Summatives vs. formatives Assessment im digitalen Raum

Summatives vs. formatives Assessment im digitalen Raum

In meinem Reflexionsessay für das Seminar „Mediendidaktik & Medienbildung. Digitale Elemente in der Lehre und in der Gesellschaft“ möchte ich mich auf das Thema „digitale Prüfungen“ beziehen und erörtern, ob ich digitale Prüfungen auch im Bereich der Sekundarbildung, also an den Oberschulen und Gymnasien für sinnvoll halte und was für mich eine gute Onlineprüfung ausmacht. Grundlage hierfür sind meine eigenen Erfahrungen und Vorwissen, sowie der Inhalt der dazugehörigen Einheit im Seminar. Zur Klassifizierung der Prüfungsarten verwende ich die Klassifizierungen von Schmees, Krüger und Schaper (Schmees 2013, 21).

Besonders in den zwei vergangenen „Pandemiejahren“ haben digitale Prüfungen, zumindest im Hochschulbereich, offenkundig stark an Bedeutung gewonnen. Ich selbst habe natürlich auch Erfahrungen mit digitalen Prüfungsleistungen gemacht. Bei diesen Prüfungen handelte es sich immer um summative Assessments, also Prüfungen, auf die eine Bewertung folgt. Hier habe ich in der Qualität der Prüfungen deutliche Unterschiede feststellen können. Eigentlich scheint es selbstverständlich, dass reine Wissensabfragen in Form von Single- oder Multiple Choice Fragebögen nicht tauglich sind, um summative Onlineprüfungen durchzuführen. Bei solchen Onlineprüfungen kann offenkundig sehr einfach betrogen werden, da die Antworten auf die Fragen einfach im Internet oder in einem Buch nebenbei recherchiert werden können. Dennoch führen einige Universitäten in Deutschland genau solche Onlineprüfungen durch. Um die Student:innen zu kontrollieren und Täuschungsversuche zu unterbinden, werden diese dazu verpflichtet, ihre Webcams einzuschalten und sich bei der Durchführung der Klausur überwachen zu lassen. Hier ist die Rechtslage fragwürdig (FAZ 2021). Außerdem zeigen Dozent:innen, die auf diese Art und Weise Onlineprüfungen durchführen, meiner Meinung nach nur, dass sie nicht motiviert sind sinnvolle online Assessments durchzuführen, oder nicht die Kompetenzen besitzen, gute Onlineprüfungen zu erstellen. Solche Prüfungen, die nur die Reproduktion von Wissen fordern, sind meiner Meinung nach in keiner Weise als Onlineprüfungen tauglich. Ob diese Art von Prüfung als summative Assessments überhaupt sinnvoll sind ist ebenfalls diskutabel. Dieses offensichtliche Problem der Kontrollierbarkeit gilt natürlich auch bei Prüfungen in der Schule. Ich sehe ausschließlich Nachteile summative single-choice oder multiple-choice Prüfungen online durchzuführen.

Ich finde, dass summative Onlineprüfungen über den Bereich der Reproduktion hinausgehen müssen. Das geht einher mit alternativen Prüfungsformen, die nicht nur aus reinen Wissensabfragen bestehen, sondern Transferwissen und problemlösendes Denken fordern. Hier möchte ich ein positives Beispiel aus meinem Geographiestudium nennen. Im Seminar zur Einführung in die Paläoklimatologie musste die Klausur am Semesterende pandemiebedingt online stattfinden. Hier hat der Dozent eine Onlineklausur entworfen, in der alle Inhalte (Folien etc.) des Seminars als Hilfsmittel genutzt werden durften. Da es aber in der Klausur so gut wie keine reine Reproduktionsaufgabe gab, waren diese nur nützlich als Nachschlagewerke für einzelne Daten wie zum Beispiel Beginn und Ende einer bestimmten Eiszeit. Diese hätte man in einer konventionellen Reproduktionsklausur auswendig lernen müssen und danach sowieso wieder nach kurzer Zeit vergessen. In der Onlineprüfung jedoch, musste dieses Faktenwissen angewandt werden. Dies bedurfte ein Verständnis der in der Paläoklimatologie wichtigen Prozesse. Bestehen konnte die Klausur also nur jemand, der diese Prozesse verstanden hat und diese Wissen in der Klausur anwenden kann und die in der Klausur dargestellten Probleme mithilfe dieses Verständnisses lösen kann. Meiner Meinung nach bieten solche Prüfungen, online wie offline, viel mehr Vorteile als die bereits genannten Reproduktionsprüfungen. Zum einen müssen die geprüften nicht Unmengen an Daten und Fakten auswendig lernen. Zum anderen zeigen sie, dass sie die Kompetenz besitzen diese Daten und Fakten selbst nachzuschlagen und, noch wichtiger, diese dann im richtigen Kontext anzuwenden. Hier hat die Pandemie und der damit verbundene Zwang zu Onlineprüfungen ein Umdenken bei der Prüfungserstellung bewirkt, an welchem hoffentlich festgehalten wird.

