Be courage

Sei mutig!

Einleitung

Welcome, Bienvenue, bienvenida und Herzlich Willkommen zu unserem U-Blog mit dem Thema „Zivilcourage“!

 

 

Wer sind wir und worum geht‘s hier eigentlich?

 

 Wir sind Maxi, Nane, Lea und Charlotte, vier Public Health Studentinnen der Uni Bremen im vierten Semester. In unserem Seminar „Gesundheit macht Gesellschaft macht Körper“ fanden wir uns zu einer Gruppe zusammen und machten uns unter dem Namen „be.Courage“ auf eine Reise auf der wir Themen wie Mut, eigene Grenzen, Probleme unserer Gesellschaft, Altruismus und vielen anderen mit Zivilcourage verknüpften Themen begegneten. Und auf diese Reise möchten wir euch mitnehmen. Doch fangen wir ganz am Anfang an.

 

Unser Thema

 

 Da wir in unserer Themenwahl sehr frei waren, waren wir uns schnell einig, dass wir gerne ein Thema hätten, welches sowohl uns als Gruppe verbindet, als auch gesellschaftlich- sowie Public Health relevant ist. Und so stießen wir auf das breite Themenfeld der Zivilcourage. Wir leben in einer Gesellschaft des ständigen Wandels, die LGBTQ+ Community wächst stetig und wird immer sichtbarer, wir fusionieren mehr und mehr zu einer multikulturellen Gemeinschaft und auch aus dem Patriarchat kämpfen wir uns Stück für Stück heraus. Doch dort wo immer mehr Raum für Frieden und Toleranz entsteht, Vielfalt und Individualität im öffentlichen Raum stattfindet und gefeiert wird, bietet sich trotz alldem nach wie vor eine Bühne für Gegenbewegungen, Anfeindungen und Intoleranz. Öffentliche Diskriminierungen finden leider nach wie vor überall statt.

 Doch wie gehen wir mit so etwas als Gesellschaft um? Wir haben uns als Gruppe darüber ausgetauscht und schnell stellten wir fest, dass wir alle vier bereits ähnliche Erfahrungen gemacht haben, in denen wir uns in unangenehmen Situationen in der Öffentlichkeit wiederfanden und uns Hilfe, Anteilnahme oder wenigstens die bewusste Wahrnehmung der Situation durch unser direktes Umfeld gewünscht hatten. Zivilcourage beinhaltet ein breites Spektrum an zu beachtenden Punkten, mit denen wir uns im Laufe unserer Projektentwicklung auseinander gesetzt haben. Da wären unter anderem Mut, Sensibilität, Empathie, Vorsicht und das aufmerksame Beobachten des eigenen Umfeldes zu nennen. Im weiteren Verlauf unseres U- Blogs werden wir weiter auf diese verschiedenen Attribute eingehen und wie man sie entwickeln und stärken kann. Doch warum ist Zivilcourage eigentlich so wichtig? Welchen gesundheitlichen Mehrwert hat sie und inwiefern kann sie mit Public Health verknüpft werden? Bei Public Health beobachteten wir den Körper aus einer holistischen, also ganzheitlichen Perspektive.  Die mentale Gesundheit genießt den gleichen Stellenwert wie die physische. Eine der vielen Definitionen von Gesundheit besagt, dass die beiden Gesundheitszustände ohneeinander nicht existieren können. „Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Das Erreichen des höchstmöglichen Gesundheitsniveaus ist eines der Grundrechte jedes Menschen, ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit [original: „race“], der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“ (WHO 1948)

Und so ist auch die Erfordernis von Zivilcourage nicht eindimensional. Viele Individuen sind nicht in der Lage sich selbst aus unangenehmen Situationen hinauszumanövrieren, sei es körperlich oder psychisch und in diesem Moment kommen andere Menschen ins Spiel. Anfeindungen können natürlich Auswirkungen verschiedenster Art haben. Es kann zu körperlichen Angriffen aber auch zu verbalen Anfeindungen kommen, welche physische und/ oder psychische Schäden mit sich bringen können. Beleidungen, Catcalling, herabwürdigende Kommentare, sexuelle Belästigung- die Liste ist schier unendlich Folglich findet sich die Relevanz von Zivilcourage in vielen Situation des Alltags wieder. 

