Ein par Gedanken zu Liebe

In den letzten Monaten habe ich sehr stark darüber nachgedacht, wie sich meine Sicht auf Liebe und auch Beziehungen gewandelt hat.

Als Kind hatte ich diese vermutlich typische Vorstellung davon, dass ich irgendwann mal einen Freund haben werde, diesen dann heirate, wir vermutlich irgendwann Kinder bekommen und wenn wir dann noch in einem schönen Haus wohnen, mit einem netten Garten und alle äußeren Faktoren um meine Beziehung herum perfekt sind, dann würde ich vermutlich schon irgendwie glücklich werden. Vielleicht hat es was damit zu tun, dass ich älter geworden bin, oder vielleicht auch, dass ich inzwischen weiß, dass es kein Mann sein wird, oder ich mich inzwischen auch einfach mehr von gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbildern gelöst habe, – vielleicht ist diese Sichtweise auch sehr romantisiert – aber mittlerweile sehe ich nicht mehr alle Umstände um die Beziehung herum, sondern einfach nur… die Liebe (ja, der Kitsch verklebt schon meine Tastatur – aber es ist so).

 

Es fühlte sich früher auch irgendwo so an, als ob eine romantische Beziehung so mehr oder weniger mein einziges Lebensziel sein müsste. Erst, als ich angefangen habe mehr über meine Sexualität nach zu denken, habe ich auch erst richtig z.B. romantische und platonische Liebe oder auch Anziehung unterschieden. Liebe habe ich nie wirklich mit Freundschaft in Verbindung gebracht – nicht, weil ich meine Freund*innen nicht geliebt habe, sondern einfach, weil das Wort „Liebe“ für mich automatisch „romantische Liebe“ bedeutete. Aber selbst danach, habe ich eine romantische Beziehung noch sehr lange, als mein „ultimatives Ziel“ angesehen, und im Nachhinein habe ich dadurch platonische Beziehungen glaube ich auch viel weniger geschätzt.

Vor kurzem habe ich für einen Uni-Kurs Interviews zum Thema Liebe & Beziehung aus FLINTA*-Perspektive geführt, und u.a. haben wir auch Fragen zu Polyamory gestellt, und ich fand es sehr interessant wie viele geantwortet haben, dass sie glauben, dass man mehrere Menschen gleichzeitig lieben kann, aber bei romantischen Beziehungen, war es für viele dann nichts. Ich muss sagen, dass ich persönlich überhaupt keine Ahnung habe, ob ich mir eine Poly-Beziehung vorstellen könnte oder nicht – früher konnte ich es mir nur sehr schwer vorstellen, aber inzwischen denke ich mir, wenn ich mal probiere soweit wie möglich alles was ich über Beziehungen, und vor allem romantische Beziehungen internalisiert habe außen vor zu lassen, wo ist dann der Unterschied, wenn ich viele Menschen gleichzeitig platonisch liebe und wenn ich viele Menschen gleichzeitig romantisch Liebe?

Für einige ist Polyamory was, für andere nicht, und genau das selbe gilt für Monogamie, aber ich frage mich trotzdem zwischendurch, woher dieser Unterschied kommt – auch bei mir selber.

 

Beim Schreiben von diesem Blogeintrag ist mir noch einmal mehr aufgefallen, wie komplex dieses ganze Thema ist und man könnte wahrscheinlich für immer und ewig weiter schreiben, weil einfach so viele Nuancen mit einspielen, und vieles, was man vermutlich auch gar nicht genau erklären kann. Zwischendurch würde ich aber schon gerne einmal alles was ich zu diesem Thema jemals internalisiert habe vergessen, und gucken, wie die Dinge dann aussehen würden.

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