Leseideen für zusätzliche Zeit
Jetzt, wo nicht nur die vorlesungsfreie Zeit, sondern leider auch die Corona-Maßnahmen uns zusätzlich freie Zeit verschaffen, kann man diese Zeit auch gewinnbringend nutzen (vorausgesetzt man ist gesund, was ich doch sehr hoffe)! In diesem Artikel stelle ich einige Lesetipps vor, die Euch vielleicht inspirieren, etwas Neues auszuprobieren. Deshalb werden auch keine aktuellen Bestseller vorgestellt, aber lest selbst:
1) Die Aktualität im alten Stoff
Zunächst möchte ich eine Geschichte über Migration, Ausgrenzung, Integration, Frauenfeindlichkeit, starke, kluge Frauen, Lügen und Politik empfehlen. Das klingt nach einer sehr aktuellen Geschichte? Aktuell ist diese Geschichte auch, aber sie ist zugleich wahnsinnig alt. Die Geschichte von Medea, der dunklen Priesterin und Kindermörderin, ist Teil des antiken Mythenschatzes und wurde in den letzten Jahrhunderten vielfach von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern aufgegriffen mit je eigenen Ausgestaltungen dieser alten Geschichte. Ich möchte davon zwei Bücher empfehlen:
- „Das goldene Vließ“ von Franz Grillparzer im Reclam-Verlag (ein lebhafter Dramentext)
- „Medea. Stimmen“ von Christa Wolf (ein empathischer, kluger, politischer und feministischer Blick auf den alten Stoff)
2) Geschichte mal anders
Nachdem das berühmte Ende der Geschichte vertagt wurde, gibt es einige populäre Bücher, die ihren LeserInnen erklären wollen, wie denn Geschichte funktioniert. Das sind dann große Würfe mit Titeln wie „Warum Nationen scheitern“ oder „Eine kurze Geschichte der Menschheit“. Ich möchte aber empfehlen, sich ein wenig in der europäischen Nachbarschaft umzusehen. Um sich ein wenig aus dem deutschen Fokus zu lösen, lohnt es sich schon, einfach mal eine andere nationale Geschichtsschreibung zu lesen. Als norddeutscher Studierender habe ich etwa „Dänische Geschichte“ von Robert Bohn im C. H. Beck-Verlag gelesen. Knapp und gut lesbar wird ein den deutschen LeserInnen neuer Blick auf den Nord- und Ostseeraum vermittelt. Übrigens spielt unter anderem die Hanse, und somit Bremen, eine Rolle. Auch so lernt man, was Geschichte ist und wie sie funktioniert: Ganz ohne große Welterklärer, dafür durch Vergleich, Perspektivenwechsel und Selbstdenken.
3) Die große Welt der Lyrik
Um dann doch auf die aktuelle Situation unserer Gesellschaft zurückzukommen: Ich habe während meiner Zeit in der Isolation häufig laut Gedichte gelesen. Das macht Spaß. Gedichte sind schön. Das Gedicht spricht mit Dir, wenn sonst niemand da ist. Und es gibt eine riesige Vielfalt an Lyrik. Das laute Lesen von Lyrik ist auch gar nicht so schräg, wie man vielleicht im ersten Moment meint, denn auch Songtexte sind ja im Prinzip Lyrik ;)
Bleibt gesund!
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