Prüfungsleistung – Christin Vetter

Literaturliste zum Sehsinn

 

-Adams, Reginald B., 2010, editor. The Science of Social Vision. Oxford University Press.

-Adams, Reginald B., 2011, editor. The Science of Social Vision. Oxford University Press.

-Assmann, Aleida, 2008, Einführung in die Kulturwissenschaft, Berlin, E. Schmidt.

Bourgois, Philippe, 2002, Respect at Work, Going Legit, Cambridge University Press.

-Favazza, Armando R., 1996, Bodies under Siege: Self-Mutilation and Body Modification in Culture and Psychiatry. 2nd ed, Johns Hopkins University Press.

-Grimshaw, Anna, 2001, The Ethnographer’s Eye: Ways of Seeing in Anthropology. Cambridge University Press.

-Gobo, Giampietro, 2009, Doing ethnography, Los Angeles, SAGE.

-Scupin, Raymond, 2016, Cultural Anthropology: A Global Perspective. Ninth edition, Pearson Education.

 

Add comment 16. April 2021

Tastsinn Litearturliste

Prüfungsleistung – Vivien Weber

Text – und Internetquellen:

  • Grunwald, Martin; Beyer, Lothar (2013): Der bewegte Sinn: Grundlagen und Anwendungen zur haptischen Wahrnehmung. Basel: Birkhäuser, S.26ff.
  • Loebell, Peter (2012): Der Tastsinn: Der Wille in der Wahrnehmung. Unter: https://www.erziehungskunst.de/artikel/der-tastsinn-der-wille-in-der-wahrnehmung/, abgerufen am 17.02.2021), S.53-54
  • Frings, Stephan (2010): Schmerzempfinden: das Gehirn kann bei sehr starken Verletzungen das Schmerzempfinden abschalten. Unter: info:eu-repo/semantics/openAccess ; http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/help/license_urhg.html
  • Bäuml-Roßnagel, Maria-Anna (1991): Tasten mit Auge – Hand – Fuß als „Fühl“-Erkennen. In: Lauterbach, Roland; Köhnlein, Walter; Spreckelsen, Kay; Bauer, Herbert F. (Hrsg.): Wie Kinder erkennen. Probleme und Perspektiven des Sachunterrichts, Bd. 1, Kiel
  • Weber, Ernst-Heinrich; Hering, Ewald (1905): Tastsinn und Gemeingefühl. In: Ostwald´s Klassiker der exakten Wissenschaften.
  • Harrasser, Karin (2017): Auf Tuchfühlung – eine Wissensgeschichte des Tastsinns. In: Schauplätze der Evidenz; Band 4. Frankfurt: Campus Verlag, S.26ff.
  • Rath, Markus (2013): Das haptische Bild – körperhafte Bildererfahrung in der Neuzeit. Berlin: Akademie Verlag, S.69ff.
  • Zeuch, Ulrike (2000): Umkehr der Sinneshierarchie – Herder und die Aufwertung des Tastsinns seit der frühen Neuzeit. In: Communicatio; 22. Berlin; De Gruyter, S.267ff.

Add comment 2. März 2021

Prüfungsaufgabe – Beobachtungsprotokoll

Beobachtungsprotokoll

Begegnungsstätte Schwanewede, Bremen-Nord

14.02.2021/13.21 Uhr bis 15.02 Uhr

 

Wer kann aktuell Blut spenden?

Grundsätzlich gilt nach wie vor: Jeder, der gesund und fit ist, kann Blut spenden. Die aktuell geltenden Zulassungsbestimmungen gewährleisten weiterhin einen hohen Schutz für Blutspender und Helfer. Zur Spende nicht zugelassen sind Menschen mit Symptomen eines grippalen Infekts oder einer Erkältung und Einreisende aus internationalen und nationalen Risikogebieten sowie Spendewillige, die Kontakt zu einem COVID-19-Erkrankten hatten. Diese Personen werden vier Wochen lang zurückgestellt, d.h. sie dürfen kein Blut spenden. Personen, die am Coronavirus erkrankt sind, dürfen für zwei Monate nach Ausheilung nicht zur Blutspende. („Blutspenden werden dringend benötigt“ unter: https://www.zusammengegencorona.de/handeln/blutspenden-werden-dringend-benoetigt/, abgerufen am 21.02.2021)

Ich parke vor der Gemeindebücherei, welche sich auf der anderen Straßenseite, gegenüber der Begegnungsstätte befindet. Auch sie ist durch die Pandemie geschlossen. In Schwanewede ist es allgemein sehr ruhig durch den Lockdown geworden. Vom Haupteingang ab schlängelt sich eine ungefähr dreißig Meter lange Warteschlange, welche hauptsächlich aus älteren Menschen besteht. Junge Leute in meinem Alter sind nicht zu sehen. Der Schnee der letzten Wochen ist bereits geschmolzen, die Temperatur ist allerdings immer noch sehr niedrig, weshalb alle Anwesenden noch sehr dick bekleidet sind. In der Sonne bereut man diese Entscheidung für einen kurzen Moment beinahe, da sie sehr stark scheint. Im Schatten ist es im Gegensatz dazu bitterkalt.              Ich stelle mich hinter ein augenscheinliches Ehepaar, welche beide FFP2-Masken tragen. Die Frau mag wahrscheinlich in ihren späten Fünfzigern sein und ist mit einem dicken dunkelblauen Schal, einem grauen Wollmantel, einer Bluejeans und schwarzen Winterstiefeln bekleidet. Ihre Haare erscheinen mir als dunkelblond oder hellbraun gefärbt, weil sie im Licht der starken Sonne auffällig glitzern. Ihr Mann greift zwischendurch immer mal wieder nach ihrer Hand, wodurch mir deren Eheringe ins Auge springen. Er scheint ein wenig älter zu sein als sie, da seine Haare mit grauen Strähnen durchzogen sind. Bekleidet ist er mit einer dunkelblauen Allwetterjacke, einer Bluejeans und schwarzen Sportschuhen, während er in seiner linken Hand eine kleine braune Ledertasche, wahrscheinlich die seiner Partnerin, am Trageriemen festhält.              Gespräche sind im Verlauf der Wartezeit kaum zu hören. Wenn man aber eins mitbekam, flüsterten die Gesprächspartner miteinander.    Je mehr man sich dem Haupteingang annähert, desto besser kann man einen Blick in den Innenraum des Gebäudes werfen. Vor der Tür steht ein breit gebauter, großer, junger Mann. Dieser ist dunkel bekleidet und hält in seiner rechten Hand ein Infrarot-Fieberthermometer. Er bittet immer eine Person auf einmal zu sich in den Vorraum hinein, indem er im 5-Minuten-Takt die Eingangstür öffnet und laut „Moin!“ ruft. Das Paar vor mir unterhält sich leise, als sich der Türsteher erneut seine Maske zurechtrückt und die Frau mit den gefärbten Haaren zu sich hereinbittet. Sie greift nach der Tasche in der Hand ihres Mannes und läuft in kleinen Schritten beinahe gebückt auf den jungen Herren zu und drückt sich mit ihren Fingern ihre Maske ins Gesicht. „Haben Sie Erkältungssymptome? Kontakte mit dem Coronavirus? Geht es Ihnen gut?“ fragt er sie, als er ihr die Tür zum Eintreten offenhält. „Nein, nein, nein. Ich kenne das Prozedere noch vom letzten Mal!“ antwortet sie und man hört beide lachen, bevor die Tür wieder zufällt. Er misst ihre Temperatur. Es ist schwierig etwas durch das Glas zu erkennen, da die Sonnenstrahlen sehr stark spiegeln und sich nur dunkle Umrisse erkennen lassen, wenn man genau hinschaut. Der Ehemann wartet geduldig auf seinen Einlass. Als ich mich umsehe erkenne ich, dass die Warteschlange noch länger, als bei meiner Ankunft ist und sich schon beinahe über den Fußgängerweg, die Hauptstraße entlang, erstreckt.

