Bachelorarbeiten zu Campus Goes Biodiverse

Nicht nur wachsen lassen, sondern auch das Wachstum erforschen! Mit u.a. dem Ziel des forschungsbegleitenden Naturschutzes wurde die CGB-Flächen schon in verschiedenen Bachelorarbeiten untersucht. Die Zusammenfassungen sind weiter unter auf dieser Seite zu finden. Thies Loose hat sich z.B. über mehrere Disziplinen hinweg mit dem Thema Biodiversität und urbanem Umweltschutz befasst, während Jannis Gercken sich mit der pflanzlichen Artenvielfalt auf den Flächen, und Julia Ramona Averbeck mit Bestäuberfrequenzen und -diversität außeinandergesetzt hat. Alle Arbeiten wurden von Prof. Martin Diekmann betreut (Kontakt).

**********************************************************************

Thies Loose (2021)

A Transdisciplinary Biodiversity Valuation Framework and its Application in Urban Nature Conservation

Eine transdisziplinäre Bewertungsstruktur für Biodiversität und ihre Anwendung im urbanen Umweltschutz

The continuing urbanization of the world is a key driver for biodiversity loss and demands that biodiversity conservationists realise the importance and potential of urban ecosystems for conservation efforts. This entails embracing the field’s inherently transdisciplinary nature. Arguments for biodiversity conservation within the transdisciplinary arena have to appeal to stakeholders with differing views, values, and professional backgrounds. This requires clear lines of reasoning and agreed-upon definitions of key terms and concepts. In this study, I found biodiversity to be ambiguously defined and created an operative terminology, dividing biodiversity into “biorepertoire” and “diverseness”. I synthesized perspectives from ecology, environmental philosophy and environmental economics into a valuation framework for biodiversity, emphasizing the relationship between values, mechanisms of biodiversity dynamics, and a clear terminology. I applied the framework to urban ecosystems in general and the “Campus goes Biodiverse” initiative in Bremen, Germany, a small-scale urban biodiversity conservation project. The drivers of urban biodiversity were investigated and its values conceptualized both at the city-level and at the example of “Campus goes Biodiverse”. The dynamics of urban biodiversity are convoluted through frequent and intense human interference and its values are often hard to quantify. This also holds true for Campus goes Biodiverse. Yet, urban biodiversity was identified to provide important contributions to the well-being of society and nature and Campus goes Biodiverse showed great potential to do the same in the coming years.

**********************************************************************

Jannis Gercken (2020)

Grünlandvegetation der Universität Bremen

Die Grünlandflächen auf dem Gelände der Universität Bremen werden, wie der Großteil der städtischen Wiesen, intensiv gemanagt. Die häufige Mahd verbunden mit einem frühen ersten Schnitt machen diese Grünlandflächen zu arten- und blütenarmen Biotopen. Für die meisten Insekten, allen voran blütenbesuchende Arten, stellen diese Biotope eine nahezu „wüstenhafte“ Umgebung dar. Das Projekt „Campus goes biodiverse“ beabsichtigt mit der Extensivierung der Mahdnutzung in zehn ausgewählten Grünlandflächen der Universität eine Erhöhung der pflanzlichen Artenvielfalt, des Blütenreichtums und in der Folge auch der Insektendiversität. Im Jahr 2020 wurden diese Flächen aus der intensiven Nutzung genommen und nur im Spätsommer einmal oder gar nicht mehr gemäht.

Flockenblume auf dem Campus der Uni Bremen (c) Julia Averbeck

Ziel der Bachelorarbeit von Jannis Gercken war die Beschreibung des Ausgangszustands der Projektflächen vor Beginn der Extensivierung im Hinblick auf die Vegetation und Bodenbedingungen. Im Frühjahr und Sommer 2020 wurden in 58 Plots von 2m x 2m Größe Vegetationsaufnahmen aller höheren Pflanzen, Moose und Flechten durchgeführt. In jedem Plot wurden Bodenproben zur Analyse wichtiger bodenchemischer Variablen entnommen. Die Auswertung der Daten erfolgte mit Hilfe klassischer und multivariater statistischer Verfahren.

