RV14 – Abschlussreflexion

1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:
a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.
b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen (Autor*innen, Jahr, Titel).

2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

1. Durch die Ringvorlesung ist mir noch deutlicher geworden, von welcher Wichtigkeit Heterogenität im Schulalltag sowie im privaten Leben ist. Mir war bewusst, dass Heterogenität als Begriff die Vielfalt der Schüler*innen (ethnisch, kulturell, etc.) beschreibt, jedoch wurden in der Vorlesung viele neue interessante Felder geöffnet, welche mir in dieser Form zuvor nie begegnet sind. Daran erkennt man, wie wichtig es ist, sich im Unterricht und im Alltag mehr mit dem Thema Heterogenität zu befassen. Meiner Meinung nach muss dieses Thema aktiv behandelt und im Lehrplan aufgenommen werden.

Sehr prägnant waren für mich vor allem die Erkenntnisse der Vorlesungen RV02 von Yasemin Karakasoglu, in der es zentral um den Migrationsbegriff an sich und die Veränderung der Schule durch Migration ging, die RV03 von Barbara Roviró, welche die Stereotypisierung von Gesellschaften und Kulturen, besonders auf den Fremdsprachenunterricht bezogen, thematisiert hat und die RV10, wo es um das Thema Antisemitismus in der Schule ging.

Zunächst gehe ich auf die gewonnen Erkenntnisse aus der Vorlesung RV02 „(Welt-)Gesellschaftliche Veränderungen, Migration und die Reaktion von Schule – ein Blick auf schulpolitische Hintergründe, Strukturen und Konzepte“ ein. Migration trägt zur Veränderung der Gesellschaft bei, welche jedoch häufig als negativ und weniger als positiv aufgefasst wird. Auch in der Institution Schule ist immer noch eine Entwicklung zu erkennen, welche eine Ungleichheit zwischen Schüler*innen ohne Migrationshintergrund und Schüler*innen mit Migrationshintergrund widerspiegelt. Der Migrationshintergrund wird häufig in Deutschland mit einem niedrigen sozialen Status verknüpft, was zu Benachteiligungen und Diskriminierungen führt. Für mich ist diese Erkenntnis erschreckend, da wir in einer aufgeklärten Zeit leben und es gerade im Schulsystem nicht zu solchen Situationen kommen sollte. Ich studiere Geographie, ein Fach, welches sich nicht nur auf die geographische Lage der Länder dieser Welt richtet, sondern auch soziale und kulturelle Aspekte behandelt. Auch in diesem Fach ist es wichtig, sich mit den Kulturräumen und den Prozessen der Migration zu beschäftigen und diese im Unterricht zu behandeln.

Ich komme nun zur RV03 „Sind „andere“ Gesellschaften und Kulturen plausible Lerngegenstände im Fremdsprachenunterricht?“. Im Fremdsprachenunterricht kommt es häufig zu einer sogenannten „Stereotypenfalle“, was bedeutet, dass sich die Lehrinhalte häufig nach Stereotypen richten und die Schüler*innen auf diese Weise unzureichend und inkorrekt über die Fremdsprache und ihre Gesellschaft sowie Kultur belehrt werden. Auch ich studiere Spanisch als Fremdsprache und habe in meiner Schulzeit solche Erfahrungen sammeln können, da in den Lehrmaterialien im Fach Spanisch häufig Stereotype wiedergefunden werden konnten. In Stereotypen denken kann zu Beginn hilfreich sein, wenn es darum geht, das fremde Land zu erkunden, jedoch kann man auch schnell in die Falle geraten und es können Vorurteile entstehen. Dies sollte verhindert werden, weshalb es wichtig ist, den Schüler*innen einen tiefgründigen Blick in die Fremdsprache zu verschaffen.

Zu guter Letzt möchte ich mich den Erkenntnissen der RV10 „Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu?“ widmen. Antisemitismus ist immer noch ein sehr aktuelles Thema, auch im Schulalltag vieler Schüler*innen. Doch auch über dieses wird viel zu selten gesprochen, häufig wird es sogar tabuisiert. Die betroffenen Schüler*innen müssen aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit schlechte Erfahrungen durchmachen. Daher ist es auch in einem Fach wie Religion, welches ich nicht studiere, wichtig, den Schüler*innen zu verdeutlichen, dass alle Weltreligionen toleriert werden müssen und keiner aufgrund seiner Glaubensrichtung ausgegrenzt bis hin zu diskriminiert werden darf.

Als sehr interessant empfand ich aus der RV02 die Kontinuitäten (zeitlich/räumlich), wenn es um die Migration geht. Die zeitliche Kontinuität beschreibt die gesellschaftliche Erwartung, dass das Bildungssystem ohne Unterbrechung durchlaufen wird. Bei der räumlichen Kontinuität wird davon ausgegangen, dass ein einziges Bildungssystem im Land der Geburt durchlaufen wird (vgl. Schroeder, Joachim/Seukwa, Louis Henri 2018, S. 14). Diese Erwartungen zeigen die falsche Herangehensweise mit einigen sensiblen Themen, darunter auch das Thema Migration. Solange solche Strukturen bewahrt werden, kann im Unterricht mit Heterogenität nicht korrekt umgegangen werden und es werden immer Schüler*innen aufgrund ihrer Ethnie, Kultur, Religion etc. ausgegrenzt und diskriminiert.

Auch die verschiedenen Dilemmata nach Greiner aus der RV02 empfand ich als sehr wissenswert, da diese sich auf die sich entwickelnden, stufenförmigen Verhältnisse beziehen, welche einer Hierarchie nahekommen. Das >Differenzierungsdilemma< zeigt auf, dass die Heterogenität dadurch deutlicher wahrgenommen wird, dass stärker in Leistung und Verhalten differenziert wird. Eine extreme Heterogenität erfordere eine „komplexe Differenzierung“ (vgl. Gonzalez et. al. 2016, S. 135). Dies führt bei Schüler*innen mit Problemen zu Beschämungs- und Abwertungserfahrungen, welche letztlich zu Ungleichheit und Ausgrenzung führen.

