Der Fallturm – über Mikrogravitation und Raumfahrttechnologie
Gut sichtbar bereits aus weiter Ferne steht der 146 Meter hohe Fallturm auf dem Campus Gelände der Uni Bremen. Ein imposantes Bauwerk, das seit 1990 wohl jede:r Bremer:in kennt – doch warum wurde es überhaupt errichtet und was hat es mit dem Namen „Fallturm“ auf sich?
Für die Beantwortung dieser Fragen ist es hilfreich zu wissen, wofür ZARM steht. Im Bereich der Produktionstechnik steht diese Abkürzung für das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation. Hierbei handelt es sich um ein international bekanntes Forschungszentrum, welches sich unter anderem mit Fragen aus der Strömungsmechanik, Raumfahrttechnologie oder auch den Weltraumwissenschaften befasst. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie Materialen oder bestimmte Gegenstände sich ohne Einwirkung der Schwerkraft verhalten. Sowohl die Grundlagenforschung als auch die Entwicklung neuester Technologien stehen hierbei im Fokus.
Experimente dieser Art können entweder im Weltraum unter real herrschender Schwerelosigkeit durchgeführt werden oder aber – und hier kommt der Fallturm ins Spiel – man erschafft sich seine eigene annähernde Schwerelosigkeit, die als bereits erwähnte Mikrogravitation bezeichnet wird. In dieser können dann Experimente im freien Fall unter konstanten, reproduzierbaren Bedingungen durchgeführt werden.
Erreicht wird dies in der 120 Meter hohen Fallröhre innerhalb des Fallturms mit Hilfe eines Vakuums, welches durch 18 Pumpen hergestellt wird. Im Zustand dieser erzeugten Mikrogravitation kann nun eine Fallkapsel von 1,6 oder 2,4 Metern Länge über einen Zeitraum von knapp fünf Sekunden fallen gelassen werden. In dieser befindet sich der zu untersuchende Gegenstand. Nach 110 Metern freiem Fall trifft sie dann auf einen acht Meter langen Auffangbehälter, der mit unzähligen winzigen Schaumpolystyrolkügelchen gefüllt ist und somit den Aufprall abfedert. Der Zeitraum der annähernden Schwerelosigkeit kann durch ein spezielles Katapult auf knapp zehn Sekunden verlängert werden, da hier sowohl der Aufstieg als auch der Fall verwertet werden können.
Da es sich europaweit um ein einzigartiges Forschungslabor handelt, sind die Anfragen für das Durchführen von Experimenten entsprechend hoch. Hinzu kommt, dass aufgrund des langen Evakuierungsprozesses zwischen den einzelnen Versuchen nur drei Durchläufe pro Tag möglich sind.
Der Bremer Fallturm ist jedoch nicht nur für Forschende aus dem Bereich der Raumfahrt interessant; auch Fragen der Biologie, Chemie und der Verbrennungsforschung werden hier beispielsweise behandelt – sogar schon von Bachelor- und Masterstudierenden.
Außerhalb des Studiums bietet der Fallturm (zu pandemiefreien Zeiten) auch Führungen für Interessierte an. Des Weiteren befindet sich in der gläsernen Turmspitze eine Panorama-Lounge, die für Festlichkeiten aller Art gebucht werden kann.
Mehr Informationen zum Fallturm, der dort betriebenen Forschung sowie tolle Videos dazu findest Du unter ZARM.
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