Beitrag 3 zu RV08 Heterogenität im Deutschunterricht

1. Greiner (2019) formuliert verschiedene Dilemmata, die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Nehmen Sie zu dreien Ihrer Wahl Stellung.

2. Die Vermittlung und Reflexion der deutschen Sprache ist nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Wo sehen Sie in Ihrem (ggf. zweiten) Fach Möglichkeiten, um

1. Vielsprachigkeit als Ressource zu nutzen,

2. gendersensibel Unterrichtsgegenstände auszuwählen und Aufgaben zu konstruieren. (ACHTUNG! Ein * genügt dafür nicht!)

 

zu 1.: Greiner geht mit seinen Dilemmata auf die zunehmend negativen Entwicklungen im Schul-, Berufs- und Alltagsleben ein. Diese beziehen sich auf sich entwickelnde, stufenförmige Verhältnisse, die einer Hierarchie nahekommen. Darunter versteht man einen sich verschärfenden Leistungswettbewerb, eine steigende Bedeutung familiärer bzw. außerschulischer Netzwerke und die Zunahme sozialer Ungleichheit. Zudem appelliert Greiner an das System Schule sich näher mit diesen Entwicklungen zu beschäftigen und sich gut möglichst auf diesen Konkurrenzkampf vorzubereiten und ihn zu kritisieren.

Das Differenzstärkungsdilemma stellt die von Greiner genannte Problematik sehr gut dar. Es betont, dass die Heterogenität durch die Sichtbarkeit der Differenzen in Leistung und Verhalten noch deutlicher wahrgenommen wird und sich diese Wahrnehmung extrem verschärft. Je stärker die Heterogenität, desto mehr bedürfe es an „komplexer Differenzierung“. Geht man also beispielsweise davon aus, dass eine Klasse sehr heterogen, also sehr vielfältig gestaltet ist, gestaltet sich die Unterscheidung, Differenzierung der Schüler als eine sehr umfassende, vielschichtige Aufgabe. Es bedarf also viel Zeit und Mühe mit der extremen Vielfältigkeit der Schüler umzugehen. Eine Balance zwischen den Verschiedenheiten der Schüler herzustellen ist eine große und häufig auch langwierige Aufgabe, die es sowohl den Lernenden als auch den Lehrenden zu bewältigen gilt. Denn der Vergleich dieser Differenzen, so erwähnt es auch Greiner in seinem Dilemma, führt häufig bei Schülern mit Problemen verschiedener Art zu Beschämungs- und Abwertungserfahrungen, welche schlussendlich zu Ungleichheit und Ausgrenzung führen können. Dieser negativen Entwicklung muss man entgegenwirken, denn sie kann zu fatalen Konsequenzen im Leben vieler Kinder/Jugendlicher führen. Ich stimme Greiner also in diesem Aspekt vollkommen zu und halte es als sehr wichtig, dieses Problem anzusprechen und zu konkretisieren, denn wir bewegen uns in der heutigen Zeit immer mehr in diese Richtung, es wird immer häufiger in Schichten gedacht und je nach Leistung gefiltert/sortiert.

Ein weiteres Dilemma, an welchem Greiner diese Entwicklungen verdeutlicht, ist das sogenannte Individualförderung-statt-Unterricht-Dilemma. In diesem wird ausgeführt, dass es vor allem einer individualisierten Förderung bedarf, es soll also nicht mehr so stark der Fokus auf die Gesamtheit gesetzt werden, sondern eher auf jeden individuellen Fall. Diese Art von Förderung ist mehr oder weniger separierend, was bedeutet, dass Schule nicht mehr als Ort der Gemeinschaft wahrgenommen wird. Damit zerfällt der „kollektive Unterricht“ allmählich, welcher jedoch dem inklusiven Charakter ziemlich nahesteht. Einerseits soll also auf die verschiedenen Ansprüche/Bedürfnisse sowie Leistungen/Schwächen der Schüler einzeln eingegangen werden, andererseits führt diese Individualisierung jedoch zu einer Aufteilung des Gemeinschaftlichen, des Zusammen der Schüler, welches doch letztendlich die Institution Schule sowie die Inklusion ausmacht. Es stellt sich also auch hier als problematisch dar, einen Ausgleich zu schaffen und den heterogenen Umgang zu stärken. Es stellt sich also die Frage, wie man entsprechend mit dieser Kluft umzugehen hat und wie man als Lehrkraft erfolgreich auf jeden einzelnen eingeht, mit allen individuellen Leistungen umgeht, ohne dabei eine Spaltung des gemeinschaftlichen Charakters der Schule hervorzurufen. Auch diesem Dilemma kann ich mich nur anschließen.

