Autor: Elisa

Ein par Gedanken zu Liebe

In den letzten Monaten habe ich sehr stark darüber nachgedacht, wie sich meine Sicht auf Liebe und auch Beziehungen gewandelt hat.

Als Kind hatte ich diese vermutlich typische Vorstellung davon, dass ich irgendwann mal einen Freund haben werde, diesen dann heirate, wir vermutlich irgendwann Kinder bekommen und wenn wir dann noch in einem schönen Haus wohnen, mit einem netten Garten und alle äußeren Faktoren um meine Beziehung herum perfekt sind, dann würde ich vermutlich schon irgendwie glücklich werden. Vielleicht hat es was damit zu tun, dass ich älter geworden bin, oder vielleicht auch, dass ich inzwischen weiß, dass es kein Mann sein wird, oder ich mich inzwischen auch einfach mehr von gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbildern gelöst habe, – vielleicht ist diese Sichtweise auch sehr romantisiert – aber mittlerweile sehe ich nicht mehr alle Umstände um die Beziehung herum, sondern einfach nur… die Liebe (ja, der Kitsch verklebt schon meine Tastatur – aber es ist so).

 

Es fühlte sich früher auch irgendwo so an, als ob eine romantische Beziehung so mehr oder weniger mein einziges Lebensziel sein müsste. Erst, als ich angefangen habe mehr über meine Sexualität nach zu denken, habe ich auch erst richtig z.B. romantische und platonische Liebe oder auch Anziehung unterschieden. Liebe habe ich nie wirklich mit Freundschaft in Verbindung gebracht – nicht, weil ich meine Freund*innen nicht geliebt habe, sondern einfach, weil das Wort „Liebe“ für mich automatisch „romantische Liebe“ bedeutete. Aber selbst danach, habe ich eine romantische Beziehung noch sehr lange, als mein „ultimatives Ziel“ angesehen, und im Nachhinein habe ich dadurch platonische Beziehungen glaube ich auch viel weniger geschätzt.

Vor kurzem habe ich für einen Uni-Kurs Interviews zum Thema Liebe & Beziehung aus FLINTA*-Perspektive geführt, und u.a. haben wir auch Fragen zu Polyamory gestellt, und ich fand es sehr interessant wie viele geantwortet haben, dass sie glauben, dass man mehrere Menschen gleichzeitig lieben kann, aber bei romantischen Beziehungen, war es für viele dann nichts. Ich muss sagen, dass ich persönlich überhaupt keine Ahnung habe, ob ich mir eine Poly-Beziehung vorstellen könnte oder nicht – früher konnte ich es mir nur sehr schwer vorstellen, aber inzwischen denke ich mir, wenn ich mal probiere soweit wie möglich alles was ich über Beziehungen, und vor allem romantische Beziehungen internalisiert habe außen vor zu lassen, wo ist dann der Unterschied, wenn ich viele Menschen gleichzeitig platonisch liebe und wenn ich viele Menschen gleichzeitig romantisch Liebe?

Für einige ist Polyamory was, für andere nicht, und genau das selbe gilt für Monogamie, aber ich frage mich trotzdem zwischendurch, woher dieser Unterschied kommt – auch bei mir selber.

 

Beim Schreiben von diesem Blogeintrag ist mir noch einmal mehr aufgefallen, wie komplex dieses ganze Thema ist und man könnte wahrscheinlich für immer und ewig weiter schreiben, weil einfach so viele Nuancen mit einspielen, und vieles, was man vermutlich auch gar nicht genau erklären kann. Zwischendurch würde ich aber schon gerne einmal alles was ich zu diesem Thema jemals internalisiert habe vergessen, und gucken, wie die Dinge dann aussehen würden.

november

Sometimes I feel like november –

Half autumn and half winter.

 

I know it gets more quiet and the days are shorter too,

It’s getting dark so early and it’s only a pass-through,

People are just waiting for this time to pass by,

When there is no snow but also no sun in the sky.

 

No one falls in love in november because what is there to fall for?,

There are no leaves left on trees and also no christmas decor,

The pumpkins all lay on the compost heap and it seems like no flower is found,

But still it is not winter yet and autumn is making last sounds.

 

Sometimes I feel like november.

 

All my leaves fell down and there is nothing left to bloom,

I can’t find a sunray and the days are dipped in gloom.

