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Audiovisuelle Medien bzw. Videos sind ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Bildungssystems. Beispielsweise werden zahlreiche Videos von Universitäten durch sogenannte „Massively OpenOnline Courses (MOOCs)“ (Merkt/Schwan 2016, 1) angeboten. Neben akademischen Einrichtungen produzieren kommerzielle Anbieter den größten Beitrag an MOOCs im Internet (vgl. Merkt/Schwan 2016, 1). Der Einsatz von Videos in der Schule beginnt aber schon sehr früh: schon in der Grundschule werden Videos eingesetzt, um Fremdsprachen wie Englisch zu vermitteln, was auch im weiteren Verlauf des schulischen Werdegangs bis zum Abitur zunehmend zu beobachten ist.
Im folgenden wird der Einsatz von Videos im Unterricht reflektiert, speziell auch der Einsatz im Fremdsprachenunterricht. Zunächst werden einige Studien bezüglich der Effektivität von Videos im Unterricht dargestellt. Hiernach folgt meine eigene Perspektive auf die Studien und inwiefern dies Schüler/innen betrifft bzw. welche Effekte es auf sie haben kann. Des Weiteren reflektiere ich auch meinen eigenen Videoeinsatz in der Retrospektive als Praktikantin im Religionsunterricht.

Eine Studie von Höffler und Leutner zum Vergleich von bildhaften statischen und dynamischen Repräsentationen in Bezug auf den Wissenserwerb, zeigt auf, dass dynamische Repräsentationen im Vergleich einen deutlich stärkeren Lerneffekt zeigen, wenn es um „prozedural-motorische Inhalte“ (Merkt/Schwan 2016, 1) geht. Bei deklarativem Wissen und Problemlösefertigkeiten gibt es einen leicht positiveren Effekt, der zu beobachten ist (vgl. Merkt/Schwan 2016, 1). Demnach können dynamische Videos im Vergleich zu Bildern effektiver eingesetzt werden (vgl. Merkt/Schwan 2016, 1). Videos werden aber laut Salomon zunächst als einsichtigeres Medium angesehen im Vergleich zu Texten, wodurch aber die Greifbarkeit des Inhalts überschätzt wird (vgl. Salomon 1984 zit. n. Merkt/Schwan 2016, 2). Dies führt schließlich dazu, dass bei Videos eine weniger tiefes Verständnis entwickelt wird als bei Texten (vgl. Salomon 1984 zit. n. Merkt/Schwan 2016, 2). Höffler und Leutner führen dabei weitere Studien an, die den Einsatz von Videos legitimieren. Beispielsweise führe das Kontrollieren der Darbietungsgeschwindigkeit oder auch durch die Darstellung der Videoinhalte (durch ein Art Inhaltsverzeichnis) zu einem besseren Verständnis (vgl. Merkt et al. 2014, zit. n. Merkt/Schwan 2016, 6).

Aus den Forschungen wird deutlich, dass Videos ordentlich aufbereitet werden müssen. Sie können und sollen nicht im Unterricht für sich alleine stehen. Für Schülerinnen und Schüler ist der Einsatz von Videos laut der Studie effektiver, wenn sie das Video selbst kontrollieren können. Demnach ist es auch geeignet Videos zuhause vorab schauen zu lassen, damit jede/r Schüler/in sich mit der eigenen individuellen Geschwindigkeit mit dem Video beschäftigen kann. Demnach würde diese Studie etwa auch teilweise das Modell des „inverted classroom“ unterstützen, wenn Schüler/innen sich Lernvideos zuhause anschauen und dadurch Wissen erwerben können, womit im Unterricht dann gearbeitet wird.
Vor allem im Fremdsprachenunterricht sind Videos eine große Ressource, um die Sprache so authentisch wie möglich zu vermitteln. Dabei ist hier erneut folgendes zu beachten: „Das Ansehen des Videomaterials ist nicht das Ziel, das ist das Mittel zum Erlernen der Fremdsprache“ (Ospanova 2015, 55).
Des Weiteren ist gemäß der Studie auch zu beachten, dass nicht jedes Video für jede Art von der zu vermittelnden Kompetenz geeignet ist, demnach ist es wichtig, dass man vorab beurteilt, wozu man das Video zeigt, mit welcher Absicht und evtl. welche Kompetenz oder Lerneffekt erzielt werden soll.

Reflektierend ist dies für mich wichtig in Bezug auf meine vergangenes POE im Fach Religion, denn in unserer gemeinsam gestalteten Stunde zum Thema Vorbilder und Idole habe ich zusammen mit meiner Kommilitonin Youtube-Videos zu verschiedenen möglichen Idolen herausgesucht, die an die Lebenswelt der Schüler/innen anknüpfen könnten. Dabei haben wir allerdings nicht festgelegt, was unsere Intention ist, was Schülerinnen und Schüler aus dem Video lernen sollten. In der Retrospektive wird mir deutlich, dass wir diese Videos nicht genug in die Unterrichtsstunde kontextualisiert und eingebettet haben. Wir haben den Einsatz des Videos nicht genug hinterfragt. Als wir unsere ersten Unterrichtserfahrungen gemacht haben, dachten wir, dass der Einsatz von Videos bei den Schülern/innen gut ankommt, was sich auch als richtig herausstellte, jedoch haben wir in der Reflexion danach bemerkt, dass es für die Schüler/innen in dem Sinne keinen Mehrwert hatte.

Für mich bedeutet dies, dass ich nicht davon abschrecke Videos im Unterricht zu nutzen, denn sie haben großes Potenzial für Schüler/innen, aber ich mache mir vorher Gedanken, was genau das Video vermitteln soll. Ein Video braucht Kontextualisierung durch eine einleitende Diskussionen bzw. Aufgaben und auch eine Phase danach, um die Inhalte des Videos zu besprechen bzw. zu bearbeiten. Ein bedachter und vorbereiteter Umgang von Videos ist deshalb wichtig. Videos sind somit ein Hilfsmittel, jedoch nicht etwas, was für sich alleine im Unterricht stehen kann.

 

Quellenverzeichnis

Merkt, Martin / Schwan, Stephan (2016): Lernen mit digitalen Videos. Der Einfluss einfacher interaktiver Kontrollmöglichkeiten. In: Psychologische Rundschau, Band 67, Heft 4, S. 94-101.

Ospanova, G. B., Barmanbekova, G. Z., & Elikbaeva, K. M. (2015): Einsatz des Videos im Unterricht. In: European journal of education and applied psychology, Heft 2, S. 55-58.

Vaughan-Rees, Michael (1989): Video and language learning. In: Zielsprache Englisch, Zeitschrift für den Englischunterricht in der Erwachsenenbildung, Heft 1, S. 12.

 

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