Ich bin die nächste in der Reihe und stehe neben einem kleinen Lieferwagen der deutschen Blutspende, welcher gerade von einem älteren, zierlichen Mann beladen wird. Er schielt kurz zu mir hinüber, als er eine große graue Kiste befüllt mit Blutkonserven im Innenraum verstaut. Er wirkt sehr angestrengt, als er diese anhebt und mit einem Stoß in den Wagen schiebt. In dem Moment öffnet sich die Eingangstür und der breitgebaute Mann nimmt direkten Augenkontakt zu mir auf. Ich spüre, dass ich beginne, ein wenig aufgeregt zu werden, als ich auf ihn zulaufe und wir uns begrüßen. „Waren Sie in den letzten Wochen erkältet?“ fragt er mich, als er die Tür nach meinem Eintreten wieder zu sich zieht, um diese zu schließen.

„Nein.“ antworte ich und richte meine Handtasche, welche über meiner rechten Schulter hängt.

„Husten, Schnupfen, Heiserkeit?“

„Nein, mir geht es gut.“

„Auch keine Kontakte mit dem Virus?“ Er misst meine Temperatur und nickt mir zu, ohne auf meine Antwort zu warten. „Sie können sich in die Schlange da stellen, da geht es weiter.“ sagt er, während er auf das jetzt bekannte Paar zeigt, die vor mir eingelassen wurden und nur ein paar Meter entfernt stehen. Ich desinfiziere mir an einem kleinen Tisch die Hände mit dem bereitgestellten Desinfektionsmittel und stelle mich zu ihnen. Es ist durch die Enge der kleinen Eingangshalle sehr schwierig einen vernünftigen Sicherheitsabstand einzuhalten.

 

 


 

 

Nach langer Wartezeit befinde ich mich endlich auf einer kurz zuvor freigewordenen Liege. Eine Frau mittleren Alters legte mir bereits mit einer Kanüle einen intervenösen Zugang in meiner linken Armbeuge. Ich beobachte das Gerät links neben mir, welches meine Konserve langsam hin und her schaukelt, um der Blutgerinnung entgegenzuwirken. Diese beinhaltet nach Anzeige bereits 238 Gramm meines Blutes. Es befinden sich zwei Reihen aufgestellter medizinischer Liegen im Raum. Diese stehen gegenüber voneinander. Auf meiner Seite befinden sich sieben Stück, während auf der anderen Seite beinahe doppelt so viele sind. Man hört das laute Rauschen der zahlreichen Geräte, welche das abgenommene Blut in Bewegung halten und laut piepen, wenn sie bereits vollständig gefüllt sind. Man hört immer wieder schnelle Schritte der Ersthelfer, welche zwischen den einzelnen Spendern wie Flipperbälle hin und er schießen, neue Zugänge legen, Kanülen entfernen, Blutkonserven in die bereitgestellten Kisten transportieren und Flächen desinfizieren. Das Geschehen wirkt hektisch wie auf einem Bahnhof. Die Sonne scheint durch die zugezogenen orangefarbenen Vorhänge und wirft ein warmes Licht in die Halle. Die stickige Luft wirkt erdrückend, obwohl es nicht allzu warm hier ist. Das Gerät einer sehr großen Frau links neben mir fängt an zu piepen. Sie trägt eine Brille, hat schwarz-graue Haare und tiefe Zornesfalten auf der Stirn. Ihre schwarze Stoffhose ist offensichtlich mit Tierhaaren bedeckt und ihre Beine reichen weit über die Fußstütze hinaus. Sie blickt dem Piepen entgegen und richtet ihre Allwetterjacke, welche über ihren Schienbeinen baumelt. Gespräche gibt es gerade nur unter den freiwilligen Helfern, welche sich auf einmal zahlreich um einen jungen Mann kümmern, welcher auf seinem grauen T-Shirt den Aufkleber „Erstspender“ trägt. Er hat offensichtlich starke Kreislaufprobleme und wirkt sehr gestresst, als ihm ein älterer Mann einen Pappbecher mit einem Getränk anreicht. Seine Liege wird nach hinten gekippt, wobei er allerdings einen Schreck bekommt und einen Schluck aus dem Becher verschüttet. Die Flüssigkeit ist dunkel, ich denke mir, dass es wahrscheinlich Cola oder irgendeine Art von Saft sein könnte. Er wirkt unbeholfen. Das Piepen der Frau neben mir erklingt immer noch und sie beginnt bei jedem vorbeilaufenden Ersthelfer die Hand zu heben, um auf sich aufmerksam zu machen. Bei jeder Person die an uns vorbeiläuft, ist der Geruch von Desinfektionsmittel wahrzunehmen, ganz besonders bei den Ersthelfern. Diese verteilen sich wie Ameisen, um bei mehreren Patienten die Kanülen zu entfernen, die Frau muss allerdings warten. Ich schaue auf meine Anzeige. 432 Gramm. Ich brauche wahrscheinlich auch nicht mehr lange. Die Situation wirkt durch das orangene Licht der Vorhänge mittlerweile beinahe surreal. Ich schiebe meinen dicken Mantel, den ich bevor ich mich hingelegt ausgezogen habe, auf meine Schienbeine und versuche meine Tasche ein Stück weiter unter meine Liege zu rücken. Der Wechsel passiert schnell. Ich beginne eine Frau mittleren Alters, welche gegenüber von mir liegt, zu beobachten. Sie ist mit warmen Farben bekleidet und vereint sich optisch beinahe mit der von Licht erfüllten Halle. Sie wirkt sehr geduldig, obwohl sie ihren Blick abwendet, als einer der Helfer die Nadel aus ihrem Arm zieht und sie augenscheinlich bittet mit einem Stück Watte ihre Wunde abzudrücken. Als er einen Druckschlauch fest um ihren Arm zurrt, zuckt sie zusammen und grinst ihn sympathisch an. Ich bekomme das Gefühl, dass sie ihn wahrscheinlich schon kennt, weil sie des Öfteren zur Spende geht, obwohl es ihr vielleicht unangenehm ist. Sie unterhalten sich kurz miteinander, als er das Gerät ausschaltet und ihre Konserve entfernt. Man kann nicht verstehen, worüber sich unterhalten wird. Auffällig erscheint allerdings, wie verkrampft sie den abgeschnürten Arm hält, als sie nach ihrer Jacke und Handtasche greift. Die Frau neben mir beginnt nun sich zu räuspern. Ihre Anzeige zeigt schon etwas über 500 Gramm an und bisher kam noch niemand, um sie zu befreien. Offensichtlich ist sie darüber nicht erfreut und ihre Zornesfalten sitzen tiefer als zuvor. Mein Gerät piept nun auch in kurzen Abständen während die freigewordenen Plätze schon wieder neu besetzt sind und die geduldige Frau bereits durch eine Tür verschwindet. Es kommen zwei Ersthelfer auf uns zugeeilt. Der Mann der gegenüber von mir die Kanüle entfernt hatte entfernt nun meine und fragt mich, ob alles in Ordnung sei während er versucht neue Handschuhe über seine Hände zu ziehen. Ich stimme zu, als er das Piepen durch einen Knopfdruck am Gerät ausschaltet und ich erwische mich dabei, wie ich auch den Blick abwende, als er an der langen Nadel zieht. „Drücken Sie das kurz für mich zu?“ fragt er mich, als er ein Stück Watte in meine Armbeuge legt und an den Schläuchen meiner Konserve fummelt. „Das ging aber flott Frau Weber!“ merkt er dabei an und zieht den Gurt fest um meinen Arm, als ich meine Finger von der Watte wegziehe. Ich schiele zu der großen Frau neben mir, welche immer mal wieder den Mund kurz öffnet, als würde sie sich bei ihrer Helferin beschweren wolle, dass sie doch relativ lange warten musste. Für einen kurzen Moment kein Piepen.