 

I know I’m getting dark and quiet,

I hope this does not bother you,

But remember to put on a fire,

So you don’t get dark too.

„Hate thy neighbor“

YouTube hat mich vor ein par Tagen mal wieder in den Abgrund der Religions-Dokus gezogen – spezifisch in Amerika. Und ich muss echt mal eine Trigger-Warnung für einige der Dokus aussprechen, weil zwischendurch schon echt wilde Dinge gesagt werden und passieren. Zum Beispiel in der Doku „Love and Hate in the Deep South: HATE THY NEIGHBOR“ von VICE TV wo eine „Gruppe von Männern“ (keine „Kirche“) einfach random zu irgendwelchen Großveranstaltungen, wie z.B. einer Mardi Gras-Parade oder einem Football-Spiel geht um „das Wort Gottes“ weiter zu geben – in Wirklichkeit aber einfach nur provoziert, Leute anschreit, selber angeschrien werden will und sich selber in die Opferrolle stellt. Am besten fängt dann noch jemand von den anderen an handgreiflich zu werden, denn dann sind sie ja die armen Christen, die ja nur Gutes wollten, und von allen gehasst werden, und sich irgendwie gegen diese hasserfüllte Welt behaupten müssen – jokes on them, ganz im Ernst.

 

Ich würde mich persönlich zur Zeit nicht wirklich als religiös beschreiben, bin allerdings christlich aufgewachsen. Ich fand es schon immer etwas schwer bestimmte Dinge für mich zu vereinbaren, allerdings muss ich heute sagen, dass es (nicht in allen aber in vielen Dingen) vermutlich eher viele Christen, als das Christentum selber, zumindest für mich persönlich, sind. Ich soll meinen Nächsten wie mich selbst lieben, schreie dann aber andere Menschen an, beleidige sie und verbreite Hass? Oder ich soll jeden akzeptieren, verurteile dann aber Menschen dafür, dass sie homosexuell sind (btw steht im Original der Bibel nichts gegen Homosexualität, so mal am Rande)? Der Titel „Hate thy neighbour“ trifft es da eigentlich perfekt.

 

Eine Aussage aus der Doku die auch schon sehr krass war, war als ein Mann aus dieser Gruppe gleichgeschlechtliche Ehe mehr oder weniger mit dem Holocaust verglichen hat. Was er meinte war, dass nur, weil die Regierung etwas für richtig hält, es nicht richtig sein muss. Womit er nicht unrecht hat, aber ich glaube er hat trotzdem den kleinen aber wichtigen Aspekt übersehen, dass beim Holocaust Massenmord begangen wurde, und bei gleichgeschlechtlicher Ehe… Menschen heiraten. Und absolut keine Auswirkung auf Dritte haben. Anders, als wenn Menschen umgebracht werden.

 

Mir ist klar, dass in dieser Doku und auch in anderen Dokus die ich geschaut habe, ein Extrem gezeigt wird und Religion oder religiöse Menschen in der Regel nicht so extrem sind. Und ich bin echt total froh, wenn jemand Religion für sich entdeckt hat und darin aufgeht. Aber beziehe es doch nicht auf mich oder irgendwen anderen. Ich finde es generell auch wild seine Religion als Legitimation dafür zu nehmen in irgendeiner Art und Weise Einfluss auf andere Menschen zu nehmen. Im Endeffekt ist es einfach extremst grenzüberschreitend.

Slow Living

Vor kurzem habe ich den Text „The McDonaldization of Society“ von George Ritzer gelesen. Kurz gesagt beschreibt der Begriff der „McDonaldization“, dass die Gesellschaft zunehmend Charakteristika von Fastfood-Restaurants annimmt mit zentralen Aspekten wie Effizienz, Kalkulierbarkeit, Voraussagbarkeit, Kontrolle, Vereinheitlichung und Gleichförmigkeit (kleiner Fun Fact: Der Begriff „Aldisierung“ wurde in der Schweiz 2005 wohl zum Wort des Jahres gewählt). Ritzer beschreibt in seinem Text außerdem Wege sich in seinem Alltag gewissermaßen gegen diese McDonaldisierung zu wehren indem man ihn, sehr zusammen gefasst gesagt, möglichst ent-rationalisiert. Er nennt z.B., dass man lokale Cafés und Läden unterstützen bzw. generell große Ketten boykottieren sollte, so viel wie möglich selber machen, darunter auch z.B. stricken und Gesellschaftsspiele spielen, selber kochen und so viel zu humanisieren und individualisieren wie man kann.

