Vorstellungen und politisches Bewusstsein als Ausgangspunkt sozialwissenschaftlichen Lernens

1. Diskutieren Sie die Relevanz der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ für eines Ihrer Fächer und stellen Sie dies anhand einen konkreten Unterrichtsinhaltes dar. Eine graphische Darstellung der Hypothese finden Sie in den Vorlesungsfolien.

Das Konzept der „doppelten“ Heterogenität beschreibt die Beziehung von den Vorstellungen der Lernenden, der Fachlichkeit und der didaktischen Strukturierung. Die SuS bringen dabei sehr verschiedene Vorstellungen und Vorkenntnisse zu fachlichen Begriffen mit.
Im Politikunterricht ergibt sich dabei eine sehr große Pluralität von Vorstellungen, da politische Fachbegriffe oft unstrukturiert sind und im Zusammenhang mit einem „normativen Verständnis von Mensch und Gesellschaft zusammenhängen“.
So dürfte z.B. der Begriff „Kanzler/in“ sehr verschiedene Vorstellungen hervorrufen. Denkbar wäre z.B. die Assoziation mit Angela Merkel, die Vorstellung des obersten deutschen Herrschers bzw. der obersten deutschen Herrscherin, aber möglicherweise auch die historische Vorstellung des Amtes des Reichskanzlers.
Dem gegenüber steht dann die Fachlichkeit: In einem Lehrplan wäre denkbar, dass hier die Stellung mitsamt aller Rechte, Pflichten und Aufgaben des Bundeskanzlers/Bundeskanzlerin im politischen System der BRD definiert wird.
Da die politische Bildung für den Prozess der Erreichung der Fähigkeit als mündiger Staatsbürger leben zu können, eine zentrale Rolle spielt, müssen verschiedene Vorstellungen angehört, verglichen und später so aufgearbeitet werden, dass sie sich mehr und mehr an die faktische Realität angleichen können.

2. Skizzieren Sie unter Bezugnahme auf einen konkreten Unterrichtsinhalt drei methodische Varianten zur unterrichtspraktischen „Erhebung“ von Schüler/innenvorstellungen.

Geht man vom Unterrichtsinhalt des Bundeskanzlers/Bundeskanzlerin aus, könnten zunächst die SuS durch einen kurzen Zeitungsartikel oder einen Ausschnitt aus den Fernsehnachrichen damit konfrontiert werden, dass sie im Alltag in der Öffentlichkeit ständig mit der Bundeskanzlerin in Berührung kommen. Anschließend könnte den SuS der Auftrag gegeben werden, die persönlichen Vorstellungen dazu, was ein/e Kanzler/in eigentlich ist und welche Aufgaben er/sie hat zu verschriftlichen. Dazu eignet sich eine Mind-Map oder auch ein kleiner ausformulierter Text. Ist dies getan, können die SuS in kleiner Gruppenarbeit ihre Ergebnisse vergleichen und erste Differenzen und Gemeinsamkeiten der Vorstellungen feststellen. Zuletzt können dann im Klassengespräch unter Leitung der Lehrkraft die Differenzen und Gemeinsamkeiten gesammelt und eingeordnet werden, sodass anschließend mit fachlichen Korrekturen und Ergänzungen das Thema beendet werden kann.

3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe in Bezug auf unterschiedliche Sprachwirklichkeiten von Schüler/innen und Lehrer/innen.

Beobachten Sie wie sich im Klassengespräch unterschiedliche Sprachwirklichkeiten von SuS und Lehrer/innen bemerkbar machen. Reden Lehrperson und SuS  aneinander vorbei? Wird durch Wortmeldungen deutlich, ob die SuS der Sprachwirklichkeit der Lehrperson folgen können?

 

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