eines neuen Jahres, sehen hoffnungsvoll in die Zukunft und fragen uns wie lange es wohl noch dauern wird bis wir wieder unseren geregelten Alltag haben werden. Die Corona Pandemie hat nicht nur den Alltag , sondern auch unsere Feiertage enorm verändert. Wir möchten mit diesen kleinen Beitrag unsere Erfahrungen aufschreiben, wie wir dieses Jahr die Weihnachtstage verbracht haben, um später mit unseren gesammelten Ergebnissen, Bezüge und Vergleiche herstellen zu können.

(Thees) Für mich verlief Weihnachten dieses Jahr wahrscheinlich genau so „anders“, wie überall. In mir kam in den letzten Tagen nur sehr gering, die vorher so für selbstverständlich gehaltene Weihnachtsstimmung auf. Das alljährige Weihnachtsessen mit Freunden und Bekannten am ersten Dezemberwochenende, wurde schon Ende Oktober abgesagt. Ein Weihnachtsbaum sollte das vermisste Gefühl der Weihnachtsstimmung ins Haus bringen, doch ohne die üblichen Familienmitglieder wurde dieses Gefühl nur zum Teil in mir ausgelöst. Auch das Geschenke einkaufen verlief für mich nicht wie gewohnt, sondern hauptsächlich über den Onlinemarkt oder von mir selbst gebastelt. Zwar wurde unsere Innenstadt mit leuchtenden Sternen und den alljährigen 20 Meter Tannenbaum verziert, mit den wenigen Menschen auf den Straßen und den fehlenden Bratwurst- und Glühweinbuden, fehlte aber auch hier das so wärmende Gefühl der Weihnachtszeit.  An Heiligabend wurden, verglichen zu den letzten Jahren, doch mehr Anrufe getätigt, als die Jahre zuvor. Ich telefonierte nicht nur mit meinen Verwandten in Dresden, sondern auch mit meiner Oma und meinem Onkel, die nur eine halbe Stunde Autofahrt entfernt waren. Das war schon ein komisches Gefühl für mich zu wissen, dass Weihnachten dieses Jahr doch recht ruhig werden würde. Meine Mutter und ich verbrachte zu zweit den Abend und schauten uns zusammen, ganz traditionell „Michel aus Lönneberga“im Fernsehen an. Das gab mir zumindest den Hauch von Normalität, die mir dieses Jahr fehlte.

Alles in allem war es dennoch ein schönes Fest und ich bin dankbar und froh, dass alle in meiner Familie gesund geblieben sind.

(Anna) Mein Weihnachten war dieses Jahr viel ruhiger als normalerweise. In den letzten Jahren war ich mit meinen Eltern immer am 24. Dezember bei einem Frühstück mit Nachbarn und Freunden. Danach war es immer üblich  über die Weihnachtsfeiertage zu meinen Verwandten nach Hamburg zu fahren. Dieses Jahr fiel all das natürlich aus. Also reduzierte sich Heiligabend für mich von 15 auf 3 Leute. Deshalb hatten wir natürlich auch nicht das gewohnte Buffet und das gemeinsame Singen und der Weihnachtsspaziergang an der Elbe fielen auch aus. Dafür haben wir aber mit allen einen Videoanruf gemacht und so sogar ein Geschenk an die ganze Familie „gemeinsam“ ausgepackt. Den Weihnachtsspaziergang haben wir dieses Jahr einfach zu dritt an der Ostsee statt der Elbe gemacht.

Natürlich hätte ich mein Weihnachten lieber mit all meinen Verwandten verbracht. Aber trotz der momentanen Situation, haben wir geschafft unser Weihnachten schön zu gestalten ohne uns dabei gegenseitig zu gefährden.

