VerknüpfenundVergleichenDeutenDiskurseanalysierenDispositiveanalysierenKünstlerischeForschung
Welche soziale und politische Funktion haben Kunst und Kultur? Wie prägen kulturelle Formen unsere Vorstellungswelten und Werte, unsere Selbstbilder und die Bilder, die wir uns von anderen machen? Welche Regeln bestimmen in einer Gesellschaft, was wie dargestellt und ausgesprochen werden darf – oder auch nicht? Welchen Anteil haben Kunst und Kultur an gesellschaftlichen Machtverhältnissen?
Diese Fragen haben sich ganz unterschiedliche Strömungen der Geistes- und Kulturwissenschaft seit Mitte des 20. Jahrhunderts gestellt und in Bezug auf verschiedene Theorien – zum Beispiel psychoanalytische, neomarxistische oder semiotische – diskutiert. Ein in der zeitgenössischen Kultur- und Medienwissenschaft sehr einflussreicher Ansatz ist die Diskursanalyse.
Die Diskursanalyse untersucht die Regeln, nach denen Wissen und Bedeutung in verschiedenen kulturellen und historischen Kontexten hervorgebracht werden. Sie bezieht dabei nicht nur sprachliche Äußerungen und Texte, sondern auch audiovisuelle Formen und soziale Praktiken ein. Die Diskursanalyse steht mit der Kommunikationsforschung und der Semiotik in Verbindung und wurde in den Kulturwissenschaften maßgeblich durch Michel Foucaults historische Forschungen zu den Diskursen ‚Wahnsinn‘, Gefängnis und Sexualität, geprägt. Darin befasst er sich mit der Wechselwirkung von Diskursen, Machtverhältnissen und Identität.
Die unterschiedlichsten Wissensfelder können diskursanalytisch erforscht werden: Die Gender Studies widmen sich der diskursiven Herstellung der Hierarchie der Geschlechter. Der Postkolonialismus untersucht die globalen Machtgefüge, die durch den Kolonialismus begründet wurden. Beides sind umfangreiche Forschungsgebiete, die in verschiedenen Disziplinen und disziplinenübergreifend Fuß gefasst haben. Konkreter auf Kunst und Medien bezogen, können beispielsweise Diskurse zur Künstlerschaft in der europäischen Kunstgeschichte oder auch Diskurse der Kunstvermittlung in zeitgenössischen kulturellen Institutionen untersucht werden.
1. Der Begriff Diskurs
Buchcover von Michel Foucaults
Die Ordnung des Diskurses (1970)
Der Begriff Diskurs bezeichnet eine ‚geregelte‘ sprachliche Äußerung, ursprünglich in der mündlichen Rede, aber auch in schriftlichen Texten. In Philosophie und Kulturtheorie gelten Diskurse als Systeme, nach denen Aussagen innerhalb bestimmter sozialer und kultureller Kontexte organisiert sind und Bedeutung herstellen. Die Diskursanalyse untersucht diese Systeme: Sie analysiert, wie Diskurse funktionieren und welchen Regeln und Mustern sie folgen. Vor dem Hintergrund der ⇒Semiotik, die kulturelle Formen aller Art als Zeichensysteme analog zur Sprache begreift, können auch audiovisuelle Formen, ästhetische und materielle Artefakte als diskursive Praktiken verstanden werden: Sie sind von gesellschaftlichen Diskursen geprägt und gestalten diese mit.
In den Kulturwissenschaften war in diesem Zusammenhang vor allem die Arbeit von Michel Foucault wegweisend, der Geschichte nicht als eine Abfolge von Ereignissen und ‚Fakten‘ erforschte, sondern anhand ihrer Aussagesysteme bzw. Diskurse rekonstruierte. Foucault fragt danach, wie in modernen Gesellschaften Wissen (und damit auch Realität) hergestellt und reguliert wird, was wie gesagt werden darf oder auch nicht, was als ‚irrsinnig‘ ausgeschlossen wird oder gar verboten ist, nach welchen Kriterien etwas als wahr oder falsch angesehen wird. Diskurse werden dabei als Ausdruck von sich ständig wandelnden gesellschaftlichen Machtverhältnissen verstanden, sie bringen diese mit hervor, können sie aber auch unterlaufen und verändern.