2. Der Aspekt der Mehrsprachigkeit aus der RV11 von Prof. Dr. Andrea Daase hat mich persönlich sehr angesprochen, da ich selbst mehrsprachig aufgewachsen bin und auch während meiner Schulzeit Praxiserfahrungen sammeln durfte. Über mehrere Sprachen zu verfügen ist eine Fähigkeit, die wertgeschätzt werden soll. Diese Wertschätzung sollte den Schüler*innen im Unterricht übermittelt werden. Der Erwerb mehrerer Sprachen ist ein dynamischer Prozess, jedoch verläuft dieser bei jedem/jeder unterschiedlich und beginnt ab einem bestimmten Alter, welches individuell variiert. Auch die Nutzung der Sprachen unterscheidet sich je nach unterschiedlichen Zwecken, in unterschiedlichen Domänen und Umgebungen. Die Sprachenvielfalt an sich trägt zur Heterogenität bei und sollte daher mehr Beachtung im Unterricht finden. Außerdem sollten Kinder und Jugendliche, deren Erstsprache nicht die deutsche Sprache ist, unbedingt aktiv unterstützt werden und nicht aufgrund ihrer fehlenden Sprachkenntnisse benachteiligt sein. Diese Aspekte sind mir durch die Ringvorlesung, vor allem auch, als es um das Thema Migration ging, noch bewusster geworden. Zudem bin ich durch meinen persönlichen Hintergrund während meiner Schulzeit immer wieder mit Mehrsprachigkeit in Berührung gekommen, da mich häufig Lehrer*innen und Mitschüler*innen auf meine kulturelle Vielfalt angesprochen haben und auch im Unterricht darüber gesprochen wurde, wer mehrsprachig aufgewachsen ist und welche Bereicherung dies für unsere Gesellschaft darstellt. Diesbezüglich habe ich also sehr positive Erfahrungen machen können, worüber ich sehr froh bin. Jedoch findet die Mehrsprachigkeit von Schüler*innen in der Schule häufig keinen Gebrauch, was ich durch die Vorlesung erfahren konnte. Das finde ich persönlich sehr schade, nicht nur aufgrund meiner Erfahrungen, sondern weil ich es als sehr wichtig empfinde, als Lehrkraft die Schüler*innen im Gebrauch mehrerer Sprachen zu bestärken und ihnen die Vorteile der Mehrsprachigkeit zu zeigen.

3. Heterogenität ist ein sehr komplexes, umfangreiches Thema mit sehr vielen unterschiedlichen Dimensionen. Das hat mir die Ringvorlesung insgesamt gezeigt. Es war sehr bereichernd in diese hineinzublicken und die vielen wichtigen Themen der Vorlesungen näher kennenzulernen, mit welchen man sich vor allem als angehende Lehrkraft sehr intensiv beschäftigen muss.

Jedoch kommen noch einige Fragen auf, in welchen man sich nicht zu hundert Prozent sicher fühlt und höchstwahrscheinlich nicht fühlen kann, da man nicht auf alle Situationen vorbereitet sein kann und einfach schlichtweg die Erfahrungen fehlen.

Vor allem stellt sich mir die Frage, wie man mit Schüler*innen korrekt umgehen soll, welche beispielsweise Leistungsschwächen haben oder beeinträchtig sind. Einerseits möchte man den Unterricht für alle Schüler*innen möglichst gleich gestalten und niemanden benachteiligen, andererseits gestaltet es sich jedoch als schwierig, den Unterricht für alle einheitlich zu gestalten, da sich die Bedürfnisse und Niveaus der Schüler*innen individuell unterscheiden. Wie soll der Unterricht in diesem Fall am besten gestaltet werden?

In der Vorlesung wurde häufig von gendersensiblen Inhalten gesprochen. Mir ist immer noch nicht ganz klar geworden, wie genau man einen Unterricht gendergerecht gestalten kann, ohne, dass Zuschreibungen erfolgen. Dazu würde ich gern mehr erfahren.

Literaturverzeichnis:

Greiner 2019 aus RV08

Schroeder, Joachim/Seukwa, Louis Henri (2018): Bildungsbiographien: (Dis-)Kontinuitäten im Übergang, in: von Dewitz, Nora/Terhart, Henrike/Massumi, Mona (Hrsg.): Neuzuwanderung und Bildung, Beltz, Juventa, S. 141-157.

Beitrag 5 zu RV11 Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Gymnasialen Oberstufe

1. An Ihrem Gymnasium gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Oberschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.
2. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und/oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung
3. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?
4. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

 

1. Meiner Meinung nach ist dieser Ansatz völlig falsch. Den Seiteneinsteiger*innen den Übergang zum Gymnasium aufgrund ihrer fehlenden, unzureichenden Deutschkenntnisse zu verweigern wäre eine ungerechte Entscheidung. Das Erlernen einer fremden Sprache ist ein Prozess, welcher sehr zeitaufwendig ist und viel Geduld sowie Mühe erfordert. Deshalb sollte man als Lehrkraft den SuS, welche gerade dabei sind die deutsche Sprache zu lernen, genügend Zeit lassen sich Stück für Stück der fremden Sprache anzunähern und ihnen diesen Weg ermöglichen, sie also bestmöglich dabei unterstützen. Nur auf diese Weise können Lernerfolge erzielt werden und den SuS geholfen werden.

Vor allem wäre diese Entscheidung gerade deshalb unfair, da sie die sonstigen Voraussetzungen für ein Gymnasium erfüllen würden. Diese Kriterien würden schlichtweg außer Acht gelassen werden und den SuS würde die Chance auf eine für sie angemessene Schule hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung genommen werden. Dies wäre mehr als ungerecht und man würde ihnen somit beim Lernprozess nur im Wege stehen.

 

2. Während meines Praktikums an der Grundschule in der 10. Klasse durfte ich mit Mehrsprachigkeit Praxiserfahrungen machen. Diese haben mir einen Einblick in das Leben vieler Grundschüler*innen gegeben, welche einen ausländischen Hintergrund haben und die deutsche Sprache im Kindergarten erlernt haben.

Viele dieser Kinder beherrschten die deutsche Sprache gut, da sich herausgestellt hat, dass sie zu Hause mit mehreren Sprachen aufgewachsen sind und ihre Eltern sie zusätzlich dabei unterstützt haben die deutsche Sprache zu erlernen. Meist konnten die Eltern selbst die deutsche Sprache aufgrund langjähriger Erfahrungen gut sprechen oder hatten einen zum Teil deutschen Hintergrund, wodurch es sich für sie als einfacher erwies ihren Kindern von klein auf beim Erlernen zu helfen. Die meisten der Kinder sind bilingual, also zweisprachig aufgewachsen.

