Queer Space

Unter dem Reiter Vorstellung findest du Informationen zu unseren Interviewpartner:innen.

FĂŒr unser Projekt war es uns zunĂ€chst wichtig, von Personen, die sich der LGBTQIA+*-Community zugehörig fĂŒhlen beziehungsweise sich als queer identifizieren, zu erfahren, wie sie einen Queer Space definieren und was dieser fĂŒr sie ausmacht: 

„Ja, also ich wĂŒrde sagen, Queer Spaces sind halt Orte, an denen Menschen, die sich durch ihre SexualitĂ€t oder durch ihr Gender von der gesellschaftlichen HeteronormativitĂ€t abgrenzen, [
] sich [
] eben treffen“ (Violet).

Demnach beschreibt Violet grundsĂ€tzlich Queer Spaces als physische Orte oder RĂ€ume, die sich von konventionellen, heteronormativen Orten insofern unterscheiden, als dass sie in erster Linie fĂŒr queere Menschen gestaltet sind. 

„ein Queer Space fĂŒr mich ist erst mal so in der Regel auch ein Raum, der das sehr explizit sagt, dass queere Menschen willkommen sind. Wo zum Beispiel, wenn man in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt oder [
] offensichtlich vielleicht queer ist. Es gibt ja Leute, wo man sagen wĂŒrde, okay, denen sieht man es vielleicht an. Oder die wirken queer. Diese Leute- dass es ein Ort ist, wo diese Menschen nicht so auffallen, wo das so einfach [
] als normal angesehen wird“ (Hyacinth).

Hier wird explizit diese WillkommensmentalitĂ€t betont, die in Queer Spaces vorherrscht. Queere Menschen können dort so sein, wie sie es möchten, ohne Diskriminierung oder Ablehnung erfahren zu mĂŒssen. Zum Beispiel können sich in diesen RĂ€umen queere Personen so kleiden, wie sie sich außerhalb queerer RĂ€ume nicht unbedingt kleiden wĂŒrden, da sie durch ihre Outfits beispielsweise queer gelesen werden und sich im queeren Rahmen keine Sorge um negative Wahrnehmung durch andere Personen machen mĂŒssen. Hieran merkt man, dass eine hohe Akzeptanz und Toleranz in Queer Spaces vorherrscht. 

„Queeren Space wie [eine] Beratungsstelle oder irgendwie [eine] Bar oder [ein] Treffpunkt einfach, [wo] [
] queere Personen im Mittelpunkt stehen und auch [
] im besten Falle so gewisse Dinge gegeben sind, dass man sich irgendwie nicht verstellen muss“ (Cosmo).

Dieser Aspekt des Verstellens ist auch spannend, da somit den Queer Spaces eine identitÀtsstiftende Komponente zu teil wird, in welchen sich queere Menschen ungehindert und frei entfalten können. 

„FĂŒr mich ist das ein nicht nur örtlicher, sondern ein genereller Raum, kann also auch online stattfinden. Ein Raum, der fĂŒr queere Menschen eine Sicherheit darstellt. Ein Raum, in dem sich diese Menschen wohlfĂŒhlen können. Und vor allem ganz wichtig finde ich einen Raum, in dem man nicht mehr die Minderheit darstellt, also ein Queerer Safe Space wirklich ein Raum fĂŒr queere Menschen. Ja, wo sie einfach mal die Mehrheit sein können und sich so ausleben können ohne EinschrĂ€nkungen von der Außenwelt, der [
] heteronormative[n] Gesellschaft [
]“ (Tulip).

Wie Cosmo zuvor schon angedeutet hat, spricht auch Tulip hier den Aspekt der freien Entfaltung an. In Queer Spaces haben queere Personen die Möglichkeit, sich so auszudrĂŒcken, zu entfalten etc. wie sie es möchten. Dies ist enorm wichtig, da sie diese Chance in der heteronormativen Welt nicht haben beziehungsweise dort die Gefahr besteht, Ablehnung und Diskriminierung zu erfahren. 

Tulip spricht hier auch noch etwas Neues an, nÀmlich den Aspekt des virtuellen Space. Anders als die vorherigen Interviewees bezeichnet Tulip Queer Spaces nicht nur als physische RÀume, sondern auch als digitale RÀume. 

Die Wissenschaft ist sich uneins darĂŒber, wie genau sie Queer Spaces definieren und einordnen. Laut Ingram et al. bedeute es RĂ€ume oder Orte queerer Szene(n), die Kommunikation, Interaktion und kollektive Politiken jenseits der HeteronormativitĂ€t und Zweigeschlechtlichkeit ermöglichen (1997 zitiert in Schuster 2012: 651). Diese Definition passt zu den zuvor beschriebenen, eigenen Definitionen von den Interviewpartner:innen. In der Wissenschaft wird neben dieser noch weitere Definitionen und VerstĂ€ndnisse von Queer Spaces diskutiert. So gebe es auch AnsĂ€tze, die sich von der Fokussierung auf SzenerĂ€ume und deren Orte lösen (Schuster 2012: 651). Hinter dieser Idee stecke das Konzept, dass Queerness immer schon als das Andere und Abgewiesene deklariert worden sei und Queerness gleichzeitig mit beziehungsweise neben heteronormativ geprĂ€gten RĂ€umen existiere (vgl. bspw. DĂ©sert 1997; Valentines 1996 zitiert in Schuster 2012: 651). Â