Inka Hoffmann beginnt ihre Arbeit mit einer Begriffserklärung und nennt Grundsätzliches, das Inklusion ausmacht. Unter anderem erwähnt sie, dass Verschiedenheit als Bereicherung gesehen werde und die Idee, dass alle gleichermaßen willkommen seien. In Bezug auf Unterricht sei dieses Model ein „Vorteil für alle“. Hoffmann beschäftigt sich darauffolgend mit der Frage, inwiefern sich männliche, verhaltensauffällige Schüler in inklusiver Pädagogik wiederfänden und wie innerhalb dieser mit ihnen umgegangen werde.
Nachdem lange die Idee vorherrschte, dass männliche Schüler durch die „Feminisierung des Bildungssystems“ nicht dieselben Chancen wie weibliche Schülerinnen hätten, sei die Debatte um dieses Thema nun differenzierter geworden. Hierbei sei nun wichtig zu betrachten, dass es eine Vielfalt männlicher Lebensentwürfe gäbe und nicht von einem stereotypen Männlichkeitsbild ausgegangen werde. Außerdem unterscheide sich die Entwicklung von Jungen grundlegend von der von Mädchen. Dies geschiehe aufgrund verschiedener Sozialisation, vor allem durch eine primäre Bezugsperson und auch durch die Loslösung von dieser. Für erfolgreiche Inklusion bezüglich Jungenpädagogik müsse man von Geschlechtersterotypien absehen, um den Jungen die Bildungsentwicklung nicht zu erschweren.
Hoffmann meint, dass männliche Schüler, häufig aus soziokulturell benachteiligten Familien stammend, gerade dann zu traditionellen Männlichkeitsbildern in Form von Dominanz, Durchsetzungsvermögen und der Abwehr von Gefühlen, die mit Schwäche behaften sein sollen (also Mitgefühl, Scham, etc.), greifen. Dies liege laut H. daran, dass „das Vorbild des verantwortungsvollen Ernährers der Familie (…) fehlt“. Sie bezieht sich hier darauf, dass die Väter der Schüler der angesprochenen soziokulturellen Gruppe häufen arbeitslos seien oder sich der Familie finanziell und auch sonstig entfernen. Fehlender schulischer Erfolg führe hier dazu, dass eigene Bestätigung druch Abwertung von Frauen und Minderheiten eingeholt werden würde. Dieses abwertende Weiblichkeitsbild, so zitiert H. Waltraud Cornelißen, könne dazu führen, dass durch das Aufeinandertreffen von Lehrerinnen und untersprechenden Jungen, diese vermehrt Schulprobleme hätten.
Jungen mit einem solchen Hintergrund, die häufig aggresiv, rücksichtslos und störend handeln, würden ein großes Problem darstellen und daher häufig aus dem Unterricht oder gar der Schule ausgeschlossen werden und gesondert, beispielsweise auf Sonderschulen, unterrichtet werden. Hier sei die Andersartigkeit also keine Bereicherung für das Bildungssystem.
Hoffmann stellt einen „Index für Inklusion“ vor, der die von ihr angesprochenen Probleme beheben bzw. den Umgang mit ihnen erleichtern soll. Dabei geht es um Selbstevaluation, um diskriminierungsfreien Umgang mit Eltern (vor allem solchen, die als soziokulturell benachteiligt gelten), um Vertrauen als Basis für ein Miteinander, um Ideen, wie man schwächere Schüler unterstützen kann, um gewaltfreie Konfliktlösung, etc.
Hoffmanns Fazit besagt, dass „Jungen mit destruktiven und gewalttätgen Verhaltensweisen“ in der inklusiven Bildung (noch) zu wenig beachtet und gefördert würden und das Bild eines vielfältigen, bereichernden Bildungssystems so Lücken aufweise.
Ich denke, dass Lehrkräfte häufig vergessen, dass vieles einen Ursprung hat, der herausgefunden und bekämpft werden kann oder sogar muss. Aggressives, abweisendes Verhalten seitens der Schüler ruft oft gleiches bei den Lehrer*innen hervor. Wenn man davon ausgeht, dass die Realität so aussieht, wie von Hoffmann beschrieben, so befinden sich beide in einer Art Teufelskreis. Verhalten, Herkunft und Auswirkung sind voneinander abhängig, bedingen sich gegenseitig. Das Umsetzen der bzw. erst einmal einzelner Ideen des Indexes wäre meiner Meinung eine Chance, aus diesem auszutreten.
Quelle: http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/102/102
Hallo Meret,
in deinem Beitrag erläuterst du strukturiert Hoffmanns Idee von Inklusion und weist auf die Problematik der Geschlechtersterotypen. Diese führst du nicht nur auf, sondern erklärst was daran problematisch ist und aus welchen Gründen diese Problematik entsteht. Zudem stellst du den „Index für Inklusion“ vor und erklärst knapp, was man darunter versteht. Schließlich kommst du auf das Fazit und repräsentierst deinen eigenen Standpunkt. Deinen Aufbau finde ich sehr gut gelungen, da du viel Wissen in einer klaren, logischen Struktur darstellst. Deine These, die Realität als „Teufelskreis“ zu bezeichnen, finde ich durchaus interessant und würde mir den Aspekt ausführlicher beschrieben wünschen, genauso wie deinen knapp erläuterten Lösungansatz, der jedoch auf jeden Fall denkbar ist und in die Thematik passt. Insgesamt gibt dein Beitrag einen guten Überblick.
MfG Jasmina