Feuer und Flamme in der Weihnachtsvorlesung
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mich nochmal in eine Chemie-Vorlesung setzen würde. Doch nachdem ich es die vergangenen Jahre meiner akademischen Laufbahn erfolgreich geschafft habe, sämtlichen Naturwissenschaften so gut es geht aus dem Weg zu gehen, fand ich mich am vergangenen Donnerstag tatsächlich im großen Hörsaal des NW2 zur alljährlichen Weihnachtsvorlesung der Chemiker wieder. Bereits seit 18 Jahren lädt der Fachbereich 2 zu dieser ganz besonderen Lehrveranstaltung für Groß und Klein. Da sich die Veranstaltung unter dem Motto „Feurige und farbige chemische Experimente“ vor allem dadurch auszeichnet, auch für Laien leicht verständlich und unterhaltsam zu sein, hatte ich mir vorgenommen dem ganzen nochmal eine Chance zu geben. Bereits bei meiner Ankunft wurde mir klar: Diese Vorlesung ist ein wahrer Publikumsmagnet. Schon im Foyer tummelte sich eine bunte Meute aus Kindern, Studierenden, Eltern und Rentnern bei Gebäck und heißen Getränken. Und auch der Hörsaal war bis auf den letzten Platz und sogar darüber hinaus besetzt, so dass auch die Treppen als Sitzgelegenheiten herhalten mussten. Um Viertel nach vier begann die knapp zweistündige Veranstaltung unter der Leitung von Dr. Stephan Leupold und seinen beiden Assistentinnen Anne-Marie Lilje und Katharina Schneider mit einer kleinen Zeitreise durch die Geschichte der Chemie. Von den Alchemisten, über den Chemiker Justus von Liebig, dem wir unter anderem unsere heutige Herstellung von Spiegeln zu verdanken haben, bis hin zu Goethe – der mir zumindest bis jetzt nur als Schriftsteller bekannt war. Nach diesem kurzen Exkurs begann der Teil, auf den die meisten im Publikum gewartet hatten: 26 chemische Experimente mit den verschiedensten, oft alltäglichen Gegenständen. Die Utensilien wie Spülmittel, Gewürzgurken, Rosen oder Wein hatte Dr. Leupold auf der langen Tafel im Hörsaal vor sich ausgebreitet.
Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Durch eine Staubexplosion wurde eine große Stichflamme erzeugt, mit Hilfe von Wasserstoff wurde eine Red-Bull-Dose zum fliegen gebracht, es wurde Feuer unter Wasser erzeugt, Eis hergestellt, auf Chemiker Art Bier gebraut und hier und da gab es einen lauten Knall. Immer wenn dies der Fall war kam von Dr. Leupold der Befehl „Ohren zu und Mund auf“ um den Lärm und vor allem den bei den Explosionen entstehenden Druck auszugleichen. Neben den optisch oft Beeindruckenden Experimenten lieferte das Chemikerteam immer auch einfache Erklärungen zur Entstehung und den Hintergründen des jeweiligen Effekts. Nach zwei Stunden roch es im Hörsaal nach Rauch und ein leichter Qualm lag in der Luft. Angesichts des Beifalls war klar: Diese Vorlesung hatte sowohl Jung als auch Alt beeindruckt. Ich werde wohl auch nach dieser interessanten und unterhaltsamen Veranstaltung kein Chemiestudium mehr beginnen, aber die Weihnachtsvorlesung besuchen werde ich in den nächsten Jahren auf jeden Fall wieder.
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