Auf Erkundungstour im biologischen Garten
Auf der Suche nach mysteriösen Orten an unserer Uni habe ich mich auf den Weg zum biologischen Garten gemacht und ihn für euch erkundet. Behilflich dabei war mir Uwe Nehls, Professor für Botanik und Leiter des Bereiches. Ihr habt den biologischen Garten noch nie gesehen? Kein Wunder! Abseits gelegen beim Hochschulring befindet sich das Gelände, zu welchem nur Lehrende und Forscher aus dem Bio-/Ökologiebereich Zutritt erhalten. Studenten aus dem genannten Fachbereich können ebenfalls Zugang erwerben, wenn sie ein Projekt beantragen. Insgesamt birgt es zwei Gewächshäuser und diverse Außenanlagen, sowie einige Büros und einen separaten Kindergarten.
Betrachten wir die Anlagen aber doch einmal der Reihe nach. Da wäre Gewächshaus Nummer eins, „das alte Gewächshaus, aber dennoch das bessere“, wie Uwe Nehls erklärt. Dem ist der Fall, weil sich nur in diesem Gebäude die Wachstumsbedingungen der Pflanzen kontrollieren lassen. Das heißt, dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit einzeln eingestellt werden können. Nichtsdestotrotz heizt die Uni Bremen nur soweit, dass die Pflanzen nicht einfrieren und den Winter schadenfrei überstehen. Generell werden hier Pflanzen für zwei Zwecke beherbergt: zum einen für den Lehrbedarf, also für Forschung und Vorlesungen, und zum anderen zur Dekoration. So werden beispielsweise das Rektorat und das Foyer auf Nachfrage mit sogenannten „Schaupflanzen“ geschmückt. Allerdings geschieht dies meist nur zu bestimmten Zwecken und die Pflanzen reisen danach wieder zurück nach Hause in ihr Gewächshaus. Im Lehrbedarf werden die „Versuchspflanzen“ vor allem in Vorlesungen über Pflanzenkunde eingesetzt, fast wie die Alraunen bei Madame Sprout. Gehegt und gepflegt werden die Pflanzen nicht nur mit Liebe sondern auch mit biologischer Schädlings
bekämpfung. So werden z.B. Marienkäfer vom Züchter gekauft und gegen Blattläuse eingesetzt. „Die Eier der Insekten werden dann in einem Umschlag geliefert und im Gewächshaus zum Schlüpfen abgelegt!“, erklärt Nehls. Des Weiteren locken gelbe Tafeln, die einen attraktiven Duft ausstrahlen, die Schädlinge an und fangen diese mit ihrer klebrigen Oberfläche. Hilft alle Mühe nicht mehr, so wird im Notfall doch zum chemikalischen Spritzmittel gegriffen. Ebenfalls möglich sind im alten Gewächshaus arbeiten mit Gentechnik. Diese Räume sind abgesperrt und nur mit Schutzkleidung zugänglich, damit keine Keime nach außen getragen werden. Auf meine neugierige Frage antwortet mir Nehls aber, dass diese momentan nicht genutzt werden.Weil es zu diesem Zwecke feinsten Gradänderungen in der Temperatur bedarf, ist die Uni Bremen dafür nur bedingt ausgestattet. Hier sind nämlich nur Temperaturwechsel von ca. zwei Grad möglich.
Nach dieser ausgiebigen Führung begeben wir uns nach draußen zu den Außenanlagen. Hier werden nicht nur weitere Pflanzen gezüchtet, es gibt auch eine kleine Kläranlage. In dieser Simulation werden Substrate in verschiedene Behälter gefüllt und anschließend wird das Wasser unten als Probe entnommen. So soll eine Verbesserung von Kläranlagen erforscht werden. Jedoch sind dies keine Kläranlagen im klassischen Sinne, stattdessen sollen sie zur Reinigung von Bodenschichten eingesetzt werden, wo Bodenstoffe später einmal Schadstoffe abbauen, die z.B. durch den Regen eindringen. Coole Sache, finde ich! Zusätzlich stellen die Biologen im Außenbereich auch ihren eigenen Kompost her, für den eine Art Schuppen und ein großer Sandhaufen herhalten. Auch mit Insekten werden Experimente durchgeführt. So wird z.B. getestet, wie sie auf gewisse Pflanzen reagieren. Des Weiteren ist die Uni Bremen auf die Erforschung von Pflanzen und Pilzen im Zusammenspiel spezialisiert.
Zu guter Letzt begeben wir uns noch ins Gewächshaus Nummer zwei, dem neuen Gewächshaus. Es verfügt Beschattungssysteme, Luftzufuhr und Heizungen, jedoch über keine Klimaregelung! Hier zeigt mir Uwe die Fleischfressenden Pflanzen, welche für die Didaktik gezüchtet werden. Auf die Frage „Wieso machen das Pflanzen?“, weiß Uwe Nehls die Antwort! „Sie brauchen Proteine, also Stickstoffe, die sie durch Insekten bekommen.“ Der Boden dieser Pflanzen bietet also nicht genug Nährstoffe, weshalb sie eine extra Zufuhr benötigen. „Denken sie also das Pflanzen auch als Lebewesen gelten? Und was unterscheidet sie vom Tier?“, frage ich neugierig. „Pflanzen können wie Menschen elektronische Signale entwickeln und weiterleiten.“, erläutert Nehls. „Sie können sich evolutionär anpassen und haben ein Gedächtnis. So wissen Zöglinge, wie es ihren Eltern ging Bei schlechter Bewässerung passen sich die Nachkommen also den Bedingungen an.“ „Wieso gibt es dann keine optimierten Pflanzen?“, hake ich weiter nach. Die Nachkommen dieser Pflanzen passen sich zwar an die Bedingungen an, setzen aber ihre Nährstoffe anderweitig ein. „Deshalb können sie nicht viele Samen produzieren und sind auch nicht für die Landwirtschaft geeignet!“, weiß der Experte. Abschließend zeigt mir Uwe noch seine Pappelzucht, eine Baumart auf die er spezialisiert ist. Überwältigt aber bereichert an Informationen verabschiede ich mich anschließend und laufe den weiten Weg zurück zum Campus. Da habe ich definitiv wieder was dazugelernt!
Es wird Zeit das ich auch mal meinen Garten verschöner, hoffe bekomme es hin.
Viel Erfolg dabei! :)