Insgesamt wurden in den Aufnahmen 98 verschiedene Pflanzenarten beobachtet, zumeist recht weit verbreitete Arten. Die Zahl der Arten pro Fläche schwankte zwischen 6 und 24 mit einem Mittelwert von 13. Bodenwerte und indirekt auch die ökologischen Ansprüche der beobachteten Arten deuten auf eine niedrige bis mittlere Nährstoffverfügbarkeit in den Flächen hin. Das weitgehende Fehlen seltener Arten und die niedrigen Artenzahlen im Vergleich zu naturnahen Grünlandflächen mit ähnlichen Bodenbedingungen erklären sich durch das bisherige intensive, zu einer Homogenisierung führende Management und die starke Entfernung zu artenreicheren Grünländern. Eine Ausbringung von Saatgut gefährdeter Arten in die Projektflächen stellt eine Option zur Erhöhung der Biodiversität dar. Die Bachelorarbeit von Jannis Gercken dient als wichtige Referenz für zukünftige Untersuchungen zur Entwicklung der Projektflächen.

**********************************************************************

Julia Ramona Averbeck (2020)

Vergleich und Analyse der Bestäuberfrequenzen und -diversität auf definierten Grünflächen des Universitätsgeländes

Grünlandflächen im urbanen Raum stellen potentielle Habitate und Nahrungsquellen für Insekten dar. Die Eignung dieser Flächen für blütenbesuchende und potentiell bestäubende Insektenarten hängt stark vom Blütenreichtum und daher auch von der Nutzungsintensität ab. Das intensive Management, v.a. die häufige und intensive Mahd, auf dem Großteil der Grünländer von Städten hat somit negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt und Häufigkeit vieler Insektengruppen.

Keilfleckschwebfliege (c) Julia Averbeck

Julia Ramona Averbeck hat in ihrer Bachelorarbeit vergleichende Beobachtungen von blütenbesuchenden Insekten in drei urbanen Grünlandtypen an der Universität Bremen gemacht: herkömmlich intensiv gemanagte Flächen, seit 2020 nicht mehr gemähte Flächen des Projektes „Campus goes biodiverse“ und zu Naturschutzzwecken angelegte Blühstreifen. Von August bis Anfang September wurden zu verschiedenen Tageszeiten und bei variierenden Wetterverhältnissen jeweils in 15 Minuten-Intervallen in 4 m2-Flächen blütenbesuchende Insekten aus fünf Gruppen (Hummeln [Gattung Bombus], Bienen [Apiformes], übrige Taillenwespen [Apocrita], Schwebfliegen [Syrphidae] und Schmetterlinge [Lepidoptera]) gezählt.

Allgemein beeinflussten die Wetterverhältnisse die Anzahl blütenbesuchender Insekten: starker Wind hatte einen negativen Einfluss auf die Häufigkeiten fast aller untersuchter Gruppen, und hohe Temperaturen gingen mit höheren Frequenzen an Bienen und Schwebfliegen einher. Hummeln, Bienen und Schwebfliegen waren in den Blühstreifen signifikant häufiger als in den intensiv gemanagten Wiesen und in den Projektflächen, bei den übrigen Taillenwespen und Schmetterlingen wurden keine Unterschiede zwischen den Grünlandtypen beobachtet. Die Ergebnisse zeigen, dass Blühstreifen generell eine Erhöhung der Insektendiversität bedingen und dass in den Projektflächen im ersten Jahr ihrer extensiven Nutzung nur wenig erhöhten Zahlen an Bestäubern zu beobachten waren. Für die kommenden Jahre werden indes eine Steigerung der pflanzlichen Artenvielfalt, eine deutliche Erhöhung der Zahl und Formenvielfalt an Blüten und eine höhere Frequenz an Insekten erwartet.