Beitrag 1 zu RV01 Einführung in die Heterogenität

1. Bitte begründen Sie unter Rückgriff auf die Ausführungen in der Präsentation, warum Heterogenität im schulischen Kontext häufig als ´Herausforderung´, die bewältigt werden muss, wahrgenommen wird?

2. Was ist damit gemeint, wenn von dem ´Konstruktionscharakter´ von Heterogenität die Rede ist? Bitte erklären Sie das in eigenen Worten.

3. Bearbeiten Sie eine der beiden unten aufgeführten Aufgabenstellungen (3a oder3b).

A. Welche Erfahrungen/Beobachtungen mit dem Umgang von Lehrer*innen mit verschiedenen Dimensionen von Heterogenität (AGG + soziale Schicht) haben Sie in ihrer Schulzeit gemacht? Bitte beschreiben Sie ein aus Ihrer Perspektive besonders positives oder auch negatives Beispiel.
oder

B. Welche Erfahrungen im Umgang mit der Corona-bedingten Ungleichheit der Bildungschancen von Schüler*innen machen Sie aktuell in ihrem Umfeld. Bitte reflektieren Sie diese mit Bezug auf die Stellungnahme der Bildungswissenschaftler*innen.

1. Heterogenität wird im schulischen Kontext häufig als Herausforderung wahrgenommen, da es sich bei der Heterogenität um einen sehr weit ausgebreiteten Begriff handelt und diese in viele Dimensionen aufgeteilt wird. Es ist daher nicht leicht mit diesem Thema umzugehen. Häufig entstehen Konflikte, wenn es um die Frage eines heterogenen Umgangs mit Schülern geht. Die Heterogenität beschreibt vor allem die Vielfalt durch die Geschlechterunterscheidung, die Herkunft, die religiöse Orientierung etc. Auch lern- und leistungsbezogene Differenzen sind in der Heterogenität inbegriffen. Mit dieser Vielfalt gilt es korrekt umzugehen, denn es ist für die Lehrenden häufig schwierig allen Bedürfnissen und Forderungen der Schüler gerecht zu werden. Leistungen und Lernprozesse können nicht bei allen Schülern die Gleichen sein, das wäre fernab von der Realität. Somit stellt es für viele Lehrer ein Problem dar, mit allen Schülern gleichermaßen umzugehen. Es ist schlichtweg eine große Herausforderung, die auch pädagogisch gesehen bewältigt werden muss. Die Lehrkräfte müssen sich langfristig und intensiv mit den individuellen Problemen jedes einzelnen Schülers auseinandersetzen. Am einfachsten wäre es eine Gruppe von Schülern zu haben, in der sich die Interessen und Bedarfe vereinen, denn dann kann der Unterricht am einfachsten gestaltet und umgesetzt werden. Schwierig wird es vor allen Dingen, wenn aus der Heterogenität Diskriminierung und Ausgrenzung entstehen, denn dann entsteht anstatt einer Gleichheit eine Ungleichheit und der heterogene Umgang mit den Schülern wird zusätzlich erschwert. Die Heterogenität ist etwas sehr Positives, denn die Unterschiede der Schüler bringen viele Chancen mit sich. Die Gesellschaft hat sich mit der Zeit zu einer immer heterogeneren entwickelt, in der die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse jedes Einzelnen Stück für Stück immer mehr toleriert und akzeptiert werden. Diese positive Entwicklung muss beibehalten und immer weiter verbessert werden, was auch für den Schulbetrieb gilt. Die Heterogenität sollte nie ein Anhaltspunkt für Diskriminierung sein, sondern den Lehrern und Schülern eine Möglichkeit bieten mit allen Differenzen (auch hinblickend auf die Dimensionen der Heterogenität) gleich und tolerabel umzugehen. Der heterogene Umgang ist ein Lernprozess, der ständig weiterläuft und mit jeder neuen Erfahrung wächst. Jeder kann dazu beitragen ihn bestmöglich zu gestalten.

2. Die Heterogenität richtet sich an verschiedene Maßstäbe, so auch an die der Organisation Schule. Das Schulwesen gibt Richtlinien vor, wodurch eine Einheitlichkeit entsteht. Es gibt viele verschiedene Regeln, an die sich die Heterogenität halten muss. Die Organisation Schule hat sich mit der Zeit immer mehr modernisiert. Auch wenn immer noch eine gewisse Ordnung im Schulwesen existiert, hat sich diese im Laufe der Zeit vor allem durch die Heterogenität gewandelt und entwickelt. Aus einer eher homogenen Ordnung wurde zunehmend eine heterogene Ordnung. Es werden nun auch beispielsweise Schüler mit Lernschwächen gefördert und aktiv in den Unterricht integriert. Die Heterogenität entwickelt sich also immer um eine Norm und beinhaltet immer eine Differenz zu und eine Streuung um eine Norm. Erst durch die Homogenität konnte die Heterogenität entstehen.

3 a) Im Folgenden möchte ich auf die Dimension „Ethnische Herkunft“ eingehen. Ich stamme aus einer multikulturellen Familie. Meine Eltern kommen beide aus unterschiedlichen Ländern, meine Mutter kommt aus Polen und mein Vater kommt aus Italien. Ich bin in Deutschland geboren und schon von klein an mit drei Kulturen aufgewachsen. Allein an meinem Vor- und Nachnamen hört man, dass ich ausländische Wurzeln habe. Ich wurde und werde heutzutage immer noch darauf angesprochen, so auch häufig von meinen Lehrern in der Vergangenheit. Ich habe dazu eigentlich immer nur Positives zu hören bekommen. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, als ich in der Oberstufe während des Unterrichts von meinem Geschichtslehrer darauf angesprochen wurde, multikulturell geprägt zu sein. Er sagte, es sei eine Bereicherung mit so vielen unterschiedlichen Kulturen und Sprachen aufzuwachsen und dass er davon begeistert sei. Er war immer sehr interessiert daran, zu erfahren, wer aus seinem Kurs ausländische Wurzeln hat und welche Erfahrungen man damit als Einzelner sammeln konnte/kann. So habe ich auch die Gelegenheit gehabt darüber zu sprechen, mit welchen Kulturen ich aufgewachsen bin und inwiefern mich dies geprägt hat. Er hat sehr positiv darauf reagiert und den anderen aus dem Kurs direkt zu verstehen gegeben, wie sehr man davon profitiert, wenn verschiedene Kulturen aufeinandertreffen und so eine Vielfalt bilden und dass es auch für die Gesellschaft etwas sehr Wichtiges ist. Ich fand es sehr schön zu spüren zu bekommen, dass ich genauso wie alle anderen gleichermaßen aufgenommen und akzeptiert wurde und es auch sehr wichtig ist, Erfahrungen mit verschiedenen Kulturen zu machen. Diesen Moment werde ich niemals vergessen.