Die berufsrelevanten Inhalte werden nun in die Lernmaterialien eingebunden, um neben den Grundbildungskompetenzen auch berufsbezogene Kompetenzen zu fördern und andererseits für diese Berufe zu sensibilisieren bzw. zu begeistern. In diesen drei vielseitigen Berufsfeldern beginnen wir nun in Zusammenarbeit mit Partnern aus der beruflichen sowie Kursleitendenpraxis die Förder- und Diagnostikaufgaben für lea.online zu entwickeln.
Für die Auswahl der Berufsfelder wurde eine umfassende Recherche durchgeführt, bei der viele Einflüsse auf relevante Faktoren wie z.B. Zugänglichkeit in das Berufsfeld, Beschäftigungsentwicklung, Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, die Gefährlichkeit von Tätigkeiten sowie das Geschlechterverhältnis zu bedenken waren. So waren bei der Recherche nicht nur die allgemeinen Studien zu Alphabetisierung in der Arbeitswelt relevant, sondern ebenso die Arbeitsmarktprognose bis ins Jahr 2030 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (2013).
Hauptsächlich stützt sich unsere Kriterienauswahl auf zwei empirische Studien: die erste leo. Level-One Studie (2012), sowie die SAPfA-Studie (2015) der Stiftung Lesen zur Sensibilisierung von Arbeitskräften für Analphabetismus. Weil beide Studien keine Aussagen zum Pflege- und Gesundheitsbereich machen, wurden zudem Ergebnisse aus dem Projekt INA-Pflege (2016) einbezogen.
Zur Entwicklung der berufsbezogenen Aufgaben sind die Aussagen der SAPfA-Studie zur Bekanntheit von Lese- und Schreibschwierigkeiten im Arbeitsalltag besonders spannend: Immerhin kennen 34 % der befragten Arbeitnehmer*innen und sogar 42 % der Arbeitgeber*innen eine Person aus ihrem Arbeitsalltag, die nicht oder nur schlecht lesen und schreiben kann (vgl. Ehmig/ Heymann/ Sehlmann, 2015, S.4). Meistens fällt dies innerhalb des Arbeitsalltages auf, wenn Fehler passieren und diejenige Person zur Lösung dann auf Hilfe angewiesen ist.
lea.online kann dazu beitragen, die Lese- und Schreibförderung der Menschen voranzubringen und sie selbstständiger und aktiver am Arbeits-, aber auch an ihrem persönlichen Alltag teilhaben zu lassen. Die Selbstständigkeit durch das Bearbeiten von Aufgaben mit Berufsfachsprache und Tätigkeiten aus dem beruflichen Alltag macht in der Folge unabhängiger von der Hilfe durch ihre Kolleg*innen und Fehler können vermieden werden.
Auch weitere positive Effekte von Alphabetisierung und Grundbildung sind im beruflichen Kontext erfassbar. Dazu zählen unter anderem die Reduzierung krankheitsbedingter Fehlzeiten, die beispielsweise durch eine psychosomatische Belastung entstehen, eine Erhöhung der Flexibilität, die Minimierung der Kosten durch die Qualifizierung bestehenden Personals und damit eine Minimierung von Kosten für die Personalrekrutierung (vgl. Alphabund, 2011, S.2).
Nun können sich alle interessierten und neugierigen Metallbauer*innen, Bäcker*innen, Köche und Köchinnen, Pflegehelfer*innen, Helfer*innen in der Küche, Maschinen- und Anlagenführer*innen und die vielen weiteren Beschäftigten in den ausgewählten Berufsfeldern auf spannende Lernaufgaben aus und zu ihrem Arbeitsalltag freuen.
Über das Berufsfeld der technischen Berufe durften wir bei einem interessanten Kooperationsbesuch der Technischen Akademie in Schwäbisch Gmünd bereits Einiges über die Herausforderungen des Lernens, die Berufsfachsprache sowie über die spezifischen Arbeitsbedingungen erfahren. Wir bleiben weiter dran und freuen uns auf eine tolle Kooperation mit der Technischen Akademie.
Quellen:
Alphabund (2011): Alphabetisierung und Grundbildung in Deutschland in der Arbeitswelt. Bonn: Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2013): Arbeitsmarktprognose bis 2030. Eine strategische Vorausschau für die Entwicklung von Angebot und Nachfrage in Deutschland. Bonn: Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Ehmig, S.; Heymann, L. & Seelmann, C. (2015): Alphabetisierung und Grundbildung am Arbeitsplatz. Sichtweisen im beruflichen Umfeld und ihre Potenziale. Eine Studie der Stiftung Lesen im Förderschwerpunkt „Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Mainz: Stiftung Lesen.
Grotlüschen, A.; Riekmann, W. (2012): Funktionaler Analphabetismus in Deutschland. Ergebnisse der ersten leo. – Level-One Studie. Reihe: Alphabetisierung und Grundbildung (Band 10), hrsg. vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e. V., Münster: Waxmann.
Stuckatz, D.; Badel, S. (2015): Arbeitsplatzorientierte Grundbildung für Geringqualifizierte in der Pflegehilfe – Analyse gegenwärtiger Kurskonzepte und Ableitung von Entwicklungsbedarf. In: Severing, E.; Baethge, M. (Hrsg.): Sicherung des Fachkräftepotenzials durch Nachqualifizierung. Befunde – Konzepte – Forschungsbedarf. Bundesinstitut für berufliche Bildung. Bielefeld, S. 117-132.