 


 

 

Ich finde es im Nachhinein sehr interessant die Möglichkeit zu haben, eine solche Situation beobachten zu können. Es wird in regelmäßigen Abständen immer wieder zur Blutspende aufgerufen, um anderen Menschen das Leben retten zu können. Man gibt das, wovon man am meisten hat und trotzdem erlebt man immer wieder vor Ort, dass Spender, oder sogar man selbst, einer Ohnmacht nahekommen. Wir strapazieren unseren eigenen Körper um anderen Menschen zu helfen und das gerade zu einer Zeit, wo unsere Körper so vielen Belastungen ausgesetzt sind, wie zum Beispiel dem Coronavirus. Als ich infiziert war ging es mir sehr schlecht und jetzt wird mein Blut durch die enthaltenen Antikörper mehr als je zuvor benötigt um Erkrankten eine weitere Möglichkeit zum heilen zu geben. Trotzdem habe ich in dieser Halle, außerhalb des Protokolls, eine Situation miterlebt, wo einer jungen Frau die Spende verweigert wurde, weil ihre Venen zu dünn erschienen. Für mich hat das eine gewisse Ironie. Man hat den Wunsch das kostbarste was man besitzt an einen Fremden weiterzureichen und darf dies nicht tun. Auf der anderen Seite provoziert man bei jeder Spende einen Kreislaufzusammenbruch. Nun stellt sich mir die Frage, ob es verwerflich sei, eine solche Aussage zu ignorieren. Dürfte man auf eine Spende bestehen, um jemanden zu helfen? Wenn man selbst darunter leiden würde? Den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden? Macht uns das als Menschen aus? Jemanden helfen, obwohl man weiß, dass man unter den Folgen leiden würde? Eine Ohnmacht ist nur temporär, eine schwerwiegende Krankheit hingegen nicht.

 

Vivien

1 comment 2. März 2021

Prüfungsaufgabe – Beobachtungsprotokoll

Beobachtungsprotokoll

Einkaufszentrum “Multi Süd”, Leer (Ostfriesland) 

8. Januar 2021/ von 17:05 bis 18:29 Uhr 

 

Bevor ich beginne über die Sachen zu schreiben die ich beobachtet habe, möchte ich etwas ankündigen. Alle Menschen, die in diesem Text erwähnt worden sind, habe ich als entweder Mann oder Frau bezeichnet anhand stereotypischen Geschlechtsmerkmalen. Meine Bezeichnungen muss nicht der Wahrheit entsprechen. 

 

Da ich mein heutiges Protokoll über Mund- und Nasenschutzmasken schreibe, habe ich mich wieder dafür entschieden in einem Einkaufszentrum zu beobachten, da alle Kunden/Kund*innen sich hier an die Maskenpflicht halten (sollen).

 

Das Einkaufszentrum ist ein Agglomerat von unterschiedlichen kleinen Läden wie zum Beispiel “Thalia”, “Juwelier Schröder”, “Nanu-Nana” und “Multi” (Supermarkt). Ich sitze im Einkaufszentrum auf einer großen Holzbank am Eingang von Multi. Hinter mir ist ein Schuhladen der intensiv nach Plastik riecht. Neben dem Eingang sind ein paar kleine Läden. Ich höre die Hintergrundmusik die ich unter den Pop Genre einordne. Hinter mir und vor mir höre ich Menschen die miteinander sprechen. Da die Lautstärke im Einkaufszentrum jedoch sehr laut ist, kann ich nicht verstehen worüber sie sprechen. Es ist sehr laut hier. Das Einkaufszentrum ist dank den vielen Lampen an der Decke sehr gut beleuchtet. Da ich eine Maske trage, fällt es mir schwer einige Gerüche zu erkennen, aber der Geruch von Zigaretten und Essen ist erkennbar. Der Mülleimer rechts von mir stinkt. 

