Beitrag 4 zu RV10 Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu?

1. Welche Berührungspunkte hatten Sie bereits mit dem Thema Antisemitismus? Beschreiben Sie für Sie wichtig erscheinende Situationen und wie Sie diese vor dem Hintergrund dieser Vorlesung bewerten würden.

2. Welche Fragen haben sich für Sie durch den Vortrag ergeben? In welchen Bereichen fühlen Sie sich noch unzureichend informiert oder vorbereitet, um sich mit Antisemitismus in der Schule als Lehrkraft zu befassen?

3. Beschäftigen Sie sich mit folgendem Szenario: Ein Elternteil spricht Sie persönlich als Lehrkraft darauf an, dass ein Schüler Ihrer Klasse von verbalen antisemitischen Übergriffen betroffen war. Überlegen Sie, wie ein konstruktiver Umgang mit dieser Situation aussehen könnte.

zu 1.: Das Thema Antisemitismus ist nach wie vor ein Thema mit vielen Reibungspunkten. Jedoch sollte und muss dieser Begriff thematisiert werden, denn es ist ein Thema welches in der heutigen Zeit immer noch sehr aktuell ist und nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Ich habe bisher noch keine persönlichen Erfahrungen mit Antisemitismus machen können, da ich noch keinem Menschen jüdischen Glaubens begegnet bin und solche drastischen Situationen nicht erlebt habe, weder jetzt noch früher in der Schulzeit. Jedoch wurde das Thema Antisemitismus und Judenfeindlichkeit häufig in der Schulzeit diskutiert, vor allem im Fach Geschichte. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass die Institution Schule die Schüler*innen in diesem Bereich belehrt, denn viele wissen nicht so Recht, wie sie über Antisemitismus zu sprechen haben, das OB und WIE ist hier die Frage. Im Geschichtsunterricht wurde darüber vor allem im Zuge des Mittelalters und des zweiten Weltkriegs gesprochen. Wir Schüler*innen wurden sehr ausführlich darüber belehrt, was Antisemitismus eigentlich bedeutet und warum in der Vergangenheit auf brutalste Weise mit Juden umgegangen wurde. Judenhass hat eine lange Geschichte, welche sich bis heute zieht. Darüber muss gesprochen werden, auch wenn es ganz und gar nicht einfach ist. Man muss sich der Vergangenheit bewusst sein und auch die negativen Geschehnisse der Gegenwart in Betracht ziehen. Mit gewissen Themen müssen auch Schüler*innen konfrontiert werden, um der Realität ins Auge zu blicken und zu lernen, wie sie mit schwierigen Situationen, mit schwierigen Thematiken umzugehen haben. Auch Lehrer*innen sollten sich dieser Herausforderung stellen können und den Schüler*innen bei diesem Erkenntnisprozess unterstützen, das ist nun mal die Aufgabe des Lehrerberufs. Dieser Aspekt wurde in der Ringvorlesung 10 ganz deutlich gemacht und es wurde auch die Problematik angesprochen, welche sich ergibt, wenn es um die gerechte Behandlung des Themas Antisemitismus in der Schule geht. Häufig nehmen Lehrer*innen das Thema nicht ernst genug oder erst, wenn es zu spät ist. Es muss jedoch aktiv gehandelt werden im Hier und Jetzt. Genau das hat uns unser Geschichtslehrer klar gemacht und sich sehr darum bemüht, dass wir Schüler*innen dies bestmöglich nachvollziehen und verstehen können.

Um uns noch näher an dieses ernstzunehmende Thema heranzuführen, sind wir Schüler*innen aus dem Geschichtskurs am internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, welcher jährlich am 27. Januar stattfindet, zu dem jüdischen Friedhof in unserer Stadt gegangen und haben an der Gedenkmesse teilgenommen. Dieses Erlebnis hat mir sehr gut gefallen, da wir zu einem aktiven Teil des Gedenkens geworden sind und uns die Wichtigkeit des Erinnerns sowie die Aktualität des Themas noch deutlicher wurden. Der internationale Gedenktag ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiger, da dieser ein Medium der Erinnerung darstellt und die dringende Notwendigkeit aufzeigt über Antisemitismus zu sprechen.

