Am 10. Juli 2022 sind wir von Bremen nach Farge gefahren um den Denkort Bunker Valentin zu besichtigen. Für unser Projekt wollten wir uns näher mit den Prozessen von Aufklärungsarbeit beschäftigen und uns des Weiteren weiter über die Geschichte der Zwangsarbeit in Bremen informieren. Im Bunker Valentin gibt es einen Rundgang, welcher sich über das gesamte Gelände erstreckt und sich im Bunker und außerhalb befindet.
Da wir neben der Besichtigung auch mit MitarbeiterInnen sprechen wollten, sind wir zunächst zu der Information gegangen. Unsere Idee war es nachzufragen, ob es möglich sei mit jemandem über unser Projekt und über unsere Fragen im Rahmen eines Interviews zu sprechen. Uns wurde mitgeteilt, dass es möglich sei und wir bekamen den Kontakt von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin.
Gedächtnisprotokoll vom 11. Juli 2022
Wir sind mit dem Zug von Bremen nach Farge gefahren und dort mit einem Bus weiter. Die Bushaltestelle an der wir ausgestiegen sind befand sich an einer kleinen Straße. Es war nicht los, kaum Menschen waren unterwegs. Google Maps verriet uns den Weg zum Bunker. Wir liefen durch die kleinen Straßen an Familienhäusern und Bauernhöfen vorbei. Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass hinter der nächsten Ecke ein U-Boot-Bunker stehen könne. Aber so war es. Paradoxerweise war direkt neben dem Eingang ein Haus mit Garten. Dort standen eine Rutsche und eine Schaukel und die Besitzerin stand zwischen diesen und beschnitt eine Hecke. Ich dachte mir in dem Moment, dass ich mir nicht vorstellen könnte aus der Haustür zu gehen und vor so einem Ort des Verbrechens zu stehen.
Der Bunker war so beeindruckend groß, die riesige Masse an dunklem Beton fühlte sich erdrückend an. Er stand auf einer großen Wiese, die von Bäumen umgeben war. Wir liefen den Pfad entlang, lasen die Tafeln durch und machten Fotos. Der Himmel war grau und bewölkt und es hat leicht geregnet, was die Stimmung des Ortes untermalt hat. Es waren ein paar andere BesucherInnen da, aber nicht besonders viele.
Nachdem wir die eine Seite besichtigt haben sind wir in den Bunker reingegangen. Dort war eine Eingangshalle mit einer Information an der zwei Mitarbeiter saßen. Nachdem wir mit den wegen des Interviews gesprochen haben sind wir weiter, tiefer in den Bunker hineingelaufen. Es waren riesige Hallen mit gefühlt unendlich hohen Decken. Es war fast stockfinster und sehr kalt. Nur ein paar Tafeln auf dem Boden wurden mit ein wenig Licht beleuchtet.
Die Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, nach ein paar Minuten jedoch konnte man dann etwas von dem Inneren des Bunkers erkennen. Die Wände und Decken waren teilweise kaputtgebombt und mit Netzen gesichert. Es war schon fast gruselig, beziehungsweise löste der Raum sehr bedrückende Gefühle in mir aus.
Auf der anderen Seite war der Ausgang und wir sind die zweite Seite des Bunkers abgelaufen. Auch dort waren Tafeln mit Texten und Fotos zu finden. Es war verrückt zu sehen, wie sich die Natur solche Bauten nach gewisser Zeit zurückerobert. Wir sprachen darüber, wie es hier wohl zu der Zeit des Zweiten Weltkrieges ausgesehen haben mag. Die Bäume und Pflanzen sahen eigentlich total schön aus und ich hab darüber nachgedacht, ob so ein Ort überhaupt schön aussehen kann.
Ein Stückchen weiter war ein Zaun der vor einem offenen Teil des Bunkers war. Wir sind näher rangegangen und haben gesehen, dass hinter dem Zaun ein riesiges Wasserbecken war. Wir haben uns vorgestellt wie die U-Boote hier lagen. Am Ende des Rundgangs haben wir uns noch auf den Deich gesetzt und den Bunker von weiter weg betrachtet. Wir haben über unsere Gefühle gesprochen und unser Projekt und haben festgestellt, dass solche Orte eine große Wirkung haben können. Die Gefühle die dort in uns ausgelöst worden haben uns auch die Tage danach noch begleitet.
Wir waren froh, dass die Mitarbeiter so freundlich und hilfsbereit waren und uns einen Kontakt vermittelt haben. Während der Besichtigung haben wir uns schon einige Fragen für das Interview aufgeschrieben.