Jedoch gab es auch andere Fälle, in denen die Kinder große Schwierigkeiten damit hatten die deutsche Sprache zu erlernen, da sie zu Hause von klein auf nur die primäre Sprache der Eltern, also beispielsweise nur polnisch, gesprochen haben und so die deutsche Sprache in den Hintergrund gerückt ist. Hierbei gab es sowohl die Situation, dass die Eltern die deutsche Sprache selbst nicht gut beherrschten oder nur sehr schlecht.

Diese Schwierigkeit ist mir gerade dann bewusst geworden, als ich von den damals zuständigen Lehrkräften dazu beauftragt wurde, diesen Kindern beim Erlernen der deutschen Grammatik zu helfen. Ich musste während meines Praktikums quasi sehr häufig den zu helfenden Kindern „Einzelunterricht“ geben und ihnen bei den in der Vorlesung angesprochenen sprachlichen Fertigkeiten hören, sprechen, lesen und schreiben helfen und sie aktiv unterstützen. Es war je nach Einzelfall unterschiedlich einfach/schwierig den Kindern die deutsche Sprache so gut es ging näher beizubringen. Dabei ist mir vor allem aufgefallen wie unterschiedlich der Lernprozess bei jedem/jeder Einzelnen war und dass vor allem auch der eigene Charakter und die eigene Motivation eine große Rolle spielten. Das Erlernen einer Sprache ist also immer als etwas Individuelles anzusehen, welches von vielen Faktoren abhängig ist und immer im Einzelfall betrachtet werden sollte.

Die Erfahrungen, die ich in meinem Praktikum mit Mehrsprachigkeit sammeln konnte, haben mir gezeigt, dass es vor allem als Lehrkraft sehr wichtig ist die SuS bestmöglich auf dem Weg zur neuen Sprache zu begleiten und mit ihnen sehr geduldig umzugehen, da das Lernen einer Sprache immer ein Prozess ist und nur mit sehr viel Zeit und Mühe gelingen kann. Für die SuS ist dieser Weg nicht immer ein leichter, es kommt auch immer auf die individuelle Situation des/der Einzelnen an, also auf den persönlichen Hintergrund der SuS, welcher dringend berücksichtigt werden sollte. Auch wenn es einige Schüler*innen gibt, welche mehr Schwierigkeiten haben, sollten ihnen ihre noch fehlenden Sprachkenntnisse keineswegs zum Nachteil im schulischen Leben werden.

 

3. Ich persönlich möchte als zukünftige Lehrerin unbedingt darauf achten, dass ich den Unterricht für alle SuS möglichst gerecht gestalte und niemanden bezüglich der Sprachkenntnisse beurteile. Häufig zeigt sich, dass die (unzureichenden) Sprachkenntnisse als vordergründig angesehen werden und somit den SuS viele Möglichkeiten entzogen werden, wenn es zum Beispiel um die Wahl der weiterführenden Schule geht. Ich sehe Mehrsprachigkeit als etwas sehr Positives an und bin optimistisch, dass diese den Schüler*innen zugutekommt, auch wenn sie aufgrund verschiedener Ursachen nicht von allen gleichermaßen genutzt werden kann. Man muss jeden SuS die Möglichkeit geben sich zu verbessern und sie motivieren.

Was mir persönlich jedoch noch fehlt, ist das Wissen um einen korrekten Umgang mit Schüler*innen, welche Probleme mit dem Erlernen einer neuen, in dem Fall der deutschen Sprache, aufweisen. Natürlich habe ich durch mein Praktikum bereits viele Erfahrungen sammeln können, jedoch war ich was dies anging auf mich allein gestellt und wurde nicht wirklich in diesem Bereich belehrt. Ich würde mir wünschen, dass im Unterricht mehr auf diese Thematik eingegangen werden würde und die Mehrsprachigkeit eventuell im Unterricht als einzelner Aspekt aufgegriffen werden würde.

 

4. Wie bereits erwähnt, sollte die Mehrsprachigkeit auf jeden Fall in der Schule mehr thematisiert und aktiv in den Unterricht mit einbezogen werden. In unserer heutigen Gesellschaft ist die Mehrsprachigkeit ein weitverbreitetes Thema und eine Voraussetzung für die Vielfalt der Kulturen. Dies sollte den SuS vermittelt werden und ihnen gezeigt werden, dass Mehrsprachigkeit keineswegs als etwas Negatives zu betrachten ist und nicht wie in Aufgabe 1 zum Nachteil werden sollte. Es ist klar, dass der Lernprozess nicht bei allen SuS derselbe sein kann und unterschiedlich schnell/gut läuft. Gerade deshalb sollte auf alle SuS einzeln geachtet werden und je nach Stärke/Schwäche individuell gehandelt werden. In jedem Falle sollte den SuS die Motivation gegeben werden weiterzumachen und ihnen bewusst gemacht werden, dass sie auch in schwierigen Situationen niemals die Hoffnung aufgeben sollten. Schließlich hängt der Schlüssel zum Erfolg immer von einem selbst ab, auch wenn es um das Erlernen einer Sprache geht. Als Lehrkraft sollte man die SuS näher an dieses Ziel bringen und ihnen ein Vorbild sein.

 

 

 

Beitrag 4 zu RV10 Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu?

1. Welche Berührungspunkte hatten Sie bereits mit dem Thema Antisemitismus? Beschreiben Sie für Sie wichtig erscheinende Situationen und wie Sie diese vor dem Hintergrund dieser Vorlesung bewerten würden.

2. Welche Fragen haben sich für Sie durch den Vortrag ergeben? In welchen Bereichen fühlen Sie sich noch unzureichend informiert oder vorbereitet, um sich mit Antisemitismus in der Schule als Lehrkraft zu befassen?