Doch sind solche Onlineprüfungen auch für den Einsatz in Oberschulen und Gymnasien geeignet? Meiner Meinung nach bedarf es bei solchen Onlineprüfungen, bei denen der Wissenstransfer und die Problemlösung im Vordergrund stehen, ein Thema, welches komplex genug ist, dass selbst wenn die Prüflinge auf das Internet zurückgreifen, um die Fragen in der Prüfung zu beantworten, sie diese nur lösen können, wenn sie die zugrundeliegenden Prozesse verstehen und die Recherche im Internet zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, um die Fragen  vor der Abgabezeit zu beantworten. Diese Voraussetzung sehe ich in der Schule in den meisten Fällen nicht gegeben. Hier sind die Themen meist nicht komplex oder speziell genug, um eine Internetrecherche zu zeitaufwendig zu machen. Bestimmt gibt es hier auch Ausnahmen. Gerade in Leistungskursen der Q2 könnten solche Onlineprüfungen eventuell durchgeführt werden. Wenn dies möglich ist, denke ich, dass diese Prüfungen einen großen Mehrwert besitzen. Zum einen wird die Transferkompetenz der Schüler:innen gefördert, zum anderen erhält die Lehrkraft ein eindeutiges Feedback darüber, ob die Schüler:innen die wichtigen Prozesse kennen und nicht, ob diese Fakten und Daten gut auswendig lernen können.

Bei allen Überlegungen über Onlineprüfungen in den Schulen muss selbstverständlich immer die Frage nach deren Mehrwert gestellt werden. Denn selbst in den Pandemiejahren fanden die Prüfungen an den Schulen so gut wie immer in Präsenz statt. Haben Onlineprüfungen überhaupt einen Platz in der Schule, oder sind Präsenzprüfungen immer vorzuziehen? Meiner Meinung nach kann und wird auch in guten Präsenzklausuren Transferwissen gefordert und Reproduktionsprüfungen sind nur in Präsenz wirklich sinnvoll. Ich denke, dass das Prinzip Onlineprüfungen in den Schulen fernab von summativen, also Prüfungen des Lernergebnisses, einen Platz finden können. Hier halte ich vor allem formative Portfolioprüfungen für sinnvoll. Bei diesen Assessments können die Schüler:innen Zwischenschritte hin zum Lernziel dokumentieren und ihr eigenes Portfolio letztendlich der Klasse vorstellen. Dies kann natürlich auch wieder eine benotete Prüfung sein. Bei der Erstellung eines E-Portfolios kann selbstverständlich auch auf den Schüler:innen wahrscheinlich bekannte Medien zurückgegriffen werden. Sie können z.B. eine eigene Instagram-Seite managen und moderieren und auf dieser ihre Portfolios verwalten. So könnte ein Realitätsbezug zu den Leben der Schüler:innen hergestellt werden, der für Motivation sorgen kann.

Die vorangehenden Überlegungen bringen mich zu dem Schluss, dass summative Onlineprüfungen, meiner Meinung nach, keine Zukunft an den Schulen haben werden und weiterhin hauptsächlich an den Universitäten und Hochschulen zum Einsatz kommen werden. Formative Assessmentformen wie z.B. ein E-Portfolio können im Unterricht für Abwechslung sorgen und eine Grundlage für summative Leistungsbewertung bilden.