Wichtig ist dabei, dass Diskurse keine abstrakten Formen, sondern eng mit sozialen Praktiken verbunden sind: Es kommt darauf an, wer wo an wen gerichtet etwas sagt, schreibt oder gestaltet, mit welchen Medien und Materialien etwas veröffentlicht wird, in welchen sozialen Zusammenhängen es zirkuliert. Diskurse werden aber nicht nur durch soziale Praktiken hervorgebracht, sie prägen diese umgekehrt auch. Daher führt Foucault in seinen späteren Schriften den Begriff des ⇒Dispositivs ein, der das Zusammenspiel von Diskursen, sozialen Praktiken, medialen und materiellen Anordnungen bezeichnet.
„In diesem [zeichentheoretischen] Sinne sind Diskurse – und man muss hier nicht nur an sprachliche oder schriftliche Diskurse denken, sondern auch an visuelle Diskurse, an die Diskurse non-verbaler Kommunikation, der Architektur etc. – Systeme, die regulieren, welche Bedeutungen im jeweiligen Kontext als intelligibel erscheinen. Das Soziale ist damit aus dieser Perspektive Diskurs: Diskurse sind Signifikationsregime, die jegliche Form menschlichen Handelns als sinnhaftes Handeln fundieren.“
Reckwitz, Andreas: Diskurse und Praktiken. In.: Ders.: Kreativität und soziale Praxis: Studien zur Sozial- und Gesellschaftstheorie. Bielefeld: transcript 2016, S. 53.
„Ich setze voraus, daß in jeder Gesellschaft die Produktion des Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert, organisiert und kanalisiert wird – und zwar durch gewisse Prozeduren, deren Aufgabe es ist, die Kräfte und die Gefahren des Diskurses zu bändigen, sein unberechenbares Ereignishaftes zu bannen, seine schwere und bedrohliche Materialität zu umgehen. […] der Diskurs – dies lehrt uns immer wieder die Geschichte – ist nicht bloß das, was die Kämpfe oder Systeme der Beherrschung in Sprache übersetzt; er ist auch dasjenige, worum und womit man kämpft; er ist die Macht, deren man sich zu bemächtigen versucht.“
Foucault, Michel: Die Ordnung des Diskurses, Inauguralvorlesung am Collège de France, 2. Dezember 1970. Frankfurt am Main; Berlin; Wien: Ullstein 1977, S. 10f.
„Akte, Gesten, artikulierte oder inszenierte Begehren schaffen die Illusion eines inneren Organisationskerns, der Geschlechtsidentität […], eine Illusion, die diskursiv aufrecht erhalten wird, um die Sexualität innerhalb des obligatorischen Rahmens der reproduktiven Heterosexualität zu regulieren. Wenn dagegen die ‚Ursache‘ des Begehrens, die Gesten und Akte im ‚Selbst‘ des Akteurs anzusiedeln ist, werden die politischen Regulierungen und Disziplinierungsverfahren, die diese scheinbar kohärente Geschlechtsidentität hervorbringen, der Sicht entzogen.“
Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991, S. 200f.
2. Geschlechterforschung
Georg F. Kersting: Die Stickerin (1812)
Zum Einstieg: Schauen Sie sich das Bild an und beschreiben Sie, wie die Frau im Raum dargestellt ist: Was für ein Raum wird zu sehen gegeben? Welche Figuren werden wie dargestellt? Wie werden unsere Blicke durch die Anordnung gelenkt? Überlegen Sie, welche ähnlichen Darstellungen von Frauen in häuslichen Situationen Sie kennen und welche Diskurse über Weiblichkeit hier angesprochen werden könnten.
„Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ Mit diesem berühmten Satz begründete Simone de Beauvoir in ihrem Buch Das andere Geschlecht (1949) die Geschlechterforschung, die sich mit der kulturellen Konstruktion von Geschlecht (auch: gender) befasst. De Beauvoir untersuchte die Rolle und Darstellung von Frauen in der europäischen Gesellschaft und Kulturgeschichte und kam zu dem Schluss, dass Weiblichkeit darin als das Andere einer männlich gedachten Subjektivität konstruiert wird: Diese definiert oder behauptet sich als autonom, handlungsmächtig und vernunftbegabt, indem sie sich von vermeintlich ,weiblichen‘ Eigenschaften – wie Naturnähe, Körperlichkeit, Irrationalität – abgrenzt. Die Analyse des Geschlechts als kulturelle Konstruktion – oder anders gesagt als Produkt von Diskursen – ist seither grundlegend für Geistes- und Kulturwissenschaften. Zur Feministischen Wissenschaft kommen heute die von Judith Butler maßgeblich beeinflusste Genderforschung und die Queer Studies hinzu, welche die diskursive Herstellung der Heteronormativität und der Zweigeschlechtlichkeit an sich kritisch befragen.
In den Kunst- und Medienwissenschaften stellt sich daran anschließend konkret die Frage, wie Geschlecht in Bildern, Filmen und anderen Artefakten dargestellt wird und welche gesellschaftlichen Diskurse sich darin zeigen. Ein weiterer Forschungsbereich liegt darin, die in den dominierenden Diskursen häufig unterrepräsentierte Arbeit weiblicher Künstler*innen zu erforschen und in die Kunstgeschichte einzuschreiben. Es stellt sich dabei auch die Frage, welche konkreten Auswirkungen die gesellschaftlichen Diskurse zu ⇒Geschlecht und Künstlerschaft auf die Lebens- und Arbeitswirklichkeit von Frauen haben.
In der hier dokumentierten Vorlesung untersucht Irene Nierhaus an Beispielen der Malerei des frühen 19. Jahrhunderts das Spannungsverhältnis von Wohnraum/bild und Kunstraum/bild (Atelier) in seinen Bezügen zu Geschlechtervorstellungen. Unter anderem spricht sie dabei auch über die Künstlerin Louise Seidler, deren Selbstpoträt rechts zu sehen ist.
Zum Weiterlesen
Keim, Christiane: Performative Räume – Verführerische Bilder – Montierte Blicke. Zur Konstruktion von Geschlecht im Interieur. In: Möbius, Stefan; Prinz, Sophia: Das Design der Gesellschaft. Bielefeld: transcript 2012, S. 143-162.
Nierhaus, Irene: Wohnen. Domestisches, Wohnwissen und Schau_Platz. In: Adorf, Sigrid; Heinz, Kathrin (Hg.): Zeichen/Momente. Vergegenwärtigungen in Kunst und Kulturanalyse. Bielefeld: transcript 2019, S. 131-146.
Schade, Sigrid; Wenk, Silke: Strategien des „Zu-Sehen-Gebens“: Geschlechterpositionen in Kunst und Kunstgeschichte. In: Bußmann, Hadumod; Hof, Renate (Hg.): GENUS. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag 2005, S. 144-185.
Zanichelli, Elena: Einleitung. In: Dies.: Privat. Bitte eintreten! Rhetoriken des Privaten in der Kunst der 1990er Jahre, Bielefeld: transcript 2015, S. 15-30.
Louise Seidler: Selbstporträt (1820)
3. Postkolonialismus
Zum Einstieg: Schauen Sie sich das nebenstehende Bild an und beschreiben Sie die Figur: Erscheint Ihnen die Beschreibung der Körperfarbe wichtig? Wie würden Sie sie bezeichnen? Welche Rolle spielt sie Ihrer Meinung nach für die Aussage des Bildes? Überlegen Sie, ob Sie diese Fragen anders beantwortet hätten, wenn die Figur eine andere Körperfarbe hätte.