 

zu 2.: Der Vortrag hat mich sehr ausführlich über das Thema Antisemitismus informiert. Es wurde in viele Bereiche tiefer hineingeblickt, wodurch man als Zuhörer viele Aspekte besser nachvollziehen und verknüpfen konnte. Auch wurden viele für mich neue Aspekte genannt wie beispielsweise die Unterteilung in christlichen Antijudaismus, klassischer/moderner Antisemitismus und sekundärer Antisemitismus.

Für mich haben sich folgende Fragen ergeben: Welche Materialien kann man am besten nutzen, um Antisemitismus zu thematisieren? Wie kann man dieses Thema am besten für Schüler*innen veranschaulichen, ohne dass jegliche Vorurteile entstehen? Wie kann man zukünftig Übergriffe auf Schüler*innen jüdischen Glaubens vermeiden? Wie kann es Lehrer*innen gelingen Antisemitismus konstruktiv und sachlich rüberzubringen?

Es ist nicht einfach als Lehrkraft mit diesem Thema hundertprozentig korrekt umzugehen, da häufig Missverständnisse entstehen können und einiges eventuell falsch aufgefasst werden könnte. Zudem ist es schwierig damit umzugehen, wenn man selbst noch keine wirklichen Erfahrungen mit Antisemitismus gemacht hat, also zum Beispiel noch keine Schüler*innen jüdischen Glaubens unterrichtet hat und somit nicht auf bestimmte Situationen vorbereitet ist.

Jedoch sollte man sich im Vorfeld gut über das Thema informieren und sich zusätzliches Wissen aneignen, um etwas vorbereitet in so eine mögliche Situation zu gehen, falls sich so etwas ereignen könnte wie im angeführten Beispiel des Vortrags.

 

zu 3.: In diesem Fall gilt es das Szenario ernst zu nehmen und sofort zu reagieren. Ich würde zunächst mit dem/der betroffenen Schüler*in über den Fall sprechen und beobachten, welche/r Schüler*in diese verbalen Äußerungen getätigt haben könnte und dann zunächst ein persönliches Gespräch mit diesem/dieser suchen. Dabei würde ich mich vorsichtig ausdrücken und den/die Schüler*in fragen, was seine/ihre Absicht mit solchen antisemitischen Übergriffen ist und was er/sie für Gründe dafür hat sich so zu verhalten. Zudem würde ich versuchen bestmöglich klarzumachen, dass so ein Verhalten nicht geduldet werden kann und was dieses Verhalten bei dem/der betroffenen Schüler*in auslöst. Ich würde außerdem darauf hinweisen, dass ich bei einem weiteren Vorfall das Gespräch mit den Eltern suchen würde.

Wenn ich den/ die Täter*in nicht finden sollte oder sich die Situation nicht bessern würde, würde ich Kontakt zur Schulleitung aufnehmen und mit dieser nach einer gemeinsamen Lösung suchen.

Um die Schüler*innen nochmals zusätzlich über die Thematik zu belehren, würde ich einen Workshop veranstalten, in welchem geübt werden soll, wie man mit Schüler*innen anderen Glaubens, anderer Ethnie umzugehen hat und in welchem versucht werden soll aus der bisherigen zwischenmenschlichen Distanz eine Nähe zu schaffen. Der Workshop wäre verpflichtend.

Beitrag 3 zu RV08 Heterogenität im Deutschunterricht

1. Greiner (2019) formuliert verschiedene Dilemmata, die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Nehmen Sie zu dreien Ihrer Wahl Stellung.

2. Die Vermittlung und Reflexion der deutschen Sprache ist nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Wo sehen Sie in Ihrem (ggf. zweiten) Fach Möglichkeiten, um

1. Vielsprachigkeit als Ressource zu nutzen,

2. gendersensibel Unterrichtsgegenstände auszuwählen und Aufgaben zu konstruieren. (ACHTUNG! Ein * genügt dafür nicht!)

 

zu 1.: Greiner geht mit seinen Dilemmata auf die zunehmend negativen Entwicklungen im Schul-, Berufs- und Alltagsleben ein. Diese beziehen sich auf sich entwickelnde, stufenförmige Verhältnisse, die einer Hierarchie nahekommen. Darunter versteht man einen sich verschärfenden Leistungswettbewerb, eine steigende Bedeutung familiärer bzw. außerschulischer Netzwerke und die Zunahme sozialer Ungleichheit. Zudem appelliert Greiner an das System Schule sich näher mit diesen Entwicklungen zu beschäftigen und sich gut möglichst auf diesen Konkurrenzkampf vorzubereiten und ihn zu kritisieren.