 

 

Literatur

(FAZ 2021) https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/hoersaal/duerfen-studenten-bei-online-pruefungen-per-video-ueberwacht-werden-17234467.html

Schmees, Markus, Marc Krüger, and Elisabeth Schaper. E-Assessments an Hochschulen: Ein vielschichtiges Thema. 2013.

 

 

 

 

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. CC-BY: Joseph Pape

Die Sache mit der Online-Lehre…

Die Sache mit der Online-Lehre…

Während die Politik nicht müde wird, uns Studierende zu bedauern, weil wir unsere Zeit aktuell leider nicht so verbringen können, wie sich die breite Masse das Student:innenleben eben vorstellt, und die Medien von Corona-Müdigkeit und Lockdown-Langeweile berichten, habe ich ganz andere Sorgen. Langweilig war mir in den vergangenen Monaten mit Sicherheit nicht, ganz im Gegenteil: Das gesamte Semester über war ich dermaßen beschäftigt damit, irgendwelche Texte vor oder zwischen den Konferenzen, die auf verschiedensten Plattformen mal mehr, mal weniger erfolgreich stattfanden, zu lesen, „Hausaufgaben“ zu machen, abweichende Termine aus kryptischen E-Mails (gerne auch ohne Betreff, Anrede und/oder Grußformel), unterschiedlichen hochgeladenen Seminarplänen, Ankündigungen auf der Stud.IPVeranstaltungsseite und wieder anderen Ankündigungen unter dem Reiter „Meetings“ zu einem wöchentlich wechselnden Stundenplan zusammenzufügen und einfach (das war ein Witz) irgendwie mit dem Stoff mitzukommen, dass ich bis Mitte Januar gebraucht habe, mir einen Überblick über sämtliche Prüfungs- und Studienleistungen zu verschaffen. Dann kam der Schock-Moment: Für viele der Prüfungen war die Deadline wegen der ab März anstehenden Praxisphase vorgezogen. Dazu kam, dass das Semester coronabedingt später angefangen hatte und demnach auch später enden würde. Ich hatte also knapp eineinhalb Monate um zwölf verschiedene Hausarbeiten, Klausuren, Portfolios oder mündliche Prüfungen zu schreiben beziehungsweise abzulegen. Das bedeutete durchschnittlich zwei Leistungen pro Woche – zusätzlich zu all den Konferenzen und Co.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Auch ich bin nicht perfekt. Da ich allerdings bisher ohne größere Katastrophen durch mein Studium gekommen bin, möchte ich nicht so recht glauben, dass einzig und allein meine mangelnde Organisation an der Situation schuld wäre – zumal ich nicht den Eindruck habe, mit meinen Sorgen allein zu sein. Egal welche Kommiliton:innen oder Freund:innen ich frage: Keine:r sagte mir, das Semester liefe gut. Stattdessen wird sich über mangelnde Kommunikation, einen viel zu hohen Workload und undurchsichtige Angaben beschwert.

Aber was läuft denn eigentlich schief? Wir leben doch schließlich in einer digitalisierten Welt! Selbst mit meinen Eltern kommuniziere ich mittlerweile hauptsächlich über WhatsApp und Face-Time, wenn ich nachts aufwache und unbedingt wissen muss, ob Pinguine Knie haben, gebe ich die Frage bei Google ein, Häkeln und Seifesieden habe ich durch das Ansehen von Youtube-Tutorials gelernt und wenn ich mitten im Shutdown ganz dringend eine Heißklebepistole brauche, bestelle ich sie bei Amazon. Mein halbes Leben spielt sich online ab. Wieso scheint es da unmöglich, auch die Uni für ein paar Monate ins Netz zu verlegen?