3. Beschäftigen Sie sich mit folgendem Szenario: Ein Elternteil spricht Sie persönlich als Lehrkraft darauf an, dass ein Schüler Ihrer Klasse von verbalen antisemitischen Übergriffen betroffen war. Überlegen Sie, wie ein konstruktiver Umgang mit dieser Situation aussehen könnte.

zu 1.: Das Thema Antisemitismus ist nach wie vor ein Thema mit vielen Reibungspunkten. Jedoch sollte und muss dieser Begriff thematisiert werden, denn es ist ein Thema welches in der heutigen Zeit immer noch sehr aktuell ist und nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Ich habe bisher noch keine persönlichen Erfahrungen mit Antisemitismus machen können, da ich noch keinem Menschen jüdischen Glaubens begegnet bin und solche drastischen Situationen nicht erlebt habe, weder jetzt noch früher in der Schulzeit. Jedoch wurde das Thema Antisemitismus und Judenfeindlichkeit häufig in der Schulzeit diskutiert, vor allem im Fach Geschichte. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass die Institution Schule die Schüler*innen in diesem Bereich belehrt, denn viele wissen nicht so Recht, wie sie über Antisemitismus zu sprechen haben, das OB und WIE ist hier die Frage. Im Geschichtsunterricht wurde darüber vor allem im Zuge des Mittelalters und des zweiten Weltkriegs gesprochen. Wir Schüler*innen wurden sehr ausführlich darüber belehrt, was Antisemitismus eigentlich bedeutet und warum in der Vergangenheit auf brutalste Weise mit Juden umgegangen wurde. Judenhass hat eine lange Geschichte, welche sich bis heute zieht. Darüber muss gesprochen werden, auch wenn es ganz und gar nicht einfach ist. Man muss sich der Vergangenheit bewusst sein und auch die negativen Geschehnisse der Gegenwart in Betracht ziehen. Mit gewissen Themen müssen auch Schüler*innen konfrontiert werden, um der Realität ins Auge zu blicken und zu lernen, wie sie mit schwierigen Situationen, mit schwierigen Thematiken umzugehen haben. Auch Lehrer*innen sollten sich dieser Herausforderung stellen können und den Schüler*innen bei diesem Erkenntnisprozess unterstützen, das ist nun mal die Aufgabe des Lehrerberufs. Dieser Aspekt wurde in der Ringvorlesung 10 ganz deutlich gemacht und es wurde auch die Problematik angesprochen, welche sich ergibt, wenn es um die gerechte Behandlung des Themas Antisemitismus in der Schule geht. Häufig nehmen Lehrer*innen das Thema nicht ernst genug oder erst, wenn es zu spät ist. Es muss jedoch aktiv gehandelt werden im Hier und Jetzt. Genau das hat uns unser Geschichtslehrer klar gemacht und sich sehr darum bemüht, dass wir Schüler*innen dies bestmöglich nachvollziehen und verstehen können.

Um uns noch näher an dieses ernstzunehmende Thema heranzuführen, sind wir Schüler*innen aus dem Geschichtskurs am internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, welcher jährlich am 27. Januar stattfindet, zu dem jüdischen Friedhof in unserer Stadt gegangen und haben an der Gedenkmesse teilgenommen. Dieses Erlebnis hat mir sehr gut gefallen, da wir zu einem aktiven Teil des Gedenkens geworden sind und uns die Wichtigkeit des Erinnerns sowie die Aktualität des Themas noch deutlicher wurden. Der internationale Gedenktag ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiger, da dieser ein Medium der Erinnerung darstellt und die dringende Notwendigkeit aufzeigt über Antisemitismus zu sprechen.

 

zu 2.: Der Vortrag hat mich sehr ausführlich über das Thema Antisemitismus informiert. Es wurde in viele Bereiche tiefer hineingeblickt, wodurch man als Zuhörer viele Aspekte besser nachvollziehen und verknüpfen konnte. Auch wurden viele für mich neue Aspekte genannt wie beispielsweise die Unterteilung in christlichen Antijudaismus, klassischer/moderner Antisemitismus und sekundärer Antisemitismus.

Für mich haben sich folgende Fragen ergeben: Welche Materialien kann man am besten nutzen, um Antisemitismus zu thematisieren? Wie kann man dieses Thema am besten für Schüler*innen veranschaulichen, ohne dass jegliche Vorurteile entstehen? Wie kann man zukünftig Übergriffe auf Schüler*innen jüdischen Glaubens vermeiden? Wie kann es Lehrer*innen gelingen Antisemitismus konstruktiv und sachlich rüberzubringen?

Es ist nicht einfach als Lehrkraft mit diesem Thema hundertprozentig korrekt umzugehen, da häufig Missverständnisse entstehen können und einiges eventuell falsch aufgefasst werden könnte. Zudem ist es schwierig damit umzugehen, wenn man selbst noch keine wirklichen Erfahrungen mit Antisemitismus gemacht hat, also zum Beispiel noch keine Schüler*innen jüdischen Glaubens unterrichtet hat und somit nicht auf bestimmte Situationen vorbereitet ist.

Jedoch sollte man sich im Vorfeld gut über das Thema informieren und sich zusätzliches Wissen aneignen, um etwas vorbereitet in so eine mögliche Situation zu gehen, falls sich so etwas ereignen könnte wie im angeführten Beispiel des Vortrags.

 

zu 3.: In diesem Fall gilt es das Szenario ernst zu nehmen und sofort zu reagieren. Ich würde zunächst mit dem/der betroffenen Schüler*in über den Fall sprechen und beobachten, welche/r Schüler*in diese verbalen Äußerungen getätigt haben könnte und dann zunächst ein persönliches Gespräch mit diesem/dieser suchen. Dabei würde ich mich vorsichtig ausdrücken und den/die Schüler*in fragen, was seine/ihre Absicht mit solchen antisemitischen Übergriffen ist und was er/sie für Gründe dafür hat sich so zu verhalten. Zudem würde ich versuchen bestmöglich klarzumachen, dass so ein Verhalten nicht geduldet werden kann und was dieses Verhalten bei dem/der betroffenen Schüler*in auslöst. Ich würde außerdem darauf hinweisen, dass ich bei einem weiteren Vorfall das Gespräch mit den Eltern suchen würde.

Wenn ich den/ die Täter*in nicht finden sollte oder sich die Situation nicht bessern würde, würde ich Kontakt zur Schulleitung aufnehmen und mit dieser nach einer gemeinsamen Lösung suchen.

Um die Schüler*innen nochmals zusätzlich über die Thematik zu belehren, würde ich einen Workshop veranstalten, in welchem geübt werden soll, wie man mit Schüler*innen anderen Glaubens, anderer Ethnie umzugehen hat und in welchem versucht werden soll aus der bisherigen zwischenmenschlichen Distanz eine Nähe zu schaffen. Der Workshop wäre verpflichtend.

Beitrag 3 zu RV08 Heterogenität im Deutschunterricht

1. Greiner (2019) formuliert verschiedene Dilemmata, die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Nehmen Sie zu dreien Ihrer Wahl Stellung.

