Die große RefleXion

Reflektionsaufgabe 1 | Was haben Sie bezüglich Methoden und Medieneinsatz gelernt: (a) in der Schulpraxis in diesem Semester und (b) durch die Beschäftigung mit den Aufgaben in diesem Seminar?Reflektionsaufgabe 2 | Was hätten Sie gerne noch in diesem Seminar bezüglich Methoden und Medieneinsatz gelernt? Also: was hat Ihnen gefehlt? Was sollten wir nächstes mal mehr thematisieren? Vertiefen? Vielleicht auch weglassen

(Neue-) Medien sind omnipräsent. Nicht nur, dass viele SuS nahezu ihr gesamtes Alltagswissen aus dem Internet beziehen, auch in der Schule wird ein vielseitiger (multimedialer) Medieneinsatz als Antwort auf die sich immer globaler vernetzende Welt erwartet. Der Umgang mit dem Internet differiert dabei stark in den verschiedenen Unterricht. Während Youtubeclips fast zum Standardrepertoire gehöre verbleibt der Medieneinsatz meist nur auf Seiten der Lehrerinnen und Lehrer und dann zumeist nur auf der Ebene des Veranschaulichung. Der aktive Medienumgang seitens der SuS– sofern dieser denn überhaupt stattfindet — beschränkt sich auf zumeist unfundierte Internetrecherchen. Dieser Punkt verknüpft meiner Meinung nach die beiden Ebenen Schule und Seminar oder sollte dies zumindest tun. Dass Medien und Unterricht — und gerade das Internet als das Medium überhaupt — irgendwie zusammengeführt werden müssen liegt auf der Hand. Das Problem liegt dann nur in dem kleinen Wörtchen IRGENDWIE. Wie in meinem letzten Beitrag bereits beschrieben, sollten Inhalte als solche nie absolut gesetzt werden. Viel zu oft stelle ich fest, dass das Internet zwar als Diskussionsmedium genutzt wird (zum Beispiel via Facebook, Twitter et al.), die zu diskutierenden Bezugsquellen aber fernab von dem sind, was auch nur ansatzweise an fundierte Berichterstattung erinnert. Genau an dieser Stelle setzt mein größter Wunsch an das Seminar an, nämlich die Mediennutzung auch kritisch zu hinterfragen. Bezugspunkte waren ja — zum Beispiel durch die Smartphonethematik etc. — durchaus sichtbar, ich hätte mir jedoch eine spezifische Sensibilisierung für die gerade so wichtigen Internetquellen gewünscht.

Den Methodenüberblick fand ich durchaus sinnvoll und an der Stelle durchaus angebracht. Problematisch hingegen sehe ich die gesamte Thematik der Feedreader, die ich für ein Relikt aus vergangenen Tagen halte. Die Idee einer personifizierten Informationsbereitstellung ist ja per sé nicht schlecht, aber wenn ich was suche dann suche ich es halt gezielt. Neben dem zeitlichen Aufwand und den falschen Versprechungen des Fachbereichs 12, was den Mehraufwand seitens der Universität angeht, empfand ich die prinzipielle Offenheit der Aufgabenstellungen — auch bei den „Miniprojekten“ — als sehr angenehm…

Reflektionsaufgabe 3 | Medienwirklichkeit der Schülerinnen und Schüler: Wie haben sie die Mediennutzung der SuS im Vergleich zu Ihrer eigenen Schulzeit erlebt? Kompetent(er)? Den Lehrenden voraus? Unreflektiert? Am Smartphone klebend? Gar nicht – weil niemand (eigene) Medien nutzen durfte?

Der wohl am gravierendste Unterschied zeigt sich in der informellen Nutzung des Smartphones. Während des Unterrichts hielt sich dieser zwar zumeist relativ in Grenzen, jedoch bestimmt das Smartphone doch in gewisser Weise den Schultag. Trotz dieses Einflusses wird es aber gar nicht in unterrichtliche Ideen einbezogen. Den SuS ist im Bereich des Umgangs mit dem Pc — allein was Powerpoint etc. — angeht doch schon erheblich mehr Kompetenz zuzusprechen als mir zu meiner Schulzeit. Sie sind den Lehrenden somit auch teilweise voraus, haben aber das Problem, dass sie das Internet als alltägliches Medium sehen und es auch als solches hinnehmen. Der Umgang ist somit zumeist großflächig eher unreflektiert. Dies kann den SuS aber auch nicht verübelt werden, denn wenn etwas zur alltäglichen Lebenswelt gehört, ist es nur Teil der coditio humana, dass das bewusste Nachdenken über Zusammenhänge, der Routine weicht, sofern keine Impulse gegeben werden – die fehlende, bewusste Informationselektion ist hier ein zu nennendes Stichwort.

Reflektionsaufgabe 4 | Wie wird sich Schule bzgl. Methodeneinsatz und Medieneinsatz in ihrer zukünftigen Karriere als Lehrerinnen und Lehrer (also die nächsten 35 bis 40 Jahre) verändern? Und wie beabsichtigen sie, sich da auf dem Laufenden zu halten?