Meine Theorie ist recht simpel: Weil nicht alle Beteiligten zu begreifen scheinen, dass auch online die gleichen Regeln gelten müssen, wie in der realen Welt. Das betrifft nicht nur die Lehre und vielleicht wird durch die folgenden, zugegebenermaßen etwas plakativen, Beispiele aus anderen Bereichen etwas einfacher ersichtlich, was ich meine. Seien es Trolle, die sich in sozialen Netzwerken… nun ja… nicht unbedingt den gesellschaftlichen Vorgaben betreffend respektvoller Kommunikation entsprechend verhalten, Menschen, die ihre Rechnungen vom Online-Händler ewig liegen lassen oder solche, die auf eine Frage per SMS einfach nicht antworten – ich wage zu bezweifeln, dass sich sonderlich viele von diesen Personen im wahren Leben trauen würden, auf einem öffentlichen Platz Leute niederzumachen, ohne zu bezahlen aus dem Supermarkt zu marschieren und der Kassiererin zuzurufen „Ich bezahle dann in einem halben Jahr“ oder inmitten eines Gespräches vis-à-vis ohne vorige Ankündigung aus dem Raum zu spazieren. So funktioniert gesellschaftliches Zusammenleben einfach nicht. Warum sollte das online anders sein?

Was bedeutet diese Theorie also für die „Home-Uni“? Betrachten wir dafür zunächst nur die Lehre an sich. Probleme in diesem Semester waren unter anderem, dass oft nicht klar war, was eigentlich das Lernziel der Sitzung oder auch des ganzen Kurses war, dass in manchen Seminaren nur die Hälfte der Termine überhaupt stattfanden, dass die einzelnen Sitzungen teils wenig strukturiert erschienen und dass sich, ob absichtlich oder nicht, nicht immer an grundlegende Kommunikationsregeln, wie zum Beispiel „nicht ins Wort fallen“ gehalten wurde – weder seitens der Studierenden noch der Dozent:innen. Dazu kam, dass es in einigen Kursen keine begleitenden Präsentationen gab, die Dozierenden zum Teil nicht einmal selbst die Kamera angestellt hatten, teilweise noch drei Tage vor der Prüfung die Modalitäten neu definiert wurden und dass der zusätzliche Workload, der durch einige Arbeitsformen in der Fernlehre entsteht (beispielsweise wenn Seminarsitzungen durch seitenweise Text, der in der Stunde sonst zusammengefasst vorgetragen worden wäre, zum selbst erarbeiten ersetzt werden) oft nicht einberechnet wurde. All diese Sachen, von mangelnder Struktur bis hin zum Fehlen von Respekt in der Kommunikation und von Anerkennung in Form von Credits für geleistete Arbeit sind nicht deshalb schlimm, weil sie online stattfanden. Sie hätten auch in der Präsenzlehre zu Unmut geführt. Ich möchte nicht verschweigen, dass auch viele Studierende sich nicht angemessen verhalten haben. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn die Lehrenden keine Lust haben, den ganzen Tag gegen eine Wand aus kleinen schwarzen Rechtecken zu sprechen, hinter denen sich nicht selten Student:innen verbergen, die nur mit halbem Ohr zuhören, weil sie nebenbei Geschirr spülen oder Candy Crush spielen. Dies geschah allerdings, meinen Beobachtungen nach, viel weniger in „guten“ Veranstaltungen als in den Negativbeispielen. Die große Frage lautet also „Was ist gut?“. Um sie zu beantworten, möchte ich im Folgenden eine Liste mit Aspekten aufstellen, von denen „die Forschung und ich“ uns wünschen würden, dass sie von allen Lehrenden berücksichtigt würden:

  1. Lehre will geplant sein. Das bedeutet nicht nur, dass von vornherein deutlich kommuniziert werden sollte, wie sich die Rahmenmodalitäten gestalten (Taktung, Dauer, Prüfungsform, et cetera), sondern, dass auch die Lernziele und die Didaktik als Weg, über den die angestrebten Kompetenzen erreicht werden sollen, klar sein müssen (Ulrich, 2016, S. 37-49).
  2. Lehrende brauchen gewisse Präsentationskompetenzen. Dazu gehört neben Kenntnissen aus den Bereichen Rhetorik, inhaltlicher Strukturierung und Mediennutzung auch das große (und wichtige!) Feld der Kommunikation (ebd., S. 75-84).
  3. Ein dritter sehr wichtiger Aspekt ist der der zwischenmenschlichen Interaktion: Freundlichkeit und Respekt sowie Fairness und Erreichbarkeit sind nur einige der Schlagwörter, die das Lernklima und so auch das Lernen an sich maßgeblich beeinflussen können (ebd., S. 89-98). Auch die persönliche Beratung (zum Beispiel im Rahmen von Sprechstunden) von Studierenden fällt in diese Kategorie und stellt eine Kernaufgabe der Lehre dar (ebd., S. 149-152).
  4. Gewisse Kenntnisse aus den Bereichen der Lerntheorie (Wie fördere ich Lernen? Wie didaktisiere ich Material? Wie motiviere ich Studierende? Wie kann ich auf die Bedürfnisse einer konkreten Lerngruppe besser eingehen?) wären ebenfalls für jede:n Lehrende:n, egal ob in der Schule, dem Studium oder der Erwachsenenbildung, wünschenswert, da sie nachhaltiges Lernen stark erleichtern können (ebd., S. 103-136).
  5. Last but not least: Weil kein Mensch perfekt ist und sich die Anforderungen an Lehre im Laufe der Zeit ständig ändern, sind auch Evaluation, Reflexion und letztlich Innovation nicht aus dem Kontext des Lehrens und Lernens wegzudenken (ebd., S. 157-194).

Reicht es denn dann, wenn ich einfach diese fünf grundsätzlichen Gebote der Hochschullehre einhalte, egal ob ich mich online oder offline bewege? Ich fürchte nicht. Beiden „Welten“ liegen verschiedene Umstände zu Grunde, an die sich zusätzlich angepasst werden muss. Bezüglich des Beispiels „Einkaufen“ müssen Käufer und Käuferinnen akzeptieren, dass es im Netz zwar häufig ein größeres Angebot gibt, es aber sehr viel schwieriger ist, fachkundige Beratung zu erhalten. Stattdessen müssen gegebenenfalls Testberichte und Rezensionen gelesen und Informationen eigenständig recherchiert werden. Ebenso bietet auch die Online-Lehre Vor- und Nachteile, die gegebenenfalls berücksichtigt beziehungsweise ausgeglichen werden wollen. So zum Beispiel erfordert E-Learning von den Studierenden große Anstrengungen im Bereich der Selbstregulation und auch eine erhöhte „Gefahr einer kognitiven Überlastung der Lernenden aufgrund komplexer Instruktionsdesigns“ besteht (ebd., S. 140). Vor diesem Hintergrund erscheint es umso wichtiger, dass Online-Lehre nicht so umfangreich, sondern so didaktisch passend wie möglich konzipiert wird. Zudem sollte auf technische Aspekte, Lernpersönlichkeiten, Nachvollziehbarkeit und Ähnliches geachtet werden (ebd., S. 141-143).

Eine besondere Rolle kommt außerdem der Kommunikation zu. Dass sie die Basis einer jeden erfolgreichen Zusammenarbeit, ob online oder offline, ist, lässt sich unter anderem daran erkennen, dass sie für vier der fünf aufgeführten Hauptaspekte (lediglich Punkt vier könnte sich, wenn auch nur eingeschränkt, ohne umsetzen lassen) überaus bedeutsam ist. Doch nicht nur das: Gerade in einer so ungewöhnlichen Situation wie jetzt, wo wir alle einer gewissen Pandemie wegen soziale Isolation betreiben, sollten wir, meines Erachtens nach, darauf achten, zumindest noch unsere Kommunikation aufrecht zu erhalten. Wie sonst sollten wir noch Brücken schlagen? Wie, wenn nicht durch offene Kommunikation, sollten Lehrende erfahren, wie es gerade den Lernenden geht und anders herum? Und außerdem: Was ist ein Mensch ohne andere Menschen? Ich denke, dass wir gerade jetzt, während wir uns körperlich voneinander entfernen, zumindest im Gespräch mehr denn je aufeinander zugehen sollten – um unserer eigenen Menschlichkeit willen!

Ein Gedanke, der mir während des Schreibens kam, ist, dass interessanterweise viele der aufgelisteten Punkte in meinen Augen nicht nur für die Hochschullehre, sondern auch für das „ganz normale Leben“ von Bedeutung sind: Strukturen vorgeben und sich daran halten, auf die (Körper-)Sprache achten, Höflichkeit zeigen, empathisch handeln, die eigene Sichtweise darstellen und die persönlichen Denk- und Handlungsmuster hinterfragen – all das sind Sachen, die auch zum Alltag irgendwie dazugehören. Sich mit ihnen zu beschäftigen, könnte aus uns also nicht nur bessere Lehrende und Lernende machen, sondern auch bessere Menschen.