Was gibts es also für Lösungsansätze?  In Bars, Discotheken und auf Festivals gibt es mittlerweile beispielsweise immer öfter „Awareness-Teams“. Diese sorgen dafür, dass sich alle Besucher*innen sicher fühlen und ein angenehmes Umfeld für alle geschaffen wird. Awareness-Teams setzen sich für eine emanzipierte Party ein, auf der alle sich wohlfühlen können. Wer eine negative Erfahrung macht, kann sich an das Team wenden, das betroffene Personen unterstützt – sei es durch Gespräche, Betreuung oder konkrete Handlungen.

Der Begriff Awareness kommt aus dem Englischen und bedeutet Bewusstsein oder Wahrnehmung. Auch anderweitig lässt sich beim Thema Zivilcourage eine immer größere mediale Präsenz erkennen. Es gibt mehr und mehr Social Media accounts, welche Themen wie „Catcalling“ thematisieren und enttabuisieren. Unter Catcalling versteht man die sexuelle Belästigung ohne Körperkontakt. Gemeint sind hiermit sexuell konnotierte Verhaltensweisen gegenüber dem anderen Geschlecht wie zum Beispiel anzügliche Bemerkungen, Hinterherpfeifen etc. Betroffen sind dabei überwiegend Frauen. Seiten wie „Catcallsofbrmn“ porträtieren solche Vorfälle auf Instagram und sorgen für mehr Sichtbarkeit, Austausch unter Betroffenen und Lösungsansätze zum Umgang mit Catcalling- Konfrontationssituationen.  Im Weiteren Verlauf unseres U-Blogs werden wir unsere Auseinandersetzung mit demThema Zivilcourage darstellen, sowohl die performative Art als auch die inhaltliche anhand einer Vielzahl von Erzählformen.

Performative Sozialforschung/-wissenschaft

Unter der performativen Sozialforschung werden verschiedene Ansätze und Umsetzungen beschrieben, wo Forschungsergebnisse künstlerisch-ästhetisch zugänglich gemacht werden. Der Begriff Performativität wird durch Präsenz, Prozesshaftigkeit, Ereignishaftigkeit und Situiertheit von Handlungsvollzügen erklärt.

Der Begriff „performative Sozialforschung“ wurde erstmals von Norman Denzin (2001) eingebracht und soll hauptsächlich verschiedene Umsetzungen und Ansätze finden um nun diese Forschungsergebnisse für die Öffentlichkeit zu vereinfachen. Auf den Dialog von Kunst und Wissenschaft, lassen sich grob drei Perspektiven unterscheiden. Bei der Arts-informed Research wird die künstlerische Darstellungsform genutzt während, bei der Arts-based Research die künstlerischen Praktiken zur Erkundung genutzt werden. Und bei den Kunstwissenschaften ist es die verankerte Artistic Research. (Chilton und Leavy 2014). Es wird überwiegend von de, Begriff performative Sozialforschung gesprochen, da dieser Begriff am Besten Zusammenfasst wie die Kunst und die Wissenschaft auf einander bezogen werden können um so die Forschungsergebnisse zu präsentieren.

Die performative Sozialwissenschaft hat erst im letzten Jahrzehnt begonnen und es wird versucht, frühere Arbeiten für die performative Sozialwissenschaft zu re-interpretieren. Denn die Wissenschaft scheint heutzutage eine Sprache für sich zu sprechen und ist für Interessenten oder Angehörige anderer Fachdisziplinen schwer zugänglich. Deshalb wird gefordert die Wissenschaft für alle zugänglich zu machen. Somit ist der Aspekt der Performativität in der Wissenschaft sehr wichtig, um so in Form von künstlerischen Tätigkeiten die Wissenschaftssprache zugänglich zu machen.