Das Differenzstärkungsdilemma stellt die von Greiner genannte Problematik sehr gut dar. Es betont, dass die Heterogenität durch die Sichtbarkeit der Differenzen in Leistung und Verhalten noch deutlicher wahrgenommen wird und sich diese Wahrnehmung extrem verschärft. Je stärker die Heterogenität, desto mehr bedürfe es an „komplexer Differenzierung“. Geht man also beispielsweise davon aus, dass eine Klasse sehr heterogen, also sehr vielfältig gestaltet ist, gestaltet sich die Unterscheidung, Differenzierung der Schüler als eine sehr umfassende, vielschichtige Aufgabe. Es bedarf also viel Zeit und Mühe mit der extremen Vielfältigkeit der Schüler umzugehen. Eine Balance zwischen den Verschiedenheiten der Schüler herzustellen ist eine große und häufig auch langwierige Aufgabe, die es sowohl den Lernenden als auch den Lehrenden zu bewältigen gilt. Denn der Vergleich dieser Differenzen, so erwähnt es auch Greiner in seinem Dilemma, führt häufig bei Schülern mit Problemen verschiedener Art zu Beschämungs- und Abwertungserfahrungen, welche schlussendlich zu Ungleichheit und Ausgrenzung führen können. Dieser negativen Entwicklung muss man entgegenwirken, denn sie kann zu fatalen Konsequenzen im Leben vieler Kinder/Jugendlicher führen. Ich stimme Greiner also in diesem Aspekt vollkommen zu und halte es als sehr wichtig, dieses Problem anzusprechen und zu konkretisieren, denn wir bewegen uns in der heutigen Zeit immer mehr in diese Richtung, es wird immer häufiger in Schichten gedacht und je nach Leistung gefiltert/sortiert.

Ein weiteres Dilemma, an welchem Greiner diese Entwicklungen verdeutlicht, ist das sogenannte Individualförderung-statt-Unterricht-Dilemma. In diesem wird ausgeführt, dass es vor allem einer individualisierten Förderung bedarf, es soll also nicht mehr so stark der Fokus auf die Gesamtheit gesetzt werden, sondern eher auf jeden individuellen Fall. Diese Art von Förderung ist mehr oder weniger separierend, was bedeutet, dass Schule nicht mehr als Ort der Gemeinschaft wahrgenommen wird. Damit zerfällt der „kollektive Unterricht“ allmählich, welcher jedoch dem inklusiven Charakter ziemlich nahesteht. Einerseits soll also auf die verschiedenen Ansprüche/Bedürfnisse sowie Leistungen/Schwächen der Schüler einzeln eingegangen werden, andererseits führt diese Individualisierung jedoch zu einer Aufteilung des Gemeinschaftlichen, des Zusammen der Schüler, welches doch letztendlich die Institution Schule sowie die Inklusion ausmacht. Es stellt sich also auch hier als problematisch dar, einen Ausgleich zu schaffen und den heterogenen Umgang zu stärken. Es stellt sich also die Frage, wie man entsprechend mit dieser Kluft umzugehen hat und wie man als Lehrkraft erfolgreich auf jeden einzelnen eingeht, mit allen individuellen Leistungen umgeht, ohne dabei eine Spaltung des gemeinschaftlichen Charakters der Schule hervorzurufen. Auch diesem Dilemma kann ich mich nur anschließen.

