Lehrendenvortrag

Lehrendenvortrag

Beschreibung der Methode

Die Methode des Lehrendenvortrags ist vermutlich der Unterrichtsklassiker schlechthin und in Sachen Simplizität wohl kaum zu übertreffen. Eine Lehrkraft stellt sich vor die Klasse und fängt an zu reden. Der sehr hohe Bekanntheitsgrad kombiniert mit dem lehrerzentrischen Ansatz dieser Methode hat dabei allerdings immer wieder für Kritik gesorgt.  In Teilen ist diese definitiv berechtigt, zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieser Klassiker der Didaktik in bestimmen Situationen auch gewinnbringend und sinnvoll angewendet werden kann.

Vor allem eignet sich der Lehrendenvortrag, wenn Informationen knapp und präzise an die Schüler:innen weitergegeben werden sollen (bpb 2004). Davon kann zur Einführung von neuen Themen, zur Erläuterung von bestimmen Sachverhalten oder zum Setzen von Impulsen Gebrauch gemacht werden. Dazu ist zu erwähnen, dass der Lehrendenvortrag innerhalb einer Unterrichtsstunde nicht die einzige Methode sein sollte. Daran anschließen sollte immer eine Diskussions- oder Reflexionsphase, in welcher das Präsentierte verarbeitet wird (IQSH 2019).

Ablauf der Methode

Da es sich bei dieser Methode um einen Vortrag handelt, unterscheidet sich der Ablauf nicht großartig von einem gewöhnlichen Referat oder einer gewöhnlichen Präsentation. Sie beginnt mit einem Einsteig, in welchem das behandelte Thema und die Gliederung vorgestellt werden, wobei dies möglichst so geschehen sollte, dass das Interesse der Schüler:innen geweckt wird. Da dies in einem schulischen Kontext geschieht, sollte auch auf die Relevanz des Themas für den Unterricht, bzw. für die Unterrichtsreihe und auf den Bezug zu vorangegangenen Themen eingegangen werden (bpb 2004).

Daraufhin folgt der Hauptteil, in welchem das Thema in einem für den spezifischen Unterricht angemessenen Rahmen inhaltlich präsentiert und erläutert wird. Dabei ist es hilfreich Unterkapitel anzufertigen, deren zentrale Inhalte nach Abschluss der Vorstellung von diesen nochmal kurz zusammenfasst werden (ebd.).

Danach kommt der Abschluss. Hier wir der gesamte Vortrag nochmal zusammengefasst und es wird einen Ausblick geschaffen, welchen Zweck dieser im fortlaufenden Unterricht oder in der fortlaufenden Unterrichtsreihe erfüllen soll (IQSH 2019). Nach diesem Teil kann auch auf mögliche Fragen eingegangen werden, zuvor sollte das nicht stattfinden.

Auf den Vortrag sollte dann immer eine Diskussions-, Reflexions-, oder Verarbeitungsphase folgen. Hier können sich die Schüler:innen über inhaltliche Punkte des Vortrags austauschen, oder das vorgestellte Wissen anhand von verschiedenen Arbeitsaufträgen anwenden.

Benötigte Medien und Materialien

Der Lehrendenvortrag ist eine sehr simple Methode, weshalb die Vermutung naheliegt, dass für diese kaum Medien und Materialien benötigt werden. Das ist allerdings nicht ganz richtig. Zwar müssen keine ungewöhnlichen Materialien hergestellt, oder der Klassenraum umgebaut werden, es wird allerdings trotzdem gutes visuelles Untersützungsmaterial benötigt, um den Vortrag verständlich und interessant zu gestalten. Dazu zählen notwendigerweise Folien o.ä., ggf. aber auch Bilder, Filme usw. Der Lehrendenvortrag steht und fällt mit diesem Material, weshalb die nötige Zeit investiert werden sollte, sich solches in hoher Qualität zu beschaffen bzw. herzustellen.

Da der Fokus beim Lehrendenvortrag auf der Lehrperson selbst liegt, ist diese quasi selbst Teil des benötigten Materials, weshalb sie auf verschiedene Dinge achten sollte. Wie bei jeder anderen Präsentation auch ist es wichtig eine angemessene Wortwahl zu nutzen, nicht zu laut oder zu leise zu sprechen, sich deutlich zu artikulieren usw.

Variation der Methode

Eine Variation der Methode ist der sogenannte „Advance Organizer“ (s. Methodenpool). Zwar muss dieser nicht unbedingt mithilfe eines Lehrendenvortrags eingeführt werden, es bietet sich jedoch an. Bei diesem geht es nämlich darum, bei Einführung eines neuen Themas oder einer Einheit einen Überlick über die kommenden Inhalte zu schaffen. Die Schüler:innen erhalten dadurch einen Orientierungsrahmen, was das Verständnis des Lernmaterials erleichtern soll.