2. Die Vermittlung und Reflexion der deutschen Sprache ist nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Wo sehen Sie in Ihrem (ggf. zweiten) Fach Möglichkeiten, um

1. Vielsprachigkeit als Ressource zu nutzen,

2. gendersensibel Unterrichtsgegenstände auszuwählen und Aufgaben zu konstruieren. (ACHTUNG! Ein * genügt dafür nicht!)

 

zu 1.: Greiner geht mit seinen Dilemmata auf die zunehmend negativen Entwicklungen im Schul-, Berufs- und Alltagsleben ein. Diese beziehen sich auf sich entwickelnde, stufenförmige Verhältnisse, die einer Hierarchie nahekommen. Darunter versteht man einen sich verschärfenden Leistungswettbewerb, eine steigende Bedeutung familiärer bzw. außerschulischer Netzwerke und die Zunahme sozialer Ungleichheit. Zudem appelliert Greiner an das System Schule sich näher mit diesen Entwicklungen zu beschäftigen und sich gut möglichst auf diesen Konkurrenzkampf vorzubereiten und ihn zu kritisieren.

Das Differenzstärkungsdilemma stellt die von Greiner genannte Problematik sehr gut dar. Es betont, dass die Heterogenität durch die Sichtbarkeit der Differenzen in Leistung und Verhalten noch deutlicher wahrgenommen wird und sich diese Wahrnehmung extrem verschärft. Je stärker die Heterogenität, desto mehr bedürfe es an „komplexer Differenzierung“. Geht man also beispielsweise davon aus, dass eine Klasse sehr heterogen, also sehr vielfältig gestaltet ist, gestaltet sich die Unterscheidung, Differenzierung der Schüler als eine sehr umfassende, vielschichtige Aufgabe. Es bedarf also viel Zeit und Mühe mit der extremen Vielfältigkeit der Schüler umzugehen. Eine Balance zwischen den Verschiedenheiten der Schüler herzustellen ist eine große und häufig auch langwierige Aufgabe, die es sowohl den Lernenden als auch den Lehrenden zu bewältigen gilt. Denn der Vergleich dieser Differenzen, so erwähnt es auch Greiner in seinem Dilemma, führt häufig bei Schülern mit Problemen verschiedener Art zu Beschämungs- und Abwertungserfahrungen, welche schlussendlich zu Ungleichheit und Ausgrenzung führen können. Dieser negativen Entwicklung muss man entgegenwirken, denn sie kann zu fatalen Konsequenzen im Leben vieler Kinder/Jugendlicher führen. Ich stimme Greiner also in diesem Aspekt vollkommen zu und halte es als sehr wichtig, dieses Problem anzusprechen und zu konkretisieren, denn wir bewegen uns in der heutigen Zeit immer mehr in diese Richtung, es wird immer häufiger in Schichten gedacht und je nach Leistung gefiltert/sortiert.

Ein weiteres Dilemma, an welchem Greiner diese Entwicklungen verdeutlicht, ist das sogenannte Individualförderung-statt-Unterricht-Dilemma. In diesem wird ausgeführt, dass es vor allem einer individualisierten Förderung bedarf, es soll also nicht mehr so stark der Fokus auf die Gesamtheit gesetzt werden, sondern eher auf jeden individuellen Fall. Diese Art von Förderung ist mehr oder weniger separierend, was bedeutet, dass Schule nicht mehr als Ort der Gemeinschaft wahrgenommen wird. Damit zerfällt der „kollektive Unterricht“ allmählich, welcher jedoch dem inklusiven Charakter ziemlich nahesteht. Einerseits soll also auf die verschiedenen Ansprüche/Bedürfnisse sowie Leistungen/Schwächen der Schüler einzeln eingegangen werden, andererseits führt diese Individualisierung jedoch zu einer Aufteilung des Gemeinschaftlichen, des Zusammen der Schüler, welches doch letztendlich die Institution Schule sowie die Inklusion ausmacht. Es stellt sich also auch hier als problematisch dar, einen Ausgleich zu schaffen und den heterogenen Umgang zu stärken. Es stellt sich also die Frage, wie man entsprechend mit dieser Kluft umzugehen hat und wie man als Lehrkraft erfolgreich auf jeden einzelnen eingeht, mit allen individuellen Leistungen umgeht, ohne dabei eine Spaltung des gemeinschaftlichen Charakters der Schule hervorzurufen. Auch diesem Dilemma kann ich mich nur anschließen.

Zu guter Letzt möchte ich auf das „Als-ob“-Dilemma eingehen. Das Als-ob-Dilemma bezieht sich auf die Doppelbotschaft an (leistungsschwächere) Schüler, welche ein gewisses Paradox in sich trägt. Es besagt, dass Schüler, die Förderungen benötigen, gemessen an ihrem Lernniveau zu besonderen Leistungen ermutigt werden, jedoch ihre Leistungen in der Klasse weder ernstgenommen noch gewürdigt werden. Dies bedeutet also, dass die Mitschüler eine negative Voreinstellung gegenüber den förderungsbedürftigen Schülern haben und sie aus Prinzip den Grundgedanken tragen, dass diese kaum Chancen zur Verbesserung ihrer Leistungen haben können. Ihre Leistungen werden schlichtweg belustigt und nicht anerkannt. Dieser Ansatz stellt sich als sehr kritisch dar, da dieses Verhalten bei den förderungsbedürftigen Schülern zu Unsicherheit führt, welche sie seelisch sehr belasten kann. Zudem kann diese Belastung auch zukünftig einen negativen Einfluss auf ihren Lernprozess haben, da sie ihre Motivation und ihren Ehrgeiz verlieren könnten und sich somit nicht mehr um ihre Leistungen bemühen. Außerdem führt der respektlose Umgang zu Ausgrenzung und im schlimmsten Fall zu Mobbing. Wie man sieht, veranschaulicht auch dieses Dilemma die langwierige Entwicklung zu einer heterogenen Klassengemeinschaft, welche sich immer noch im Prozess befindet und noch lange nicht abgeschlossen ist.