Ich fand es sehr interessant über dieses Phänomen zu lesen, da ich vor allem auf Social Media diesen Trend vom „Slow Living“ seit einiger Zeit sehr stark mit bekomme. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich selber älter geworden bin und die Leute um mich herum offensichtlich auch, aber ich habe schon das Gefühl, dass immer mehr Menschen, vor allem in unserer Generation, von der schnelllebigen Gesellschaft immer mehr gestresst sind und probieren ihr Leben irgendwie „langsamer“ zu machen. Auch wenn solche Dinge wie Nachhaltigkeit, Veganismus, Journaln oder Minimalismus sicher auch mit anderen Aspekten zu tun haben (wie z.B. generell mehr Aufmerksamkeit zum Thema mentale Gesundheit, Umweltschutz/Klimawandel), glaube ich schon, dass viele Menschen dadurch unter anderem probieren ihr Leben zu entschleunigen bzw. sich aus Dingen wie Massenproduktion/Massentierhaltung so gut es geht zu entziehen – was zugegeben in unserer Gesellschaft immer noch sehr schwer ist, auch wenn es in den letzten Jahren sehr viel einfacher geworden ist Second-Hand zu shoppen oder vegane Ersatzprodukte zu finden.

Sicher hat diese Schnelllebigkeit auch viel mit Social-Media selbst zu tun – was ich ein bisschen ironisch finde, da mir dort wie gesagt der Trend zum slow-living stark aufgefallen ist -, da man oft das Gefühl hat die ganze Zeit von einer Welle an Nachrichten und Videos überschwemmt zu werden, und außerdem auch die Möglichkeit hat immer neuen und schnellen Input fürs Gehirn zu bekommen, was sich für mich persönlich und ich glaube auch für viele andere manchmal sehr überfordernd anfühlt.

Und dann kommen auch noch solche Erfahrungen wie Corona hinzu, wo für mehre Monate oder vielleicht sogar Jahre bei sehr vielen Menschen durch die Einschränkungen gewissermaßen auf die Pause-Taste gedrückt wurde. Und ich glaube, dass egal wie die einzelnen Realitäten und Lebensumstände zu der Zeit genau aussahen, beinahe jeder war wahrscheinlich dazu gezwungen sich früher oder später mit seiner eigenen mentalen Gesundheit, eingeschränktem Konsum, neuen Freizeitbeschäftigungen, und generell mit seinen eigenen Prioritäten zu beschäftigen, da sehr vieles was zu unserem Alltag gehörte einfach weg gefallen ist.

Mir ist vor allem der Handarbeits-Trend sehr stark aufgefallen. So oft habe ich früher den Satz gehört, dass „das doch nur Omas machen“ und kaum Leute gekannt die Handarbeiten und heute gilt es zwar immer noch gewissermaßen als ein „Oma Hobby“, aber inzwischen höre ich dann eher sehr oft so was wie „am liebsten würde ich nur stricken und Tee trinken – wie eine Oma“.

Ich finde generell dieses ganze Phänomen des slow-livings sehr interessant, da ich dabei immer ein wenig das Gefühl habe, dass wir in vielen Aspekten auf gewisse Art und Weise wieder in die Vergangenheit zurück kehren – und ich meine das nicht im Sinne von „Rückschritt“ auf einer linearen Linie, sondern einfach als Wandel, der zufälliger Weise in eine Richtung verläuft, die wir so ähnlich schon mal hatten.

Und zum Schluss noch ein wie ich finde sehr schönes Zitat aus dem Text: „What else can you do? Suicide is one possibility, but that does seem too extreme, even to me.“

Der Knopf (SL)

09-50-M1-T2: Tutorium 2 zu „Einführung in die Ethnologie“ | Tutor: Ben Baumgarten | WiSe 2023 | 6297811 | Elisa Schulte | Freier Text

 

Meine Finger schlossen sich um das kalte, runde Metall in meiner Tasche. Die Finger, die vor kurzem noch warme, zarte Haut berührt hatten. Ich fuhr über die Schnörkel die sich um die runde Wölbung in der Mitte zogen, sie erinnerten mich fast ein wenig an Blätter. Eigentlich hatte ich vor gehabt den kleinen, goldenen Knopf wieder an ihren Mantel zu nähen bevor sie fährt, doch im letzten Moment hatte ich mich anders entschieden. Vielleicht würde sie ja zurück kommen – was für ein dummer Gedanke! Wer kam schon für einen Knopf wieder? Außerdem gab es die Post – auch wenn sie sich immer geweigert hatte, dass ich ihr zeigte wie man einen Knopf annähte.

