Mein erster Tag

Timo Jüttner, 20.11.202

Es gehen einem nicht viele Dinge durch den Kopf. Die Musik in deinen Ohren. Die unangenehme Stille des Morgens, die du damit zu verdecken versuchst. Den schweren Kopf am Fenster angelehnt, beobachtet man wie sich die Lichter im Straßenverkehr überschneiden. Bei jedem Stopp kommen und gehen die Leute, doch es fühlt sich nicht wirklich so an, als würde sich was ändern. Der Raum in der Mitte wird immer voller, doch du sitzt.

Du hattest großes Glück!

Am Hauptbahnhof angekommen. Den Ort hast du sonst immer gemieden. Gemischte Gefühle. Intuitiv muss ich an einer der ersten Online-Vorlesungen denken, in welchen wir einen Gastfilm angeschaut haben. Ohne Script und mit einer Kamera in der Hand zeigte uns Ethnologe Martin Gruber das alltägliche Leben als Obdachloser in Hamburg. 20 Jahre ist das nun schon her.

Jetzt stehe ich am Hauptbahnhof und frage mich, ob sich im Laufe der Zeit überhaupt irgendetwas geändert hat, oder kann es sein, dass man heutzutage noch vor größeren Problemen steht?

Mittlerweile ist es sogar schon hell geworden und ich bin zum ersten Mal in meinem Leben auf dem Campus der Universität Bremen, überhaupt auf dem Campus einer Universität. So viele junge Menschen an einem Ort habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ich muss sagen, dass es sich wirklich gut anfühlt.

Die ersten Präsenzvorlesungen, Seminare und Tutorien haben mir großen Spaß gemacht, auch wenn es mir noch schwerfällt, die ganzen unterschiedlichen und neuen Informationen zu strukturieren, zu verinnerlichen und der akademischen Sprache zu folgen. Doch so geht es wahrscheinlichen vielen Studenten, die ihre ersten Schritte machen.

Nun sitze ich wieder hier. Es ist nicht wirklich spät, doch der Blick aus dem Fenster lässt einen glauben, dass es so wäre. Der Bus beim Hauptbahnhof wartet schon auf mich und so näher ich ihn komme, umso intensiver muss ich wieder über den Film nachdenken.

Für jemanden aus einer Vorstadt, der das Stadtleben nicht gewohnt ist, kann ein mancher Zwiespalt ziemlich im Kopf bleiben, zumindest vorübergehend. Bei manchen Anblick wiederum, fängt man an schlechte Laune zu bekommen und denkt den Tag entlang über viele Dinge nach. Manchmal nimmt man diese Dinge ungewollt mit nach Hause, wo sie einen weiterhin beschäftigen. Das war zumindest immer meine Erfahrung und auch Begründung ungern im Zentrum von Bremen zu sein. Ich freue mich dennoch im Verlauf meines Studium mehr über diese Umstände zu erfahren.

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