Die Zukunft des Buches – Büchersterben vs. Lesehype

Das gedruckte Buch stirbt aus – das schien lange Zeit die Überzeugung vieler Menschen zu sein. Wie sollte es schließlich gegen die Vorzüge von jederzeit über Streamingdienste verfügbaren Filmen oder Serien, oder besser noch, kurzen Videos auf TikTok oder Instagram als schnelle, süchtigmachende Dopaminprovider ankommen? In einer Welt, die immer schnelllebiger und einer Aufmerksamkeitsspanne, die damit immer kürzer wird, haben Bücher, die Konzentration und Ruhe fordern, keinen Platz mehr. So die These.

Doch könnte es nicht auch genau anders herum sein? Denn es hat ja einen Grund, weshalb in den letzten Jahren, insbesondere seit der Pandemie, Hobbys einen Aufschwung erlebt haben, die einen „Slow living“-Lifestyle verkörpern. Backen, zeichnen, häkeln, lesen. Dinge, die Zeit und Geduld brauchen. Während unsere Leben immer schneller an uns vorbeiziehen, sehnen wir uns nach ein bisschen Ruhe, dem Gefühl, für einen Moment der Hektik des Alltags und der ständigen Reizüberflutung zu entkommen. Diese Möglichkeit bieten Bücher wie kein anderes Medium. Der beinahe meditative Wachtraum, in dem wir eine neue Welt erkunden, Seite für Seite unsere Fantasie spielen lassen, innerhalb weniger Stunden ein ganzes Abenteuer erleben. Das ist der rettende Eskapismus, der uns wenigstens für eine Weile aus der Überforderung und dem Stress zieht.

Und die aktuelle Beliebtheit von Büchern zeigt sich nicht nur auf „Booktok“ und co.

Bei meinem diesjährigen Besuch der Buchmesse in Leipzig habe ich schnell das Gefühl bekommen, dass die Sorge um die Bücher wahrscheinlich vorerst unbegründet ist.

Beim Betreten der ersten Halle stieß mir als erstes die warme Luft entgegen, die mir bereits eine erste Vorahnung gab, wie voll es sein würde. Stimmengewirr und der Geruch nach Essen erfüllte die Luft und ohne zu zögern warf ich mich voller Begeisterung ins Getümmel. Später erfuhr ich, dass dieses Jahr die bisher höchste Besucher*innenzahl der Leipziger Buchmesse verzeichnet wurde, mit 296.000 Bücherbegeisterten – ein neuer Rekord, also. Kann es dem Büchermarkt dann überhaupt tatsächlich so schlecht gehen?

Nun, leider ja. Die Produktionskosten sind gestiegen und die Menschen lesen im Schnitt wesentlich weniger als noch vor zwanzig Jahren. Und auch auf Seiten der Buchhandlungen sieht es für viele Betriebe finster aus; denn obwohl besonders unter jungen Frauen Lesen als Hobby wieder voll im Trend ist, geht es den kleinen, unabhängigen Buchhandlungen immer schlechter. Sie stehen unter dem ständigen Druck durch die Konkurrenz mit großen Ketten, die zu großem Teil durch ihre Onlineshops Profit erzielen. Doch besonders mit Blick auf die aktuellen Bücherverbote in den USA sowie die Art, wie sich derzeit große amerikanische Konzerne der Trump-Regierung beugen, sollte schnell deutlich werden, wie wichtig kleine und unabhängige Geschäfte sind. Nicht nur für einen faireren Markt, sondern auch für die Demokratie. Denn Bücher sind Wissen und Bildung und der Zugang hierzu sollte wohl kaum in den Händen einiger weniger Großkonzerne liegen.

Wenn wir also die Bücher bewahren wollen, muss das Lesen als Trend seinen Weg auch aus Booktok heraus und in unabhängige Buchhandlungen finden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Wahl auf Biografie, Krimi, Fantasy oder Romantik fällt.

Hauptsache, wir lesen.

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