Chromatografie – Erklärvideo zu einem Modell
Im Folgenden wird das Erklärvideo „Chromatografie – Erklärvideo zu einem Modell“ von Rieke Schüßler auf die Qualität und dessen Eignung für den Unterrichtseinsatz betrachtet. Dies erfolgt anhand der Kriterien für gute Erklärvideos (Kulgemeyer, im Druck) in den Naturwissenschaften.
Eine entscheidende Fähigkeit von Lehrkräften ist die Selbstreflektion der eigenen Unterrichtsgestaltung und der eingesetzten Unterlagen. So müssen die eingesetzten Arbeitsmittel und Methoden stets auf Aktualität geprüft und mittels neuer Erkenntnisse reflektiert und sofern erforderlich angepasst werden.
Für den Erwerb des Bachelor of Science wurde neben einem Modell auch ein Erklärvideo zur Chromatografie entwickelt. In dem Erklärvideo wird auf eine spielerische Art und Weise das Modell zum Prinzip der Chromatografie erklärt.
Die Kriterien für gute Erklärvideos bestehen aus den sieben Kernideen: Adaption, Veranschaulichung, Relevanz, Struktur, präzises bzw. kohärentes Erklären, Konzepte bzw. Prinzipien und die Einbettung in den Unterrichtsgang. Die erste Kernidee (die Adaption) setzt sich mit dem Adaptieren an Eigenschaften der Schüler*innen z.B. im Bezug auf Schülervorstellungen oder Vorwissen auseinander. In Verlauf dieses Prozesses leitet die zusammenhängende Frage „Wie?“ bereits die nächste Kernidee ein. Die Veranschaulichung stellt die zur Darstellung oder Einführung von Informationen erforderlichen Werkzeuge dar. So zählen unter anderem Beispiele, Analogien, Modelle, oder auch die Sprachebene zu den möglichen Werkzeugen.
Ein fachgerechtes Erklärvideo muss über eine gewisse Relevanz für dessen zweck verfügen, welcher auch direkt aus dem Video hervorgeht. Zusätzlich soll dieses die Schüler*innen unmittelbar ansprechen und zu gewünschten Handlungen animieren.
Um das Verständnis und die Nachvollziehbarkeit der Inhalte zu gewährleisten ist eine zu Grunde liegende Struktur erforderlich. Hierbei kann sich an der in wissenschaftlichen Texten übliche Struktur der Einleitung, Hauptteil und Schluss auch im Erklärvideo orientiert werden. Dies setzt eine frühzeitige Betrachtung des eigentlichen Ziels des Videos voraus und wie dieses innerhalb dieser Zeitspanne schrittweise erreicht werden kann. Hierbei ist eine präzise und kohärente Erklärung ohne Exkurse anzuwenden.
Für ein Erklärvideo eignen sich insbesondere Themen, welche eine zu hohe Komplexität zur Selbsterklärung aufweisen. Zur Integration in den Unterrichts- gang kann beispielsweise eine Lernaufgabe zur Selbstvertiefung am Ende des Videos gestellt werden.
Das Erklärvideo „Chromatografie – Erklärvideo zu einem Modell“ ist allgemein gehalten und erfordert kein tiefgreifendes Vorwissen der Schüler*innen. Dies ermöglicht der Lehrkraft einen vom Vorwissen oder von Vorstellungen der Schüler*innen unabhängigen Einsatz.
Die Chromatografie wird anhand eines Modells erklärt. Dazugehörige Erklärungen und Spielregeln des Modells werden verständlich dargestellt. Jedoch wird auf Fachbegriffe wie zum Beispiel die stationäre – oder mobile Phase nicht weiter eingegangen, was Verständnisprobleme der Schüler*innen hervorrufen kann.
Die Relevanz des Erklärvideos für die Schüler*innen wird lediglich mittels eines kurzen Beispiels thematisiert (ca. 0:31 Minuten). Es lässt sich nach aktuellem Stand noch nicht ausreichend beurteilen, ob diese Erklärung ausreichend ist, oder ob eine beispielhafte Form der Filzstiftchromatografie die Relevanz besser hervorheben könnte. Zudem enthält das Erklärvideo keine direkte Ansprache und Handlungsaufgaben an die Schüler*innen.
Das Video verfügt über eine sinnvoll geordnete Struktur, welche ein verständliches Folgen der Inhalte ermöglicht. Der übergeordnete Verlauf setzt sich wie folgt zusammen: Einführung / Vorstellung der Materialien, Betrachtung der situations- bezogenen Bedeutung, Regel-Beispiel-Struktur und abschließende Ergebnisse und zu beachtende Informationen. Als Ergänzung kann eine kurze Zusammenfassung in Erwägung gezogen werden, welche aufgrund der kurzen Zeitspanne nicht zwingend erforderlich ist. Das Erklärvideo beschreibt dabei die Inhalte mit präzisen Anweisungen bzw. Aussagen zu Sachverhalt.