 

Ich beobachte, wie zwei Menschen durch das Einkaufszentrum gehen und sich zum Ausgang begeben. Beide schieben einen Einkaufswagen vor sich her. Ein Wagen ist voll, der andere Wagen jedoch leer. Eine Frau schiebt ihren Wagen an mir vorbei und ich höre das rascheln von der Einkaufstüte die sie gerade versucht zu falten. Sie schaut mich an mit großen Augen. Viele, wenn nicht sogar alle Menschen halten ein Handy in der Hand und schauen so lange darauf, bis deren Wagen gegen eine/n andere/n Kunden/Kund*innen fährt. Alle Kunden/Kund*innen hier, tragen eine Maske die den Mund und die Nase bedeckt. Ich sehe OP Masken, FFP2 Masken und selbst gebastelte Masken in allen Farben. Nicht alle tragen eine Maske, manche tragen einen Schal oder ein Multifunktionstuch. Ein paar Menschen fallen mir auf, da sie die Masken so tragen, dass die Nase nicht bedeckt ist. Einige Kunden/Kund*innen tragen Brillen und jedes Mal wenn die dann Ausatmen sieht man, wie die Gläser beschlagen. So geht es der Frau die gerade an mir vorbei gelaufen ist. Sie trägt eine rote Brille mit großen Gläsern und jedes Mal wenn sie ausatmet beschlagen die Gläser und sie muss kurz anhalten um diese dann zu putzen. 

Zwei Menschen laufen an mit vorbei und ich nehme an, dass es sich um ein Pärchen handelt. Die beiden tragen gleichfarbige Masken. Eine kleine Frau schreitet aus einem Laden heraus. Sie trägt eine DHL Jacke, weshalb ich davon ausgehe, dass sie ein DHL Mitarbeiter*in ist. Ihre Maske sieht so aus, als ob sie drei Größen zu groß sei, da diese ab und zu von ihrer Nase rutscht. Das “zu-große-Maske” Phänomen habe ich schon einige Male in der Fußgängerzone von Leer beobachtet. 

Ein erwachsener Mann schiebt seinen Wagen durch den Laden. Eine Frau und ein Kind begleiten ihn. Es könnte sich hier um eine kleine Familie handeln. Die Maske von dem Mann ist nicht über die Nase gezogen und während ich ihn beobachte schaut er mich sehr böse an. 

Die Kunden/Kund*innen hier im Einkaufszentrum laufen sehr schnell durch den Laden. Keiner bleibt kurz zum flanieren stehen oder schaut in einen Laden rein. Das Reinigungsteam des Einkaufszentrum ist erkennbar anhand deren Reinigungswagen. Sie laufen an mir vorbei und die Mülltüte die an dem Reinigungswagen befestigt ist, bringt keinen Angenehmen Geruch mit sich. Noch zehn Minuten nachdem das Team an mir vorbei lief, hatte ich immer noch das Gefühl, dass die Mülltüte neben mir steht. 

Die Stoffmasken entdecke ich hier in allen Formen, Farben und Muster. Ein Mann lief in das Einkaufszentrum und hatte auf der Maske einen riesigen Mund aufgemalt. Es sah aus wie ein Mund aus den Comic-Büchern. Der Mund sah aus als wäre er doppelt so groß wie sonst. Zusätzlich sind Masken mit politischen Aussagen, Sprüche oder Witze zu sehen. Mir fiel eine aus, auf der “Black Lives Matter” stand. Auf einer Anderen stand “Schutz auch für Geflüchtete” und auf noch einer stand “No human is illegal”. Einige Masken von Unternehmen wie “Meyer Werft”, “Louis Vuitton” und “Nike” sind mir auch aufgefallen. 

Ein paar Meter von mir entfernt hörte ich eine ältere Frau wie sie mit einem kleineren Junge diskutierte. Ich nehme an, dass es sich um die Oma von ihm handelte. Sie sprach sehr laut und deutlich und erklärte ihm, dass er seine Maske ordentlich tragen soll und nicht nur über den Mund, sondern auch die Nase. 

Interessanterweise waren es bis jetzt nur Männer die, die ihre Maske nicht korrekt getragen haben. Ein Mann beobachtet mich von der Ferne. Er schaut mich genau an und kommt dann zu mir. Er kommt mir sehr nah und schaut auf meinen Laptop. Er war mir so nah, dass ich kurz überlegt habe, ob ich was sagen soll. Nach ein paar Sekunden entscheidet er sich neben mich zu setzen und dort ein Brötchen zu essen. In seinem Einkaufswagen sehe ich einige Bierflaschen und eine Vodka Flasche. Seine Kleidung ist etwas unordentlich und schmutzig und er trägt einen Strohhut. Während er isst, fallen viele Krümel auf den Boden. Nachdem er gegessen hat, geht er in Richtung ausgang. 

Es ist schon 17:36 Uhr und das Einkaufszentrum ist sehr leer. Für einige Minuten passiert nichts erwähnenswertes, doch dann läuft eine Frau in das Einkaufszentrum ohne Maske. Da sie höchstwahrscheinlich dreimal so breit ist wie ich, werde ich nicht derjenige sein, der sie darauf hinweist, dass eine Maske eigentlich eine sehr coole Sache ist. Sie läuft in den Laden mit so viel Energie, dass sie höchstwahrscheinlich einen 300 km/h schnellen ICE stoppen könnte indem sie sich vor dem stellt. Der Zug wäre schrott und ihr wäre nichts passiert.

 

Wenn mich jemand nun bitten würde mein Beobachtung in diesem Einkaufszentrum zusammenzufassen, würde ich drei wörter dafür haben: Schnelle-Anonyme-Mission. Die Kunden/Kund*innen tragen (meistens) ihre Masken und rennen dementsprechend relativ anonym. Wenn ich sage rennen, dann meine ich auch rennen. Die Kunden/Kund*innen kommen mit einer schönen Liste von Zuhause in den Einkaufswagen, kaufen was nötig ist, und rennen wieder raus. Wenn man einen Blitzer in den Supermarkt stellen würde, dann würde dieser gar nicht hinterher kommen mit den ganzen “zu-schnell-Läufern”. Das ganze “schöne” am Einkaufen ist weg, da die Menschen so wenig Zeit wie möglich im Laden verbringen wollen, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Zusätzlich fällt der ganze Smalltalk weg. Keine Kunden/Kund*innen schnattern noch mit anderen Kunden oder mit Kassierern. Die einzige Interaktion passiert zwischen Kunde und Handy. 