Als ich aus dem Bahnhof hinaustrat wehte mir der kalte Wind ins Gesicht. Schnell sprang ich in die Tram bevor sie ein paar Sekunden später los fuhr – meine Hand immer noch fest um den Knopf geschlossen.

 

Ich erinnerte mich an das erste Mal, als ich ihr den Knopf angenäht hatte. Wir kannten uns erst einige Tage, nachdem sie neu in den Ort gezogen war. Es war erstaunlich gewesen, dass ich sogar einen ähnlichen Knopf in meiner Box gefunden hatte, doch er stach immer noch unter den anderen heraus. Er war bestimmt einen halben Zentimeter größer und von der Farbe her auch nicht ganz gleich. Er hatte ein etwas helleres Gold und glänzte etwas abgestumpft. Schaute man genau hin fiel einem schnell auf, dass er fehl am Platz wirkte und nicht dazu passte. Doch sie meinte es würde ihr nichts ausmachen – das mache den Mantel nur besonders. Ich verstand nicht ganz was sie meinte. Hätte ich ihn nicht lieber weiter aufbewahren sollen, bis man einen passenderen Platz für ihn fand? Doch sie fand ihn dort perfekt, also lies ich ihn an seinem neuen Platz.

Ein bisschen erinnerte es mich immer an das erste Mal, dass ich sie gesehen hatte. Unsere Gegend war nicht so klein, dass es einem sofort auffiel wenn jemand Neues her gezogen war, doch bei ihr wusste ich sofort, dass sie nicht von hier war. Ich konnte nie wirklich meinen Finger drauf legen, ob es ihr Aussehen, ihre Gestik oder ihre Art zu reden war, aber irgendetwas hatte sie an sich was anders war und sie vielleicht sogar etwas seltsam wirken lies unter den anderen Leuten hier.

 

Zu Hause angekommen nahm ich den Knopf aus meiner Jackentasche und legte ihn in eine kleine Schale auf meiner Kommode, neben die Vase in der ein kleiner Strauß Veilchen langsam vor sich hin welkte. Ich warf noch einen kurzen Blick auf den Knopf und musste etwas schmunzeln, wie unpassend er nun an jedem anderen Ort als an ihrem Mantel wirkte.

 

Schon eine Woche nachdem ich ihr den Knopf angenäht hatte, kam sie wieder zu mir – er war erneut abgegangen. Ich war etwas überrascht, aber erklärte es mir damit, dass ich wohl einen alten Faden verwendet haben musste, obwohl er mir beim nähen eigentlich stabil vorkam. Sie hatte den angebotenen Tee dankend angenommen um sich von der kalten Oktober Luft aufzuwärmen und selbst nachdem ich den Knopf schon lange wieder angenäht hatte, saßen wir noch in meinem Wohnzimmer – mit inzwischen kaltem Tee. Und als es draußen schon dunkel war saßen wir immer noch zusammen, inzwischen eingekuschelt unter Decken.

Das nächste Mal als sie wieder kam, mit dem Knopf in der einen und ihrem Mantel in der anderen Hand, wunderte es mich nicht. Ich hatte nicht erwartet, dass der Knopf mit nur zwei Stichen sehr lange halten würde. Dies wiederholte sich noch ein paar Mal, bis wir uns auch so immer öfter trafen, bald schon jeden Tag, und irgendwann war sie so oft bei mir, dass man fast meinen konnte sie wäre bei mir eingezogen.

 

Doch jetzt, nach erst einem halben Jahr, musste sie schon wieder umziehen. Sie hatte versprochen sich bei mir zu melden, doch ich wusste, dass sie mich früher oder später vergessen würde. War es nicht immer so? Wenn man jeden Tag zusammen verbrachte, aus welchem Grund auch immer, sei es, weil man sich wirklich mochte oder wegen mangelnder Alternativen – die es in unserem Ort wirklich nicht zu genüge gab -, und sich dann nicht mehr sah, war der andere doch meist schnell vergessen.