Um die Umsetzung von performativer Sozialforschung zu gewähren, wird auf diverse Kunstformen zurückgegriffen. Bei der Autoethnografie wird die Ethnografie und die Autobiografie verbunden, wobei wichtig ist, dass die eigenen Erfahrungen im Vordergrund stehen und nicht nur als Hintergrundwissen einfließen. Des Weiteren gibt es noch die Ansätze der Fiction und Poetik. Außerdem kann die Performativität durch Musik, Tanz oder Theater zum Ausdruck gebracht werden, sowie die visuelle Darstellung in Film und Foto. Darüber hinaus bietet die Form von Ausstellungen eine besondere Möglichkeit, Forschungsergebnisse in Form von textuellem, visuellem und auditivem Material zu präsentieren.

 

Retrospektive: Projektentwicklung und -verlauf (WiSe 2021/2022)

Erstes Zusammenkommen als Gruppe

Unser erstes richtiges Treffen als Gruppe fand im Espressohaus in der Innenstadt statt. Dort holten wir uns alle ein Getränk, nahmen in einer kuscheligen Ecke platz und fingen an zu brainstormen. Zu aller Erst stellten wir uns natürlich die Frage, welches Thema wir in unserem Projekt erforschen möchten. Um uns zu inspirieren, schauten wir uns ein performatives Video an, was uns von Martina empfohlen wurde. Obwohl wir sehr von dem Video fasziniert waren, schweiften wir ab und kamen irgendwann auf ein Thema. Courage. Zivilcourage um genauer zu sein. Uns fiel nämlich auf, dass wir immer öfter mitbekommen, dass Menschen in der Öffentlichkeit Belästigt werden und es aus unserer Sicht vermehrt aufkommt, dass sehr wenige Menschen eingreifen. Lea fiel eine passende Erzählung dazu ein, die sie letztens auf einer Social Media Plattform gelesen hatte. Von der Erzählung waren wir alle sehr geschockt und doch stellte sich uns die Frage, wie so etwas passiert und warum so wenige eingegriffen hatten. Hatten sie Angst? Dachten sie, jemand anderes wird schon eingreifen? Wer weiß das schon. Aber die Fragen, wann ich eingreife, wie ich eingreife und ob ich überhaupt eingreife, haben uns ab diesen Moment brennend interessiert. Warum zeigt ein Mensch Zivilcourage? Und warum nicht?

 

 

Gruppenname

Des Weiteren bestand unsere Aufgabe bei unserem ersten Treffen darin, uns einen Gruppennamen auszudenken. Da wir bei dem Thema Zivilcourage hängengeblieben waren, fanden wir es passend das Thema in unseren Gruppennamen einfließen zu lassen. Also entschieden wir, dass Courage ein Teil des Namens wurde. Tatsächlich sprachen wir es nicht deutsch aus sondern eher französisch, so sollte es sich auf jeden Fall anhören. Das Wort an sich war gut, trotzdem fehlte uns noch etwas. Da uns ja selber wichtig war, dass Zivilcourage ausgeübt wird, kamen wir auf das englische Wort „be“ ins deutsche übersetzt „sei“. Also be.courage. Das war nun unser Name und somit fingen wir an in unser Thema einzutauchen.

 

 

Gruppenarbeiten

Um uns in der Gruppe besser kennenzulernen und um auch in Person miteinander zu interagieren, haben wir uns immer wieder an verschiedenen Orten getroffen und uns auch ausgetauscht. Somit war es uns möglich die zwei Blöcke in der Woche dafür gut zu nutzen und manchmal auch darüber hinaus etwas zu erarbeiten. Selbstverständlich war die Kommunikation über die sozialen Medien und Zoom auch ein Faktor für den guten Austausch und der Organisation der Gruppe.

