von Maximilian Hohmann
Im Rahmen des Qualitätspakts Lehre wurde das Projekt ForstA (Forschend studieren von
Anfang an) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den Jahren 2012 bis 2016 gefördert. Mit dem Programm konnte sich die Universität Bremen als „Universität des Forschenden Lernens“ profilieren und eine hohe Dynamik in den Fachbereichen erzeugen, die universitätsweit große Entwicklungspotenziale freigesetzt hat. Die Universität Bremen hat mit ForstA eine Vielzahl von Pilotvorhaben angestoßen und implementiert, um insbesondere in den kritischen Phasen des Studiums durch eine stärkere Subjektbezogenheit und Reflexion eine höhere Verbleibsquote und ein aktiveres, selbstverantwortetes Studium zu erreichen. Wertvolle Erfahrungen aus gelungenen und noch optimierbaren Maßnahmen aus ForstA bilden die Grundlage für die qualitative Weiterentwicklung und institutionelle Verankerung durch ForstAintegriert, welches als Nachfolgeprojekt in den kommenden vier Jahren von Anfang 2017 bis Ende 2020 an der Universität Bremen umgesetzt wird.
Von ForstA zu ForstAintegriert
Das Programm ForstA gliederte sich in die vier Säulen: 1. Septemberakademie – Brücke zur Universität, 2. Reform der Studieneingangsphase, 3. Profilierung der General Studies – eigenverantwortliches, forschendes Studieren sowie 4. Studiengemeinschaften – Communitybildung, Netzwerke und Kommunikation. In ForstAintegriert soll die Sicht auf den Studiengang als Ganzes im Vordergrund stehen. Die zuvor in Säulen voneinander abgegrenzten Projektbausteine sollen in Maßnahmenpaketen modifiziert fortgeführt und zugleich über Entwicklungskonzepte der Fachbereiche auf der Ebene des Studiengangs miteinander verzahnt werden. Der Perspektivwechsel von der in der ersten Förderphase dominierenden Projektbzw. Modulsicht hin zu einer Gesamtbetrachtung von Studiengängen eröffnet beträchtliche Potenziale für die zweite Förderphase:
» Systematische Abstimmung der einzelne Programmbestandteile zur Steigerung der Wirksamkeit;
» Verbesserte Vernetzung vorhandener Strukturen und Lehrformate zur Erzielung von Synergieeffekten;
» Flexible Verortung der Maßnahmen im Studienverlauf zur Anpassung an tatsächliche Bedarfe;
» Deutliche Steigerung der Anzahl eingebundener Akteure zur Verbreiterung der Wirksamkeit;
» Grundsätzliche Berücksichtigung von Heterogenitätsaspekten zur Aktivierung der
Studierenden;
» Curriculare Verankerung in Studiengängen zur Sicherung der Nachhaltigkeit.
An diesen Potenzialen soll ForstAintegriert ansetzen und auf Studiengänge ausgerichtete
Strukturen unterstützen, in denen das „Forschende Studieren“ implementiert wird. Dabei
steht die konsequente, didaktische Ausrichtung auf einen forschenden Ansatz des selbständigen, akademischen Arbeitens im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden die Maßnahmenpakete an vorhandene Strukturen der Universität Bremen im Bereich Diversity angebunden, auch um die unterschiedlichen Voraussetzungen der Studierenden mit Bezug auf alle Kategorien der Vielfalt zu berücksichtigen. Hiermit leistet ForstAintegriert auch einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Zugangsbarrieren in die Wissenschaft.
Abbildung 1: Struktur von ForstAintegriert
Maßnahmenpakete von ForstAintegriert
In der Konzeption von ForstAintegriert als Folgeantrag im Qualitätspakt Lehre sind Strategien zur Sicherung der Nachhaltigkeit dervorgesehenen Maßnahmen ein leitender Gesichtspunkt. Übergreifendes Projektziel ist die Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium über die Verankerung von Studienformaten, die eine dauerhafte Profilierung der Universität Bremen als einer „Universität des Forschenden Lernens“ gewährleisten.