Die unter dem Begriff des Postkolonialismus versammelten Wissenschaften untersuchen, wie kulturellen Formen die globalen Herrschaftsverhältnisse zwischen Ländern, Ethnien oder Kulturen – politisch, ökonomisch und kulturell – verhandeln, vermitteln oder infrage stellen. Im Vordergrund stehen die diskursive Herstellung und Begleitung des westlichen Kolonialismus und seine Nachwirkungen. Dem Kolonialismus liegt die Behauptung einer Differenz zwischen den „Europäern“ und den „Anderen“ zugrunde, die Edward W. Said in seinem Werk Orientalism (1978) am Beispiel der Phantasien des sogenannten Orients aufgezeigt hat. Indem sie versklavten Menschen Eigenschaften der ,Unziviliertheit’ zuschrieben, legitimierten die angeblich ‚zivilisierten‘ Angehörigen der Kolonialmächte ihre brutale Ausbeutung als göttlichen Erziehungsauftrag. In der heutigen postkolonialen Debatte steht vor allem im englischsprachigen Raum die Kategorie race im Mittelpunkt, also Diskurse, die eine Differenz zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, zwischen ,weiß‘ und ,schwarz‘, konstruieren.
Der Postkolonialismus in der Kunst- und Medienwissenschaft befasst sich mit den kulturellen Bildern und audiovisuellen Diskursen, die aus westlicher Perspektive über die ‚Anderen‘ geschaffen wurden. Er erforscht zudem die nur selten rezipierten Werke von Künstler*innen aus ehemaligen Kolonien und auch aktuelle Erzeugnisse ,nicht-weißer‘ Kunstschaffender.
Jean-Marc Nattier: Madame de Maison-Rouge als Venus mit Taube (1757)
Neben der akademischen Auseinandersetzung mit Themen des Postkolonialismus existieren auch zahlreiche künstlerische Positionen. Die türkische Künstlerin Gülsün Karamustafa beispielsweise untersucht unter anderem die Darstellung von Frauen auf orientalistischen Gemälden westeuropäischer Maler. In ihren Collagen von Ausschnitten aus solchen Gemälden Fragmanlarι/Fragmanlamak (1999) (engl. „Fragmenting/Fragments“) und Oryantal Fanteziler için Pekiştirme Serileri (2000) (engl. „Double Action Series for Oriental Fantasies“) legt sie Stereotypisierungen des ‚Morgenlandes‘ aus westeuropäischer Perspektive und die hiermit verbundene Sexualisierung ‚orientaler‘ Frauen offen.
Ein weiteres Feld postkolonialer Kunstwissenschaft ist auch die Befragung der Politik von Museen, ob und wie diese mit dem Erbe des Kolonialismus umgehen und es in der Ausstellungspraxis reflektieren. In der jüngeren Forschung wurde zudem – inspiriert von Homi K. Bhabhas Begriff der Hybridität – die Verflechtung, das wechselseitige Abhängigkeitsverhältnis der Kulturen in den Blick genommen. In diesem Zusammenhang wird auch danach gefragt, wie westliche Selbstbilder und Identitäten sich in Bezug zur kolonialen Vergangenheit konstruieren. Die in den nachstehenden Screencasts vorgestellte Kritische Weißseinsforschung hinterfragt beispielsweise die wesentliche symbolische Dimension des Weißseins in der europäischen Kulturgeschichte.
Vorlesung zur Kritischen Weißseinsforschung von Anna Greve (Teil 1-3)
Zum Weiterlesen
Dyer, Richard: Das Licht der Welt. Weiße Menschen und das Film-Bild. In: Angerer, Marie-Luise (Hg.): The Body of Gender. Körper. Geschlechter. Identitäten. Wien: Passagen-Verlag 1995, S. 151-170.
Hall, Stuart: Das Spektakel des „Anderen“. In: Koivisto, Juha; Merkens, Andreas (Hg.): Stuart Hall. Ideologie. Identität. Repräsentation. Ausgewählte Schriften 4. Hamburg: Argument Verlag 2004, S. 108-166.
Nochlin, Linda: The Imaginary Orient. In: Dies.: The Politics of Vision. Essays on Nineteenth-Century Art and Society. New York: Harper and Row 1989, S. 33-59.
Schmidt-Linsenhoff, Viktoria: Arbeit am Stereotyp. Mona Hatoum und Gülsün Karamustafa. In: Dies. (Hg.): Ästhetik der Differenz. Postkoloniale Perspektiven vom 16. bis 21. Jahrhundert. Marburg: Jonas Verlag 2010, S.219-244.
