Beschreibung der Methode

Musik ist Teil des Lebens eines jeden Menschen. Ob dies nun durch die Kopfhörer ist, beim Singen unter der Dusche oder auch einfach nur die Musik in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Um sie herum kommen wir nie ganz. Aber eigentlich hört und/oder macht ja jeder gerne Musik. Was da unterscheidend ist, ist der Musikgeschmack, aber da sprechen wir mal nicht drüber.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, was Body Percussions sind und wie man diese in den Unterricht einbinden kann und somit mit einer Reihe Vorteile beschert wird, fast so wie an Weihnachten, Jingle Bells, Jingle Bells. Auch wenn sich der Bezug zu diesem allbekannten Weihnachtslied jetzt gerade als schlechter Scherz anhört, greifen wir diesen in einem praktischen Beispiel für den Unterricht später noch einmal auf.

Was sind Body Percussions?

Grundsätzlich geht es bei den Body Percussions darum, mit dem Körper als Instrument Rhythmen darzustellen. Im gängigsten didaktischen Sinne kann man die Methode so verstehen, dass ein Rhythmus vorgegeben wird (meist durch die Lehrkraft) und von der Klasse wiederholt wird. Aufgepasst, es gibt noch mehr und vielfältigere Einsatzmöglichkeiten, gerade wenn Lehrkräften selbst das Taktgefühl etwas fehlt. Ahokas (2015: 4) definiert die Methode als tanzartige Aktivität, bei der verschiedene Gliedmaßen rhythmisch in einer Gruppe bewegt werden müssen. So werden nach Fross (2000 in Ahokas 2015: 4) Töne auf verschiedenen Höhen produziert und ein gemeinsamer Rhythmus entsteht.

Man sollte dieser Definition noch eine wichtige Unterteilung hinzufügen. Romero-Naranjo et al. (2023: 573) differenzieren diese Methode in die Recreational Body Percussions, unter welche ganze Choreographien fallen oder das ungeleitete (wilde) Produzieren von Tönen mit dem Körper und die Academic Body Percussions, die dafür ausgelegt sind, die kognitiven und motorischen Fähigkeiten der Lernenden anzuregen.

 

Warum lohnt der Einsatz der Body Percussions in jeglichem Unterricht?

Bis zu diesem Punkt ist bestimmt die Frage aufgekommen, warum ich als Lehrkraft eines nicht-musikalischen Faches Perkussionen in meinen Unterricht einbauen sollte. Der Grund dahinter: Die vielen kognitiven, sozialen und lernstrategischen Vorteile.

Zunächst einmal besagen Castelló-Juan et al. (2019: 560), dass Kinder und Heranwachsende generell eine Sensitivität für Musik haben. Gemeint ist damit, dass alle Kinder und Jugendliche persönliche Erfahrungen mit Musik erleben und sich auf das rhythmisch-melodische Erlebnis einlassen können. Durch den Einbau rhythmischer Einheiten in den Unterrichten lassen sich folgende Chancen erwarten:

 

Kognitive Entwicklung

  • Neuropsychologische Vorteile: Nach Romero-Naranjo et al. (2023: 574) haben eine Handvoll Studien gezeigt, dass der Einsatz von Body Percussions im Unterricht vor bestimmten Lernphasen die Qualität der Ausführung der Aufgabe erhöht und Lernende im Gedächtnis aktivierter sind. Dies mag wohl daran liegen, dass durch die motorische Koordination und das Verfolgen eines Rhythmus viele unterschiedliche Nervenzellen angeregt werden und das Gehirn sozusagen auf Hochtouren läuft.
  • Transversales Lernen: Das transversale Lernen geht davon aus, dass die, in diesem Falle, Body Percussions nicht eingesetzt werden, um hierbei rhythmische Kompetenzen zu stärken, sondern diese didaktisch in den Unterricht eingebaut werden, um Lernenden einen größeren Lerneffekt in der anschließenden Arbeitsphase zu ermöglichen (vgl. Romero-Naranjo et al. 2023: 574). Dahinter steckt die neuropsychologische Aktivierung.
  • Konzentration: Ahokas (2015: 2) geht zudem von einer erhöhten Konzentrationsspanne nach der Aktivität aus.