 

Die Masken. Eingeführt als etwas was die Bevölkerung vor “dem Virus” schützen soll. Ein Stück stoff was die Schminke im Gesicht ruiniert und die Unterhaltungen in “Wer-kann-am-lautesten-Schreien” Wettbewerbe verwandelte. Aber nun vergessen wir mal kurz die Menschen die sich gegen den Schutz vor einem Virus stellen und konzentrieren wir uns auf die solidarischen und emphatischen Menschen von Leer. Diese Menschen haben ein simples Objekt in ein Mode Accessoire verwandelt mit dem sie zum Beispiel ihre Meinung äußern (oder ihren Reichtum (Louis V.)). Es ist beeindruckend was eine Kultur mit einem Gegenstand machen kann. Während ich hier saß habe ich mir Gedanken über ostasiatische Länder gemacht und deren “Masken-Kultur”. Seit dem SARS Outbreak im Jahr 2003 und der Vogelgrippe im Jahr 2006, verwandelten sich Masken in einen großen Teil deren Kultur. 

Are masks changing the culture in western countries too?

-Finn

3 comments 24. Februar 2021

Ich lese nicht viel, aber diese Bücher finde ich TOP

  1. Hanekamp, Tino (2020): So was von da: 8. Auflage: verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
  2. Gaarder, Jostein (1993): Sofies Welt: Carl Hauser Verlag, München Wien
  3. Powers, Richard (2014): Orfeo: S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

Diese Bücher kann ich nur empfehlen!!

– Finn

Add comment 21. Februar 2021

Gehörsinn Literaturliste

Prüfungsleistung – Finn Wilkendorf

Back, Les, Bull, Michael (2020): Into Sound … Once More with Feeling. In: Back, Les, Bull, Michael (ed.): The Auditory Cultures Reader. New York: Berg, p. 1-20

Cox, Rupert (2018): Anthropology of Sound. In: Hilary Callan (ed.): The International Encyclopedia of Anthropology. Hoboken, NJ.

Erlmann, Veit (2004): But What of the Ethnografic Ear? Anthropology, Sound and the Senses. In: Erlmann Veit (ed.): Hearing Cultures: Essays on Sound, Listening and Modernity. Oxford, p. 1-20

Frith, Simon (1996): Music and Identity. In: Hall, Stuart, du Gay, Paul (ed.): Questions of Cultural Identity, p. 124-126

Glennie, Evelyn (2015): Hearing Essay. URL: https://www.evelyn.co.uk/hearing-essay/ [28.01.2021]

Koelsch, Stefan (2012): Emotion. In: Brain and Music, p. 208-212

University of Oxford: Ethnomusicology. URL: 

https://www.music.ox.ac.uk/research/disciplines/ethnomusicology/ [30.01.2021]

https://static.vecteezy.com/system/resources/previews/000/553/082/original/ear-vector-icon.jpg [29.01.2021]

 

Add comment 21. Februar 2021

Auslandssemester?

Gerade ist eigentlich alles recht entspannt, die meisten Abgaben sind fertig und das Semester neigt sich immer mehr dem Ende zu (Was ich immer noch nicht so richtig fassen kann!). Klar nicht zu vergessen ist die KMW-Klausur, die uns noch bevorsteht und für die wir wahrscheinlich alle noch pauken müssen. Aber das schaffen wir auch noch!

Ich bewerbe mich gerade jedoch noch für ein Auslandssemester und die damit verbundenen Entscheidungen und Bewerbungen haben mir die letzten Tage nicht gerade leichter gemacht. Als ich vor ein paar Wochen an einer Info-Session für Erasmusaufenthalte teilgenommen habe wurde mir klar, dass wenn ich im 4. Semester ins Ausland möchte ich mich jetzt schon bewerben muss. Irgendwie war ich damit zuerst sehr überfordert, ich bin doch gerade mal erst nach Bremen gekommen und im 1. Semester. Wie soll ich denn jetzt schon ans Ausland denken, gerade wenn das Reisen zur Zeit sehr beschränkt ist und  ich mir gar nicht richtig vorstellen kann ins Ausland zu gehen. Dennoch wollte ich schon vor dem Studium ein Auslandssemester machen und habe dann angefangen mich durch Erfahrungsberichte durchzulesen, Uni-Websites zu durchforschen und auszusuchen welche Länder mich am meisten interessieren. Gar nicht so einfach zu entscheiden. Ich habe oft hin und her überlegt, bis ich eine endgültige Entscheidung treffen konnte. Die drei Finalisten sind letztendlich Portugal, Slowenien und Litauen. Es gibt aber auch außereuropäische Kooperationen mit z.B. Mexiko oder Kanada, die sehr interessant klingen.

Mir haben die Kursangebote bei den drei Unis  ziemlich gut gefallen und die Länder an sich, weil sie mir noch ziemlich unbekannt sind und ich gerne etwas über andere Länder lerne! Als KuWi-Studentin ist das wohl auch vom Vorteil.:)

Ich bin sehr gespannt, ob ich einen Platz bekomme und kann es kaum erwarten im März dann die Benachrichtigung zu erhalten. Der Stress war es mir jetzt auf jeden Fall wert, denn wenn ich mich nicht beworben hätte, wäre ich mir sicher, dass ich es bereut hätte diese Chance zu nutzen. Also falls ihr auch Bock darauf habt, bewerbt euch doch auch. Falls es jedoch jetzt zu stressig wird, dann könnt ihr immer noch im 5. oder 6. etc. Semester gehen, da ist die Bewerbungsfrist erst später. 🙂

 

Schönes Wochenende und genießt die Sonne,

Martha

 

2 comments 11. Februar 2021

Prüfungsaufgabe – Beobachtungsprotokoll

Datum: 25.12.2020

Ort: In der Nähe von Reutlingen

Zeitraum: 10:25 – 11:15

Nachdem ich für die Weihnachtsfeiertage wieder zu meiner Familie nach Süddeutschland gefahren bin, fragte ich meine Mutter, ob sich mich zu unserem Lieblingsaussichtspunkt auf der Schwäbischen Alb fahren kann. Die Fahrt dauerte ungefähr 20 Minuten mit dem Auto. Wir kamen an dem kleinen Hügel in der Nähe von Reutlingen, Baden-Württemberg an, und meine Mutter fand einen guten Parkplatz, von dessen Stelle ich einen guten Überblick über die Umgebung hatte.

