Der Rechercheprozess beginnt unter anderem mit der Frage, ob es Dokumente über Lucien in staatlicher Hand gibt und ob wir Einblick in diese bekommen können. Somit haben wir uns unmittelbar online über das Staatsarchiv Bremen informiert, das sich an den Wallanlagen befindet. Neben den frei zugänglichen Quellen können Menschen schriftliche Anfragen stellen, die dann von Sachbearbeiter:innen gegen Gebühr bearbeitet werden. Das Staatsarchiv Bremen verfügt nicht nur über die Einwohnermeldekartei von 1931-1978, sondern auch über das Bremische Adressbuch von 1794-2002 (Staatsarchiv 2019). Deshalb entschließen wir uns, telefonisch Kontakt aufzunehmen und die freundliche Sachbearbeiterin gibt uns ihre E-Mailadresse, an die wir unsere Rechercheanfrage schicken sollen.

Jule übernimmt diese Aufgabe am 1. April 2022 und schildert in der Rechercheanfrage das Anliegen. Im Vordergrund steht vor allem die Adresse der Schneiderei, in der Lucien gearbeitet hat. Neben Luciens uns bekannten Daten wir seinem Namen, Geburtstag und Ankunfts- sowie Abfahrtszeitpunkt in Deutschland werden außerdem die von David bereitgestellten Fotos mit einer kurzen Beschreibung eingefügt. Obwohl David kein Deutsch spricht, ist er im cc und kann somit den Mailverlauf verfolgen.

Auf die Anfrage folgt am 4. April 2022 eine elektronisch erzeugte Nachricht mit der Information, dass sich baldmöglichst bei uns gemeldet wird.

Rund einen Monat später bekommen wir am 3. Mai 2022 eine Antwort. Es konnte eine Einwohnermeldekarte gefunden werden. Laut diesem Dokument war er vom 19. April 1943 bis zum 19. September 1943 in der Hegelstraße 56 bei „Lüdecke“ gemeldet. Hierbei soll es sich um die Witwe Diedrich handeln, die 1949 nach Australien auswanderte. Nach seinem Aufenthalt lebte Lucien in dem Gemeinschaftslager in der Achterstraße. Es folgt der Hinweis, dass sich die Fotos nicht öffnen lassen und weitere Informationen über Luciens Freund Rene uns im Prozess voranbringen können, der auf Bild 2 zu sehen ist.

Nachdem ich die Fotos am 3. Mai 2022 erneut schicke, bekomme ich am 5. Mai 2022 eine Antwort. Leider helfen die Fotos nicht, lassen aber die vage Vermutung aufstellen, dass es sich bei Bild 1 um das Haus in der Hegelstraße 56 handeln könnte. Dazu gibt es jedoch keinen eindeutigen Beweis aus dem Bildarchiv. Aufgrund dieser Vermutung statten wir der Hegelstraße einen Besuch ab.