Heterogenität ist ein sehr komplexes Thema, mit welchem man sich im Alltag häufiger beschäftigen muss und täglich konfrontiert wird, sei es in der Schule oder in anderen Bereichen des Lebens. Die Dilemmata stellen die Komplexität und die Problematik des heterogenen Umgangs sehr gut dar und zeigen die Widersprüchlichkeiten der Argumente auf. Ich kann die angesprochenen Aspekte sehr gut nachvollziehen und finde es angemessen und wichtig dieses Thema ans Licht zu führen. Wir leben immer noch in einer Zeit, wo Menschen aufgrund ihrer Andersartigkeit ausgegrenzt, missverstanden und kategorisiert werden. Diesem Problem gilt es auf den Grund zu gehen und es schnellstmöglich zu lösen, erst dann erfolgt eine Heterogenität wie wir sie anstreben.

zu 2.1 Vielsprachigkeit ist eine Fähigkeit, die in vielen Bereichen sinnvoll genutzt und anerkannt werden kann. Wer viele Sprachen spricht, kann sich in der Welt besser verständigen und auch anderen Menschen behilflich sein. Auch der kulturelle Aspekt ist ein sehr wichtiger in Hinblick auf die Vielsprachigkeit, da die verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen und eine Diversität bilden. Deswegen ist es wichtig, die Vielsprachigkeit als Ressource im Unterricht zu nutzen. Eine Möglichkeit wäre, dass man im Unterricht die verschiedenen Sprachen der Schüler auffasst und diese im gegenseitigen Diskurs ausgetauscht werden. Auf diese Weise lernen die Schüler die Sprachen des Anderen kennen. Anschließend können sich die Schüler in Gruppen aufteilen und ihre Sprachen vorstellen. Das gleiche gilt mit dem gegenseitigen Austausch der verschiedenen Kulturen. So lernen sich die Schüler gegenseitig besser kennen und lernen die sprachliche und kulturelle Vielfältigkeit zu schätzen.

In meinem Zweitfach Geographie könnte man diese Methode sehr gut für die Vorstellung der Länder, sowohl die ihrer geographischen Lage als auch ihrer Besonderheiten, nutzen.

zu 2.2 Der Unterricht sollte möglichst gendersensibel gestaltet sein. In einigen Unterrichtsfächern wird die Bedeutung von Gender weniger wahrgenommen als in anderen. Die Schüler sollten nicht hinsichtlich ihrer Geschlechter getrennt werden, ganz im Gegenteil. Sie sollten im Unterricht in Interaktion treten und sich gegenseitig besser kennenlernen, damit auch im späteren Leben der wechselseitige Umgang gut erfolgen kann.

In Spanisch wird der Unterricht sehr gendergerecht gestaltet. Die spanischen Geschichten, also auch Lektüren, die gelesen werden, sprechen meist beide Geschlechter an, beispielsweise wenn es um fiktionale Texte geht. Was eventuell besser gestaltet werden könnte, wäre, dass beide Geschlechter die Chance haben, die Fremdsprache gleichermaßen zu erlernen und nicht in Stereotypen gedacht wird. Häufig werden die im Unterricht verwendeten Beispiele stereotypisch auf Mädchen und Jungs angewandt, wodurch jeweils eine falsche Vorstellung vom anderen Geschlecht entwickelt wird. Hier gilt es Aufgaben zu verwenden, die genderunabhängig formuliert sind.

Beitrag 2 zu RV02 (Welt-)Gesellschaftliche Veränderungen, Migration und die Reaktion von Schule – ein Blick auf schulpolitische Hintergründe, Strukturen und Konzepte

1. Was ist gemeint mit einer ’nationalen Orientierung des Bildungssystems‘?
Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen,
Inhalte/Fächer, Strukturen? (denken Sie hier auch an ihre eigenen Erfahrungen
aus der Schulzeit zurück)
2. Was nehmen Sie aus dem öffentlichen Diskurs über ‚Migration als
Herausforderung für die Schule‘ und über sog. ‚Schüler mit
Migrationshintergrund‘ als Informationen wahr und welche (neuen?)
Perspektiven hat die Vorlesung dazu für Sie eröffnet?
3. Inwiefern kann das folgende Beispiel (siehe unten) von Betül
(Interviewausschnitt aus einer qualitativen Studie von Martina Weber) als
Ausdruck von ‚DoingCulture‘ durch Lehrer*innenhandeln im Unterricht
herangezogen werden? Erinnern Sie sich aus ihrer eigenen Schulzeit an ein
Beispiel für ‚DoingCulture‘ im Lehrer*innenhandeln?

 

1. Trotz der seit Jahrzehnten strömenden Migrationsbewegungen nach Deutschland versucht das Bildungssystem stets die bereits bestehenden Strukturen aufrechtzuerhalten. Es wird immer noch versucht für die Neuzugewanderten andere Regelungen zu finden und sie von den traditionellen Strukturen zu trennen und in Parallelstrukturen zu selektieren. Das deutsche Bildungssystem charakterisiert eine Haltung, welche die räumliche und zeitliche Kontinuität beinhaltet. Es wird erwartet, dass die einzelnen Bevölkerungsgruppen (von jung bis alt) die Bildungslaufbahn ohne jegliche Unterbrechung durchlaufen, dies beschreibt also die zeitliche Kontinuität. Auch wird erwartet, dass sie diese im Land ihrer Geburt durchlaufen, also spielt hier auch die räumliche Kontinuität eine Rolle. Es werden also schlichtweg die migrationsgesellschaftlichen Normalitäten und Fakten ausgeblendet, obwohl der Anteil der Deutschen mit Migrationshintergrund und der Neuzugewanderten in Deutschland sehr hoch ist. Die Gesellschaft und auch die Institution Schule sind also noch nicht vollständig in der Lage, sich an die Veränderung durch Migration anzupassen und erfüllen die Aufgabe einer Adaption nicht. Dadurch kommt es zunehmend zu Macht- und Hierarchiebeziehungen, wodurch kein Ausgleich hergestellt werden kann. Dies führt vor allen Dingen bei migrierten Schülern und Schülern mit Migrationshintergrund zu Benachteiligungen und einer verstärkten Diskriminierung, es kann also nicht korrekt mit den kulturellen Differenzen umgegangen werden und diese können nicht vollständig in das deutsche Bildungssystem aufgenommen werden. Es herrscht also ein Bedarf an Entwicklung, welcher auf verschiedenen Ebenen erfüllt werden muss. Dies bezieht auch die Ausstattung mit Lehrmitteln ein, welche dieser kulturellen Vielfalt gerecht werden, denn häufig werden die Begriffe „Ausländer“, „Fremde“ „Migranten“ und „Menschen mit Migrationshintergrund“ gleichgesetzt, wodurch ein falsches Wissen über diese Begrifflichkeiten transportiert wird und Stereotype vermittelt werden.