Trotz des Corona-Virus zog es die Menschen raus in die Natur, mit mit Freunden, der Familie oder auch alleine einen Spaziergang durch die verschneite Winterlandschaft zu machen.

Neben unserem Auto, standen noch neun weitere Kleinwagen auf dem Parkplatz. Alle, bis auf eins, hatten ein lokales Nummernschild. Das einzige Auto von „außerhalb“ hatte das Kennzeichen „DU“, was für Düsseldorf steht. Entweder war es ein Firmenfahrzeug, oder der Besitzer besuchte wahrscheinlich auch seine Familie über die Weihnachtsfeiertage, so wie ich.

Als ich mich umblickte konnte ich jedoch nur einen Mann und zwei kleine Mädchen sehen, die den Schlittenberg nach oben gelaufen sind. Zumindest der Körpergröße, Statur und Kleidung nach, würde ich sagen, dass es ein Mann und zwei Mädchen waren. Die anderen Autobesitzer waren nirgendwo zu sehen.

Der kleine Hügel war komplett von Schnee bedeckt, und von vielen ebenfalls schneebedeckten Bäumen umrandet. Die Hügelspitze war dagegen von jeglicher Vegetation befreit. Kein Busch oder Strauch war zu sehen.

Um es mir ein bisschen gemütlicher zu machen, öffnete ich den Kofferraum unseres Autos und setzte mich im Schneidersitz mit meinem Notizblock im Schoß hin. Ich sah meiner Mutter eine Weile hinterher, wie sie Richtung Wald lief, um einen kleinen Winterspaziergang zu machen, während ich meine Beobachtungsaufgabe machte.

Der Mann, eventuell auch der Vater der beiden Mädchen, da sie ihn mehrfach „Papa“ nannten, zog einen Holzschlitten und einen von den roten flachen „Poporutschern“ den Schlittenhang hinauf. Er machte ziemlich große Schritte und war daher auch wesentlich schneller an der Hügelspitze angelangt, als die beiden Kinder. Diese hatten kleine Schwierigkeiten den verschneiten Hang hinaufzulaufen. Der Schnee berührte schon fast die Knie der Mädchen, und sie schrien und lachten, während sie ihrem Vater zuriefen, auf sie zu warten mit dem Schlittenfahren.

Es dauerte ungefähr noch 4 weitere Minuten, bis die Mädchen ebenfalls die Hügelspitze erreicht hatten. In der Zeit, die sie noch den Hügel hinaufliefen, schaute ich mir den Mann noch einmal genauer an.

Auf die Distanz war es schwer zu sagen, welche Haarfarbe er hatte. Wahrscheinlich dunkelbraun/schwarz. Sein Wintermantel war ebenfalls schwarz, aber er hatte von seiner Achsel zum Saum laufend zwei rote Streifen auf beiden Seiten. Ich glaube er hatte die passende Schneehose an, denn auch diese war schwarz und hatte zwei roten Streifen von der Hüfte hinab zu den Hosenbeinen. Das eine Mädchen trug eine pinke Winterjacke, das andere Mädchen eine rot/orange. Beide trugen ebenfalls die passende Hose zu der Jacke und eine sie hatten beide eine hellblaue Bommelmütze auf.

Als die Mädchen den Mann erreichten, setzten sie sich zu zweit auf den Holzschlitten, während der Mann auf dem roten Plastikschlitten Platz nahm. Ich konnte sie laut von „drei“ runter auf „eins“ zählen hören, bevor sie sich mit ihre Füße abstießen und den Hang Richtung des Parkplatzes runterfuhren. Die Mädchen lachten sehr laut und ich konnte auch ein leises Grummeln hören, das von dem Mann ausging. Die drei machten sich noch zwei weitere Male auf den Weg den Schlittenhang hinauf zu laufen.

Es dauerte ungefähr 20 Minuten, bis ich eine Gruppe mehrerer Personen aus dem Wald Richtung Parkplatz laufen sah. Sie nahmen den gleichen Weg, den meine Mutter vor fast einer halben Stunde eingeschlagen hatte. Vielleicht sind sie sich im Wald auch begegnet.

Ich konnte die Gruppe lachen hören, doch auf die Distanz konnte ich noch nicht genau sagen, wie viele Menschen dazugehörten. Ich wartete einige Minuten bis sie näher an dem Parkplatz waren und ich zählte sieben Personen. Drei Erwachsene und vier Kinder, die vor den Erwachsenen herumrannten. Die Frau ganz links sah sehr klein und zierlich in ihrem großen Wintermantel aus. Die Frau in der Mitte wirkte etwas größer, während der Mann ganz rechts beide Frauen um mehr als einen Kopf überragte. Er musste sich ein bisschen nach vorne beugen, wahrscheinlich um zu verstehen, was die Frau ganz links sagte.

Es machte den Anschein, als genossen sie die Gesellschaft der jeweils anderen. Sie lächelten und waren sichtlich in das Gespräch vertieft. Sie alle trugen dunkle Kleidung im Vergleich zu den Kindern. die mittlerweile den Parkplatz erreicht hatten. Der Kleidung und den Frisuren nach zu urteilen waren es drei Jungs und ein Mädchen. Das Mädchen schien die älteste und größte zu sein.

Der kleinste Junge sah mich in dem Kofferraum sitzen und „erwischte“ mich dabei, wie ich ihn und seine Familie und vielleicht auf Freunde beobachtete. Seine Brille war ganz beschlagen, wahrscheinlich eine Folge von der Kälte und seinem warmen Atem. Er schaute mir für fast eine Minute in die Augen, es wurde mir tatsächlich sehr unwohl und es war ein unangenehmes Gefühl so lang Augenkontakt zu halten. Als ich den Blick von ihm abwendete, bemerkte ich, dass auch die drei Erwachsenen den Parkplatz erreicht hatten und mich alle drei anstarrten. Der Mann hob seine linke Augenbraue und die Atmosphäre veränderte sich spürbar. Ich hatte das immense Bedürfnis mich und meine Aufgabe erklären zu müssen, da es nicht alltäglich ist, dass jemand mit einem Notizblock im Kofferraum eines Autos sitzt und Kinder, beziehungsweise Familien beobachtet.

