YouTube hat mich vor ein par Tagen mal wieder in den Abgrund der Religions-Dokus gezogen – spezifisch in Amerika. Und ich muss echt mal eine Trigger-Warnung für einige der Dokus aussprechen, weil zwischendurch schon echt wilde Dinge gesagt werden und passieren. Zum Beispiel in der Doku „Love and Hate in the Deep South: HATE THY NEIGHBOR“ von VICE TV wo eine „Gruppe von Männern“ (keine „Kirche“) einfach random zu irgendwelchen Großveranstaltungen, wie z.B. einer Mardi Gras-Parade oder einem Football-Spiel geht um „das Wort Gottes“ weiter zu geben – in Wirklichkeit aber einfach nur provoziert, Leute anschreit, selber angeschrien werden will und sich selber in die Opferrolle stellt. Am besten fängt dann noch jemand von den anderen an handgreiflich zu werden, denn dann sind sie ja die armen Christen, die ja nur Gutes wollten, und von allen gehasst werden, und sich irgendwie gegen diese hasserfüllte Welt behaupten müssen – jokes on them, ganz im Ernst.
Ich würde mich persönlich zur Zeit nicht wirklich als religiös beschreiben, bin allerdings christlich aufgewachsen. Ich fand es schon immer etwas schwer bestimmte Dinge für mich zu vereinbaren, allerdings muss ich heute sagen, dass es (nicht in allen aber in vielen Dingen) vermutlich eher viele Christen, als das Christentum selber, zumindest für mich persönlich, sind. Ich soll meinen Nächsten wie mich selbst lieben, schreie dann aber andere Menschen an, beleidige sie und verbreite Hass? Oder ich soll jeden akzeptieren, verurteile dann aber Menschen dafür, dass sie homosexuell sind (btw steht im Original der Bibel nichts gegen Homosexualität, so mal am Rande)? Der Titel „Hate thy neighbour“ trifft es da eigentlich perfekt.
Eine Aussage aus der Doku die auch schon sehr krass war, war als ein Mann aus dieser Gruppe gleichgeschlechtliche Ehe mehr oder weniger mit dem Holocaust verglichen hat. Was er meinte war, dass nur, weil die Regierung etwas für richtig hält, es nicht richtig sein muss. Womit er nicht unrecht hat, aber ich glaube er hat trotzdem den kleinen aber wichtigen Aspekt übersehen, dass beim Holocaust Massenmord begangen wurde, und bei gleichgeschlechtlicher Ehe… Menschen heiraten. Und absolut keine Auswirkung auf Dritte haben. Anders, als wenn Menschen umgebracht werden.
Mir ist klar, dass in dieser Doku und auch in anderen Dokus die ich geschaut habe, ein Extrem gezeigt wird und Religion oder religiöse Menschen in der Regel nicht so extrem sind. Und ich bin echt total froh, wenn jemand Religion für sich entdeckt hat und darin aufgeht. Aber beziehe es doch nicht auf mich oder irgendwen anderen. Ich finde es generell auch wild seine Religion als Legitimation dafür zu nehmen in irgendeiner Art und Weise Einfluss auf andere Menschen zu nehmen. Im Endeffekt ist es einfach extremst grenzüberschreitend.