Zu guter Letzt möchte ich auf das „Als-ob“-Dilemma eingehen. Das Als-ob-Dilemma bezieht sich auf die Doppelbotschaft an (leistungsschwächere) Schüler, welche ein gewisses Paradox in sich trägt. Es besagt, dass Schüler, die Förderungen benötigen, gemessen an ihrem Lernniveau zu besonderen Leistungen ermutigt werden, jedoch ihre Leistungen in der Klasse weder ernstgenommen noch gewürdigt werden. Dies bedeutet also, dass die Mitschüler eine negative Voreinstellung gegenüber den förderungsbedürftigen Schülern haben und sie aus Prinzip den Grundgedanken tragen, dass diese kaum Chancen zur Verbesserung ihrer Leistungen haben können. Ihre Leistungen werden schlichtweg belustigt und nicht anerkannt. Dieser Ansatz stellt sich als sehr kritisch dar, da dieses Verhalten bei den förderungsbedürftigen Schülern zu Unsicherheit führt, welche sie seelisch sehr belasten kann. Zudem kann diese Belastung auch zukünftig einen negativen Einfluss auf ihren Lernprozess haben, da sie ihre Motivation und ihren Ehrgeiz verlieren könnten und sich somit nicht mehr um ihre Leistungen bemühen. Außerdem führt der respektlose Umgang zu Ausgrenzung und im schlimmsten Fall zu Mobbing. Wie man sieht, veranschaulicht auch dieses Dilemma die langwierige Entwicklung zu einer heterogenen Klassengemeinschaft, welche sich immer noch im Prozess befindet und noch lange nicht abgeschlossen ist.

Heterogenität ist ein sehr komplexes Thema, mit welchem man sich im Alltag häufiger beschäftigen muss und täglich konfrontiert wird, sei es in der Schule oder in anderen Bereichen des Lebens. Die Dilemmata stellen die Komplexität und die Problematik des heterogenen Umgangs sehr gut dar und zeigen die Widersprüchlichkeiten der Argumente auf. Ich kann die angesprochenen Aspekte sehr gut nachvollziehen und finde es angemessen und wichtig dieses Thema ans Licht zu führen. Wir leben immer noch in einer Zeit, wo Menschen aufgrund ihrer Andersartigkeit ausgegrenzt, missverstanden und kategorisiert werden. Diesem Problem gilt es auf den Grund zu gehen und es schnellstmöglich zu lösen, erst dann erfolgt eine Heterogenität wie wir sie anstreben.

zu 2.1 Vielsprachigkeit ist eine Fähigkeit, die in vielen Bereichen sinnvoll genutzt und anerkannt werden kann. Wer viele Sprachen spricht, kann sich in der Welt besser verständigen und auch anderen Menschen behilflich sein. Auch der kulturelle Aspekt ist ein sehr wichtiger in Hinblick auf die Vielsprachigkeit, da die verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen und eine Diversität bilden. Deswegen ist es wichtig, die Vielsprachigkeit als Ressource im Unterricht zu nutzen. Eine Möglichkeit wäre, dass man im Unterricht die verschiedenen Sprachen der Schüler auffasst und diese im gegenseitigen Diskurs ausgetauscht werden. Auf diese Weise lernen die Schüler die Sprachen des Anderen kennen. Anschließend können sich die Schüler in Gruppen aufteilen und ihre Sprachen vorstellen. Das gleiche gilt mit dem gegenseitigen Austausch der verschiedenen Kulturen. So lernen sich die Schüler gegenseitig besser kennen und lernen die sprachliche und kulturelle Vielfältigkeit zu schätzen.

In meinem Zweitfach Geographie könnte man diese Methode sehr gut für die Vorstellung der Länder, sowohl die ihrer geographischen Lage als auch ihrer Besonderheiten, nutzen.

zu 2.2 Der Unterricht sollte möglichst gendersensibel gestaltet sein. In einigen Unterrichtsfächern wird die Bedeutung von Gender weniger wahrgenommen als in anderen. Die Schüler sollten nicht hinsichtlich ihrer Geschlechter getrennt werden, ganz im Gegenteil. Sie sollten im Unterricht in Interaktion treten und sich gegenseitig besser kennenlernen, damit auch im späteren Leben der wechselseitige Umgang gut erfolgen kann.

In Spanisch wird der Unterricht sehr gendergerecht gestaltet. Die spanischen Geschichten, also auch Lektüren, die gelesen werden, sprechen meist beide Geschlechter an, beispielsweise wenn es um fiktionale Texte geht. Was eventuell besser gestaltet werden könnte, wäre, dass beide Geschlechter die Chance haben, die Fremdsprache gleichermaßen zu erlernen und nicht in Stereotypen gedacht wird. Häufig werden die im Unterricht verwendeten Beispiele stereotypisch auf Mädchen und Jungs angewandt, wodurch jeweils eine falsche Vorstellung vom anderen Geschlecht entwickelt wird. Hier gilt es Aufgaben zu verwenden, die genderunabhängig formuliert sind.