Eine weitere Variation ist die „Kopfstand-Methode“. Bei dieser redet die Lehrperson über ein bestimmtes Problem und darüber, wie es auf jeden Fall nicht gelöst werden kann. Der Ansatz für die Schüler:innen ist dann, darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten denn problemlösend wirken könnten (Hirsch 2022).

Weitere Variationen sind möglich in der Art und Weise, wie Schüler:innen während des Vortrags mit diesem umgehen, und wie diese sich danach mit diesem beschäftigen. So kann der Arbeitsauftrag während des Vortrags lauten, dass sich die Schüler:innen Notizen zu diesem machen sollen, oder die drei wichtigsten Fragen aufschreiben sollen. Für die Phase danach könnten mögliche Arbeitsaufträge lauten, dass zunächst Leitfragen verteilt werden, anhand derer sich der Vortrag erarbeitet werden soll, dass sich in Zufallsgruppen ausgetauscht werden soll, oder dass Fragen im Plenum gestellt werden sollen, welche dann gesammelt und geclustert werden.

Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode

In der von uns durchgeführten Unterrichtsstunde nimmt der Lehrendenvortrag nur eine kleine Rolle ein und wurde lediglich in der Ankommensphase benutzt, weshalb nicht wirklich auf dieses Praxisbeispiel eingegangen werden kann. An Stelle davon sollen daher ein paar Vorteile und mögliche Probleme des Lehrendenvortrags hervorgehoben werden.

Zunächst einmal ist diese Methode eine zeitökonomisch effiziente Art der Informationsvermittlung. Dazu kommt, dass die Lehrkraft selbst über die vermittelten Inhalte bestimmt, sodass Sachverhalte korrekt und nicht verzerrt oder sogar falsch dargestellt werden. Außerdem können wichtige Zusammenhänge zu anderen Themen hergestellt werden. Wenn zusätzlich innerhalb des Vortrags eine Problemstellung präsentiert wird, ist dies ein guter Ansatz für weiterführende Unterrichtsphasen, in denen die Lehrkraft dann als ‚Stellvertreter‘ eines Experten agieren kann (bpb 2004). Allgemein ermöglicht es diese Methode also, absolut zu kontrollieren, welche Informationen die Schüler:innen erhalten, was bei bestimmten Lerninhalten vorteilhaft sein kann. Wird sonst von interaktiveren Methoden Gebrauch gemacht, kann ein Lehrendenvortrag zudem eine willkommener Methodenwechsel sein. Ist die Lehrkraft in der Lage ein Publikum zu begeistern, kann diese Methode auch eine gute Wahl sein, um das Interesse der Schüler:innen für ein Thema zu wecken.

Hierbei zu beachten ist, dass diese Methode auch eine gewisse Fallhöhe hat. Ist der Vortrag nicht interessant, oder sehen die Schüler:innen keine guten Gründe, diesem aufmerksam zu folgen, ist es für sie natürlich leicht, einfach abzuschalten. Das sind keine guten Voraussetzungen, da auf den Vortrag aufbauend mindestens der Rest der jeweiligen Unterrichtsstunde geplant wird. Um dies zu verhindern, sollten die Schüler:innen Arbeitsaufträge für die Zeit während des Vortrags erhalten. Es sollte zudem erklärt werden, wie dieser Vortrag in den Unterricht reinpasst und abschließend sollte der Vortrag natürlich auch interessant und spannend gestaltet und gehalten werden.

Zuordnung zur AVIVA-Phase

Da der Umfang des Lehrendenvortrags recht variabel ist, kann er auch nicht eindeutig einer bestimmten oder mehreren bestimmten AVIVA-Phasen zugeordnet werden. Soll der Vortrag nur eine kurze Einleitung in das zu behandelnde Thema geben, so füllt er auch nur die Ankommen-Phase aus. Ist es allerdings ein ausführlicherer Vortrag, bei dem Kontext und Sachverhalt ausführlich vorgestellt werden, kann er sogar die drei Phasen Ankommen, Vorwissen aktivieren und Informieren umfassen.

Eindeutig nicht nützlich ist diese Methode jedoch für die Phasen Verarbeiten und Auswerten.

Literatur

bpb (Bundeszentrale für politische Bildung) (2004). Lehrervortrag. Text abrufbar unter: https://www.bpb.de/lernen/methoden/46956/lehrervortrag/

Hirsch, Nele (2022). 5 Methoden für „Vorträge“ ohne Vortragen (bzw. mit sehr anderem Vortragen als erwartet). Text abrufbar unter: https://ebildungslabor.de/blog/5-methoden-fuer-vortraege-ohne-oder-mit-sehr-anderem-vortragen/

ISQH (Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig Holstein) (2011). Methoden Im Unterricht. Anregungen für Schule und Lehrerbildung. Kiel: hansadruck und Verlags-GmbH & Co KG

Methodenpool „Advance Organizer“ abrufbar unter : https://methodenpool.de/advance-organizer/

Lizensierung

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