Nachdem wir nun unseren Namen und unser Gruppenthema beschlossen hatten, ging es darum das Thema weiter zu vertiefen. Dazu beschlossen wir, nach einer Empfehlung von Martina, ins Creative Hub einer ehemaligen Kinderklinik zu gehen. Dort kann man sich Räume in einem bestimmten Zeitraum buchen und dort arbeiten oder halt „creative“ sein. Der Raum des Creative Hubs erinnerte an einen schlichten und etwas kleineren Klassenraum. Dort waren wir aber ungestört und konnten loslegen. Da wir nun mehrere Stunden Zeit hatten, um uns wirklich mit verschiedenen Aspekten auseinanderzusetzen, kam direkt das Thema unserer Prüfungsleistung für das Wintersemester auf, und wie wir diese gestalten wollen. Wir entschieden uns dazu, als performativen Teil ein Video zu drehen und ein Podcast zu erstellen. In dem Video, wollten wir unser erstes Treffen im Espressohaus nachspielen um zu zeigen wie wir auf unser Thema und auf unseren Namen gekommen sind. Des Weiteren nutzten wir in Form eines Podcasts die Dokumentation unserer performativen Selbstexperimente. Im Creative Hub starteten wir ein eigenes kleines Selbstexperiment und machten es uns zur Aufgabe unseren Gruppennamen künstlerisch darzustellen.

 

 

Das Wort Courage malten wir Bunt an um die Vielfalt der Situationen, in der Zivilcourage gefragt ist, aufzuzeigen. Den blauen Himmel interpretierten wir als grenzenlose Möglichkeiten um in solchen Situationen einzugreifen. Der grüne Boden symbolisiert den öffentlichen Raum in den Zivilcourage gefragt ist. Des Weiteren sieht unser b wie ein gespiegeltes spanisches Fragezeichen aus, welches die persönliche Frage nach Notwendigkeit bzw. Unsicherheit bedient. Der Rahmen, der um unseren Gruppennamen ist, beschreibt unsere persönlichen Grenzen und auch die Grenzüberschreitung.

 

 

Performative Selbstexperimente

Ein Kostüm aus Küchenutensilien

Nun ging es zu den eigentlichen performativen Selbstexperimenten, die wir von Martina vorgeschrieben bekommen haben und wovon wir uns drei Stück aussuchten. Bei unserem ersten Experiment ein Kostüm aus Küchenutensilien herzustellen, klappte alles wie am Schnürchen. Maxi und Nane fingen an verschiedene Sachen als Verkleidung zu nutzen, während Charlotte und Lea die beiden über Zoom anfeuerten. Unter anderem hatte Nane zum Schluss einen Kleiderhaken als Hand, ein Nudelholz als Unterbein und eine Kelle als Augenklappe. So entstand unser Pirat aus Küchenutensilien.

 

 

Glowy Dust

Bei unserem nächsten performativen Selbstexperiment, haben wir einen Haushaltsgegenstand erfunden. Unser glowy dust. Mit diesem Haushaltsgegenstand ist es möglich Staub einzufangen und dieser Staub wird dann von Glühwürmchen gefressen und die Glühwürmchen werden dann von fleischfressenden Pflanzen gefressen. Durch die Glühwürmchen entsteht natürlich Licht und somit kann man auch noch einen Raum zum Leuchten bringen. So entsteht ein Kreislauf und ein kleines Ökosystem in einer Kuppel.

 

 

 

 

Eine Geschichte in 3 Bildern

Unser drittes und letztes performatives Selbstexperiment bestand darin eine Geschichte in drei Bildern zu erzählen. Hier ließen wir uns von Van Gogh inspirieren und starteten das erste Bild damit, dass Maxi Charlotte das Ohr mit einem Messer abschnitt. Auf dem zweiten Bild servierte Lea Nane das besagte Ohr auf einem Tablett. In dem dritten Bild aß Nane nun das Ohr von Charlotte. Damit wollten wir natürlich den Bezug zu Van Gogh finden, der sich als Akt der Selbstzerstörung das linke Ohr abschnitt.

Unsere Performativen Selbstexperimente hielten wir in einem Podcast fest. In diesem Podcast dokumentierten wir, wie wir das Experiment durchgeführt haben, was wir uns dabei gedacht haben, wie wir uns dabei gefühlt haben, was wir gut an dem Experiment fanden und was wir nicht so gut fanden. Dieser Podcast war nun also ein großer Bestandteil unserer Performance.

