Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu? Umgang mit religiöser Diversität am Beispiel Judentum

1. Fassen Sie die im Text dargestellten unterschiedlichen Positionen in Bezug auf die Religionsausübung zusammen. (Option 1: Koscheres Essen, verschiedene Haltungen dazu; Option 2: Können Frauen Rabbinerinnen sein?)

Die jüdische Religion ist von einem strengen Regelwerk gekennzeichnet. Die „Kaschrut“-Regeln unterteilen Nahrungsmittel in „koscher“ (erlaubt) und „trefa“ (unkoscher).
Das Regelwerk wird verschieden aufgenommen, liberale Juden lehnen es eher ab, während viele andere dadurch die Nähe zur Religion suchen und somit das Leben nach Gottes Wünschen führen, auch wenn die Regeln nicht immer als sinnvoll erscheinen.
Die Gebote wurden über tausende Jahre gefestigt, diskutiert und ausgelegt. So wurde zur interpretatorischen Absicherung z.B. generell das Mischen von Fleisch und Milch verbotet. Es muss auch verschiedenes Geschirr benutzt werden und auch in der Verdauung sollen sich beide Lebensmittel nicht vermischen.
Auch über „neue“ Lebensmittel  wird diskutiert. So ist es umstritten, ob Sushi koscher sei oder nicht.

2. Wenden Sie die drei Grundannahmen des religionswissenschaftlich-kulturwissenschaftlichen Ansatzes (interne Diversität, Religion als beeinflusst von historischen Prozessen, Religion als Teil soziokultureller Strukturen, s. AB 1) auf den Text bzw. die im Text beschriebenen Haltungen und Praktiken an. Die beiden letzteren sind eventuell eher subtil und implizit im Text angelegt.

Dass Religionen in sich divers sind, kommt dadurch zum Ausdruck, dass die Regeln nicht von allen gleich befolgt und interpretiert werden. So lehnen z.B. liberale Juden die Regeln als Einschränkung in ihre Freiheit ab.
Religionen befinden sich in ständigen Veränderungsprozessen. Dies kommt dadurch zum Ausdruck, dass die jüdischen Gebote über tausende Jahre gefestigt, diskutiert und ausgelegt wurden. Vor 800 Jahren war vielleicht die Trennung von Fleisch und Milch noch nicht so strikt und damals stellte sich die Frage ob Sushi koscher sei auch noch nicht.
Religionen sind Teil gesellschaftlicher und historischer Strukturen und Prozesse. In gesellschaftlicher Hinsicht verbinden strenge Regeln eine Gemeinschaft, trennen sie vielleicht aber auch von anderen Gemeinschaften ab. Eine jüdische Gemeinschaft läuft sich z.B. in koscheren Geschäften über den Weg oder trifft sich um Feste zu feiern und gemeinsam koscher zu essen. Gleichzeitig lösen sich vielleicht viele Juden von den strengen Regeln ihrer Religion. Dies kann in die Geschichte eingehen und als historischer Prozess der zunehmenden Liberalisierung gesehen werden.

3. Beschreiben Sie Ihre eigene Verortung gegenüber dem im Text angelegten Phänomen. Gehen Sie dabei auf die Fragen auf AB 2 ein.

Das was ich über das jüdische Regelwerk weiß, habe ich mir über längere Zeit angeeignet, z.B. in Zeitungsartikeln oder in Filmen. Grundsätzlich akzeptiere ich die historische und gesellschaftliche Bedeutung von Religionen, lehne es aber für mich ab, persönlich eine Religion auszuüben. Das Thema des jüdischen Regelwerks kann ich sachlich betrachten, es löst keine besonderen Emotionen oder Befürchtungen in mir aus. Ich denke, dass das private Ausleben dieser Regeln unproblematisch ist. Die einzige Problematik könnte sein, dass sich Juden aufgrund dieser zum Teil einschränkenden Regeln stark vom Rest der Gesellschaft sowohl in der Schule als auch im privaten Sektor abschotten. Ich denke, dass im normalen Schulbetrieb ein koscheres Leben zum Teil recht schwer umzusetzen sein könnte. Dies könnte erklären, dass streng gläubige Juden sehr häufig private jüdische Schulen besuchen. Mein pädagogisches Ziel ist es, allen SuS, unabhängig ihrer Religionen, den Unterricht an der staatlichen Schule anzubieten bzw. zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen Freiheiten aller SuS geachtet und geschützt werden.

4. Entwickeln Sie eine schriftliche pädagogische Reflexion zum Umgang mit den folgenden Szenarien:

Wenn Sie Option 1 gewählt haben: Sie haben mit ihrer Klasse ein gemeinsames Essen zur Feier des Schuljahresabschlusses geplant. Eine Schülerin möchte nicht teilnehmen, da sie nur koscheres Essen zu sich nimmt. Eine andere Schülerin sagt ihr, sie sei albern, schließlich würde es auch Juden und Jüdinnen geben, die sich nicht koscher ernähren.

Die Schülerin ignoriert völlig, dass Religionen in sich divers sind. Darüber muss am besten die gesamte Klasse aufgeklärt werden. Zudem muss verdeutlicht werden, dass niemand das Recht hat, in die religiöse Freiheit des anderen einzugreifen.
Dennoch sollte die jüdische Schülerin auch am Schulessen teilnehmen. Dieses ist im Sinne der Gemeinschaftsbildung in einem außerschulischen Kontext von großer Bedeutung. Um die Schülerin dazu zu bewegen, freiwillig am Essen teilzunehmen, könnte man ihr anbieten ein koscheres Gericht mitzubringen, welches sie selber essen könnte und auch den anderen SuS anbieten könnte. So könnten die SuS praktisch viel über die Diversität der Konfessionen lernen.

 

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