Wienand, Kea; Brandes, Kerstin: Deutschland (post)kolonial? Visuelle Erinnerungskulturen und verwobene Geschichte(n). Eine Einleitung. In: Dies. (Hg.): FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur. 2016 Heft: 59, S. 5-23. ⇒Download
4. Diskurse der Kunstvermittlung
Kathrin Nölle: lesen und pflücken en passant (2007)
Zum Weiterlesen
Brohl, Christiane: Displacement als kunstpädagogische Strategie. Vorschlag einer heterotopie- und kontextbezogenen ästhetischen Diskurspraxis des Lehrens und Lernens. Hamburg: Books on Demand 2003.
Mörsch, Carmen: Am Kreuzungspunkt von vier Diskursen: Die documenta 12. Vermittlung zwischen Affirmation, Reproduktion, Dekonstruktion und Transformation”. In: Carmen Mörsch et al. (Hg.): Kunstvermittlung 2. Zwischen kritischer Praxis und Dienstleistung auf der documenta 12, Zürich; Berlin: Diaphanes 2009, S. 9–33.
Abgesehen von Diskursanalysen, welche die westliche Kulturgeschichte prägenden Gegensatzpaare wie gender, race, class dekonstruieren, können vielzählige andere Wissensbereiche und Fragestellungen diskursanalytisch untersucht werden. Dazu gehören beispielsweise auch die Diskurse der Bildung und Vermittlung, die häufig auf der Differenz von Kindern und Erwachsenen beruhen.
Carmen Mörsch untersucht die Diskurse der aktuellen Kunstvermittlung in Deutschland, die sich gegenseitig bedingen und beeinflussen, aber auch widersetzen und abstoßen. Mörsch war selbst am Aufbau der Kunstvermittlung der documenta 12 beteiligt. Ausgehend von diesen Erfahrungen analysiert sie vier Diskurse, die der Kunstvermittlung jeweils eine andere Funktion zuweisen und ordnet diese in die Geschichte der Kunstvermittlung in Deutschland ein. Sie fragt danach, wie das Sprechen über Kunstvermittlung Handlungsmacht zuschreibt oder diese begrenzt.
Der affirmative Diskurs beschreibt laut Mörsch eine Kunstvermittlung, die sich an ein Fachpublikum richtet und häufig aus Vorträgen, Expert*innenführungen oder Ausstellungskatalogen besteht. Der reproduktive Diskurs bezeichnet eine Kunstvermittlung, die sich zur Aufgabe gemacht hat, vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch andere wenig mit Kunst in Berührung kommende Menschen an Kunst und Ausstellungen heranzuführen und zum zukünftigen Ausstellungspublikum zu erziehen. Im Rahmen dieses Diskurses wird Kunst als wertvolles Kulturgut entworfen und durch Workshops, Fortbildungen und Museumstage vermittelt. Der dekonstruktive Diskurs hinterfragt gemeinsam mit dem Publikum Kunstwerke, Ausstellungsinstitutionen und Kanonisierungen. Innerhalb dieses Diskurses kritisiert Kunstvermittlung vor allem auch gängige Ausstellungspraxen, während sie sich im transformativen Diskurs auf Vermittlungspraktiken bezieht, die Ausstellungen mitgestalten und Ausstellungsinstitutionen erweitern. Während u. a. im affirmativen Diskurs auf ein Publikum eingewirkt werden soll, um dies an das Museum heranzuführen, wird im transformativen Diskurs das Museum als veränderbarer Raum aufgefasst, der für das Publikum modifiziert werden kann und sollte.
Texte von Bettina Henzler und Laura Somann (2020)
Kleine Legende
Rot: zur Orientierung
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Was ist ein Bild?
In ihrer Onlinepräsentation im Rahmen der jährlichen Ringvorlesung des IKFK fragt Christiane Keim: "Was ist ein Bild?" Sie beantwortet diese Frage sogleich damit, dass wir eher von Bildlichkeiten, als von Bildern sprechen sollten, da jedes Bild ein vielfältiges...