Genug des Philosophierens. Zum Schluss möchte ich nur noch einen kleinen Hinweis aussprechen: Während der Recherche für diesen Artikel, bin ich auf ein Buch gestoßen, welches mir schlicht und ergreifend aus der Seele sprach. Die Rede ist von Immanuel Ulrichs „Gute Lehre in der Hochschule. Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen.“, erschienen 2016 im Springer-Verlag. Es war keine Faulheit, derer wegen ich in diesem gesamten Text keine andere Quelle zitiert habe. In diesem Buch stand einfach kurz und simpel erklärt alles drin, was ich im letzten Semester vermisst habe, daher habe ich keine Notwendigkeit gesehen, mich noch anderweitig umzuschauen. Vor diesem Hintergrund möchte ich dessen Lektüre allen Lehrenden und solchen, die es werden wollen, wärmstens ans Herz legen. Studentische Dankbarkeit wäre Ihnen gewiss! 😉

 

Bibliographie

Ulrich, Immanuel (2016): Gute Lehre in der Hochschule. Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

WebQuest hier, WebQuest da

WebQuest hier, WebQuest da

Was ist eine Webquest?

Der Begriff „WebQuest“ bedeutet wortwörtlich übersetzt „Internet Mission/Aufgabe“. In der Literatur wird die WebQuest oft als „abenteuerliche Spurensuche im Internet“ bezeichnet [1] , welche durch eine geleitete Recherche der Schüler*innen im Internet realisiert wird.

Hierzu stellt die Lehrkraft ausgewählte Links, Webseiten oder Artikel zu vorab definierten Haupt- und Unterthemen bereit. Die Informationen sind durch die Lehrkraft im Vorherein zu überprüfen und stellen die Informationsgrundlage für die Bearbeitung oder Aufgabenstellung dar. 

Die Schüler*innen erhalten einen Arbeitsauftrag und bearbeiten die Aufgaben mit Hilfe der zur Verfügung gestellten Informationen allein oder in Gruppen. Nebenbei unterstützt die Lehrkraft die Schüler*innen bei Fragen und Problemen und lässt diese weitestgehend eigenständig arbeiten.

Mittels einer WebQuest soll den Schüler*innen ein gesicherter Umgang mit dem Internet gewährt werden. Zudem dient es der geleiteten Auseinandersetzung mit einer vorgegebenen Thematik im Rahmen des Unterrichts.

Aufbau einer WebQuest

WebQuests folgen einem festen Aufbau aus sechs Unterpunkten, die Bernier Dodge 1995 zusammengefasst hat und 13 Jahre später von Heinz Moser konkretisiert wurden. Um ein eigenes WebQuest aufzubauen oder auch die Anordnung von WebQuests zu verstehen, werden im Folgenden die sechs Punkte aufgezählt [2]:

1. Einführung (Introduction)

Beim ersten Betreten der Website befindet sich die nutzende Person auf der Startseite. Dort soll diese eine Einleitung bekommen, wodurch sie herausfindet, wie sie das Thema bewältigen kann. Wichtig hierbei ist, dass die nutzende Person motiviert werden soll, beispielsweise mit einem Rätsel, einer Fragestellung oder auch mit einem Problem. Hier gibt es eine Einleitung zum Thema Zimtsterne von Simona Schmitt und Manuela Walter auf ihrem WebQuest zu sehen.

3. Quellen (Information Sources)

Damit die nutzenden Personen nicht ins kalte Wasser geschmissen werden, werden Quellen für die Bearbeitung der Aufgaben bereitgestellt. Für WebQuests ist es üblich, eine Linksammlung zu erstellen, dennoch ist dies nicht zwingend notwendig und es kann auch auf analoge Quellen wie Bücher, Zeitschriften oder Ähnliches zurückgegriffen werden. Anschauliches Beispiel bietet das WebQuest über Indianer, die für die verschiedenen Gruppen eine Quellensammlung hat.