 

 

 

 

Reflexion

Die Gruppenarbeit ist uns immer gut gelungen. Die Kommunikation für die verschiedenen Aufgaben hat sehr gut geklappt und somit konnten wir für unsere Prüfungsleistung viele verschiedene Sachen ausdenken. An Kreativität hat es nie gefehlt und die Unterstützung durch Martina war immer gegeben. Bei Fragen oder Anregungen, fühlten wir uns gut aufgehoben. Die Vorbereitungen und Durchführung der Performance hat viel Spaß gemacht. Die performativen Selbstexperimente sind uns gut gelungen und haben Spaß gemacht. Des Weiteren hat es super geklappt, dass wir in unserer Gestaltung so frei waren und wirklich unser eigenes Konzept entwickeln konnten. Mit dem Video, wo wir unser erstes Treffen im Espressohaus nachgespielt haben, um zu vertiefen wie wir auf unseren Gruppennamen und unser Thema gekommen sind, war eine tolle Art zu Dokumentieren. Durch unseren Podcast konnte auch nochmal gezeigt werden, wie wir uns gefühlt haben und wie genau wir was gedacht haben bei den verschiedenen performativen Selbstexperimenten.

Unser Fahrplan

Am Anfang des Semesters dürfen wir kurz präsentieren, was wir uns vorstellen und was wir für den weiteren Verlauf planen. Dazu haben wir eine multimediale Präsentation vorbereitet.

Neben einer PowerPoint mit einigen Eckpunkten unserer Thematik und unserer Planung, haben wir ein Worträtsel vorgelesen und die Zuhörer sollten das gesuchte Wort erraten:

Man kennt mich durch die eigene Lebenserfahrung. Ich bin etwas Natürliches und bin Teil menschlichen Handelns.Von den Kinderschuhen bis zum Lebensende entwickele ich mich stets weiter. Nicht selten werde ich eingeschüchtert und versteh mich auf unbestimmte Zeit. Meine Entwicklung hängt stark von der Person ab, in der ich zuhause bin, ihr Umfeld, ihre Grenzen und vieles mehr. Ich agiere in Situationen, die mein Zuhause betreffen aber auch oft in gesellschaftlichen Situationen. Ich schütze mein Zuhause, manchmal durch Handeln und manchmal durch Nichthandeln. Andere aber kann ich auch schützen. Mittelpunkt meines Seins ist die Grenzüberschreitung, Risikobereitschaft, Angst und Respekt aber auch Solidarität. Grammatikalisch bin ich männlich aber kenne kein Geschlecht. Mein Namen hört man oft in Redewendungen. Um mich zu beschreiben, bedarf es nur drei Buchstaben. Das gesuchte Wort lautete „Mut“.

Mut ist ein zentraler Aspekt im Bereich Zivilcourage und daher eine perfekte Einstiegsthematik. Darauf folgte eine kleine Geschichte, bei der die Zuhörer eingeladen waren,ihre Augen zu schließen, sich in die Situation zu begeben und gegebenenfalls zu reagieren:

… ein Mädchen ca. Anfang 20 ist mit ihren

beiden Freundinnen in einer Bar etwas trinken.

Durch die lockere Atmosphäre kommen sie alle

mit anderen Leuten ins Gespräch.

Du kommst ebenfalls in die Bar und an dir geht

ein Typ vorbei, der das Mädchen über seiner Schulter

trägt und auf dem Weg raus ist. Das Mädchen

ist nicht mehr ansprechbar, sie wirkt sehr betrunken.

Was würdest du tun? Was geht dir durch den Kopf?