Maßnahmenpaket 1
Schwerpunkt im ersten Maßnahmenpaket ist die Verbesserung des Übergangs in das Studium unter dem neuen Dach von „Uni-Start“. Hier lernen Studierende mit jeweils individuellen Vorkenntnissen und Vorerfahrungen universitäre Lernformate und Fächerkulturen kennen. Die erfolgreichen Maßnahmen der „Septemberakademie“ werden auch weiterhin einen Platz im Maßnahmenpaket 1 haben. In ForstAintegriert sind die Förderformate von „Uni-Start“ darauf ausgerichtet, fachgebundene Gesamtkonzepte des Studieneinstiegs (von der Studienplatzentscheidung bis zum Ende des ersten Semesters) so auszugestalten, dass die Studierenden frühzeitig befähigt werden, eine forschend-reflektierende Haltung einzunehmen. Zur Begleitung der Angebote sollen verstärkt Tutor*innen und Mentor*innen eingesetzt werden. Transparent aufbereitete Informationen über die Angebote im Rahmen von „Uni-Start“ sind wichtig für den Erfolg des Programms. Daher soll ein „Uni-Start-Portal“ als universitätsweites Orientierungsportal mit allen zentralen und dezentralen Angeboten aufgebaut werden.
Maßnahmenpaket 2
Das höchst erfolgreiche Förderformat der ForstA-Säule 2 zur Reform der Studieneingangsphase trägt maßgeblich dazu bei, das Lehrprofil der Universität Bremen über die breite Verankerung von Konzepten des „Forschenden Studierens“ zu schärfen. In ForstAintegriert soll dieses erfolgreiche Förderformat als zentraler Baustein ausgebaut werden. Als Schwerpunkt wird die Weiterentwicklung des Gesamtcurriculums in den Blick genommen. Die curriculare Verankerung dient gleichzeitig dazu, die Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu sichern. Bereits in den ForstA-Projekten lag ein Fokus auch auf der Erprobung von E-Learning-Elementen. Dies wird in ForstAintegriert fortgeführt. Die
Projekte zu „Forschendem Studieren als Studiengangsprofil“ sollen zudem von der Unterstützung durch Hochschuldidaktik profitieren. Im Maßnahmenpaket 2 „Forschendes Studieren als Studiengangsprofil“ wirken die geförderten Projekte als Beispiele, die auf andere Studiengänge übertragbar sind. Wichtige Multiplikator*innen sind Diskussion in den Gremien und Projektstrukturen, der persönliche Austausch von Lehrenden und Studierenden sowie Veröffentlichungen und Vorträge auf Tagungen.
Maßnahmenpaket 3
Im Rahmen der General Studies sollen Studierende möglichst viel (Wahl-)Freiheit bekommen, um passend zu ihren individuellen und heterogenen Lernvoraussetzungen Kompetenzen zu erwerben. Um die angestrebte Profilschärfung zu gewährleisten, werden insbesondere die Schwerpunkte auf die Vermittlung von Kompetenzen, Methoden und Techniken gelegt, die Studierende in der Präsentation von Forschungsergebnissen,
der Zusammenarbeit im Team sowie im Bereich der Selbstorganisation sowie Projektmanagement qualifizieren. Im Maßnahmenpaket 3 „Profilierung der General
Studies“ soll die 2015 eingeführte Struktur der Qualitätssicherung schrittweise erprobt und
nachjustiert werden. Die schon in ForstA eingerichtete Geschäftsstelle General Studies steuert und sichert die Weiterentwicklung der General Studies als vorbereitende und unterstützende Formate des „Forschenden Studierens“. Über die vorgesehene Abstimmung der Fördermaßnahmen mit den Projekten des Maßnahmenpakets
2 wird die nachhaltige curriculare Verankerung sichergestellt.