5. Evaluation

Die nutzende Person soll selbst evaluieren und ihren Arbeitsprozess reflektieren, um die Qualität der Arbeit zu bewerten und aus den Arbeitserfahrungen zu lernen. Auch soll damit selbst beurteilt werden, ob die Ziele überhaupt erreicht wurden. Die kann schlicht gehalten werden oder auch mit vielen Unterkategorien bewertet werden.

2. Aufgaben (Task)

Im nächsten Schritt des WebQuests werden Aufgabenstellungen formuliert, um die in der Einführung erwähnte Aufgabe zu bearbeiten. Sprich, die Zielsetzungen des WebQuests werden hier in konkrete Arbeitsstellungen konkretisiert. Meistens beinhalten die Aufgaben Informationen zu suchen und zu recherchieren. Hier ist ein WebQuest zu finden, das sich mit der Verweisfunktion einer Tabellenkalkulation beschäftigt und das Vorgehen der Aufgaben beschreibt.

4. Lernprozess (Process)

In diesem Unterpunkt werden die Prozesse festgehalten für das WebQuest. Auch hier wird entschieden, wie das WebQuest bearbeitet wird. Die Lernende sollen hier selbst die Möglichkeit bekommen zu entscheiden, wie sie die einzelnen Arbeitsaufträge bearbeiten wollen. Grundsätzlich kann im Vorfeld hier vorgegeben werden, welche Sozialform oder Arbeitsschritte vorgesehen werden. Häufig wird dieser Punkt auf mit den Aufgaben vermischt.

6. Präsentation (Conclusion)

Für den letzten Punkt werden die Ergebnisse für die Einführung vorgestellt und bei Bedarf online publiziert. Nach Moser soll das Online Publizieren mehr in den Vordergrund gerückt werden, da andere Lernende neugierig und motiviert werden, nach dem sie die entstandenen Produkte gesehen haben.

Was hat das mit Pädagogik zu tun?

Das Arbeiten mit WebQuests stellt eine neue Lernkultur für Lernende dar. Vorab ist das Lernen mit Medien, wobei die Lernenden im Mittelpunkt stehen und nicht das digitale Medium, eine Abwendung des Behaviorismus und eine Zuwendung zum Konstruktivismus. Die WebQuests sollen dabei helfen komplexe Sachverhalte zu analysieren, beurteilen und die Ergebnisse anschließend von den Schüler*innen präsentieren zu lassen. Dabei werden Lernende zum explorativen Verhalten angeregt und die Möglichkeit eröffnet, selbstständig zu lernen. [1]

Im Vergleich zum klassischen Frontalunterricht, müssen die Lernenden ihr Wissen selbst konstruieren und aneignen. Die Lehrkraft dient nicht als Wissensvermittler, sondern als „Lernbegleiter“ und unterstützt die Schüler*innen im Lernprozess. Die Lernenden hingegen strukturieren, fragen und beantworten, bewerten und präsentieren selbstständig im sozialen Austausch mit anderen Lernenden oder bei Bedarf mit der Lehrkraft. Das hat zur Folge, dass ein Paradigmenwechsel von der Belehrungskultur zur Lernkultur stattfindet.

Vorteile

 

Erlernen und Fördern von Kompetenzen

  • Sozialkompetenz wird durch die Gruppenarbeit unterstützt und es herrscht innerhalb der Gruppen eine Form der Chancengleichheit, da unterschiedliche außerschulische wie schulische Kompetenzen benötigt werden um das gestellte Problem lösen zu können.
  • Medienkompetenz ist ein klarer Bestandteil der Webquest-Methode. Die SuS können anhand der ausgewählten Quellen erkennen, welche Art von Informationen sie welcher Quelle entziehen können. Man könnte in einer Endreflexion auch besprechen welche Internetquellen für welchen Zweck verwendet werden können. (Fachartikel vs. „Klatschpresse“)
  • Problemlösekompetenz ist eine interdisziplinäre Kompetenz, welche von den SuS verlangt, mit unterschiedlichen Lösungswegen, ein Problem zu beleuchten, welches in manchen Fällen keinen eindeutigen Lösungsweg und vielleicht auch keine eindeutige Lösung aufweist 