Außerdem werden die Fächer und ihre Inhalte häufig national orientiert wie beispielsweise in den Fächern Geschichte und Politik. Diese Fächer richten sich, auch meiner Erfahrung nach, meist an die in Deutschland geschehenen Prozesse. Es wird selten der Blick auf andere Nationen gerichtet und noch seltener auf außereuropäische Kulturen, wodurch das Wissen nur auf nationaler Ebene erweitert wird und es häufig an der Kenntnis fremder Kulturen und ihrer historischen und politischen Prozesse fehlt. Dadurch stellt sich die Frage, wie weit die Lerninhalte reichen und wie auch Schüler, welche nicht gebürtig aus Deutschland kommen, ihr Wissen bestmöglich aneignen können.

2. Migration ist ein sehr komplexes Thema, mit welchem man sich sehr intensiv und ausführlich auseinandersetzen sollte. Gerade in der heutigen Zeit ist es sehr wichtig sich mit einem solchen Thema zu beschäftigen, denn die Gesellschaft wurde und wird ständig verändert und auch die Migration trägt zu dieser Veränderung bei. Es treffen weltweit verschiedene Kulturen aufeinander und viele wissen nicht korrekt mit dieser Vielfalt umzugehen, was sich auch im Bildungssystem zeigt. Pädagogisch gesehen ist der Umgang mit Migration eine große Herausforderung, mit der die Lehrkräfte auch bestmöglich versuchen, umzugehen. Schüler, welche aus verschiedensten Gründen nach Deutschland ausgewandert sind und auch Schüler, welche einen Migrationshintergrund haben, werden häufig benachteiligt, da sie durchschnittlich weniger Leistungen erbringen können als Schüler, welche in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Auch werden sie häufig an Schulen mit niedrigeren Bildungsniveaus verwiesen, obwohl viele von ihnen die Chance auf höhere Bildung hätten. In vielen Fällen wird ihnen aufgrund ihrer sprachlichen Defizite diese Chance nicht ermöglicht und ihre eigentlichen Leistungen unterschätzt. Es entsteht eine Ungleichberechtigung, welche das Gedankengut vieler Bürger negativ beeinflusst und den bewussten und sensiblen Umgang mit Differenz auch in der Schule verhindert.

Durch die Vorlesung wurde mir vor allem bewusst, dass es sehr schwierig ist als Einzelner mit der Komplexität des Themas umzugehen und sich in die Situation eines beispielsweise Kindes mit Migrationshintergrund hineinzuversetzen, wenn man selber nicht die Erfahrungen gemacht hat. Auch im Bildungssystem wird viel zu sehr selektiert in migrierte und einheimische Schüler, obwohl dies in der heutigen Zeit nicht zur Diskussion stehen sollte. Häufig werden die bereits genannten Begriffe wie „Ausländer“, „Fremde“ etc. als Synonyme bezeichnet, wodurch es für Außenstehende leichter erscheint, Vorurteile zu bilden und in Stereotypen zu denken, welches jedoch der völlig falsche Weg zu einer offenen Gesellschaft ist, welche mit Differenzen bewusst umgehen und diese als Perspektive in der globalisierten Welt ansehen sollte. Jeder sollte sich mit dem Thema der Migration und ihrer Vielfalt beschäftigen und vor allem ihre positiven Aspekte wahrnehmen.

3. Das Fallbeispiel von der Schülerin Birgül zeigt, dass auch Lehrer in Stereotypen denken können. Birgül ist in Deutschland aufgewachsen, hat jedoch türkische Wurzeln. In ihrem Aufsatz zu Shakespeares „Romeo und Julia“ hat sie sich nicht auf die in der Türkei vorherrschenden Probleme bezogen, dass es wie bei Romeo und Julia nicht möglich ist sich den Partner selbst auszusuchen, woraufhin die Deutschlehrerin sehr empört reagiert hat und sie kritisiert hat. Sie ist also davon ausgegangen, dass Birgül aufgrund ihrer türkischen Herkunft auch eine türkische Sicht-und Denkweise haben muss, obwohl sie in Deutschland aufgewachsen und somit auch an die deutsche Kultur gewöhnt ist.Die Lehrerin hat also Vorurteile gegenüber Birgül, weil sie ihr vorwirft ein europäisches Weltbild zu vertreten und nicht speziell das türkische Weltbild, bloß weil sie türkische Wurzeln hat.

Hier wird also ,Doing Culture‘ sichtbar, da sie nur Birgüls türkische Herkunft in Betracht zieht und sich keinerlei Gedanken über ihr deutsch/europäisch geprägtes Gedankengut macht. Sie bezieht die fremde türkische Kultur nicht in die eigene deutsche Kultur ein und trennt sie voneinander. Es fehlt hier also an Verständnis von Anpassung an die deutsche Kultur und Integration in der deutschen Gesellschaft, welche bei Birgül durch ihr Aufwachsen in Deutschland stattgefunden haben.

Ich selber habe auch einige Male Erfahrungen mit ,Doing Culture‘ sammeln können, da ich aus einer multikulturellen Familie stamme (mein Vater ist Italiener und meine Mutter Polin) und mir somit auch häufig vorgeworfen wurde, wieso ich in bestimmten Situationen nicht polnisch oder italienisch denken würde. Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen und denke also automatisch deutsch, zwar nicht in allen, aber in vielen Situationen. Natürlich habe ich mir auch einiges aus den fremden Kulturen angeeignet, auch einige Sicht- und Denkweisen, jedoch trifft dies nicht auf alles zu. Man passt sich an das Land, in dem man seit klein an oder Geburt an lebt, automatisch mit der Zeit an, auch wenn man ausländische Wurzeln hat. Daher kann ich nachvollziehen, wie sich Birgül in der Situation fühlen musste.

 

Beitrag 1 zu RV01 Einführung in die Heterogenität

1. Bitte begründen Sie unter Rückgriff auf die Ausführungen in der Präsentation, warum Heterogenität im schulischen Kontext häufig als ´Herausforderung´, die bewältigt werden muss, wahrgenommen wird?

2. Was ist damit gemeint, wenn von dem ´Konstruktionscharakter´ von Heterogenität die Rede ist? Bitte erklären Sie das in eigenen Worten.