(Merle) Für mich war die Weihnachtszeit schon immer sehr wichtig. Sie gab mir etwas worauf ich mich freuen konnte, Hoffnung. Dieses Jahr hatte ich jedoch wenig Hoffnung noch Freude. Ich war sehr pessimistisch und erwarte Endtäuschungen. Wie sollte es in Zeiten des Lockdown ein schönes Fest werden? Ohne Familien besuch, Ohne Weihnachtsmarkt, Ohne Freunde treffen?.Meine Familie merkte diesen Pessimismus und versuchten ihr bestes trotz Zeitmangel und anderen Problemen, ein möglichst Schöne Zeit daraus zu machen. Wir müssen mehr Stollen und Zimtsterne als jemals zu vor gegessen haben, mehr Weihnachtsmusik gehört und trotz Weigerung meines Bruders,der Weihnachts -Kitsch hasst, mehr Weihnachtsfilme als je zuvor gesehen haben. Auch war es das erste mal das ich ein Festmal selber gekocht habe. In der Corona Zeit hatte ich erst richtig kochen gelernt. Also war ich sehr stolz auf unser Teamwork. Diese Weihnachten waren erstaunlich entspannt. Ich kann mich nicht erinnern so entspannte Weihnachten schon mal gehabt zu haben. Kein hastiger Aufbruch zu Verwanden.Kein aufbrezeln. Kein schlampiges Verpacken von Geschenke und Nicht sich verzweifelt durch Menschenmaßen drängen auf Weihnachtsmärkten. Trotzdem fehlte mir etwas, es war sehr schwer in Weihnachtstimmung zu bleiben oder zu kommen. Oft fühlte ich mich über die Feiertage , als ob Weihnachten schon längst vorbei wäre. Ich vergass oft mitten drin, das es ein Feiertag war. Es fühlte sich nach ein Feiertag Limbo ohne ende oder Höhe Punkt an.

Allem in allen erstaunlich stressfreie aber merkwürdige Weihnachten, die ich nur schwer einordnen konnte.

 

Was ist das Forschungstagebuch?

Mit diesen Einträgen möchten wir die Möglichkeit bieten, neben unseren Forschungsergebnissen auch einen Einblick in unsere Arbeitsvorbereitung zu ermöglichen. Mit individuellen Beiträgen ist es uns wichtig Transparenz zu schaffen und in Bezug auf Planung, Zusammenarbeit und Umsetzung ein klares Verständnis zu erarbeiten.

Projektmitglied: Thees

  • Name: Thees Adickes
  • Alter: 22 Jahre alt
  • Studium: Kulturwissenschaften, Medien und Kommunikationswissenschaften
  • Wohnort: Bremerhaven

 

  • Meine Beweggründe für das Studienfach: 

Ich hatte in der Vergangenheit das Glück viele Länder auf der Welt zu besuchen und mit den Menschen vor Ort und ihren Kulturen in Kontakt zu treten. Während meinem Auslandsjahr in Amerika, als Au Pair, habe ich zum ersten Mal über ein längeren Zeitraum in einem fremden Land gelebt. Durch meinen Arbeitsalltag habe ich automatisch an der Kultur teilgenommen und Unterschiede zu meiner feststellen können. Die Teilnahme an beispielsweise Feiertagen, Sportereignissen und Gesprächen mit den Menschen, haben mir neben meiner Hauptaufgabe so viel Spaß gemacht und mich interessiert, dass ich mich für ein Studium in diese Richtung entschieden habe. Mit dem Studium „Kulturwissenschaften“ hoffe ich viele neue Erfahrungen zu sammeln.

  • Meine Hoffnungen für dieses Seminar:

Ich erhoffe mir durch dieses Seminar einen Einblick zu bekommen, wie man wissenschaftlich arbeitet. Außerdem bin ich auf die Anwendungen von kulturwissenschaftlichen Methoden gespannt.

  • Warum „Generation and the Pandemic“?:

Die Pandemie hat mich sehr beschäftigt, durch das Jahr hinweg. Ich habe an mir selber viele Veränderungen feststellen können.  Sei es, dass ich alte Leidenschaften für mich wieder entdeckt habe, die Beziehungen zu Freunden und Familie intensiver und stärker geworden sind oder die Entscheidungen neuer Prioritäten. Durch Gespräche mit Menschen in meinem Umfeld, fiel mir auf, wie unterschiedlich die einzelnen Veränderungen waren. Bei all diesen Veränderungen, wäre es doch sehr interessant, die ganz persönlichen Veränderungen einzelner, untereinander zu Vergleichen und gegenüber zu stellen. Genau dass wollen wir mit unserem Projekt erreichen.

 

Unser Thema

Wir möchten über das Thema „Generationen in einer Pandemie“ berichten.  Dafür ist es uns wichtig mit verschieden Altersgruppen in Kontakt zu treten und uns mit ihren Alltag und den verbundenen Veränderung durch Corona zu beschäftigen. Wo treten Unterschiede auf und wo kann man Gemeinsamkeiten erkennen?

 Mit technischen Hilfsmitteln wollen wir unsere Ergebnisse festhalten und dokumentieren.  Hierfür sollen, von uns gezielt erarbeitete Fragen und ein Videotagebuch dabei helfen, Einblicke in den Alltag der Befragten zu bekommen. Unser Ziel ist es, heraus zu finden, ob Veränderung durch die Pandemie entstanden sind und inwiefern diese sich zwischen den Altersgruppen unterscheiden.