Zu guter Letzt möchte ich auf das „Als-ob“-Dilemma eingehen. Das Als-ob-Dilemma bezieht sich auf die Doppelbotschaft an (leistungsschwächere) Schüler, welche ein gewisses Paradox in sich trägt. Es besagt, dass Schüler, die Förderungen benötigen, gemessen an ihrem Lernniveau zu besonderen Leistungen ermutigt werden, jedoch ihre Leistungen in der Klasse weder ernstgenommen noch gewürdigt werden. Dies bedeutet also, dass die Mitschüler eine negative Voreinstellung gegenüber den förderungsbedürftigen Schülern haben und sie aus Prinzip den Grundgedanken tragen, dass diese kaum Chancen zur Verbesserung ihrer Leistungen haben können. Ihre Leistungen werden schlichtweg belustigt und nicht anerkannt. Dieser Ansatz stellt sich als sehr kritisch dar, da dieses Verhalten bei den förderungsbedürftigen Schülern zu Unsicherheit führt, welche sie seelisch sehr belasten kann. Zudem kann diese Belastung auch zukünftig einen negativen Einfluss auf ihren Lernprozess haben, da sie ihre Motivation und ihren Ehrgeiz verlieren könnten und sich somit nicht mehr um ihre Leistungen bemühen. Außerdem führt der respektlose Umgang zu Ausgrenzung und im schlimmsten Fall zu Mobbing. Wie man sieht, veranschaulicht auch dieses Dilemma die langwierige Entwicklung zu einer heterogenen Klassengemeinschaft, welche sich immer noch im Prozess befindet und noch lange nicht abgeschlossen ist.

Heterogenität ist ein sehr komplexes Thema, mit welchem man sich im Alltag häufiger beschäftigen muss und täglich konfrontiert wird, sei es in der Schule oder in anderen Bereichen des Lebens. Die Dilemmata stellen die Komplexität und die Problematik des heterogenen Umgangs sehr gut dar und zeigen die Widersprüchlichkeiten der Argumente auf. Ich kann die angesprochenen Aspekte sehr gut nachvollziehen und finde es angemessen und wichtig dieses Thema ans Licht zu führen. Wir leben immer noch in einer Zeit, wo Menschen aufgrund ihrer Andersartigkeit ausgegrenzt, missverstanden und kategorisiert werden. Diesem Problem gilt es auf den Grund zu gehen und es schnellstmöglich zu lösen, erst dann erfolgt eine Heterogenität wie wir sie anstreben.

zu 2.1 Vielsprachigkeit ist eine Fähigkeit, die in vielen Bereichen sinnvoll genutzt und anerkannt werden kann. Wer viele Sprachen spricht, kann sich in der Welt besser verständigen und auch anderen Menschen behilflich sein. Auch der kulturelle Aspekt ist ein sehr wichtiger in Hinblick auf die Vielsprachigkeit, da die verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen und eine Diversität bilden. Deswegen ist es wichtig, die Vielsprachigkeit als Ressource im Unterricht zu nutzen. Eine Möglichkeit wäre, dass man im Unterricht die verschiedenen Sprachen der Schüler auffasst und diese im gegenseitigen Diskurs ausgetauscht werden. Auf diese Weise lernen die Schüler die Sprachen des Anderen kennen. Anschließend können sich die Schüler in Gruppen aufteilen und ihre Sprachen vorstellen. Das gleiche gilt mit dem gegenseitigen Austausch der verschiedenen Kulturen. So lernen sich die Schüler gegenseitig besser kennen und lernen die sprachliche und kulturelle Vielfältigkeit zu schätzen.

In meinem Zweitfach Geographie könnte man diese Methode sehr gut für die Vorstellung der Länder, sowohl die ihrer geographischen Lage als auch ihrer Besonderheiten, nutzen.

zu 2.2 Der Unterricht sollte möglichst gendersensibel gestaltet sein. In einigen Unterrichtsfächern wird die Bedeutung von Gender weniger wahrgenommen als in anderen. Die Schüler sollten nicht hinsichtlich ihrer Geschlechter getrennt werden, ganz im Gegenteil. Sie sollten im Unterricht in Interaktion treten und sich gegenseitig besser kennenlernen, damit auch im späteren Leben der wechselseitige Umgang gut erfolgen kann.

In Spanisch wird der Unterricht sehr gendergerecht gestaltet. Die spanischen Geschichten, also auch Lektüren, die gelesen werden, sprechen meist beide Geschlechter an, beispielsweise wenn es um fiktionale Texte geht. Was eventuell besser gestaltet werden könnte, wäre, dass beide Geschlechter die Chance haben, die Fremdsprache gleichermaßen zu erlernen und nicht in Stereotypen gedacht wird. Häufig werden die im Unterricht verwendeten Beispiele stereotypisch auf Mädchen und Jungs angewandt, wodurch jeweils eine falsche Vorstellung vom anderen Geschlecht entwickelt wird. Hier gilt es Aufgaben zu verwenden, die genderunabhängig formuliert sind.


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