Ich erklärte, dass ich für ein Tutorium an der Uni ein Beobachtungsprotokoll schreiben muss und nichts böses vorhabe. Die Frau in der Mitte nickte und schlug dem Mann leicht mit ihrem Handrücken auf die Brust. Die drei Erwachsene liefen langsam an mir vorbei, ohne noch einmal in meine Richtung zu schauen. Der kleine Junge hingegen stand immer noch ein paar Meter entfernt und schaute mich an. Ohne groß zu überlegen, winkte ich ihm kurz zu. Ein großes Grinsen breite sich auf seinem Gesicht aus. „Hallo!“ sagte er. Ich hörte wie ein Name gerufen wurde „Niklas“ und der Junge schaute in Richtung der Erwachsenen und der anderen drei Kinder. Der Junge, Niklas nehme ich an, drehte sich langsam um und ging in Richtung der Gruppe. Er schaute einmal über seine Schulter und schrie „Tschüssi“ bevor in das große Auto einstieg. Auch die anderen Kinder und die Erwachsenen teilten sich auf die zwei Autos auf und fuhren langsam von dem beschneiten Parkplatz.

Mir wurde bewusst, dass dieser Parkplatz für diese Gruppe nur ein Ort war, an dem sie einige Minuten verweilten, um zu parken und sich zu orientieren. Für mich war dieser Parkplatz aber in der letzten Stunde ein wichtiger Ort, mit dem ich mich viel befasst habe. Die Bedeutung mag noch so simpel sein, aber nicht jeder Ort ist nur ein Ort. Und das wurde mir an diesem Tag klar. Ich habe so viel gesehen und erlebt, und dabei ist doch nicht allzu viel passiert.

Nachdem die zwei Autos schon einige Minuten verschwunden waren, sah ich meine Mutter in der Ferne. Ich beschloss also, meine Sachen zu packen und mich im Auto wieder aufzuwärmen. Meine Finger waren schon blau von der Kälte und ich bemerkte erst da, wie sehr ich zitterte. Ich nahm meinen Notizblock und setzte mich auf den Beifahrersitz und machte die Sitzheizung an.

 

Christin

Add comment 2. Februar 2021

On my way home

Hello liebe Leser*innen, von mir gibt es heute eine weitere teilnehmende Beobachtung für euch. Sie ist schon etwas länger her, aber ich erinnere mich noch sehr gut an die Situation und wie alles ablief. Es hat mir sehr Spaß gemacht zu beobachten und den Text zu schreiben, ich hoffe er gefällt euch. Lasst mich gerne wissen, was ihr dazu sagt, freue mich immer über Rückmeldungen!:)

 

Es ist der 18.12.2020, ich sitze im RB41 nach Hamburg Hauptbahnhof in Wagen 5. Ich beginne meine Beobachtung um 13:38 Uhr.

Der Zug steht noch im Bremer Hauptbahnhof, ich warte darauf, dass er bald losfährt. Vereinzelnd sitzen auch schon ein paar andere Personen mit mir im Zug. Es ist sehr still, ich höre nur die Lüftung rauschen und ein leises Knistern hinter mir. Kurz darauf höre ich eine männliche Stimme, die relativ laut in ein Handy spricht. Das Telefonat ist schnell beendet. Mir fällt eine männliche Person, ein paar Sitze schräg gegenüber von mir, auf. (Im fortlaufenden Text beschreibe ich diese Person als „er“ oder „ihm“, da ich vor allem diese Person beobachtet habe.) Er sitzt alleine auf einem Vierer am Fenster. Eine große schwarze Adidas-Tasche steht auf dem Tisch und durch die hellblaue MundNasen-Maske, die er trägt, kann ich nicht sein ganzes Gesicht erkennen. Er hat einen silbernen Ohrring am linken Ohr, trägt eine schwarze Wolljacke, darunter einen roten Pullover und dazu noch einen grün-rot-blau karierten Schal. Sein Kopf ist nach unten gerichtet, aber durch die Adidas-Tasche vor ihm kann ich nicht erkennen, was er betrachtet. Seine Haare sind millimeterkurz und schwarz, wir haben kurzen Blickkontakt und ich sehe, dass seine Augen braun sind.

Er ändert seine Sitzposition und ich kann sehen, dass er auf sein Handy schaut und am Mittelfinger einen silbernen Ring trägt. Ich bemerke, dass immer mehr Personen in den Zug einsteigen, er lässt sich nicht davon ablenken und ist immer noch auf sein Handy fokussiert, bis sich zwei Personen auf den Vierer neben ihm setzen. Er schaut kurz auf und wir haben wieder kurzen Blickkontakt. Vor mir setzt sich eine weitere Person hin, ich kann nur grau-weiße Haare und etwas Glatze erkennen.

Es ist 13:52 Uhr, in sechs Minuten fährt der Zug los.

Ich habe wieder kurzen Blickkontakt mit ihm, er hat sich eine Zeitschrift aus seiner Tasche geholt und zieht seine Jacke und seinen Schal aus und legt diese neben sich ab. Wir haben wieder kurzen Blickkontakt. Er blättert in seiner Zeitschrift, die „inexplore“ heißt. Auf den Zweier neben mir hat sich eine Person hingesetzt. Die Person trägt eine schwarze Mund-Nasen-Maske, hat nur noch wenige Haare, die kurz und grau sind. Die Person trägt eine dunkelblaue Jeans und einen dunkelblauen Pullover. Ich konzentriere mich wieder auf ihn, er hat mittlerweile seinen roten Pullover ausgezogen und darunter trägt er ein schwarzes Langarmshirt. Seinen roten Pullover knüllt er zusammen und platziert ihn zwischen seinen Hinterkopf und der Lehne.

Der Zug fährt los, es ist 13:52 Uhr.

Ich gucke aus dem Fenster und sehe mir die Wohnungen an, an denen der Zug vorbeifährt. Der Himmel ist fast ausschließlich blau und die Sonne scheint. Ich merke, dass der Zug immer schneller wird. Außer meines Parfums, nehme ich keine anderen Gerüche wahr. Es ist still im Abteil, keiner redet. Ich schaue wieder aus dem Fenster und sehe Häuser, Gärten und Bäume an denen der Zug vorbeirast. Die Durchsage zum nächsten Halt durchbricht die Stille im Abteil. Der Zug hält in Bremen-Oberneuland, Ausstieg in Fahrtrichtung rechts.

