Updated on August 12, 2017
Inspiration oder Liebesode an Stockholm
Wie ich bereits im Vorhaben erwähnt habe, verbrachte ich das fünfte Semester meines Bachelor Studiums im Ausland. Dafür nahm ich am Erasmus Programm teil und flog im August 2016 für ein Auslandssemester nach Stockholm. Woher das Interesse für diese nordische Metropole im Land der Elche? Meine Familie fuhr mit mir mehrere Jahre nach Schweden, als ich noch kleiner war. So war mir das Land und die Kultur zumindest schemenhaft bekannt und ich konnte mit Schweden etwas anfangen. Mit Stockholm hatte mich aber noch nicht wirklich beschäftigt, weil menschengefüllte Städte an sich für mich zu der Zeit tendenziell eher uninteressant waren und Schweden wenn dann eher durch seine vielfältige Natur bekannt ist.
Generell bin ich nach der Schulzeit direkt in das Studium gestartet, wodurch ich kein sogenanntes Gap Year absolviert habe, in dem Abiturienten für Programme wie „Au pair“ oder „Work und Travel“ für eine längere Zeit ins Ausland gehen. Das Auslandssemester erschien mir nun jedoch eine Möglichkeit zu sein, eine solche Erfahrung nachzuholen, wenn auch kürzer und in einem akademischen Rahmen.
Das Stadtleben in Bremen gefiel mir nach den ersten zwei Studienjahren sehr gut, vor allem, da ich eher auf dem Land aufgewachsen bin und die städtischen Vorzüge danach umso mehr genossen habe. Deshalb informierte ich mich im Internet über Stockholm und was diese Stadt zu bieten hat. Und so schaffte sie es trotz anfänglicher Hemmungen, mich nach einiger Zeit in ihren Bann zu ziehen, weshalb ich mich auf einen der Studienplätze begeistert bewarb und letztendlich auch bekam und somit in den hohen Norden flog. Sich allein in einer komplett neuen Umgebung mit anderen Menschen, Strukturen und Witterungsverhältnissen zurechtzufinden, gestaltet sich zu Beginn nicht einfach. Raus aus meiner bekannten Umgebung habe ich mich somit in das Wirrwarr einer anderen Stadt geworfen, in dem in keine Person kannte und alles neu entdecken musste. Dazu kam die fremde Sprache, die ich in Bremen bisher nur in einem Anfängerkurs bruchstückhaft für grundlegende Kommunikation gelernt hatte. Das alles war aufregend und teilweise beängstigend, macht aber zugleich auch den Reiz eines solchen Abenteuers aus.
Mein Entdeckungsdrang, diesen neuen geografischen und sozialen Bereich zu ergründen, wuchs von Tag zu Tag. Zu Beginn galt es, die öffentlichen Verkehrsmittel kennenzulernen, um sich überhaupt flexibel bewegen zu können. Stockholm ist Bremen sowohl mit seinem weit ausgebauten (und künstlerischen) U-Bahn- als auch Schiffsverkehr-Netzwerk voraus. Wenn man sich erstmal im Zentrum befindet, ist alles sehr gut zu Fuß zu erlaufen. Ich begab mich nach meinen Seminaren, meist Nachmittags in die Stadt und ging selten zu den gleichen Orten spazieren (außer zu meinen Lieblingsorten). Selbst wenn ich zu Orten wiederholt ging, nutzte ich dabei unterschiedliche Routen, was meine räumliche Vorstellungskraft erweiterte und mich fit hielt, sodass ich immer seltener meine Stadtkarte oder Google Maps brauchte, um mich weiter zu orientieren. Außerdem bietet jeder Stadtteil, jede Straßenecke eine neue Überraschung in den unterschiedlichsten Formen und Farben! Der südlichen Stadtteil Södermalm gilt als „Hipster“-viertel, möglicherweise vergleichbar mit dem Viertel in Bremen. Die Teile Östermalm (Osten) und Vasastan (Nordwesten) gelten als „Reichenviertel“, welche mit Schwachhausen vergleichbar sind. Stockholm liegt wie Bremen auch direkt am Wasser und wird auch durch es getrennt: In Bremen ist es die Weser, in Stockholm sind es von Osten kommend die Ostsee und von Westen kommend der Ausläufer Riddarfjärden des Sees Mälaren. Außerdem gibt es in beiden Städten auch Inseln, in Stockholm sind es nur etwas mehr (14). Je weiter ich die Stadt kenngelernte und entdeckte, desto wohler fühlte ich mich in ihr und erkannte diverse Unterschiede, aber auch jede Menge Gemeinsamkeiten mit Bremen. Am Ende meiner Zeit in Stockholm hatte ich das Gefühl, dass ich bald ein Touristenführer sein könnte – so viel wie ich über diese schöne Stadt wusste.
Nun wisst ihr, woher mein konkretes Interesse und die Inspiration kommt, einen Blog über Stadt als Lebens- und Bedeutungsraum rührt: Das halbe Jahr im Ausland, raus aus meiner gewohnten Lebensumwelt, hat mich nun dazu bewegt, mehr über den Menschen in der Großstadt herauszufinden.
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