Soziale Kompetenzen

  • Teambildend: Wenn Body Percussions in schüler:innenorientierten Sozialformen eingesetzt werden, fördert dies die Kollaboration untereinander (vgl. Romero-Naranjo et al. 2023: 574).
  • Stärkere Ausdrucksfähigkeit: Laut Castelló-Juan et al. (2019: 565) fällt es Personen leichter, sich eloquenter nach einer rhythmischen Session auszudrücken. Body Percussions sind eine Performance. Die Lernenden versetzen sich in die Lage, etwas zu präsentieren. Dies hat wiederrum den Effekt, dass die Präsentationsangst durch eine gemeinsame Performance vorentlastet wird und die Lernenden angstfreier und mit einem vorbereiteten Gefühl in ihren Vortrag gehen können.
  • Erweiterte soziale Kompetenzen: Fabra-Brell und Romero-Naranjo (2017: 1139) sprechen auch von sog. erweiterten sozialen Kompetenzen und nennen darunter u.a. eine größere Toleranzfähigkeit, Selbstbewusstsein, das aktive Zuhören und Zugehört werden, Empathie und viele weitere.

Persönlichkeitsentwicklung

  • Nervosität: Studien haben auch gezeigt, dass die Nervosität vor bestimmten Aufgaben durch Body Percussions verringert wird (vgl. Romero-Naranjo et al. 2023: 575).
  • Selbstbewusstsein: Dadurch, dass Schüler:innen sich näher und intensiver mit ihrem Körper beschäftigen und merken, dass dieser Großes, nämlich Rhythmen, produzieren kann, lernen sie diesen mehr wertzuschätzen. Laut Fross (2000: in Ahokas 2015: 5) unterstützt dies die Persönlichkeitsentwicklung durch die Auseinandersetzung mit dem Körper.

Ablauf der Methode

In der klassischen Version dieser Methode gibt die Lehrkraft einen Rhythmus vor, der von den Lernenden imitiert wird. Die Komplexität der Sequenz kann von der lehrenden Person entschieden werden. Sie sollte dabei aber darauf achten, ob die Lerngruppe generell viele Schüler:innen mit Rhythmusgefühl hat, oder ob dies eher nicht die Stärke der Schüler:innen ist. Eine entsprechende Sequenz kann vorgestellt werden.

Dabei sollen die Lernenden nach Castalló-Juan et al. (2019: 560) unterschiedliche Rhythmen erkennen, ein Zeit- und Taktgefühl basierend auf der Melodie entwickeln und ein Gefallen am Musizieren entwickeln können. Laut Ahokas (2015: 2) lernen die Schüler:innen auch rhythmische Elemente zu verstehen.

Neben der klassischen Umsetzung, in der die Lehrkraft den Takt vorgibt, welches Ahokas (2015: 4) als Echo bezeichnet, schlägt er auch die Call-Response-Version vor, in der in Partner:innenarbeit jeder Sequenzen vorgeben kann und diese dann entweder geechot werden oder mit einer neuen Sequenz geantwortet wird. Im gleichen Zuge schlägt er auch vor, Anweisungen auf Zettel zu schreiben und Lernenden die Herausforderung zu geben, diese dann durch Body Percussions umzusetzen.

Benötigte Medien und Materialien

Grundsätzlich wird nur der menschliche Körper benötigt. Man kann natürlich den Prozess mit einem Instrument unterstützen, aber generell ist die Methode ohne Weiteres an jedem Ort zu jeder Zeit anwendbar.

Variation der Methode

Der Ablauf zeigte ja bereits, dass die Methode in seiner Grundform bereits sehr variiert eingesetzt werden kann. Hier noch ein paar weitere Ideen, wie die Methode erweitert oder umgewandelt werden kann:

  • Im Musikunterricht: Da im Musikunterricht Taktgefühl, Rhythmen, etc. Teil der musikalischen Ausbildung sind, könnten die Schüler:innen z.B. einen vorgegebenen Rhythmus erweitern oder ihre eigene Sequenz entwerfen.
  • Im (Fremd-)Sprachenunterricht eignet sich der Einsatz von Body Percussions besonders in der Lyrik. In der Auseinandersetzung mit Gedichten können Schüler:innen vorab oder währenddessen Body Percussions durchführen und sich so auf die Intonation und den Takt im Gedicht vorbereiten, welches ihnen in der Rezitation oder Analyse zugute kommt.
  • Body Percussions sind Teil des Repertoires, der BAPNE-Methode. Der Grundsatz dieser Methode ist multiple Intelligenzen durch kognitive, sozio-emotionale, psychomotorische und neurorehabilitierende Elemente anzuregen und diese in aktiven Formaten auszuführen (vgl. Fabra-Brell & Romero-Naranjo 2017: 1139). Eine Auflistung von 35 Aktivitäten und dessen Vorteile findet sich in folgendem Artikel auf Seite 577 (https://rua.ua.es/dspace/bitstream/10045/129929/1/Romero-Naranjo_etal_2023_Retos.pdf).
  • In diesem Artikel stellen Romero-Naranjo et al. (2023: 578-580) auch exemplarisch das Handsball Change model vor, in dem es darum geht Body Percussions mit gedächtnisfordernden und- fördernden Aktivitäten zu verbinden. Darunter zählen z.B. Zahlenfolgen oder Buchstabenfolgen aufzusagen oder auch aktiv mit dem Wortschatz zu arbeiten, im Kontext eines Fremdsprachenunterrichts (vgl. Romero-Naranjo et al. 2023: 578). Eine Perkussionsfläche auf dem Körper könnte dann die Anweisung geben, inwiefern mit dem Wortschatz umgegangen werden soll, ob dieser z.B. übersetzt werden, ein Synonym gefunden werden, oder ein kurzer Beispielsatz damit gebildet werden soll. In der Aktivität kann auch die Platzierung eines Balls am Körper einbezogen werden, wobei sich der Rhythmus dann auf das Fußstampfen beschränkt (vgl. Romero-Naranjo et al. 2023: 578). Eine detaillierte Beschreibung der Methode findet sich ebenfalls im Artikel (https://rua.ua.es/dspace/bitstream/10045/129929/1/Romero-Naranjo_etal_2023_Retos.pdf).

Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode

Die Body Percussions wurden in einer Unterrichtsstunde, die im folgenden Planungsraster (Planungsraster_BodyPercussions) zu sehen ist, eingebaut. Diese Unterrichtseinheit wurde für ein Methodenseminar an der Universität Bremen mit dem Thema ‚Chile im Geschichts- und Fremdsprachenunterricht‘ konzipiert. Hier wurde die Aktivität zum Aufwärmen, als vorbereitend für die Auseinandersetzung mit einem fremdsprachlichen Gedicht, genutzt. Es wurde dabei das Format ‚Lehrkraft gibt einen Rhythmus vor – Studierende imitieren‘ verwendet.

Die teilnehmenden Studierenden meldeten zurück, dass sie viel Spaß an der Aktivität hatten als auch, dass sie das Gefühl hatten, es würde sie auf die Auseinandersetzung mit dem Gedicht vorbereiten.

Und nein: Das Jingle-Bells-Beispiel wurde nicht vergessen: Thematisch passend zu Weihnachten, könnten folgende Anregungen zum Song umgesetzt werden:

Im Musikunterricht könnten Lernende die Aufgabe bekommen, den Song in Body Percussions umzuwandeln und sich somit intensiv mit Rhythmus und Melodie auseinanderzusetzen.

In weiteren Fächern kann die Lehrkraft eine Sequenz zu dem Song vorbereiten und diese mit den Schüler:innen üben bzw. auch auf einem Weihnachtskonzert vortragen lassen.

Zuordnung zur AVIVA-Phase

In dem angesprochenen Methodenseminar haben wir uns hauptsächlich mit dem Phasierungsmodell AVIVA beschäftigt. Der Name ist ein Akronym für die Phasen: Ankommen – Vorwissen aktivieren – Informieren – Verarbeiten – Auswerten (vgl. Städeli et al. 2021: 10 in Brall 2022: 136). In unserer Unterrichtskonzeption haben wir die Body Percussions dem Ankommen zugeordnet, um die Studierenden für die Einheit grundsätzlich zu aktivieren und das eingesetzte Gedicht vorzuentlasten.

Es sei aber hinzuzufügen, dass die Body Percussions in den ersten vier Phasen flexibel eingesetzt werden können, um auf den kommenden Inhalt vorzubereiten oder auch die Konzentration der Schüler:innen auf das Unterrichtsgeschehen zu lenken.

Literatur

Ahokas, J. Riikka (2015): „Brain and Body Percussions; The Relationship between Motor and Cognitive Functions”, Masterarbeit and der University of Jyväskylä. Verfügbar unter: <https://jyx.jyu.fi/handle/123456789/47201> [28.03.2023].

Brall, S. (2022): “Vom Lernziel zur Lernveranstaltung – Die konkreten Schritte“. In: Waldherr, Franz & Walter, Claudia (Hrsg.): didaktisch und praktisch: Methoden und Medien für die Präsenz- und Onlinelehre, 3. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag, 133-141.

Castelló-Juan (2019): „Evaluating Executive Functions in Primary School Children in Alicante using Body Percussions”. The European Proceedings of Social & Behavioral Sciences 2019, 559-566.

Frabra-Brell, Eugenio & Romero-Naranjo, Francisco J. (2017): “Body Percussions: social competence between equals using the method BAPNE in Secondary Education (Design Research)”. Procedia – Social and Behavioral Sciences 237, 1138-1142.

Romero-Naranjo, Francisco J. et al. (2023): „Pilot Study of the Assessment of Anxiety and Attention through Body Percussion and Neuromotricity in Secondary School Students in Physical Education, Music and Visuals Arts classes”. Retos 47, 573-588.

 

Lizensierung

Body Percussions by Megan Dwinger is licensed under CC BY-NC 4.0

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