Motivation

Ein weiterer sehr relevanter Vorteil dieser Methode stellt der Motivationsfaktor dar. Der Einsatz von Webquest stellt sich als sehr motivierend heraus und bietet über die ganze Einheit hinweg eine für die Lernende spannende Umgebung. Die erhöhte Motivation kann dafür sorgen, dass alle Lernenden innerhalb der Gruppe aktiv mitarbeiten [3] 

Alltagsnah und Aktuell

Die Methode lässt sich gut für viele unterschiedliche Themen nutzen und bietet somit, falls man die Webquest selbst erstellt, die Möglichkeit aktuelle Themen aus dem Alltag der Lernenden aufzugreifen

Keine Programmierkenntnisse nötig

Es gibt auf unterschiedlichen Websites schon Sammlungen von unterschiedlichen Webquests. Sollte man sich entschließen eine vorgefertigte Webquest im Unterricht zu benutzen, dann sollten man überprüfen ob alle Links noch funktionieren. Möchte man selber eine Webquest erstellen wollen, so gibt es viele verschiedene Tool im Internet, die es einem ermöglichen schnell und einfach Webquests zu designen (z.B. WordPress etc.) 

Nachteile

 

Hoher Zeitaufwand

Das Erstellen einer eigenen Webquest und das aufbereiten vorhandener Webquests stellt einen hohen Aufwand dar. Außerdem nimmt das bearbeiten und reflektieren von Webquests im Unterricht viel Zeit in Anspruch. [3]

Schnell veraltet

Erstellt oder nutzt man eine vorhandene Webquest so verwendet man viele Links zu anderen Seiten oder Publikationen. Diese Links müssen für eine Wiederholende Nutzung über Jahre hinweg immer wieder überprüft werden, da die anderen Websiten die Artikel aus dem Internet nehmen oder verändern. [3]

Beschaffung der Informationen erfolgt nicht in einem realen Umfang

Dadurch, dass die Quellen gewählt werden, müssen sich die SuS nicht mehr alleine in das Internet stürzen und eigenständig abwägen, welche Quelle geeignet und welche ungeeignet sind.  [4]

Kriterien für gute WebQuest

Eine Webquest soll funktionieren, optisch zum Thema passen und eine klare Navigation aufweisen. Dazu soll die Einführung fesselnd verfasst sein, damit die SuS für das Thema motiviert sind. Das Vorwissen der Lernende soll in der Einleitung aktiviert werden und der Arbeitsauftrag soll fordernd genug sein, dass verschiedene Informationsquellen nötig sind um eine Antwort formulieren zu können. Um an das erwartete Ziel zu gelangen, muss den Lernenden jeder Schritt klar sein und jeder Schüler /jede Schülerin soll unabhängig des individuellen Niveaus die Möglichkeit haben eigenständig unter Zuhilfenahme der Quellen ans Ziel zu gelangen. Die Quellen sollen dabei sehr unterschiedlicher Natur sein (Bücher, Internetseiten, Videos etc.) und auf die Lernenden abgestimmt sein. Vor allem sollen am Ende einer Einheit Diskussionen auf der Metaebene angeregt werden. [5]

Literaturverzeichnis

 

[1] WebQuests auf dem Lehrerfortbildungsserver. (2017, Februar 20). https://lehrerfortbildung-bw.de/u_gestaltlehrlern/projekte/webquest/

[2] Kirst, K., Klötzke, R., Scharwies, M., Polyluxloud, Lachner, B., & Dautel, K. (2020, November). WebQuest [Wiki]. ZUM-Unterrichten. https://unterrichten.zum.de/wiki/WebQuest

[3] Bachmaier, R. WebQuests – abenteuerliche Spurensuche im Internet. https://www.mebis.bayern.de/wp-content/uploads/sites/2/2015/04/WebQuest.pdf 

[4] e-teaching.org  Webquest (2016) https://www.e-teaching.org/lehrszenarien/pruefung/pruefungsform/webquest 

[5] Bescherer, C. Webquests: Kriterien zur Evaluation von WebQuests (2009) http://www.bescherer.de/webquests/webquests/webquest/kriterien.pdf