 

Es war seltsam. Hatte sie am Anfang noch etwas unpassend unter den anderen Leuten hier im Ort gewirkt, erschien mir jetzt alles, was sich vorher so gut ineinander gefügt hatte, ohne sie unpassend. So wie mein Knopf ohne ihren Mantel.

 

Generationskonflikt im Klimaaktivismus – Literaturliste (SL)

09-50-M1-T2: Tutorium 2 zu „Einführung in die Ethnologie“ | Tutor: Ben Baumgarten | WiSe 2023 | 6297811 | Elisa Schulte | Literaturliste

 

Akbarian, Samira. 2022. Klima, Kunst, Kartoffelbrei: Zum „Anschlag“ auf ein Monet-Gemälde im

Potsdamer Barberini-Museum. VerfBlog. https://verfassungsblog.de/klima-kunst-

kartoffelbrei (Zugegriffen: 08.12.2023).

Bäcker, Gerhard/Kistler, Ernst. 2020. Ein drohender Generationskonflikt?. Bundeszentrale für

politische Bildung. https://www.bpb.de/themen/soziale-lage/rentenpolitik/291719/ein-

drohender-generationskonflikt/ (Zugegriffen: 18.12.2023).

Fuchs, Arved. 2010. Klima und Gesellschaft. In Der Klimawandel, Hrsg. Martin Voss, 41-46.

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Habibi-Kohlen, Delaram. 2023. Klimagerechtigkeit im Generationenkonflikt. Psychoanalytische

Überlegungen zur intergenerationellen Abwehrstrukturen. Psychotherapie im Alter 79: 287-

301.

Haunss, Sebastian/Sommer, Moritz/Fritz, Lisa. 2020. Fridays for Future. Konturen einer neuen

Protestbewegung. In Fridays for Future – Die Jugend gegen den Klimawandel. Konturen

der weltweiten Protestbewegung, Hrsg. Sebastian Haunss/Moritz Sommer, 7-14. Bielefeld:

transcript Verlag

Jamieson, Dale/Di Paola, Marcello. 2015. Klimawandel und globale Gerechtigkeit: Neues Problem,

altes Paradigma?. Bd. 18: Wiener Reihe. Klimagerechtigkeit und Klimaethik.

Berlin/Boston: De Gruyter.

Marg, Stine/Zilles, Julia. 2023. Vom Verschmelzen alter und neuer Konfliktlinien. Gesellschaftliche

Polarisierung in der Auseinandersetzung um Energie- und Klimapolitik. In Fridays For

Future, Hrsg. Jan Pollex/Anna Soßdorf, 167-191. Wiesbaden: Springer VS

Stöhre, Johannes A. 1971. Mit der Jugend leben oder der Generationskonflikt. München: Südwest-

Verlag.

 

Beobachtungsprotokoll – RE9

Am Freitag den 10.11.23 bin ich von 7:55 bis 8:55 mit der RE9 Richtung Osnabrück, ab Bremen Hbf gefahren.
Als ich eingestiegen bin, war es um mich herum sehr leer, weshalb es einfach war einen Sitzplatz zu finden. In der oberen Etage waren auf beiden Seiten parallel zum Gang jeweils vier Sitzplätze, dahinter fingen rechts und links immer Doppel-Sitzplätze, orthogonal zum Gang, an. Um auch einen guten Blick auf den unteren Bereich zu haben, habe ich mich zuerst auf die linke Seite auf den Platz direkt an die Treppe gesetzt. Später habe ich mich auf den Sitz schräg gegenüber, also auf die rechte Seite am weitesten weg von der Treppe, gesetzt.