Maßnahmenpaket 4
Im Maßnahmenpaket 4 „Studentische Lernformate“ soll der Schwerpunkt auf studentischen Lern- und Unterstützungsformaten liegen, mit denen flexibel auf individuelle Ansprüche und Bedarfe eingegangen werden kann. Die Vermittlung von Schreibkompetenzen genießt hervorgehobene Bedeutung, da diese sowohl für das
„Forschende Studieren“ als auch hinsichtlich der Bedarfe der Studierenden elementar sind. Ein weiteres Kernelement dieses Maßnahmenpakets sind aktivierende, studentische Lernformate. Sie tragen zur Netzwerkbildung bei und helfen, habituelle Hemmnisse im akademischen Kontext abzubauen. Im Maßnahmenpaket 4 werden die vorhandenen Schulungsangebote für studentisches Coaching unter Heterogenitätsgesichtspunkten
fortentwickelt. Die Studierwerkstatt wird diese Diversity-gerechten Formate in ihr Programm aufnehmen und über die Projektlaufzeit hinaus fortführen. Auf Seiten
der Fachbereiche fließen die Impulse aus der Schreibdidaktik und die Erfahrungen mit studentischem Coaching in die Weiterentwicklung der Curricula ein und werden dort verankert.
Projektsteuerung und Qualitätsmanagement
Das Projekt ForstAintegriert soll weiterhin durch den ForstA-Expert*innenkreis strategisch beraten werden. Die Projektsteuerung erfolgt auf zwei Ebenen: Zum einen in den Fachbereichen, welche die Entwicklung und Umsetzung der Konzepte verantworten, und zum anderen über eine zentrale Projektkoordination, welche die Rückbindung an die inhaltlichen Ziele von ForstAintegriert sichert und die gesamtuniversitäre Projektentwicklung steuert. Im Rahmen der zentralen Projektkoordination wird auch
der kollegiale Austausch zwischen den Fachbereichen befördert und konzeptionell beraten. Die Qualitätssicherung der dezentralen Maßnahmen in ForstAintegriert wird weiterhin im Rahmen der Qualitätskreisläufe der Fachbereiche fachnah und orientiert an den Bedarfen der Akteur*innen durchgeführt. Die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen im Rahmen von ForstAintegriert kann mit eigenen Befragungsinstrumenten zielgerichteter überprüft werden als mit der Teilnahme an kooperativen Befragungen. Daher stellt die Entwicklung eines Studienverlaufsmonitorings, regelmäßiger kohortenbezogener
Studiengangsbefragungen sowie einer Lehrendenbefragung ein wesentliches
Tätigkeitsfeld im Rahmen des Qualitätsmanagements von ForstAintegriert dar.
Die Universität Bremen beabsichtigt mit den beschriebenen Maßnahmen eine signifikante
Verbesserung der Studienqualität. Eine zentrale Rolle für die Nachhaltigkeit der Maßnahmen spielt das gesamtuniversitäre Qualitätsmanagement.
Im Rahmen von ForstA und ForstAintegriert werden Strukturen und Instrumente
der Qualitätssicherung entwickelt und erprobt, die einen doppelten Nutzen haben:
Sie dienen der Qualitätssicherung im Projektverlauf und stehen über ihre Einbindung in
das gesamtuniversitäre Qualitätsmanagement auch über die Projektlaufzeit hinaus zur Verfügung.
Über den Autor:
Maximilian Hohmann ist im Dezernat 1: Akademische Angelegenheiten, Referat 13: Lehre und Studium beschäftigt. Im Rahmen des Projektes ForstAintegriert ist er verantwortlich für die Geschäftsstelle General Studies und die Redaktion der Resonanz.
Bildnachweis:
- Autorenfoto: Maximilian Hohmann (privat)
- Abb. 1 / 2 / 3 / 4 / 5: Universität Bremen; Maximilian Hohmann