 

Am Ende der Geschichte kam Idee unser Dozentin, die Szene einfach zu spielen, woraufhin die Szene eine neue Lebendigkeit bekam, die für die Vorstellungskraft und Handlungsbereitschaft der Seminarteilnehmer ausschlaggebend war. Danach ging es um Grenzen. Wozu gibt es Grenzen? Wann werden sie uns deutlich? Was bringt uns an unsere Grenzen? Was bringt uns dazu, Grenzen zu überwinden? Im Anschluss waren die Kommilitonen/Innen dazu eingeladen, ihre eigenen Definition von Mut mit uns zu teilen. Als letzten theoretischen Punkt haben wir als Präsentierende unsere Ziele definiert: Mut stärken, sensibilisieren und aufklären, und Achtsamkeit stärken. Eine Skala an der Tafel und die Aufgabe der Positionierung des eigenen Mutes von 1-10 war Abschluss des kurzen Ausblickes und Teil unseres weiteren Prozesses. Am Schluss haben wir noch ein kurzes Video gezeigt, in dem wir unsere Gedanken zu dem Thema Zivilcourage runter geschrieben haben, um die Teilnehmer noch tiefer in die Thematik einzuführen.

Dieser kurze Ausblick sollte uns etwas mehr Gefühl dafür geben, wie die Gruppe reagiert, wie sehr sie sich auf die Thematik einlässt und wo eventuelle Grenzen sind. Insgesamt war der Eindruck sehr positiv und die Grundbasis des Vertrauens und der aktiven Teilnahme war da.

Für unsere Zwischenperformance planen wir eine Szene zu spielen, in der die Zuschauer sich nicht als Beobachter sondern als teilnehmende Person in der Situation befinden und nach subjektivem Empfinden agieren. Die Szene sollte emotional beeinflussen und etwas darstellen, was dem Großteil bekannt vor kommt. Die Teilnehmenden werden am Anfang von uns eingeladen in der Situation mitzuwirken oder einfach zu beobachten. Als Endperformance betten wir die Szene in leicht abgewandelter Form in eine Geschichte ein, die neben der schon bekannten noch weitere Szene enthält. Die bewusste Einbettung der schon bekannten Situation soll den Mitstudenten mehr Kontrolle und mehr Mut geben in dem Szenario mitzuwirken. Nach der Performance folgt dann ein stiller Moment und die ebenfalls bekannte Mutskala wird an die Wand projiziert. Jeder Teilnehmer bekommt ein Klebestreifen mit seinem Namen und darf sich mit seinem Namensschild in der Skala erneut positionieren. Zum Abschluss unserer Performance wird erneut das Video mit unseren Leitsätzen abgespielt.







Für DICH relevant!

Wir haben uns für das Thema entschieden, weil es ein gesellschaftliches und emotional aufgeladenes Thema ist. Es entstehen immer wieder Situationen, in denen Mitmenschen  oder man selbst Hilfe benötigt und diese aus den vielfältigsten Gründen nicht bekommen. Wir haben uns gefragt, was passieren muss, damit der Mut und die Aufmerksamkeit in der Gesellschaft gestärkt wird. Dementsprechend haben wir in uns hinein gehorcht und uns diverse Fragen gestellt und durchlebte Situation in Erinnerung gerufen. Ihr werdet auf unserem Blog immer wieder Storys zu lesen bekommen, die euch die Komplexität des Handelns und des Nichthandelns etwas näher bringen werden.



Tugce Albayrak, 23✝️

Tugce Albayrak zeigte am 15.November 2014 Zivilcourage, als zwei 13 jährige Mädchen in einem Fast-Food-Restaurant im Vorfeld auf der Toilette von angetrunkenen Männern belästigt wurden. Daraufhin schlug sie ein 18 jähriger Mann nieder, sie fiel mit dem Kopf auf den Boden und lag von da an im Koma, woraus sie nie wieder erwachte. An ihrem 23. Geburtstag wurden die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet. Ihr Handeln löste eine neue Welle der Diskussion um die Grenzen von Zivilcourage aus. Einige Stimmen wurden laut, man solle in solchen Situationen nicht handeln, die Mehrheit aber hatte die gegenteilige Meinung und startete eine Petition, in der der damalige Bundespräsident Joachim Gauck aufgefordert wurde, Tugce das Bundesverdienstkreuz zu verleihen. Tugce steht mit ihrer couragierten Tat für Zivilcourage und Mut.(Weber et al. 2014)