Trotz der geringen Komplexität der Thematik der Chromatografie, löst dieses Themenfeld durchaus Verständnisprobleme bei Schüler*innen aus. Insbesondere der kontinuierliche Austausch zwischen den Phasen und die Löslichkeit sind Problemzonen. Diese Eigenschaften qualifizieren die Chromatografie als sinnvol- les Thema für die Darstellung in einem Erklärvideo.
Das Ende des Videos lässt eine Lernaufgabe zur Selbstvertiefung vermissen. Als mögliche Aufgabe könnte bspw. das Anwenden des Modells mit verschiedenen
„Löslichkeiten“, mehr Schritten und/oder Perlen gestellt werden. Die Lehrkraft verfügt ebenfalls über die Möglichkeit eigene Fachinhalte in das Unterrichtsgespräch einzubauen oder mündliche Aufgaben zur Selbstvertiefung zu stellen.
Unter Betrachtung der Kriterien kann das betrachtete Erklärvideo als „befriedigend“ kategorisiert werden, insbesondere aufgrund der guten zugrunde liegen- den Struktur und Verständlichkeit. Nichtsdestotrotz verfügt das Video über Ver- besserungspotential, welches sich durch das Ergänzen einer selbst vertiefenden Aufgabe für die Schüler*innen oder einer besseren Relevanzdarstellung nutzen lässt. Aufgrund der fehlenden Validierung des Erklärvideos durch weitere Lehrkräfte, lassen sich noch unbekannte Probleme und Verbesserungsbedarfe nicht ausschließen. In Anschluss dessen ist eine Anpassung des Erklärvideos erforderlich.
Die Anwendung der Kriterien für gute Erklärvideos von Kulgemeyer ermöglicht das Erstellen und Bewerten von guten bzw. verständlichen Erklärvideos. Sie bieten eine Grundlage und Richtlinien, welche auch von unerfahrenen Lehrkräften für die Erstellung von Videos mit Lehrinhalten genutzt werden können. Dabei ist insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie essenziell die Schüler*innen auch im Online-Unterricht mit digitalen Medien zu unterstützen, welche unter anderem auch Erklär- und Lernvideos einschließen. Doch auch über die Pandemie hinaus wird die Digitalisierung der Schulen vorangetrieben. Auch der digitale Pakt der Bundesländer bzw. der Bundesregierung und zusätzliche Formate wie das Inverted-Classroom Prinzip spielen eine entscheidende Rolle, welche die direkte Nutzung von Erklärvideos im Unterricht auch zukünftig weiter begünstigen werden.
Zukünftig soll das Erklärvideo auf einer Webplattform der Universität Bremen (digitale-medien.schule) veröffentlicht werden und somit für interessierte Lehrkräfte zugänglich sein. Zusätzlich wird das Erklärvideo in die englische Sprache über- führt, um es ebenfalls international zugänglich zu machen. Abschließend muss das Erklärvideo validiert werden, um mögliche Probleme aufzudecken und diese Schwachpunkte entsprechend zu beheben oder zu thematisieren.
Zum Zeitpunkt der Planung und Erstellung des Erklärvideos waren die Regeln bzw. Kriterien von Kulgemeyer noch nicht bekannt. Die Planung stellte sich als äußerst zeitintensiv heraus. Dies galt insbesondere für die Darstellungen des Formats an sich, aber auch für die Texte und Grafiken. Aus persönlicher Sicht eignen sich die Kriterien für die Erleichterung dieser Denkprozesse und können diese Gedanken auch leiten, was sich womöglich in einer geringeren Erstellungs- zeit widerspiegeln kann. Jedoch sind Erfahrungen mit diesem Medium und dem Entwicklungsprozess an sich ebenfalls entscheidende Faktoren. Dennoch sind die Kriterien als gutes Hilfsmittel für die Erstellung von Erklärvideos anzusehen und ermöglichen darüber hinaus eine Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen dieses Mediums. Für zukünftige Erklärvideos werden die Kriterien für gute Erklärvideos von Kulgemeyer auch persönlich eine entscheidende Rolle ein- nehmen.
Literatur:
Kulgemeyer, C. (im Druck): Physik erklären. In: Girwidz, R./Kircher, E./Fischer, 1.(Hrsg.): Physikdidaktik. Theorie und Praxis. Berlin: Springer.
Karsten D. Wolf (Hg.), Stephan Dorgerloh (Hg.), Lehren und Lernen mit Tutorials und Erklärvideos (2019), Beltz Verlagsgruppe, 69 469 Weinheim, ISBN: 97834076317702019
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