In Bremen sind mit mir ca. vier weitere Leute eingestiegen. Die meisten hatten nur eine kleine Tasche dabei, nur eine Person hatte einen kleinen Koffer.
Da die Regionalbahnen nur kürzere Strecken fahren und es recht früh morgens war, lässt sich vermute, dass einige der Personen vielleicht zur Arbeit gefahren sind. Da es Freitag war, sind die wenigen Personen mit etwas mehr Gepäck vielleicht auch übers Wochenende in einen nahe gelegenen Ort gefahren, oder hatten vor später noch umzusteigen.
Die meisten Personen sind alleine rein gekommen und haben sich auch alleine hingesetzt. Sie beschäftigen sich mit sich selber, z.B. aßen sie, schrieben in ein Notizbuch, oder benutzen ihr Handy. Es gab wenig Interaktion zwischen den einzelnen Personen, abgesehen von zwei weiblich gelesenen Personen, die sich gegenüber auf einem Vierer-Sitz saßen, und sich kurz unterhalten haben. Nachdem die eine Person an einer Haltestelle ausgestiegen war, hat die andere Person sich hektisch zurecht gemacht – einen Pullover drüber gezogen, die Haare gebürstet und ihre Sachen sortiert.
Sie wirkte sehr nervös, weshalb sich vermuten lässt, dass sie vielleicht zu einem wichtigen Termin, wie z.B. einem Bewerbungsgespräch auf war, vorallem da sie anscheinend gut aussehen wollte – vielleicht für einen guten ersten Eindruck.
Die einzigen zwei Personen die zusammen gekommen sind, haben sich in hauptsächlich leiser Lautstärke unterhalten und u.a. über die Uni und Veranstaltungen geredet.
Aus ihrem Gespräch ließ sich vermuten, dass es zwei Studierende waren.
Später sind noch zwei männlich gelesene Personen mit gelben Jacken auf denen ‚DB Sicherheit‘ stand durch den Wagen gelaufen. Die meisten Personen haben kurz geguckt, sich aber nicht weiter für die interessiert.

Insgesamt war es, abgesehen von den Zuggeräuschen, sehr leise, mit wenig Interaktion zwischen den Personen. Die meisten wirkten außerdem recht entspannt und ruhig

Vielleicht gründe ich morgen eine Schaf-Farm

Letzte Woche haben wir in einer Vorlesung über Fremde gesprochen, und ob wir uns fremd fühlen würden. Ich habe vorher nie so darüber nachgedacht, weil ich es glaube ich als selbstverständlich angesehen habe, dass alles hier fremd sein wird. Nicht unbedingt auf eine negative Art und Weise,  sondern einfach…als neutraler Zustand. Am Anfang war es etwas überwältigend alles neu kennen lernen zu müssen und vorallem auch, so viele neue Leute zu treffen, aber es ist auf eine gewisse Art und Weise auch sehr aufregend. Neue Freunde finden, neue Hobbys ausprobieren, vielleicht ein neues Lieblingscafé finden (ich bin immernoch auf der Suche, also nehme ich gerne Empfehlungen entgegen)! Allerdings ist es gleichzeitig manchmal auch sehr demotivierend, wenn bestimmte Dinge nicht so klappen oder sind, wie man es sich vielleicht gedacht hat. Und auch, wenn sich einige Dinge schon seltsam vertraut anfühlen – der Supermarkt um die Ecke, meine Bushaltestelle, oder meine WG-Küche – brauche ich morgens doch immer noch einen kurzen Moment um zu wissen wo ich bin.

Vor ein paar Tagen, hatte ich einen sehr merkwürdigen out-of-body Moment mit der Realisation, dass mein Leben wirklich meins ist. Dass ich alles entschieden kann, egal ob gut oder schlecht, das machen kann was ich möchte – oder auch nicht was ich nicht möchte. Und dass ich die Verantwortung dafür habe (kann man es glauben, für mein ganzes eigenes Leben!?). Denn am Ende betrifft es in den meisten Fällen doch dann nur mich.

Ich könnte zum Beispiel morgen entscheiden, nach Neuseeland auszuwandern. Oder eine Hütte in einem Wald zu bauen und ein Einsiedler Leben führen (zumindest wenn ich wüsste, wie man eine Hütte baut, aber dieses Detail ignorieren wir bitte einmal kurz). Und selbst, wenn ich morgen nicht entscheiden sollte einer Sekte beizutreten oder eine Schaf-Farm zu gründen, sondern vielleicht einfach nur, ob ich an meinem freien Nachmittag lieber einen Kuchen backen, oder dieses eine Buch lese, oder einen online Kurs zum Hütten bauen mache, fühlt es sich schon manchmal wie eine große Aufgabe an sich zu überlegen, was man mit seinem Leben oder zumindest seiner Freizeit erstmal anfangen möchte, was einem wichtig ist, oder mit welchen Menschen man seine Zeit verbringen will.

Denn ich habe festgestellt, dass es zwar gar nicht so schwer ist, sich wie bei einer kleinen Pflanze um all seine Grundbedürfnisse zu kümmern, aber alles drum herum sich manchmal sehr groß anfühlen kann – für so eine kleine Pflanze.