3. Bearbeiten Sie eine der beiden unten aufgeführten Aufgabenstellungen (3a oder3b).

A. Welche Erfahrungen/Beobachtungen mit dem Umgang von Lehrer*innen mit verschiedenen Dimensionen von Heterogenität (AGG + soziale Schicht) haben Sie in ihrer Schulzeit gemacht? Bitte beschreiben Sie ein aus Ihrer Perspektive besonders positives oder auch negatives Beispiel.
oder

B. Welche Erfahrungen im Umgang mit der Corona-bedingten Ungleichheit der Bildungschancen von Schüler*innen machen Sie aktuell in ihrem Umfeld. Bitte reflektieren Sie diese mit Bezug auf die Stellungnahme der Bildungswissenschaftler*innen.

1. Heterogenität wird im schulischen Kontext häufig als Herausforderung wahrgenommen, da es sich bei der Heterogenität um einen sehr weit ausgebreiteten Begriff handelt und diese in viele Dimensionen aufgeteilt wird. Es ist daher nicht leicht mit diesem Thema umzugehen. Häufig entstehen Konflikte, wenn es um die Frage eines heterogenen Umgangs mit Schülern geht. Die Heterogenität beschreibt vor allem die Vielfalt durch die Geschlechterunterscheidung, die Herkunft, die religiöse Orientierung etc. Auch lern- und leistungsbezogene Differenzen sind in der Heterogenität inbegriffen. Mit dieser Vielfalt gilt es korrekt umzugehen, denn es ist für die Lehrenden häufig schwierig allen Bedürfnissen und Forderungen der Schüler gerecht zu werden. Leistungen und Lernprozesse können nicht bei allen Schülern die Gleichen sein, das wäre fernab von der Realität. Somit stellt es für viele Lehrer ein Problem dar, mit allen Schülern gleichermaßen umzugehen. Es ist schlichtweg eine große Herausforderung, die auch pädagogisch gesehen bewältigt werden muss. Die Lehrkräfte müssen sich langfristig und intensiv mit den individuellen Problemen jedes einzelnen Schülers auseinandersetzen. Am einfachsten wäre es eine Gruppe von Schülern zu haben, in der sich die Interessen und Bedarfe vereinen, denn dann kann der Unterricht am einfachsten gestaltet und umgesetzt werden. Schwierig wird es vor allen Dingen, wenn aus der Heterogenität Diskriminierung und Ausgrenzung entstehen, denn dann entsteht anstatt einer Gleichheit eine Ungleichheit und der heterogene Umgang mit den Schülern wird zusätzlich erschwert. Die Heterogenität ist etwas sehr Positives, denn die Unterschiede der Schüler bringen viele Chancen mit sich. Die Gesellschaft hat sich mit der Zeit zu einer immer heterogeneren entwickelt, in der die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse jedes Einzelnen Stück für Stück immer mehr toleriert und akzeptiert werden. Diese positive Entwicklung muss beibehalten und immer weiter verbessert werden, was auch für den Schulbetrieb gilt. Die Heterogenität sollte nie ein Anhaltspunkt für Diskriminierung sein, sondern den Lehrern und Schülern eine Möglichkeit bieten mit allen Differenzen (auch hinblickend auf die Dimensionen der Heterogenität) gleich und tolerabel umzugehen. Der heterogene Umgang ist ein Lernprozess, der ständig weiterläuft und mit jeder neuen Erfahrung wächst. Jeder kann dazu beitragen ihn bestmöglich zu gestalten.

2. Die Heterogenität richtet sich an verschiedene Maßstäbe, so auch an die der Organisation Schule. Das Schulwesen gibt Richtlinien vor, wodurch eine Einheitlichkeit entsteht. Es gibt viele verschiedene Regeln, an die sich die Heterogenität halten muss. Die Organisation Schule hat sich mit der Zeit immer mehr modernisiert. Auch wenn immer noch eine gewisse Ordnung im Schulwesen existiert, hat sich diese im Laufe der Zeit vor allem durch die Heterogenität gewandelt und entwickelt. Aus einer eher homogenen Ordnung wurde zunehmend eine heterogene Ordnung. Es werden nun auch beispielsweise Schüler mit Lernschwächen gefördert und aktiv in den Unterricht integriert. Die Heterogenität entwickelt sich also immer um eine Norm und beinhaltet immer eine Differenz zu und eine Streuung um eine Norm. Erst durch die Homogenität konnte die Heterogenität entstehen.

3 a) Im Folgenden möchte ich auf die Dimension „Ethnische Herkunft“ eingehen. Ich stamme aus einer multikulturellen Familie. Meine Eltern kommen beide aus unterschiedlichen Ländern, meine Mutter kommt aus Polen und mein Vater kommt aus Italien. Ich bin in Deutschland geboren und schon von klein an mit drei Kulturen aufgewachsen. Allein an meinem Vor- und Nachnamen hört man, dass ich ausländische Wurzeln habe. Ich wurde und werde heutzutage immer noch darauf angesprochen, so auch häufig von meinen Lehrern in der Vergangenheit. Ich habe dazu eigentlich immer nur Positives zu hören bekommen. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, als ich in der Oberstufe während des Unterrichts von meinem Geschichtslehrer darauf angesprochen wurde, multikulturell geprägt zu sein. Er sagte, es sei eine Bereicherung mit so vielen unterschiedlichen Kulturen und Sprachen aufzuwachsen und dass er davon begeistert sei. Er war immer sehr interessiert daran, zu erfahren, wer aus seinem Kurs ausländische Wurzeln hat und welche Erfahrungen man damit als Einzelner sammeln konnte/kann. So habe ich auch die Gelegenheit gehabt darüber zu sprechen, mit welchen Kulturen ich aufgewachsen bin und inwiefern mich dies geprägt hat. Er hat sehr positiv darauf reagiert und den anderen aus dem Kurs direkt zu verstehen gegeben, wie sehr man davon profitiert, wenn verschiedene Kulturen aufeinandertreffen und so eine Vielfalt bilden und dass es auch für die Gesellschaft etwas sehr Wichtiges ist. Ich fand es sehr schön zu spüren zu bekommen, dass ich genauso wie alle anderen gleichermaßen aufgenommen und akzeptiert wurde und es auch sehr wichtig ist, Erfahrungen mit verschiedenen Kulturen zu machen. Diesen Moment werde ich niemals vergessen.