Das Internet mit all seinen (auch methodischen) Tools wird zunehmend noch wichtiger werden. Wenn man mit dem technischen Fortschritt rund um die EDV aufgewachsen ist halte ich es für durchaus möglich, am Puls der Zeit zu bleiben. Besonderes Interesse hat bei mir die Einbettung von Smartphones und Technik in das Unterrichtsgeschehen. Warum nicht eine sowieso vorhandene Ressource produktiv nutzen? Bei allem technischen Fortschritt wird ein „Smartunterricht “ vielleicht in Zukunft mit einer noch größeren Vielfalt in Bezug auf Medien- und Methodeneinsatz aufwarten können, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich etablierte und bewerte Methoden völlig in Luft auflösen werden oder anders gesagt: das Internet ist nicht das Buch von morgen…

Medien(-kritik) im Unterricht

Bereits während der Hospitation fiel mir in meinen Fächern flächendeckend ein eher lapidarer Umgang mit dem Medium Internet auf. Zum einen fehlten bei Rechercheaufgaben jegliche Verweise auf die Quellseiten und zum anderen wurden scheinbar vertrauenswürdige Quellen absolut gesetzt – Wikipedia war in dieser Hinsicht nur die gar nicht mal so wackelige Spitze des Eisbergs…

Das e-teacher-Seminar im Hinterkopf wurde mir schnell klar, dass ich während meiner Einheit im Fach Religion zum Thema Religionskritik auch Medienkritik in irgendeiner Form einfließen lassen muss.

Wenngleich dies fächerübergreifend passieren sollte, so bin ich der festen Überzeugung, dass gerade ein Religionsunterricht, in dem es oftmals um Rezeption und Quellenkritik gehen soll, sich auch in Richtung einer „neumedialen Hermeneutik“ bewegen muss.

Aus der Idee eines Anschneidens besagter Thematik, wurde schnell ein kontinuierliches Sensibilisieren der SuS hin zu einem kritischen Umgang mit dem Medium Internet. Besonders spannend wurde es, als seitens der SuS mehr und mehr Youtube-Videos einbezogen wurden, in denen Themen scheinbar elementarisiert und massentauglich präsentiert werden. Ich nahm dieses Phänomen also zum Anlass – neben den sich

wiederholenden Predigten, die verwendeten Internetseiten und Videos jeweils auf ihren Hintergrund hin zu prüfen – und versuchte mit den SuS einen Kriterienkatalog für einen kritischen Umgang mit Onlinemedien zu entwickeln:

Es ergab sich relativ schnell der Konsens, dass auch dieses Raster nicht absolut zu setzen sei. Nichtsdestotrotz wurde im nachfolgend geschilderten Anwendungsbeispiel immer wieder auf die zuvor diskutierten Kriterien verwiesen:

Medienkritik

Ein besonders brisantes und vor allem medial kontrovers aufgegriffenes Thema bietet alles rund um das Stichwort Islamismus, da der Begriff oft kontextuell falsch verwendet wird und nur selten zwischen beispielsweise Extremismus, Islamismus, Salafismus, Djihadismus etc. differenziert wird. Für den Unterrichtseinstieg plante ich ein möglichst neutral, wissenschaftlich fundiertes Einführungsvideo zur Begriffsklärung zu zeigen. Da ich in der Vergangenheit relativ gute Erfahrungen mit der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gemacht hatte – auch hier gilt jedoch kein qualitativer Absolutheitsanspruch – machte ich mich auf dem Youtube-Channel der bpb auf die Suche nach Material. Das Einführungsvideo zum Thema Extremismus jedoch wurde vom Betreiber mit dem Hinweis es befände sich in Überarbeitung gelöscht. Nach weiterer Recherche fand ich das gelöschte Video jedoch wieder und es ergaben sich praktischerweise zwei Gesichtspunkte unter denen es betrachtet werden konnte. Einerseits manifestiert sich in dem Video ein spezifisch-thematischer Umgang mit dem Thema, der kritisch zu betrachten ist und andererseits bat das gelöschte Video Anlass über die Hintergründe der Überarbeitung – im Sinne eines kritischen Umgangs mit Quellen, die den Anspruch erheben im weitesten Sinne „objektiv“ Bericht zu erstatten –

zu diskutieren. Die resultierende Diskussion war sehr konstruktiv und brachte die Quintessenz hervor, dass bei jeglicher Form von Quellen eine differenzierte und kritische Herangehensweise wichtig sei. Für die SuS stand hierbei besonders die Intention der Verfasserin oder des Verfassers im Vordergrund.

Trotz all dieser Gesichtspunkte ist es wichtig, gerade aufgrund des Potenzials von „Erklärvideos“, diesen ihre Legitimität nicht von vorne herein abzusprechen. Was ist verwerflich daran, einen Inhalt kurz und prägnant zu visualisieren? Im Grunde zunächst einmal gar nichts, sofern der Inhalt diese Komprimierung zulässt und nicht, wie im Fall des gezeigten Videos, zu einer einseitigen Darstellung führt. Auch ich suche für komplizierte Theorien zunächst einmal eine Art der Darstellung, die mich grundlegend an das Thema heranführt, ohne dass ich 400 Seiten lesen muss. Visualisierungen sind nicht nur im Sinne von gesamt-ästhetischer Wahrnehmung förderlich, sondern können zudem auch dabei helfen, verschiedene SuS-Typen besser anzusprechen.

Es bleibt lediglich die Problematik bestehen, dass „Broadcast-Yourself-Plattformen“ aufgrund ihres Grundkonzept nach dem Motto von jedem für jeden, eine Flut an nur partiell gefilterten Inhalten mit sich bringen. Dies muss nicht zwangsläufig ein Zeichen von mangelnder Qualität der Beiträge sein, sollte aber bei der Suche nach differenzierten und perspektivreichen Informationen stets im Hinterkopf bleiben.

 

 

Analysiertes Video:

 

https://www.youtube.com/watch?v=5PdHHiUq-1Y (Zugriff 06.07.2015)