In der Nacht vom 08.09.2020 auf den 09.09.2020 brannte das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos, Griechenland komplett ab. Moria, welches das größte Flüchtlingslager der Welt war, wurde vor mittlerweile über fünf Jahren eröffnet. Ursprünglich war dieses für 2.200 Personen ausgelegt, bis vor kurzem lebten dort jedoch nach dem Stand von August 2020 über 19.000 Menschen (vgl. Behboudi 2020: 00:14-00:20). „Bevor Moria zu einem Flüchtlingslager umstrukturiert wurde, diente es ab dem Jahre 2013 als Registrierungszentrum, welches sogar nur eine Kapazität für 700 Personen aufwies“ (Anne Köppke 2020: S. 15).

 

Moria vor dem Brand (Quelle: AFP/ARIS MESSINIS via ANSA 2020)

 

Bereits vor dem Brand und auch bevor das Covid-19 Virus im März des Jahres 2020 weltweit ausbrach, herrschten im gesamten Flüchtlingslager absolut inhumane Zustände. „Seit dem 23.03.2020 wurden die Flüchtenden dort eingesperrt und von der griechischen Polizei kontrolliert, während sie inmitten von Schlamm und Müll (über)leben mussten“ (Anne Köppke 2020: S. 15). Viele der NGO’s, die sich zu diesem Zeitpunkt vor Ort befanden, durften das Lager nicht mehr betreten. „Ärzte forderten vergeblich auf, Moria zu evakuieren und die Menschen in leeren Hotels innerhalb Lesbos oder auch gesamt Europa unterzubringen, um sich vor dem Virus zu schützen, Zugang zu Wasser und Hygieneartikeln zu haben und um sich an die Ausgangssperre halten zu können“ (Anne Köppke 2020: S. 15 f.). Innerhalb des Lagers existierte insgesamt nur eine einzige Essensausgabe, sodass sich alle dort befindenden Flüchtenden dreimal täglich in einer Schlange anstellen mussten (vgl. Hasimi 2020: 07:40-08:46). Dies war in der Praxis eine absolut unmögliche Situation, während der sich gleichzeitig nicht auch noch an die vorgegebene Ausgangssperre gehalten werden konnte. „Eine Ausgangssperre, die wohlgemerkt bereits zum fünften Mal verlängert wurde, während Griechenland aber gleichzeitig seit Juli des Jahres 2020 wieder Tourist*innen empfangen konnte“ (Anne Köppke 2020: S. 16).

Durch den jetzigen Brand ist das Flüchtlingslager komplett niedergebrannt und hat in einer Nacht um die 13.000 Personen obdachlos gemacht. „Viele haben möglicherweise die wenigen Habseligkeiten verloren, die sie noch besaßen, darunter auch wertvolle Dokumente, die ihre Asylanträge belegen“ (Anne Köppke 2020: S. 17). Auch im Bremer Viertel finden sich mehrere Plakate und Aufrufe wider, die eine Aufnahme der Flüchtenden befürworten. Hierbei wird zudem die Initiative „#LeaveNoOneBehind“ unterstützt, die sich dafür einsetzt, dass es keine überfüllten Lager mehr an den Außengrenzen geben darf (vgl. #LeaveNoOneBehind o. J.).

 

 

Anteilnahme, Mitgefühl und Unterstützung gegenüber Geflüchteten (Quelle: Studierende 2020)

 

 

 

Deutschland hat sich derweil bereit erklärt, 1500 Menschen aufzunehmen, wobei viele Kommunen und auch Bundesländer sich bereit erklärt haben, deutlich mehr Menschen aufnehmen zu können. Diese 1500 Menschen sind zudem Personen, deren Asylverfahren bereits anerkannt wurden (vgl. Gathmann 2020; vgl. Seebrücke 2020). „Über 170 sichere Häfen stehen insgesamt in Deutschland bereit, denn #WIRHABENPLATZ. Dies ist eine Initiative, die von der Seebrücke, die gegen die Kriminalisierung von Seenotrettung vorgeht, aufgrund der Situation innerhalb Morias gegründet wurde“ (Anne Köppke 2020: S. 17). „Binnen Bremens wurde am 15.09.2020 das Landesaufnahmeprogramm verabschiedet, womit über 100 Personen aufgenommen werden könnten. Horst Seehofer, der deutsche Bundesminister des Innern, blockiert diese Aufnahmeprogramme jedoch“ (Anne Köppke 2020: S. 17). Ob und wie viele Flüchtende von Bremen aufgenommen werden, ist somit also noch unklar. Was jedoch sehr deutlich ist, ist, dass das Publikum des Bremer Viertels seine Wut und Empörung mithilfe von Plakaten ausdrückt.

 

 

 

Kritik an Seehofers Politik (Quelle: Studierende 2020)

 

 

 

 

Quellen:

Köppke, Anne (2020): #WIRHABENPLATZ
. Eine Darstellung der Flüchtlingskrise in Europa anhand des aktuellen Beispiels von Moria. Bremen: Unveröffentlichte Hausarbeit.

ARTE: Inside Moria. Doku. In: youtube.com (2020). URL: https://www.youtube.com/watch? v=Jor9J8QNy-0&feature=youtu.be&fbclid=IwAR38F32XqpXM_PROndLiH7JFUVebRbwDdW AXhkNsmqSx1lT7s2cv5USeT6w (zuletzt abgerufen am 29.09.2020)

Gathmann, Florian: Einigung auf Aufnahme von 1500 Flüchtlingen. Aller Ehren wert. In: spiegel.de (2020). URL: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/einigung-auf-aufnahme-von-1500-fluechtlingen-aller-ehren-wert-a-3bc94045-80fb-4389-ab97-5dc73fe0ac68 (zuletzt abgerufen am 30.09.2020).

Infomigrants: Coronavirus: Lesvos migrant camp risks catastrophe, Oxfam. In: infomigrants.net (2020). URL: https://www.infomigrants.net/en/post/27083/coronavirus-lesvos-migrant-camp-risks-catastrophe-oxfam (zuletzt abgerufen am 30.09.2020). 

Joko & Klaas: A Short Story Of Moria. Joko & Klaas 15 Minuten live. In: youtube.com (2020). URL: https://www.youtube.com/watch?v=XRqN9E9boCY&t=4s (zuletzt abgerufen am 29.09.2020).

#LeaveNoOneBehind: Nie wieder Moria. In: leavenoonebehind2020.org (2020). URL: https://leavenoonebehind2020.org (zuletzt abgerufen am 30.09.2020).

Seebrücke: Wir haben Platz! In: seebruecke.org (2020). URL: https://seebruecke.org/news/wir-haben-platz/ (zuletzt abgerufen am 30.09.2020).

Rede der Seebrücke vom 17.09.2020 im Irgendwo in Bremen


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