Rosa Parks

Entgegen der Rassentrennung und Sitzreservierung für weiße Mitbürger im Bus, weigerte Rosa Parks sich im Jahre 1955 in Montgomery eine komplette Sitzreihe für einen einzelnen Fahrgast freizumachen. Die Sitzreihe war zuvor von mehreren schwarzen Fahrgästen besetzt, bis ein weißer Fahrgast von ihnen verlangte aufzustehen. Alle leisteten diesem Folge, nur Rosa Parks blieb nach ihrem langen Arbeitstag sitzen. Darauf hin wurde sie verhaftet und setzte somit ein Zeichen gegen die Ungerechtigkeit der Rassentrennung. Es folgte ein Boykott gegen die Busse in der Region, bei dem Martin Luther King ebenfalls nach außen trat. Zu der Zeit war Rosa Parks ebenfalls Mitglied einer schwarzen Bürgerrechtsbewegung.(Zivile Helden 2022)



Wehre dich!

Um uns optimal auf die Arbeit in der Gruppe und mit unserer Thematik vorzubereiten, haben wir an einzelnen kleinen Projekte teilgenommen. Das erste war die Teilnahme an einem Selbstverteidigungskurs in Bremen. Dort waren wir eine Gruppe bestehend aus zehn Personen, sieben Frauen, drei Männer und zwei Trainer. Nach einigen Aufwärmübungen haben wir uns in der Runde über unsere persönlichen Beweggründe und Vorerfahrungen ausgetauscht. Danach haben die beiden Trainer uns einige wichtige Fakten zum Thema Selbstverteidigung erklärt und die Grundgriffe/-Übungen mehrmals langsam und danach  schnell vorgestellt. Dann waren wir an der Reihe. In Paaren durften wir uns ausprobieren und wurden beim rumgehender Trainer korrigiert, unterstützt und bekräftigt. Jeder von uns wurde so betrachtet, dass die Trainer zu jedem Teilnehmer die individuellen Stärken benannt und die optimale Verwendung vorgeschlagen haben. Im Kontext unsere Thematik ist dieser Exkurs wertvoll, weil er nicht nur die Rolle des Hilfebedürftigen sondern auch die des Helfenden besser verstehen lässt. Im Bezug auf unsere Leitfrage, könnte man sich nun fragen, wie stark ist die Person in Not? Wie stark bin ich? Wo sind meine emotionalen und körperlichen Grenzen? Wie stark ist die bedrohende Person? Wie kann ich trotz einer körperlichen Unterlegenheit Zivilcourage zeigen? Als Gruppe war der Kurs ebenfalls wertvoll, da er uns näher zueinander gebracht und unsere Kreativität angeregt hat.

 

 



Exkurs in die Welt des Theaters

Im Rahmen unseres Seminares haben wir eine Unterrichtsstunde mit dem Theater der Versammlung verbracht. Wir haben verschiedene Übungen, wie den Klatschkreis und das Theater ohne Worte kennen gelernt. Bei dem Klatschkreis stehen alle in einem Kreis und einer fängt an und gibt den Klatscher rum. Er wird immer schneller und schneller. Im Laufe des Spieles wird der Klatscher mit einer Emotion weitergegeben. Das Theater ohne Worte funktioniert mit vorher festgelegten Gesten. Die Gruppe bekommt nach der Vereinbarung dieser Gesten eine ihr unbekannte Geschichte vorgelesen und darf diese visualisieren. Das „Werkzeug“ der Gruppe darf ausschließlich aus den Gesten bestehen, weder Stimme Mimik oder andere Bewegungen sind zulässig. Erlaubt sind Wiederholungen, Be- und Entschleunigungen der Bewegungen. Diese Unterrichtsstunde hat uns neue Impulse und Vertrauen in uns selber und unserer Wirkung geschenkt.



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