Reflexion

Wir alle sind mit unterschiedlichen Motivationen an diese Arbeit gegangen und unser Interesse an der Thematik hat uns zusammengeführt. Am Anfang wussten wir nicht genau, wie wir anfangen sollten und wie wir uns eingrenzen können, da das Thema so umfangreich schien, aber gleichzeitig wenig wissenschaftliches Material zu finden war. Auch wenn wir zu Anfang noch etwas verloren waren, war uns klar, dass wir eine kreative Arbeit machen möchten und haben uns im Endeffekt für die Darstellung unserer Ergebnisse in Form eines Blogs entschieden.

Wie sahen unsere Arbeitsschritte aus?

Zu Beginn haben wir unsere Köpfe zusammengesteckt und überlegt, was eigentlich das Ziel unserer Arbeit ist:

Was möchten wir erreichen?

Wen wollen wir erreichen und vor allem was können wir selbst davon mitnehmen?

Neben einer erfolgreichen Teilnahme am Seminar war es auch unser Ziel, die Thematik von Queer Spaces in Bremen mehr zu beleuchten und die Geschichten von queeren Menschen in den Vordergrund zu stellen. Wir begannen mit einem Brainstorming und sammelten alles an Ideen und Schlagwörtern, die uns zu dem Thema einfielen. Nach unserem ersten Feedback-Gespräch ging es damit weiter, was für uns als dreier Gruppe machbar ist und wie wir unsere Arbeitsschritte am effektivsten aufteilen und umsetzen können.

Da wir von Queering the Map inspiriert waren, wollten wir etwas Ähnliches gestalten und auch die Menschen selber sprechen lassen, weshalb wir uns unter anderem auch für das Interview als Forschungsmethode entschieden haben. Neben Interviews, die einem qualitativen Anspruch entsprechen, haben wir eine Umfrage gestartet, damit wir möglichst viele Menschen erreichen konnten, die sich von der Thematik angesprochen fühlten. 

Im Rahmen unserer Forschung hatten wir uns vorgenommen, eine Teilnehmende Beobachtung in der queeren Friends Bar zu machen. Unsere Kapazitäten waren aber so erschöpft, dass uns diese Methode des wissenschaftlichen Arbeitens zeitlich nicht mehr möglich war. Es kamen auch Zweifel und Bedenken auf, ob durch diese Methode Othering (nach Hall und Said) betrieben werde, da zwei unserer Gruppe sich nicht der queeren Community zugehörig fühlen, die Teilnehmende Beobachtung aber in einem Queer Space stattgefunden hätte. Der Terminus Othering beschreibt den Prozess, eine Stereotypisierung und „Andersartigkeit“ zu manifestieren, indem Menschen mit anderen Merkmalen als „fremd“ oder „anders“ klassifiziert werden. Die Kolonialisierung konnte somit durch die Differenzierung von „Wir“ und „die Anderen“ oder „the West and the rest“, wie Stuart Hall einst schrieb, legitimiert werden. Demnach findet eine bewusste Unterscheidung zwischen dem selbst und „den anderen“ statt, sei es durch ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit, geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung (vgl. do Mar Castro Varela 2010: 256).

Nachdem wir das Material gesammelt haben, ging es an die Auswertung. Die Interviews wurden transkribiert, kodiert und in eine Kodierungstabelle eingeordnet. Die Ergebnisse der Umfrage wurden ausgewertet und nach Bedarf in Grafiken umgewandelt. Die Kategorien auf dem Blog haben sich sowohl aus unseren Interviews als auch aus der Umfrage abgeleitet. Beim Schreibprozess haben wir versucht, die Ergebnisse aus den Interviews und der Umfrage in einen wissenschaftlichen Kontext einzubetten. 

Im Laufe unserer Recherche haben wir gemerkt, dass wissenschaftliche Literatur zu unserem Thema begrenzt ist. Wir sehen dies als Anreiz für weitere Forschungen, die mit dem Thema Queer Spaces zu tun haben und finden, dass dem Thema mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. 

Uns war es wichtig, dass bei unserem Projekt die Erfahrungen und Geschichten der Interviewten im Vordergrund stehen. Die Rechte und Leben vieler LGBTQIA+* beziehungsweise queerer Menschen werden weltweit aktuell zunehmend eingegrenzt und gefährdet. Im März 2023 wurde im US-Bundesstaat Florida ein Gesetz erlassen, welches das Unterrichten von Inhalten, die die sexuelle und geschlechtliche Identität behandeln, an Kindergärten und Grundschulen verbietet (vgl. Tandler-Schneider 2023). Ebenso hat Uganda die Rechte für queere Menschen stark eingeschränkt. So können Homosexuelle, trans Personen sowie Allys mit einer Freiheitsstrafe von mindestens 10 Jahren rechnen (vgl. tagesschau 2023). Dies sind nur ein paar Beispiele der Einschränkung von Menschenrechten, denen sich queere Menschen ausgeliefert sehen. Es sind allerdings auch positive Entwicklungen zu beobachten. So wurde das Verbot, Blut zu spenden, für homo- und bisexuelle Männer in Deutschland vor kurzem aufgehoben (vgl. Zeit online 2023).