Er blättert die nächste Seite seiner Zeitschrift um und liest weiter. Die Person vor mir steht auf, verlässt das Abteil und nimmt Jacke und Tasche mit. Der Zug hält in Sagehorn. Er legt seine Zeitschrift wieder zurück in die Tasche und holt stattdessen Kopfhörer und sein Handy raus. Er steckt sich die Kopfhörer in die Ohren, tippt kurz auf seinem Handy herum und schaut anschließend aus dem Fenster, seine Augen bewegen sich dabei langsam. Seinen roten Pullover hat er mittlerweile neben sich gelegt. Wir haben wieder kurzen Blickkontakt. Die Person neben mir hat die Augen zu.

Der Zug hält in Ottersberg (Hau), ich sehe neun Personen die aussteigen. Ich gucke wieder aus dem Fenster und beobachte die Landschaft, die an mir vorbeizieht. Nächster Halt ist Sottrum, Ausstieg in Fahrtrichtung rechts. Der Zug quietscht sehr laut beim Halten. Eine Person die aussteigt fällt mir besonders auf, weil sie eine glitzernde Mund-Nasen-Maske trägt.

Es ist 14:23 Uhr, noch eine Stunde und zwei Minuten, dann bin ich in Hamburg.

Ich spüre kalte Luft an meinen Beinen, die Sonne scheint auf mein Notizbuch und meine Hand wirft einen Schatten darauf. Die Person neben mir hat immer noch geschlossene Augen. Der Zug hält in Rotenburg (Wümme), die Person neben mir hat keine geschlossenen Augen mehr, steht auf und geht zur Tür. Mir fällt auf, dass alle bisherigen Orte, wo der Zug gehalten hat, fast menschenleer waren.

Er nickt mit seinem Kopf zur Musik, die er durch seine Kopfhörer hört und fängt an auch seinen Oberkörper etwas zur Musik zu bewegen. Wir haben wieder Blickkontakt. Auf einmal riecht es süßlich in meiner Nähe, wie Kaugummi. Der Zug hält in Scheeßel und die letzte Minute meiner Beobachtung bricht an. Der Zug hält länger als sonst und eine Durchsage ertönt: „Sehr geehrte Fahrgäste bitte treten Sie aus den Türen zurück.“.

Es ist der 18.12.2020, ich sitze im RB41 nach Hamburg Hauptbahnhof in Wagen 5. Ich beende meine Beobachtung um 14:38 Uhr.

Ich habe mich während meiner Beobachtung oft gefragt, ob die Personen, die ich beobachtet habe sich auch beobachtet gefühlt haben. Vielleicht hatten wir nur deswegen so oft Blickkontakt, weil er sich gewundert hat, was ich da mache. Gerade bei ihm habe ich mich auch gefragt, wo seine Reise hingeht. Fährt er auch zu seiner Familie nach Hause, so wie ich oder wohnt er in Hamburg und war nur kurz in Bremen? Und wie ist überhaupt das Leben in Orten wie Sottrum und Rotenburg, wo ich alles so verlassen und einsam wahrgenommen habe, was womöglich gar nicht der Wahrheit entspricht. Die meisten Personen die ich beobachtet habe wirkten erschöpft und müde, vor allem die Person neben mir. Als diese Person geschlafen hat, wurde ich selbst auch etwas müde. Ich hatte das Gefühl, dass ganze Abteil wurde müde. Es war so still und alles wirkte so friedlich. Der Nicht-Ort „Zug“, schaffte es alle Personen in diesem Abteil zur Ruhe kommen zu lassen, wenn auch nur für kurze Zeit.

 

von Martha Rusche

(Prüfungsleistung)

Add comment 29. Januar 2021

Riechst du das auch?

Hier ist einmal meine Literaturliste zum Thema Riechen für euch, vielleicht ist ja der ein oder andere Text auch für euch interessant.:) Unsere Gruppe hat sich vor allem mit der Frage: „Ist die Wahrnehmung von Gerüchen kulturell beeinflusst?“ beschäftigt und was mit uns passiert, wenn wir nicht mehr riechen können. Ihr könnt gerne eure Gedanken und Ideen dazu teilen und ein Kommi da lassen. 😀 Habt noch eine schöne Woche!

 

Beer, Bettina (2000): Geruch und Differenz. Körpergeruch als Kennzeichen konstruierter ,rassischer’ Grenzen. In: Paideuma: Mitteilungen zur Kulturkunde (2000/ Bd.46), S. 207-230

Bördlein, Ingeborg (2009): Wenn man plötzlich nicht mehr riechen kann. URL:https://www.welt.de/wissenschaft/article4565979/Wenn-man-ploetzlich-nicht-mehr-riechen-kann.html  (20.01.2021)

Gebke, Julia (2014): Himmlische Düfte – Höllischer Gestank. Überlegungen zu einer Kulturgeschichte der Sinne am Beispiel des foetor judaicus im frühneuzeitlichen Spanien. In: Arantes, Lydia Maria/ Rieger, Elisa (Hrsg.): Ethnographien der Sinne. Wahrnehmung und Methode in empirisch-kulturwissenschaftlichen Forschungen. Bielefeld, S. 195-212

Herz, Rachel S. (2006): I Know What I Like. Understanding Odor Preferences. In: Drobnick, Jim (Hrsg.): The Smell Culture Reader. New York, S.190-206

Holwitt, Pablo (2018): Fremdes Essen, fremde Gerüche – Vegetarismus und sinnliche Exklusion in Mumbai. In: Kofahl, Daniel/ Schellhaas, Sebastian (Hrsg.): Kulinarische Ethnologie. Beiträge zur Wissenschaft von eigenen, fremden und globalisierten Ernährungskulturen. Bielefeld, S. 29-48

Köhne, Olaf/ Käfferlein, Peter (2018): Die geheime Macht der Düfte. Warum wir unserem Geruchssinn mehr vertrauen sollten. Hamburg

König, Helmut(1984): Schicksale der Nase. In: Leviathan (1984/Vol.12, Nr.4), S.585-591

Pause, Bettina M./ Seul, Shirley Michaela (2020): Alles Geruchssache. Wie unsere Nase steuert, was wir wollen und wen wir lieben. München

Podbregar, Nadja (2018): Die Hierarchie der Sinne. Gesellschaft+Psychologie. URL:https:// www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/die-hierarchie-der-sinne-2/ [13.01.2020]

 

von Martha Rusche

Add comment 25. Januar 2021

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