Neue Flächen für Campus Goes Biodiverse
Aktiv werden zur Förderung von Pflanzen- und Insektenvielfalt auf dem Campus der Universität Bremen, unter dem Motto “Campus Goes Biodiverse”!
Wir erleben aktuell einen dramatischen Rückgang in der Vielfalt und Häufigkeit der uns umgebenden Tiere und Pflanzen – diese alarmierende Tatsache wurde gerade aktuell durch den IPBES (Weltbiodiversitätsrat) in Paris mit Nachdruck bestätigt. Insbesondere Insekten, die etwa drei Viertel aller Tierarten in Deutschland ausmachen, sind hier massiv betroffen. Der Verlust von Insekten hat Konsequenzen, denn Insekten haben wichtige Funktionen in unserem Ökosystem, als Bestäuber von Pflanzen, Zersetzer von Kot und Aas, Nahrung für Vögel und Fledermäuse und in der Kontrolle von Schädlingen und Krankheitserregern. Diese aus dem Verlust von Insektenvielfalt hervorgerufenen Kaskadeneffekte haben zunehmend negativen Einfluss auf uns Menschen. Die dramatische Abnahme in der Häufigkeit und Vielfalt von Insekten und die damit verbundenen Auswirkungen sind wissenschaftlich belegte Tatsachen. Eine fundierte Erforschung der Gründe der ‚Biodiversitätskrise‘ sind nach wie vor unerlässlich – doch schon jetzt sind wesentliche ‚Stellschrauben‘ bekannt, durch deren Betätigung man Insekten-Biodiversität aktiv fördern kann. Diese lassen sich in Maßnahmen zur (Wieder-)Herstellung von einheimischen struktur- und artenreichen Pflanzengemeinschaften zusammenfassen.
Dieser Ansatz ist vor allem in urbanen Lebensräumen ideal umzusetzen – anstatt durch intensives Mähen von Grünflächen und die Anpflanzung von Ziergehölzen ‚grüne Wüsten‘ zu schaffen, die keinen Mehrwert für Insekten haben, müssen wir uns auf ein ‚weniger ist mehr‘ einlassen. Das heißt, wir müssen im Rahmen bestehender Verkehrssicherheitsvorschriften im urbanen Bereich mehr ‚Wildwuchs‘ zulassen: Ziergehölze zurückbauen und durch heimische Gehölze ersetzen bzw. Grünflächen nur noch sporadisch und vor allem nicht vollständig mähen.
Das würde bedeuten, dass vormals kurzrasige Wiesen und wohlgeformte Gebüsche zukünftig wild und optisch herausfordernd – „unordentlicher“ in Erscheinung treten. Doch angesichts der Bedrohungslage durch den Verlust von Biodiversität ist eine Fokussierung auf “Ordentlichkeit” absolut nicht mehr zeitgemäß. Es gilt die Verhältnismäßigkeiten und Konsequenzen unserer Entscheidungen abzuwägen, wobei sich Schutz und Funktion zukünftig verzahnen müssen. Hierbei möchten wir betonen, dass es nicht um den Ausschluss von Menschen auf dem Campus von unbebauter Fläche geht, sondern darum, dass das Management dieser Flächen hinsichtlich der ökologischen Konsequenzen dringend geändert werden muss. Unter dem Motto “Campus Goes Biodiverse” haben studentische, wissenschaftliche und administrative Interessenvertretungen der Universität Bremen ein neues Konzept zum Management ausgewählter Grünflächen auf dem universitären Campus erstellt. Mit diesem Konzept auf den ersten seit 2020 umgesetzten Projektflächen haben wir eine Diskussion angestoßen, wie wir auf dem Campus der Universität Bremen aktiv werden können, um nachhaltig die Lebensbedingungen – Nahrung und Fortpflanzung – für Insekten zu verbessern und wie der Uni-Campus auch als Modell für ganz Bremen dienen kann.
Wir treten also für nicht weniger ein, als ein Konzept für das großflächige Management von Grünflächen zu schaffen, dass sich primär an der Förderung wertvoller Lebensräume für eine hohe Pflanzen- und Insektenbiodiversität orientiert, bei dem die Universität Bremen eine Vorreiterrolle spielt.
Das Thema Biodiversität ist ein hoch aktueller Gegenstand ökologischer Forschung – auch an der Universität Bremen. Ein Aktionsprogramm zur Förderung von Pflanzen- und Insektenvielfalt auf dem Gelände der Uni Bremen bietet daher auch hervorragenden Möglichkeiten, Forschungs- und Umsetzungsprojekte zu koppeln, z.B. im Rahmen der Überprüfung der Wirksamkeit von neuen Maßnahmen im Insektenschutz.
Zudem ermöglicht ein derartiges Aktionsprogramm auf wissenschaftlicher Basis Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Damit kann zur Bewusstseinsbildung bei Universitätsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, Studierenden, aber auch allen Bürgerinnen und Bürgern Bremens, hinsichtlich der Bedeutung von Insekten im alltäglichen Leben und der Forschung beigetragen werden.
Als Naturschutzgruppe an der Universität Bremen möchten wir Sie gerne darin unterstützen, ein alternatives Mahd-Konzept auch für Ihre Grünflächen zu entwickeln und zu realisieren, umso die bestehende Projektfläche stetig zu vergrößern.
Für die bestehenden Projektflächen auf dem Universitätscampus sind verschiedene Mahdkonzepte angesetzt, in welchen konsequent in ein- bis mehrjährigen Abständen gemäht wird. Durch das Ausbringen heimischer Pflanzenarten können die Flächen darüber hinaus für Insekten gezielt aufgewertet werden. So wurde die in Bremen bereits ausgestorbene Küchenschelle auf den Projektflächen neu angesiedelt. Langfristig erhoffen wir uns, den Effekt der alternativen Mahd an den Flächen direkt durch Forschung zu dokumentieren, wie dieses bereits zum Teil im Rahmen einer Bestandsaufnahme von Bachelor- und Masterarbeiten geschehen ist. Außerdem wird das Projekt in die Lehre an der Universität eingebracht. Prof. Diekmann und Prof. Rohlfs lehren im Fachbereich 2 Biologie/Chemie im Bereich Ökologie und sind aktiv im Projekt beteiligt. Als Naturschutzgruppe sind wir auch sehr daran interessiert, das Projekt in Form von Führungen und Vorträgen an die Öffentlichkeit weiterzutragen.
Wir möchten Sie hiermit dazu aufrufen, aktiv zu werden, um im Angesicht der schwindenden Pflanzen- und Insektenbiodiversität Maßnahmen an unserer Universität zu ergreifen und uns bei der Erweiterung der Projektflächen zu unterstützen. Falls Sie demnach Interesse haben, Flächen in Campusnähe unserem Projekt anzuschließen, melden Sie sich gerne!
Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit!